Misha Chylkova – Dancing The Same Dance – Gare Du Nord Records 2024

Von Matthias Bosenick (06.12.2024)

Ah, cool: Das Album „Dancing The Same Dance“ beginnt mit demselben Sample, mit dem es endet, und erfüllt damit einen der vielen Ansätze, den die in Tschechien geborene Londonerin Misha Chylkova ihrem Debüt zugrundelegt: das Konzept des Loops. Ein weiteres Konzept ist inhaltlich motiviert, nämlich die diversen Zustände der Liebe abzubilden, dargereicht aus einer persönlichen Perspektive. Mit ihrem Album-Auftakt gerät der Multiinstrumentalistin gleich ein formidables Werk für die Bestenlisten, zwischen trippig-elektronischen Kammerstücken bis zu ausgearbeiteten elegischen Popsongs. Und alles beginnt von vorn.

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Liegengeblieben! – Drei Alben

Von Chrisz Meier (05.12.2024)

Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich Tätigen, Betreiber ihrer eigenen Radioshows, bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Geld hergestellte Musik einfach zu ignorieren.

Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen.

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Devin Townsend – PowerNerd – HevyDevy/Inside Out/Sony 2024

Von Matthias Bosenick (05.12.2024)

Endlich wieder ein nachvollziehbares Metal-Album vom größtmöglichen Helden der lebenden kanadischen Gitarristen der Welt! Und dann noch mit so einem geilen Titel: „PowerNerd“, passender geht’s kaum für einen ufer- und grenzenlosen kreativen Exoten wie Devin Townsend. Hier ist alles drauf, was man an ihm liebt: wuchtige Riffs, hübscher Pop-Metal, ordentlich Schub, fetteste Power, muss ja, Electro-Effekte, Akustik-Balladen, Ambient und bei aller schmerzverzerrten Tiefgründigkeit auch Bombenhumor – „Ruby Quaker“ dürfte der Song des Jahres sein, wakey-wakey. Hier folgt Hit auf Hit, so vielseitig, und doch behält Dev dieses Mal die Übersicht. Anders als gewohnt ist hier allerdings die Bonus-CD verzichtbar. Und Anneke van Giersbergen fehlt!

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Mystery Road

Von Onkel Rosebud

Aufmerksamen Leser*innen dieser Kolumne ist es nicht entgangen, dass meine Freundin ein überdurchschnittliches Interesse für Filme und Serien aus Down Under aufbringt. Im Besonderen übt die älteste fortlaufende Kultur der Erde, die der Aborigines, eine Faszination auf sie aus. Deshalb ist sie anno 2013 ins Kino geflitzt, um „Mystery Road“ anzuschauen, und 2018 gleich noch mal, als der Nachfolger „Goldstone“ rauskam. Bedingt durch den enormen Erfolg des ersten Spielfilms in Australien, wurde ein auf 3 Staffeln angelegtes Spin-Off gedreht, das zwischen den Handlungen der beiden Filme spielt und 2022 sein Grande Finale fand. Pflichtveranstaltung für meine Freundin.

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Xoltergeist – Xoltergeist – Dirt Boucher 2024

Von Matthias Bosenick (04.12.2024)

Oh Gott, dieser Satan! Als Ergebnis der Idee, Black Metal mit Disco zu kombinieren, stellt Schlagzeuger Dirt Boucher aus Pennsylvania sein Solo-Projekt Xoltergeist vor, an dessen selbstbetitelten Album sein Freund Srogi Mroczek maßgeblich mitarbeitete. „Xoltergeist“ ist eine Sammlung schneller Skizzen, die die beiden im Studio anfertigten, rauh, ruppig, rotzig, und eigentlich weder Black Metal noch Disco. Der repetitive Beat war Boucher wichtig, die Gitarren dazu kommen eher aus der Garage als aus der Hölle. Das ist schon eher etwas für die Spaßschublade, in besser ausgearbeitet wären diese Kleinode respektabler ausgefallen.

