Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Dōmo arigatō, Entschuldigung, Mr. Roboto!

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin kann nicht genug von einem Song bekommen, in dessen Refrain eine KI „Danke“ auf Japanisch sagt. Bin ich Schallplattenunterhalter auf einer Tanzveranstaltung und sie will ihre eh schon tolle Partyzeit verdoppeln, dann schnippt sie mir von der Platte zu und buchstabiert flüsternd: Ich bin Kilroy. Da ich so ziemlich alles für sie machen würde, lege ich dann das eingängige Stück „Mr. Roboto“ auf. Und wundere mich immer, ob sie verstanden hat, worum es in der Hitsingle der Formation Styx (Platz 3 der Billboard-Charts 1983, damals musste man dafür über eine Millionen Singles verkaufen) geht.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Wah-Wah Hawkwind

Von Onkel Rosebud

„1001 Albums You Must Hear Before You Die“ ist eine musikalische Anthologie in Buchform, die chronologisch die angeblich besten Platten zwischen 1955 und 2005 behandelt. Meine Freundin warf neulich einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis und wandte sich mit dem Hinweis gelangweilt ab: „Du immer mit Deinen Listen“. Ja, ich liebe Listen. In dem Fall danke ich dem Herausgeber, Robert Dimery, weil ohne die „1001 Albums…“ hätte ich als Spätgeborener nicht von der Existenz der Band Hawkwind und insbesondere von deren Longplayer „Space Ritual“ (1973) erfahren, einer der größten Versuche des Rock’n‘Roll, sich mit dem Rest des Universums zu verbinden.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Männer Können Seine Gefühle Nicht Zeigen

Von Onkel Rosebud

Neben den vielen Nachteilen, die das Älterwerden mit sich bringt, gibt es auch mindestens einen Vorteil, nämlich die gelassen-milde Weisheit, die sich mit den Jahren einstellt. Diese bewog mich, meine Freundin davon zu überzeugen, dass es sich beim Album-Debüt der Formation Fischmob, „Männer Können Seine Gefühle Nicht Zeigen“ (Plattenmeister, 1995), um das beste Album handelt, welches im deutschsprachigen Raum jemals veröffentlicht wurde. Sie hatte zwar einige Einwände, es fielen Stichworte wie Kraftwerk, Rio Reiser, Blumfeld, Blümchen, aber als sie DJ Koze (über The Notwist) mit in die ultimative Liste aufnehmen wollte, konnte ich ihr überzeugend darlegen, dass der Protagonist auch für „Bonanzarad“, dem 2. Song auf dem Album, zuständig gewesen ist. Er sampelte damals De La Soul, pfiff die Melodie selbst, unterlegte diese mit einem treibenden Old-School-Beat, baute Film- und Gitarren-Samples in Strophe und Refrain … und fertig war das bis heute unerreichte, schmissige Crossover-Kunststück, mit dem damals die Straßen von Kapitalisten, Spießbürgern und Bullen zurückerobert werden sollten: „Die Fußgängerzone ist mein Revier… und auf Tempo 30 scheiß ich…“. Dazu lief der Pop-Appeal des Songs aus „Ohren, Mund und Nase“.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Meine 180-Grad-Wende in der Causa AnnenMayKantereit.

Von Onkel Rosebud

Die wichtigsten beiden Frauen in meinem Leben lieben AnnenMayKantereit. Meine Mutter ist nicht dabei. Gemeint sind Freundin und Tochter. Das groovy, melancholisch Heimelige und natürlich Henning Mays Kratzbürsten-Stimme haben es ihnen angetan.

„Pocahontas“ und das ganze erste Album „Alles nix Konkretes“ (2016) hat mich so gar nicht abgeholt, obwohl alle um mich herum es liebten. Der Sänger sang, es tue ihm leid, und unterlag trotzdem dem Irrtum, achtmal in 3 Minuten und 12 Sekunden den Namen Pocahontas zu wiederholen. Ich empfand mich nicht der Zielgruppe zugehörig. Ich bin halt kein Student mehr mit Motivationsproblemen, morgens früh aufzustehen. Ich tat es ab in den Ordner „Banales Dramatisch Besungen“. Diese „Ist-doch-alles-nicht-so-schlimm“-Lyrik aus der Mittelschichtsblase und das „Wir-spüren-wieder-die-Sonnenstrahlen-auf-den-Wangen“-Gefühl empfand ich als schnurzpiepes Langweiler-Gejammer von Großstadt-Privilegierten. Im Nachhinein ist die Platte schlicht bahnbrechend.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Udo Schenk: Yevgeny Marlov, der James Bond des Ostens.

