Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Devil’s Hour – Schlaflos in der Teufelsstunde

Von Onkel Rosebud

Wenn es um Schlaf geht, dann ist meine Freundin wirklich zu beneiden. Sie kann immer und überall büseln, wie man in Österreich sagen würde. So lang, bis die Augen nicht von allein wieder zu gehen. Ich wiederum kenne das Gegenteil: nachts aufwachen und nicht wieder einschlafen können. Deshalb kann ich die Protagonistin der Serie „The Devil’s Hour“, Lucy Chambers (Jessica Raine), auch gut verstehen. Sie erwacht jeden Morgen zur gleichen Zeit, zur „Teufelsstunde” zwischen 3 und 4 Uhr. Und zwar genau um 3:33 Uhr, jeden, aber auch wirklich jeden Morgen. Die junge Mutter wird von Albträumen geplagt. Verstörende Bilder, deren Bedeutung sie zunächst nicht erkennt, verfolgen sie im Schlaf. Tagsüber schlägt Lucy sich als Sozialarbeiterin mit problematischen Familien herum, kümmert sich um schwierige Fälle, bei denen es um Missbrauch, Vernachlässigung und Drogendelikte geht. Gleichzeitig betreut sie liebevoll ihren achtjährigen Sohn Isaac (Benjamin Chivers), mit dem etwas nicht stimmt. Der schüchterne Junge zeigt keine Emotionen, er weint nicht, lacht nicht, kann keinen Schmerz empfinden. PsychiaterInnen können ihm nicht helfen.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Wrexham-Bromance

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin und ich haben keine „Bromance“, weil dieser Begriff eine platonische Beziehung zwischen Männern bezeichnet. Es gibt kein weibliches Äquivalent dazu. Dieses Extrawort bezeichnet die Begründung, warum zwei Männer miteinander Essen gehen oder sonstige Zuneigung einander ausdrücken. Strittig ist, ob dieses Wort erst Anfang des 21. Jahrhundert erfunden wurde, oder ob His Grönemeyeress im Jahr 1984 seiner Zeit voraus war („Männer nehm′n in den Arm…“). „Bromance“ wird offensichtlich gebraucht, weil die Bezeichnung „Männerfreundschaft“ in den einschlägigen Kreisen einfach zu homosexuell rübergekommt.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Sam – Ein Sachse

Von Onkel Rosebud (10.05.2023)

Der Herausgeber dieses menschenfreundlichen Blogs, bei dem man was gelernt kriegt, ist der Meinung, dass ich dafür zuständig bin, eine Serie mit dem völlig bescheuerten Titel „Sam – Ein Sachse“ meiner Freundin zwecks Meinungsfindung zu kredenzen.

Habe ich gemacht. Die Mini-Serie (7 Folgen à 45 Minuten von den Machern von „Deutschland 83“) erzählt frei und ohne Anlehnung an reale historische Ereignisse die Lebensgeschichte von Samuel Meffire aus unserer Heimatstadt. Wir mussten sie schauen, weil ich ihn persönlich kennen gelernt habe. Wichtig hier gleich eingangs zu betonen: Vor seiner rechtswidrigen Phase.

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Das Mädchen im Schnee (La chica de nieve) – Jesús Mesas & Javier Andrés Roig – Netflix/E 2023

Von Matthias Bosenick (06.02.2023)

„Das Schneemädchen“, wie die Romanvorlage von Javier Castillo aus dem Jahre 2020 wörtlich besser übersetzt heißt, funktioniert wie so viele Plots dieser Zeit nur, wenn man Kopf und Realität ausschaltet und akzeptiert, dass sich die Figuren komplett unsinnig verhalten. Man muss bei diesem zum jammerigen Psychodrama aufgeblähten Minikrimi viel zu viel Schwachsinn akzeptieren, unter anderem, dass die Erzählstruktur jedwede auch nur hauchfein aufkeimende Spannung zunichtemacht. Dazu kommen banale Figuren, Längen um Längen und – eigentlich bis auf die Bilder und das Meer im Hintergrund nichts wirklich Gutes. „Das Mädchen im Schnee“ alias „The Snow Girl“ ist Zeitverschwendung.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Best-of gestorben in Film und Serien

Von Onkel Rosebud

Das Jahresende und die damit verbundenen Rückblicke bringen es allenthalben mit sich, dass Listen angefertigt werden. Beliebt sind Klassifizierungen nach peinlichstem Lieblingslied, bestem Konzertbesuch, Ereignis sowieso etc. Nach der Wende war ich jahrzehntelang eigentlich nur deshalb Abonnement-Inhaber der Zeitschrift Spex, weil das legitimierte, jeweils im November am Leser-Poll teilnehmen zu dürfen. Im Freundeskreis brachte mir das den Spitznamen „30-Jahrgänge-Spex-Onkel“ ein, weil ich bis heute keine Ausgabe der ehemaligen Popkultur-Illustrierten wegschmeißen kann. Und wenn mal wieder ein Umzug anstand, verstanden meine Kumpels, dass die vielen Schallplatten alle mitmüssen, aber für die Kisten mit dem Subkultur-Magazin hatten sie kein Verständnis.