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Neon Nightmare – Faded Dream – 20 Buck Spin 2024

Von Guido Dörheide (03.12.2024)

„Also meins ist es nicht, es muss Deins sein“, sagte die Liebste, als ich neulich am Frühstückstisch „Faded Dream“ von Neon Nightmare einlegte und wir den ersten Klängen des Albums lauschten. Der Opener „Higher Calling“ beginnt nämlich mit einem täuschend echten Telefonvibrieren und merkwürdigen Geräuschen. Damit gemahnt der Einstieg in das Debütalbum von Neon Nightmare an das 1996er Meisterwerk „October Rust“ von Type O Negative und – Bingo! – genau dieses Album nennt Nate Garrett, der Mann hinter Neon Nightmare, als dasjenige Type-O-Negative-Album, das seinen musikalischen Werdegang am meisten geprägt hat (nachzulesen auf metal.de in der Rubrik „Die persönliche Top 10 von…“). Garrett betreibt hauptberuflich die Band Spirit Adrift, mit der er vor acht Jahren mal mit Doom mit durchaus Melvins-Ähnlichkeit begonnen hat und sich im Laufe der Jahre zu einer Mischung aus klassischem Heavy Metal, Stoner, Doom und härterem Bluesrock hingearbeitet hat, der mich gesanglich bisweilen an die von mir über alle Maßen geschätzten Mastodon erinnert.

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Jisei – Jisei – Cold Smoke Records 2024

Von Matthias Bosenick (03.12.2024)

Sobald man liest, Bertrand Pot, der einzige Kopf hinter dem Projektnamen Jisei, habe die Bedeutung des gleichnamigen japanischen Konzeptes in Musik umsetzen wollen, nämlich, eine letzte Nachricht kurz vor dem Suizid oder absehbaren Ableben, erwartet man von der selbstbetitelten Debüt-EP etwas andere Musik – schwermütig ist sie, aber nicht so düster. Kalte Elektronik bestimmt den letzten Gruß an die Hinterbliebenen, fanfarenartige Soundscapes, minimalistische Beats, ein Synthie-Ausflug ins All, in andere Welten mithin. Das Finale gerät sogar überraschend freundlich.

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Ektör – Ektöristan – Bitume Prods 2024

Von Matthias Bosenick (02.12.2024)

Die Musik auf dem Debüt „Ektöristan“ klingt ganz anders, als es der Bandname Ektör erwarten lässt: Hat sich was mit gruseligem Gruftmetal, das hier ist Avantgarde-Rockmusik, ernsthaft verspielt, mit einem Auge auf den Sound von Sleepytime Gorilla Museum oder Magma, einem weiteren in Richtung Drum And Bass, mit ganz viel Jazz, Experiment, Neoklassik und Rockmusik für Leute, denen Classic Rock deutlich zu unterkomplex ist. Dem Genuss dieses Albums zugute kommt, dass die Band aus Bordeaux bei allem Spaß am Anderssein die Zugänglichkeit nicht außer Acht lässt. Eine vielseitige Reise, bei der jeder Blick um die nächste Ecke aufs Neue beeindruckt.

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Saltburn – Music From The Motion Picture – Polydor/Casablanca 2024

Von Matthias Bosenick (28.11.2024)

Dieses Album kauft man ausschließlich wegen der Darreichungsform, nicht wegen der Musik: Zwischen zwei zusammengeklebten transparenten Vinyl-Seiten blubbert eine Flüssigkeit, das Label ist wie ein Abfluss gestaltet. Das kommt in die Sammlung der Vinyl-Obskuritäten! Denn die Musik darauf, Songs aus dem Film „Saltburn“ aus dem Jahr 2023, besteht aus einigen genrefluiden Indie- und Pop-Hits ab den Nullern und zweien aus den Neunzigern. Was man davon mag, hat man bereits, und das ist der geringste Anteil der Songs. Aber das Vinyl ist so schön psychedelisch!

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Mercury Rev – Born Horses – Bella Union 2024

Von Matthias Bosenick (28.11.2024)

Da hat sich dann doch etwas getan bei den New Yorkern Mercury Rev, seit die früheren Noiserocker und späteren Dreampopper um 2008 herum ihren Exklusivitätsbonus mit dem zerfahrenen, uninspirierten Doppel-Album „Snowflake Midnight/Strange Attractor“ verspielten. Da dauerte es sieben Jahre bis zum nächsten Versuch, mit dem zumindest ganz netten „The Light In You“ hatte man 2015 schon gar nicht mehr gerechnet. Abgesehen von der Cover-Platte „Bobbie Gentry’s The Delta Sweete Revisited“ ist „Born Horses“ nun das erste Studioalbum mit neuen eigenen Songs seitdem. Es scheint, als hätte sich die Band um Grasshopper und Jonathan Donahue ihrer selbst besonnen, denn obschon die Songs weitgehend verträumt erscheinen, sind sie keine Selbstkopie mehr, und außerdem finden Mercury Rev am Ende sogar das Uptempo wieder. Das ging gerade nochmal gut!

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