Beetlejuice Beetlejuice – Tim Burton – USA 2024

Von Matthias Bosenick (13.09.2024)

Reboots und Fortsetzungen erfolgreicher Hollywood-Filme der zurückliegenden 20 bis 50 Jahre sind immer Scheiße – oder? Wenn nun also ein Tim Burton auf die Idee kommt, seinem versponnen-fantasievollen 1988er-Hit „Beetlejuice“ über einen „Lottergeist“, der lebende Menschen aus einem von Geistern bewohnten Haus zu exorzieren hat, nach 36 Jahren einen zweiten Teil zu verpassen, darf man bei einem solch fantasievollen und kompromisslosen Regisseur doch etwas Sehenswertes erwarten, oder? Spoiler: nein.

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Schirkoa: In Lies We Trust – Ishan Shukla – IND/F/D 2024

Von Matthias Bosenick (30.08.2024)

Hier ist die Methode, wie der Film erstellt wurde, aufregender als der Film selbst, leider: Das Videospiele-Grafik-Tool Unreal Engine ist das Werkzeug, mit dem Regisseur Ishan Shukla seinen Animationsfilm „Schirkoa: In Lies We Trust“ produzierte. Das sparte Kosten und Team, wenn auch nicht Zeit. Dafür Drehbuch: Es fällt schwer, der Motivation der Hauptfigur in diesem – klar – dystopischen SciFi-Film zu folgen, oftmals springt die Darstellung der Geschehnisse abrupt und womöglich basiert alles auf irgendwelchen Indischen spirituellen Kulturbesonderheiten, die man als Nichtinder nicht erklärt bekommt, was das Verständnis nicht vereinfacht. Vielleicht ist das Drehbuch aber auch einfach nur sehr unausgegoren. Das machen die interessanten Bilder leider auch nicht wett.

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Versuch einer Rekonstruktion: Im titelgebenden düsteren Refugium Schirkoa sind alle Bewohner von der phantomartigen autokratischen Instanz Lord O‘ dazu gezwungen, mit Papiertüten über dem Kopf zu leben, auch im Privaten; niemand hat je sein eigenes Gesicht gesehen. Sie bekommen Nummern zugeteilt, die ihrer Wohnadresse entsprechen. 197A und 242B sind eine Art Paar. Er, 197A, ist offenbar Zeitungszusteller, vielleicht aber auch Politiker, oder beides, sie, 242B, lebt im Blue District, dem Vergnügungsviertel, möglicherweise eigentlich Rotlicht. Es geht das Gerücht von Konthaqa um, einer Gegend, in der nicht nur Menschen ohne Papiertüte leben, sondern auch solche mit Mutationen, Anomalien genannt. 242B will unbedingt mit dem freakigen Bus nach Konthaqa flüchten, 197A hingegen glaubt, im autoritär-diktatorisch geführten Schirkoa mit allen Annehmlichkeiten gesegnet zu sein und als Politiker Einfluss auf Erleichterungen nehmen zu können.

197A will sich von einem Hochhaus stürzen, warum auch immer und was man auch erst begreift, als auf dem Dach gegenüber eine Tütenlose mit dem selben Vorhaben ihn darauf anspricht. Sie vögeln auf dem Dach, weil Sex vor einem Suizid den Lebenswunsch um sechs Monate verlängern soll, und pennen danach bei ihm. Er nimmt am nächsten Morgen seinen Sitz im Parlament ein, während Robo-Cops die Frau aus seinem Bett entfernen und mit ihr auf dem Marktplatz eine Art Hexenverbrennung anzetteln wollen. Während man ihm auf Monitoren zeigt, wie man ihren Rucksack entfernt, woraufhin – und das ist der einzige überraschende Moment im Film, also: Spoiler – sich auf ihrem Rücken bunte Schmetterlingsflügel entfalten, sie also als Anomalie enttarnt wird. Daraufhin nimmt 197A seine Tüte ab, offenbart eine Art Widder-Hörner auf seiner Stirn, lässt auf seinem Rücken Fledermausflügel wachsen und eilt zu ihrer Rettung. Wache1, sein Vorgesetzter oder so, entzündet die Flügel der Frau, befiehlt, 197A abzuschießen, was nicht erfolgt, und er flattert davon.

