Von Matthias Bosenick (01.07.2025)
Folklore also, soso. Das kann ja jeder behaupten. Mit dem Zusatz Geometrisch passt es schon besser: An der Archtop-Gitarre, also einer gewölbten Akustischen, sitzt Dirk Serries, an der Bratsche Benedict Taylor, zusammen generieren sie live in der Oude Kloster Kapel zu Brecht in Belgien diese „Geometric Folklore“, selbstredend improvisiert, festgehalten auf ihrem neuen gemeinsamen Album. Es kratzt und klimpert – in der Tat: Folklore kann man ahnen, die Abstraktion zerlegt aber jeden durchaus vorhandenen Ansatz herkömmlicher Strukturen. Das macht dieses Album dann auch hörbar, dass das Duo nicht auf Vertrautes verzichtet, es nur anders zusammenfügt und erweitert.
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Wolf Kadaver & Die Betrüger – Fortsetzung folgt …/Im Morgengrauen – Tanzende Kadaver 2025
Von Matthias Bosenick (25.06.2025)
Mit „Fortsetzung folgt …“ trägt das neue Album von Wolf Kadaver & Die Betrüger schon mal einen vielversprechenden Titel, den das noch junge Projekt um den Kopf der Tanzenden Kadaver auch umgehend umsetzt, indem es den Song „Im Morgengrauen“ als Single mit B-Seiten auskoppelt. Dieses Projekt trägt weit weniger Punkrock in sich als die Hauptband, dafür aber haufenweise Sounds und Stile mehr, die man nicht erwartet hätte, bis hin zum Surf und zum Techno, die sich in diese Menge aus Waverock, Deutschrock, Spaßpunk und vielen weiteren Genres bestens einnisten. Mit der durchschlagenden Kraft des Ohrwurms.
blackhole-factory – Moments Of Dilated Time – blackhole-factory 2025
Von Matthias Bosenick (18.06.2025)
Zeit ist das, wovon wir am meisten haben, sagt Arni immer, und das Duo blackhole-factory weiß sogar, wie man diese Zeit noch erweitert: „Moments Of Dilated Time“ heißt das neue Album mit futuristisch verfremdeten Sounds, die Martin Slawig, eine Hälfte des Duos aus Hannoversch Münden, seit 2011 ansammelte. Man kann bei den zwölf Tracks vorrangig von einer Art Ambient sprechen, erweitert um Verfremdungen, Bearbeitungen, Manipulationen, die die Entspannung begleitend bisweilen das Hören herausfordern, mit harschen Geräuschen, kuriosen Rhythmen und anderen unerwartbaren Experimenten.
Spezial: impro@aulnay – Zwei Veröffentlichungen – Bandcamp 2025
Von Matthias Bosenick (30.05.2025)
Folgt man dem Improvisations-Gitarristen Michel Kristof aus Paris virtuell, bekommt man stapelweise Aufnahmen von mitgeschnittenen Free-Jazz-Impro-Abenden, die in Aulnay Sous Bois stattfanden. Dabei handelt es sich um eine Stadt im erweiterten Bebauungsgürtel von Paris. Auf Youtube sieht es aus wie bei einem der Musizierenden zu Hause, und da Kristof die feste Größe in der Zusammensetzung der Akteure ist, kann man davon ausgehen, dass man im Hintergrund auf seine Plattensammlung blickt. Zweitfesteste Größe ist Schlagzeuger Makoto Sato, der auch auf den folgenden beiden Aufnahmen zu hören ist, die es beide als name your price bei Bandcamp zu finden gibt.
Spezial: Addicted Label aus Moskau, Teil 17
Von Matthias Bosenick (23.05.2025)
Unsere Moskauer Freunde sind wieder aktiv! Fünf neue Veröffentlichungen gibt’s auf dem Label addicted/noname: „Bibliotheka XXXX“ von LibrёFnørd soll Impro-Metal sein, ist aber eher improvisierter Jazz. Mit „Geo Murmuratio“ kredenzt Starlit Tales Ambient-Relax-Musik zu literarischen Reisegeschichten. „Смерть подождет“ von Zatvor ist dunkel-gruftiger, epischer, rauher Doom. Die Band Petyaev-Petyaev (Петяев-Петяев) macht auf „Отсутствие“ wilden Free Jazz. Noch wilder ist „Вкус жареных гвоздей“ vom aus drei Bands bestehenden Projekt Pizzdol EB – ein akustischer Schlag aus Free Jazz, Noisecore, Hip Hop und Pop mitten in die Fresse.