Das Privileg, Autor dieser Kolumne zu sein, rechtfertigt deshalb die eigentlich völlig unnütze Veröffentlichung meiner persönlichen Top-10-Hitliste aus der Rubrik „Populäre Charakter-Tode in Film und Serien“. Weil ich es kann. Los geht’s:

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Darts-WM im Ally Pally – Die langlebigste Serie aller Zeiten

Von Onkel Rosebud

Mein Sohn fragte mich neulich, wenn ich nur eine TV-Serie mit auf eine einsame Insel nehmen könnte, welche das wäre? Ich überlegte kurz und reiflich und entschied mich für „Die Simpsons“. Gute Wahl, fand er. In mehr als 30 Jahren wurden bisher über 734 Episoden in 34 Staffeln ausgestrahlt. Das verspräche die maximale Dauer an niveauvoll-subversiver Unterhaltung.

Nur eine Serie hält bisher länger durch, die Darts-Weltmeisterschaft gibt es seit 1977 und geht deshalb im Jahr 2022 – egal von welcher Organisation veranstaltet – in die 45. Staffel. Wir, also meine Familie bestehend aus Vater, Mutter, Kind, sind seit 2007 dabei und wir kennen nur die Versionen der Staffel, die immer zwischen Weihnachten und Neujahr im Ally Pally (Alexandra Pallace, London) von der Professional Darts Corporation (PDC) ausgetragen und bei sport1 übertragen und anfangs von Elmar Paulcke und Thomas „Shorty Schleifstein“ Seyler kommentiert wurde. Die beiden wurden 2018 von Basti Schwele mit wechselnden Co-Kommentatoren abgelöst. Die Kommentatoren sind in sofern wichtig, weil sie alle es geschafft haben und bis heute schaffen, enthusiastisch und glaubwürdig eine Freizeit-Tätigkeit als Sport professionell zu vermitteln, die für den alten, hässlichen weißen Mann im betrunkenen Zustand wie gemacht ist.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Godless – Star Wars im Western-Format

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat ein Problem mit Western. Staubige Männer in grobem Leinen, ein wenig Herumgeober mit Pistolen, Saloonpiano, Gelächter, Hosenträger, Duelle, ein Hut landet in der Asche, andauernd passiert irgendetwas in Zeitlupe, einsam wortkarge Typen reiten durch einsame wortkarge Landschaft, Hüa, Hoooh, Brrr, und so weiter. Ihrer Meinung nach haben Western einen ähnlich meditativen Charme wie die Tour de France oder Kamerafahrten der schönsten Zugstrecken Europas.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Magnus Trolljäger – Per Anhalter durch die Norwegische Mythologie

Von Onkel Rosebud

Zu meinem 42. Geburtstag hat mir meine Freundin ein Handtuch mit eingestickter Jubiläumszahl geschenkt, dass ich seitdem immer dabeihabe. Wer mit diesem Satz inhaltlich etwas anfangen kann, unbedingt weiterlesen. Wer nicht, bitte bei Gelegenheit die BBC-Serie aus dem Jahr 1981 „Per Anhalter durch die Galaxis“ nach einer Idee von Douglas Adams gucken. Das ist Monty Python im Science-Fiction-Kontext. Und nun trotzdem im Text fortfahren:

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Ray Donovan – Die amtliche Fortsetzung der „Sopranos“

Von Onkel Rosebud

So wie Suzanne Vega als „die Mutter der mp3“ gilt, sind „Die Sopranos“ die Mutter aller Serien. Das mp3-Erfinderteam um Karlheinz Brandenburg machte den ersten Praxistests für die revolutionäre Audiodatenkompression mit der A-cappella-Version von „Tom’s Diner“. Als am 12. März 2000 die erste Folge „des Paten für’s Fernsehen“ in Deutschland (ausgerechnet im ZDF) „on air“ ging, wurde TV-Serien-Geschichte geschrieben. 2007 war dann die Geschichte der Mafiafamilie Soprano aus New Jersey auserzählt, aber die rühmliche Fortsetzung startete 2013, hieß „Ray Donovan“ und dauerte bis 2020.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Mord mit Aussicht – Aber hier leben, nein danke

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag sich manchmal vom Flachbildschirm auch nur berieseln lassen. Nach einem anstrengenden Arbeitstag muss es nicht noch eine Folge „Westworld“ auf Englisch sein, bevor das Haupthaar ins Kissen gebettet wird. Es ist jedoch nicht ganz einfach, eine deutsche TV-Serie zu finden, wo man niveauvoll unterhalten wird, mit dem ein oder anderen Schmunzler zwischendurch, ohne Peinlichkeit und zu viel Ambition. Und das bestenfalls noch mit der einen oder anderen Portion Lokalkolorit.

Das schafft jedoch „Mord mit Aussicht“, eine humoristische Krimiserie der ARD. Sie handelt von der Kölner Kriminaloberkommissarin Sophie Haas (Caroline Peters), die in die fiktiven Ortschaft Hengasch im Kreis Liebernich in der Eifel versetzt wird. Vor Ort trifft sie auf ein hinreißend provinzielles Team, die junge Polizeimeisterin Bärbel Schmied (Meike Droste) und den gutmütigen Polizeiobermeister Dietmar Schäffer (Bjarne Mädel), der bei Ehefrau Heike, Spitzname „Muschi“ (Petra Kleinert), nichts zu lachen hat. Alle Drei kämpfen sich fortan durch 39 Folgen skurrile Morde (3 Staffeln im Zeitraum 2008 bis 2012).

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