Zufällig landet 197A vor dem Bus, mit dem 242B fliehen wollte, aber, nunmehr tütenlos, von einem Panzer aufgegriffen wurde. Nun steigt er eben in diesen Freak-Bus voller interessant aussehender Anomalien und gerät in das fantasievoll überbordend dargestellte Konthaqa. Dort sucht er nach Lies, der meerjungfräulichen Anführerin der Anomalien, von der die Sage geht, sie sei eigentlich Lord O‘. Plötzlich sitzt er umgestylt in ihrer Badewanne, wird auf einer Bühne als Gott verehrt, tötet Wesen, die ihn bitten, ihnen zu sagen, dass er sie liebt, damit, dass er diesem Wunsch Folge leistet, und der Rest der Bande feiert irgendwas. Bis Wache1 während einer Parade unmaskiert ein Attentat auf 197A verübt und in der folgenden Gefangenschaft Details über die noch lebende unmaskierte Schmetterlingsfrau verrät. Aus Gründen – möglicherweise hat er auf Konthaqa nach mehreren Jahren der gottgleichen Feierei auch keinen Bock mehr – sucht 197A Pilgrimage auf, ein drittes Refugium, in dem er die verbrannt geglaubte Frau findet. Sie erzählen einander irgendwas, woraufhin er betütet zurück nach Schirkoa kehrt und 242B im Blue District aufsucht, klassische Balkonszene inklusive. Fertig, womöglich.

Schwer zu sagen, ob das Nicht-Verständnis der Vorgehensweisen von 197A daher rührt, dass der zumeist englischsprachige Film auch auf Englisch untertitelt ist und die Sprechenden irgendwann in ein hochsprachiges Vokabular verfallen, das man im Unterricht seinerzeit nicht vermittelt bekam, oder daher, dass die Figur irgendwelchen indisch-mythologischen Pfaden folgt, die man als Europäer nicht kennt, oder schlichtweg daran, dass das Drehbuch mies ist. Für letztere Option spricht, dass der Film, obschon zumeist eher schleppend erzählt, an vielen Stellen abrupt die Blickwinkel und die Szenerien wechselt, was ihm etwas Amateurhaftes verleiht. So haben wir das damals mit unseren ersten VHS-Filmen auch gemacht, weil wir es nicht besser wussten und keine besseren Möglichkeiten hatten. Die hat Shukla aber, nämlich eine weiße Leinwand und ein Unreal Engine, mit dem er alles erschaffen kann, was er will. Stattdessen stolpert er durch seinen Film. Warum etwa leisten die Robo-Cops dem Befehl, 197A abzuschießen, nicht Folge, sondern lassen ihn entkommen? War die fluchtermöglichende Verzögerung schlechtes Timing, die Action mies oder der Animator zu faul? Warum zündet 197A die Politiker im Parlament überhaupt an und warum haben sie später sofort ihre Papiertüten wieder auf? Was macht der Typ als androgyner Gott in einer Badewanne? Warum flitzt er zuletzt wieder betütet zu seiner ersten Frau? Warum vögelt er die andere überhaupt? Wenn man sich nie ohne Papiertüte gesehen hat, warum hat man dann darunter attraktive Frisuren und sogar Brillen?

Die Geschichte hat so viele spannende Ansätze. Zu dem Gerücht, es gebe das Refugium der Anomalien, gegen das Schirkoa einen Krieg anzetteln will, gibt es das Gegengerücht, das Gerücht sei lediglich von der Regierung in die Welt gesetzt worden, um die Bewohner in Angst zu versetzen und gefügig zu machen. Die Idee, ausgerechnet den Skeptiker gezwungenermaßen ins gelobte Land aufbrechen zu lassen, ist eigentlich ein schöner Twist. Ansonsten verpufft die Story sehr schnell und man verliert Bezug zu und Interesse an den Figuren.

Visuell ist diese Quasi-Pioniertat wiederum bemerkenswert. Mit der Mischung aus scharfen und verwaschenen Konturen erinnert er an „Der Herr der Ringe“ von Ralph Bakshi, der seinen mit realen Menschen gefilmten Zeichentrickfilm einfach überpinselte. Die Stadtansichten aus der Vogelperspektive hat Shukla von Gaspar Noé, der hier eine Sprechrolle übernimmt. Konthaqa sieht aus wie ein psychedelischer Trip in einem Videospiel, mit rotierenden Zahnrädern und den wilden Wesen und so. Dazu setzt unerwartete Musik ein, die sämtliche Kulturgrenzen sprengt, von dumpfem Techno bis Afrobeat.