Bleak Magician – No Fireball Show – Srogi Mroczek 2025
Von Matthias Bosenick (02.05.2025)
Hier ist es also, das zweite Album des Quartetts Bleak Magician, an dem Srogi Mroczek mit seinem zum Auftakt aus dem Verschwinden zurückgekehrten Bruder Weirding Batweilder arbeitet. Dieses Projekt widmet sich dem schwermütigen New Wave, Post Punk, Gothic Wave der Achtziger. Heißt: Die Songs sind mit synthetischen und akustischen Instrumenten gemischt produziert und die Stimmung ist wehmütig. „No Fireball Show“ besteht aus 20 Miniaturen zwischen einer und anderthalb Minuten Länge und klingt britischer, als man es von diesen US-Amerikanern erwartet hätte.
Reichenhall – Kollektion Eins – Iapetus Media 2025
Von Matthias Bosenick (29.04.2025)
Erst im Januar veröffentlichte das Berliner Electro-Experimental-Kollektiv Reichenhall sein jüngstes Album, jetzt gibt es mit „Kollektion Eins“ eine Schaffensübersicht – mit neun Tracks aus satten zwölf Veröffentlichungen in kaum drei Jahren. Nicht nur die unterschiedlichen Besetzungen der Aufnahmen ergeben ein ausnehmend diverses Soundbild, die Beteiligten selbst lassen sich ohnehin nicht auf irgendwas festlegen. Von Ambient bis Techno ist erstmal alles dabei, und alles davon sprühend vor jazziger Experimentierfreude. So richtig irgendwelchen gewöhnlichen Strukturen und Sounds folgt das Projekt nämlich nicht, sondern fordert die Hörenden auch im Ruhemodus noch heraus.
Wolf Kadaver & Die Betrüger – Rock Against 2025 – Tanzende Kadaver 2025
Von Matthias Bosenick (13.04.2025)
Weil’s grad so beliebt ist, sei hier mal der Versuch gestartet, ein Album von ChatGPT rezensieren zu lassen. Versuchsobjekt ist „Rock Against 2025“, eine Zusammenstellung neu gemasterter bereits veröffentlichter Songs des Projektes mit dem zum Niederknien grandiosen Namen Wolf Kadaver & Die Betrüger. Im August 2024 startete dieser Nebenschauplatz des Kopfes der Braunschweiger Horrorpunks Tanzende Kadaver mit dem Mini-Album „SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS“, zuletzt gab es vor einigen Wochen die Single „Komm, wir fliegen zum Mond“. ChatGPT hatte lediglich die Anweisung: „Bitte verfasse eine Rezension zum Album ‚Rock Against 2025‘ von Wolf Kadaver & Die Betrüger für das Online-Magazin krautnick.de“ inklusive Bandcamp-Link – mehr nicht. Das kam dabei heraus:
B. Ashra & Ricky Deadking – Live At U-Site Fusion 99/Eisenmangel – Separated Beats 2025
Von Matthias Bosenick (18.03.2025)
2019 verstarb der Schöninger Gitarrist und Elektroniker sowie „Kunstwirkstoff“-Betreiber Alexander Rues alias Eru, und ihm zu Ehren bringt der Berliner Ambient-Electro-Musiker und Labelbetreiber Bert Olke jetzt zwei gemeinsame Veröffentlichungen aus den Neunzigern neu und remastert unter die Leute. Zunächst ein gemeinsames Konzert, das 1999 als Warm-Up auf dem noch frischen Fusion-Festival stattfand, sowie eine Electro-Dub-Single aus dem Jahr 1997. Sowohl „Live At U-Site Fusion 99“ als auch „Eisenmangel“ entstanden unter den Bühnennamen B. Ashra & Ricky Deadking, unter denen sie auch jetzt wieder zu haben sind. Erstaunlich zeitlos, diese Reise in die Vergangenheit!
Dirk Serries – Treasure Of Stars (Streams Of Consciousness) – Projekt Records 2025
Von Matthias Bosenick (03.03.2025)
Im Rahmen seiner Reihe „Streams Of Consciousness“ entführt der Antwerpener Ambient-Gitarrist Dirk Serries mit „Treasure Of Stars“ dieses Mal an den Strand, ins All, unter Wasser und auf hohe See, alles allein mit der Gitarre und einigen Effektgeräten generiert, alles unendlich langsam und alles unendlich schön. Serries nahm dieses Album solo und am Stück für das Label Projekt Records auf. Eine wärmende Flucht aus dem Alltag.