Marcel Pollex – Wenn ihr nicht aufhört, auf meinen Gefühlen rumzutrampeln, rufe ich die Polizei – Marcel Pollex 2018

Von Matthias Bosenick (17.12.2018)

Der Titel dieses Hörbuchs ist programmatisch (und im Original in der Interpunktion fehlerhaft): Marcel Pollex fühlt sich vom Rest der Menschheit genervt und wehrt sich gegen diese Zumutungen mit seinen hundsgemeinen Texten. Für gute Haare, die er lassen könnte, findet er keine Ausnahmen, und schafft Projektionsflächen für jeden, was unter Umständen auch mal für Schmerzen beim Hörer sorgen kann. Nicht nur deshalb bleibt so manches Lachen im Halse stecken, denn viel zu oft muss man ihm Recht geben, auch, wenn man nicht auf der selben Seite steht wie er. Den Ruf nach Ordnungshütern indes, diese Drohung nimmt man ihm nicht ab. An denen fände er doch nur wieder etwas auszusetzen.

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Martin „Gotti“ Gottschild & Lukas Adolphi – Die Cops ham mein Handy: Das Hörbuch – Lukas Adolphi 2018

Von Matthias Bosenick (18.10.2018)

Sich unausweichlich mit dem kolportierten Elend konfrontiert sehen zu müssen, ist das Brutale an der Hörbuchversion von „Die Cops ham mein Handy“: Mit diesem Büchlein veröffentlichte Lukas Adolphi vor gut einem Jahr den SMS-Verlauf eines Kleinkriminellen, der Adolphis Mobiltelefon nach dem Diebstahl benutzte und vor dem Geschnapptwerden nicht wieder löschte. Diese Texte offenbaren eine Gesellschaft, die mitten in Deutschland existiert und mit der man nicht in Berührung kommen möchte – trotz aller vermeintlich witziger Dummheit, Schrägheit, Trotteligkeit, Geilheit und Lachhaftigkeit, die aus den Köpfen der Beteiligten quillt. Nicht der Herausgeber übrigens, sondern Martin „Gotti“ Gottschild von Tiere streicheln Menschen liest das Buch in einer guten Stunde komplett vor.

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Marcel Pollex – Me Marcel And I – KatzeBullshit 2017

Von Matthias Bosenick (17.07.2017)

Ein Mixtape ist die Bezugsgröße für das neue Spoken-Word-Produkt von Lesebühnenautor und Slammer Marcel Pollex, jedoch keines nach Art der C90-Kassette, sondern des zeitgenössischen Hip-Hop-Podcasts. Der sieht vor, dass Tracks zusammengemixt werden aus unterschiedlichen Quellen, in unterschiedlichen Soundqualitäten und außerdem teilweise technisch verfremdet, und genau so macht es Pollex mit seinen mitgeschnittenen Leseauftritten und Studiosessions auch. Inhaltlich kommt er, um sich zu beschweren, also um das zu liefern, was man von ihm kennt. Neu ist hier eben die Darreichungsform, die sich vom klassischen Hörbuch abhebt. Spannend, auf beiden Ebenen.

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Vi sidder bare her – Ingen regning til mig – Target Records 2014

Von Matthias Bosenick (29.05.2014)

Das ist wirklich mal weitgehend außergewöhnlich: Regisseur Jørgen Leth erzählt vor sich hin, dazu machen Mikael Simpson und Frithjof Toksvig Musik, zumeist elektronisch, stets reduziert. Das ist kein Rap, das ist kein Ambient, das ist auch kein Hörbuch. Es klingt vielmehr wie eine experimentelle Reportage. Wenn man nur Dänisch verstünde.

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Serge Roon – Leseprobe 1 – Independent Medien Produktion 2012

Von Matthias Bosenick (08.10.2012)

„Leseproben“ bietet uns Serge Roon in Form einer CD mit Buch oder eines Buches mit CD (das eine bildet zwar das andere ab, aber es gibt marginale bis einschneidende Unterschiede) an, ganz überraschend und aus heiterem Himmel. Denn als Autor trat er bislang nie in Erscheinung; Gäste des Café Riptide im Braunschweiger Handelsweg kennen ihn als Nachbarn mit Antiquariat und wissen ihn als konstruktiv streitbaren Philosophengeist zu schätzen. Es ist mehr über ihn als von ihm persönlich bekannt, und selbst das Wissen über ihn beschränkt sich darauf, dass von einer Theatervergangenheit gesprochen wird. Umso überraschender, bisweilen erschreckender ist die Tatsache, wie offenherzig autobiographisch Serge Roon in seinen Texten nun ist. Das, ein hohes Maß an gestalterischem Intellekt und die Technik, dass die Inhalte mehrschichtig versetzt montiert sind, eint die vier vorliegenden Texte. Ansonsten könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Der erste ist eine augenzwinkernde Betrachtung über das bei weitem nicht augenzwinkernde Thema Einsamkeit, der letzte das Dokument eines experimentellen schriftstellerischen Selbstversuchs. Man hört und liest, wie wichtig Serge Qualität ist; indes werden die Texte im Verlaufe schwieriger zugänglich.

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