„Schirkoa“ basiert auf einer eigenen Graphic Novel, aus der Shukla bereits vor über zehn Jahren einen preisgekrönten Kurzfilm machte, auf dem nun dieser Unreal-Engine-Langfilm basiert. Vielleicht hätte er ihn kürzer belassen sollen, denn die 103 Minuten der Kinofassung haben so ihre Längen. Hier gewinnt die Form über den Inhalt, was enttäuschend ist, denn damit reiht sich Shukla in die Schlange der unzählbaren Hollywood-Macher ein, die aus einer technischen Idee einen schlechten Film machen müssen, Hauptsache, er verkauft sich irgendwie. Dazu kommt, dass heutzutage viele Spiele schon besser aussehen als „Schirkoa“, das vermeintlich verkaufsfördernde Stilmittel also nicht zieht, aber sei’s drum, das kann ja auch gewollt sein.

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Nur noch ein einziges Mal (It Ends With Us) – Justin Baldoni – USA 2024

Von Guido Dörheide (24.08.2024)

Der Spoiler zum Film: Nur noch ein einziges Mal (It Ends With Us)

HINWEIS: Ich gebe hier nahezu den kompletten Inhalt des Films wieder. Allen, die den Film unvoreingenommen sehen wollen, um sich ein eigenes Bild zu machen, rate ich, den Artikel erst anschließend durchzulesen.

In der letzten Woche schlug die Liebste mir vor, dass wir uns den Film „Nur noch ein einziges Mal“ ansähen, und ich, der ich noch nichts über den Film gehört hatte, befragte Doktor Google, der mir sagte, dass sich der Film mit Blake Lively in der Hauptrolle mit dem Thema „Häusliche Gewalt“ auseinandersetze. Wichtiges Thema, gute Hauptdarstellerin, also buchten wir gute Plätze im größeren der beiden Lichtspieltheater in der zweitgrößten Stadt Niedersachsens (gleich nach Hannover), wo wir ohnehin am Freitag etwas zu erledigen hatten.

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Zwei zu Eins – Natja Brunckhorst – D 2024

Von Matthias Bosenick (01.08.2024)

Einem Ausländer ist es trotz allen Nachlesens und Zeitzeugenzuhörens höchstwahrscheinlich nicht umfassend möglich, das Gefühl nachzuempfinden, das sich bei der Bevölkerung der DDR zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung einstellte, damals, im Hitzesommer 1990. Träume, Zukünfte, Ideologien, Ängste, Gewissheiten stehen infrage oder sind gleich komplett aufgehoben, ein plötzliches Leben zwischen Reisefreiheit und Arbeitslosigkeit macht es nahezu unmöglich, Pläne zu fassen. Fatalismus hilft als Motivator, wenn man plötzlich die Chance hat, der Vernichtung überlassenes DDR-Geld in die Finger zu bekommen und damit den Staaten ein Schnippchen zu schlagen. Aus der wahren Geschichte macht Natja Brunckhorst die Dramödie „Zwei zu Eins“ mit angemessen gebremstem Tempo, tollen Darstellern, guten Dialogen, schönen Bildern und einer überflüssigen Dreiecksgeschichte.

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Ich – einfach unverbesserlich 4 (Despicable Me 4) 3D – Chris Renaud – USA 2024

Von Matthias Bosenick (17.07.2024)

Wenn man mit dieser Sorte US-amerikanischen Humors nicht allzuviel anfangen kann und das wesentlich größere Vergnügen darin besteht, Kino-Begleiter einer Elfjährigen Minion-Verehrerin zu sein, hat man umso mehr Gelegenheit, die interessanteren Aspekte am vierten Teil der vermutlich bis ins Unendliche reichenden Animationsfilmreihe mit dem bekloppten deutschen Titel „Ich – einfach unverbesserlich“ inmitten des kreischigen Unsinns wahrzunehmen. Allem voran die neue Figur, Nachbarstochter Poppy, sowie den Mut zum heavy Soundtrack und die grandiosen 3D-Effekte. Damit kann man beinahe vergessen, dass die eigentliche Haupthandlung so gut wie gar keinen Raum einnimmt und dass die Witze reichlich flach sind.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Aaron Sorkin – Der Mann für Ideale.