Von Onkel Rosebud

Wenn es um charismatische Männerstimmen in der deutschen Synchronisations- und Hörspiellandschaft geht, mag meine Freundin neben Rufus Beck und Klaus-Dieter Klebsch besonders Udo Schenk (*1953) aus Wittenberge im Landkreis Prignitz. In den Harry-Potter-Filmen synchronisierte er „den, dessen Name nicht genannt werden darf“ und auch sonst lieh er diversen spektakulären Bösewichten, wie James Gordon in der Christopher-Nolan-Batman-Triologie, Henry Hill in den Mafia-Dramen von Martin Scorsese, Benjamin Linus in „Lost“ oder David Morrissey „The Governor“ in der Fernsehserie „The Walking Dead“, seine Stimme.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Wicker Man

Von Onkel Rosebud

So wie ich mir jedes Jahr am 18. Mai den Film „Control“ von Anton Corbijn zu Gemüte führe, hat meine Freundin den Tick, immer an Ostern „The Wicker Man“ anzuschauen. Ich habe noch nicht rausgefunden, ob sie das Folk-Horror-Musical für den besten Film aller Zeiten hält oder von der Begeisterung für den jungen, dandyhaften Christopher Lee getrieben wird.

Fakt ist, der vor mehr als einem halben Jahrhundert ins Kino gekommene Film ist zeitlos, hat ein ganzes Genre geprägt und ist immer wieder sehenswert, weil kaltblütig, hochatmosphärisch, skurril, schwarzhumorig, höchst musikalisch, spannend sowie erotisch. Und wurde in Schottland gedreht!

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Aaron Sorkin – Der Mann für Ideale.

Von Onkel Rosebud

In der Autobiografie des Schauspielers Rob Lowe, „Stories I Only Tell My Friends“, steht, dass Mitarbeiter der Obama-Administration gesagt haben, „We just west-winged“, wenn sie besonders spontan mit dem Mundwerk vor der Presse gewesen sind. Mr. Lowe spielte Sam Seaborn in der Hinter-den-Kulissen-des-Weißen-Hauses-Serie „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ (1999–2006), den stellvertretenden Kommunikationsdirektor des künftigen Präsidenten der USA. Er schreibt seine Reden.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Paradise – Du hast mir nicht auf meine Frage geantwortet.

Von Onkel Rosebud

Arnold Bros gegründet 1905 (aus Terry Pratchetts „Die Nomen“-Roman-Trilogie von 1989 – 92) war meine erste Begegnung mit einem Kaufhaus der alten Schule im Literaturbetrieb. Im gleichnamigen Hörbuch mit dem Besten aller besten bundesdeutschen Vorleser, Rufus Beck, wird der Name des Einkaufstempels als Basislager der zehn Zentimeter großen Gnome außerirdischer Herkunft sehr oft erwähnt. Ein Running Gag quasi. Mich kann man aus dem Schlaf reißen und auf die Frage „Arnold Bros established?“, würde ich die Jahreszahl prompt parat haben.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Schwarzbach 23 – Indiana Jones aus Bayern

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin zahlt gern GEZ-Gebühren für ein Krimi-Format, wo nach fünf Minuten Handlung ein blinder Passagier aus Syrien aus einem Flugzeug vom Himmel auf einen Nazi mit derb Chemnitz-sächsischen Akzent fällt. Der Nazi stirbt daraufhin nicht, sondern wird im Laufe der Reha vom Faschisten zum Kronzeugen geläutert und trägt zur Lösung des Falles bei. Klingt absurd, ist aber passiert. Am 22. Oktober 2016 prämierte im ZDF „Schwarzach 23 und die Jagd nach dem Mordsfinger“, Folge zwei der „Schwarzbach 23“-Reihe. Die anderen Folgen heißen: „…und die Hand des Todes“, „…und der Schädel des Saatans“ sowie „…und das mörderische Ich“. Indiana Jones würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er schon drin liegen würde.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Funeral For A Dog – Die Liebe ist keine Verschwörung für immer

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag es nicht, wenn innerhalb von den ersten fünf Minuten im Piloten einer Serie gekotzt wird. Aber, das zeugt von Realität und sie bleibt erst einmal dran. Wenn dann auch noch Regel Nummer 1 eines guten Textes/Serie eingehalten wird: Leser/Zuschauer lieben Rahmenhandlung, und es sich um ein einheimisches Produkt handelt, dann guckt sie mit der Hoffnung, am Ende handlungstechnisch belohnt zu werden, gnadenlos bis zum Finale. So geschehen bei der achtteiligen Serie „Funeral For A Dog“. Und darum geht’s:

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