Von Onkel Rosebud

In der Autobiografie des Schauspielers Rob Lowe, „Stories I Only Tell My Friends“, steht, dass Mitarbeiter der Obama-Administration gesagt haben, „We just west-winged“, wenn sie besonders spontan mit dem Mundwerk vor der Presse gewesen sind. Mr. Lowe spielte Sam Seaborn in der Hinter-den-Kulissen-des-Weißen-Hauses-Serie „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ (1999–2006), den stellvertretenden Kommunikationsdirektor des künftigen Präsidenten der USA. Er schreibt seine Reden.

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Robot Dreams – Pablo Berger – E/F 2023

Von Matthias Bosenick (12.05.2024)

Überbordend vor Einfällen beginnt diese Begegnung eines humanoiden Roboters mit einem anthropomorphen Hund im New York der Achtziger, vor dem Fall der Twin Towers, und das als Zeichentrickfilm im klaren Cartoonstil ohne gesprochene Worte, aber mit ganz viel Earth, Wind & Fire. Nach der Hälfte ändert sich in „Robot Dreams“ fast alles, Tempo, Opulenz, Humor, es wird balladesk und melancholisch – und mündet in ein Finale, das man ganz anders erwartet, erhofft, vorausgeahnt hätte. Man hat es eben nicht mit Disney zu tun.

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„The Fall Guy“ – Versuch einer Liebeserklärung (David Leitch – USA 2024)

Von Guido Dörheide (08.05.2024)

Da war Matthias schneller als ich: Als ich durch Zufall beim Stöbern nach potentiellen Nachmittagskinofilmen für Töchterchen und mich auf den Titel „The Fall Guy“ stieß, dachte ich, das stand doch damals immer schon im Vorspann auf dem Nummernschild von Colt Seavers drauf, und hatten die nicht nach diesem Nummernschild die ganze Serie benannt? Also habe ich in die Kurzbeschreibung des Films geschaut und tatsächlich: Ryan Gosling, den ich aus „Barbie“ noch in ganz wunderbarer Erinnerung habe, ist Colt Seavers, und Colt Seavers ist Stuntman und es gibt auch eine Jody in dem Film. Den muss ich sehen! Leider kam ich erst heute (Mittwoch, 08.05.2024) in den Genuss, mir den Film in Begleitung meines Freundes Carsten anzuschauen, aber alles, was einem tagtäglich so malört, hat auch sein Gutes, denn immerhin konnte ich mich so schon mittels Matthias’ Rezension auf den Film einstimmen.

Und schließe mich dieser zu ziemlich viel Prozent an, wäre aber nicht der dunkelblonde Typ mit dem großen Senfglas, wenn ich nicht einen Teil dessen Inhalts hier noch dazugeben müsste.

Alsdann, gehen wir es an:

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The Fall Guy – David Leitch – USA 2024

Von Matthias Bosenick (01.05.2024)

Ach – „The Fall Guy“ ist tatsächlich das Kino-Remake der 40 Jahre alten TV-Serie „Ein Colt für alle Fälle“! Von der der Film indes lediglich anderthalb Namen, ein Auto und das Hollywood-Setting übernimmt – der Rest hält den Erwartungen an eine solche Filmumsetzung nicht stand. Was einige Vorteile hat, betrachtet man die machohaft-sexistische Vorlage, aber auch den Nachteil, dass der Film ohne diese aufgedrückte Klammer besser funktioniert hätte, weil ohne Erwartungen, die er nicht einhält. Was er stattdessen liefert, ist durchaus okay und wäre bei strafferer Inszenierung sogar mehr als das geworden.

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Andrea lässt sich scheiden – Josef Hader – A 2023

Von Matthias Bosenick (11.04.2024)

Keine Komödie, auch wenn Josef Hader draufsteht – dieser Hinweis ist mehr als angebracht, wenn man sich „Andrea lässt sich scheiden“ anguckt, weil man ansonsten entweder denkt, die Gags seien Scheiße, oder einfach überhaupt enttäuscht feststellt, dass der Film nicht witzig ist, denn das soll er auch gar nicht sein. Lässt man sich darauf ein, haut das trockenöde Provinzdrama mächtig rein. Dabei ist der Titel etwas irreführend, denn noch vor der Scheidung fährt die Titelfrau ihren Noch-Gatten tot, und damit beginnt das Drama, in dem der Regisseur selbst eine Figur spielt, die der irrigen Annahme ist, den Mann getötet zu haben. Österreichkenntnisse sind für den vollen Genuss vonnöten.

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