Von
Matthias Bosenick (02.03.2020)
Allein der sperrige Titel!
Lässt man sich vom Trailer dazu verführen, „Pokémon:
Mewtwo Strikes Back: Evolution“ auf Netflix zu gucken, versucht man
anfangs noch, die gelungene CGI-Animation der beliebten
Taschenmonster zu genießen, die man nicht nur aus dem immer noch
populären Handyspiel Pokémon Go kennt. Schnell gehen einem jedoch
die Nichthandlung, das Gekreische und die sinnfreien Dialoge auf den
Keks. Da kann Pikachu noch so süß gucken: Der Mischfilm „Pokémon
Detective Pikachu“ war gelungen, dieses Remake eines 22 Jahre alten
Animationsfilms ist Zeitverschwendung.
Archiv der Kategorie: TV
What Did Jack Do? – David Lynch – Netflix 2020
Von
Matthias Bosenick (06.02.2020)
Seit 2006 produzierte der
verschrobene Regisseur David
Lynch nichts mehr fürs Kino („Inland Empire“), seit 2017 nichts
fürs Fernsehen („Twin Peaks“, Staffel 3), und dann stellt der
Mann im Januar 2020 ganz plötzlich einen Kurzfilm bei Netflix ein,
den er bereits 2016 fertigstellte. Mit ebenjenem „Hä?“ wie auf
diese Umstände reagiert man auch auf den Film selbst: Der Regisseur
befragt sein äffisches Alter Ego nach einem Mord, woraus sich eher
unzusammenhängende Dialoge ergeben. Schönes Schwarzweiß, viel
Zigarettenrauch, ein guter Witz – ansonsten nur Fragezeichen. Es
ist, als sähe man ihm dabei zu, wie er gedankenverloren auf seiner
Schreibtischunterlage herumkritzelte.
Thom Yorke – Anima – XL Recordings 2019
Von Matthias
Bosenick (30.08.2019)
Wenn der Soundtrack deutlich länger
ist als der Film dazu, hat Thom Yorke etwas geschafft, was ihm mit
„Suspiria“, der Veröffentlichung davor nicht gelang, obwohl es
sich dabei sogar um ein Doppel-Album handelte. Das liegt aber auch
daran, dass „Anima“ nur eine Viertelstunde lang ist, und es ist
auch gut so, dass das auf das Album nicht zutrifft: Yorke extrahiert
den Electro-Anteil aus seiner Rockband Radiohead und erzeugt daraus,
ergänzt durch ein Orchester, eine intelligente, warme, künstliche
und künstlerische Musik. Der Netflix-Film dazu von Paul Thomas
Anderson ist auch ganz reizvoll.
Stranger Things 3 – The Duffer Brothers – Netflix 2019
Von Matthias
Bosenick (15.07.2019)
Was tut man, wenn eine Geschichte
eigentlich längst auserzählt ist, aber überraschenderweise so
viele Anhänger fand, dass man sich von Marktes Seite dazu getrieben
sieht, sie fortzusetzen? Man baut äußere Umstände wie das
Erwachsenwerden der Jungschauspieler in die Story ein, zitiert die
rahmengebenden Achtziger wie nix, dreht an der Action- und
Gewaltschraube und vergisst, worum es vor drei Jahren mal ging. In
Staffel 3 der Netflix-Serie „Stranger Things“ findet man sich als
Fan der ersten Stunde kaum noch zurecht. Zwar ist die Geschichte –
nachdem man die unsäglichen ersten Episoden überstanden hat –
spannend, aber nicht im Sinne der Serie, sondern lediglich aus sich
selbst heraus. Ein, zwei Staffeln sollen noch folgen, heißt es. So
geht das im Kapitalismus, der ist stärker als die Kunst. Zum
Beispiel die Kunst, aufzuhören.
Akte X: Staffel 11 – Chris Carter – FOX TV 2018
Von Matthias Bosenick (08.01.2019)
Überraschend unscheiße, die elfte (und erneut finale) Staffel von Akte X. Zwar merkt man den Hauptdarstellern an, dass sie nicht mehr so richtig Bock haben, erneut Scully und Mulder zu spielen, und zwar verbiegen die Autoren die Serienrealität zugunsten neuer unvorhergesehener Wendungen, und zwar überwiegt hier die Action über der Charaktertiefe, aber sind die Episoden überwiegend fesselnd und weitestgehend frei von Albernheiten erzählt. Inklusive der Metabegründung, warum die Serie heute nicht mehr funktioniert, weshalb man hoffen sollte, dass sie jetzt endgültig ad acta gelegt wird. „The Lone Gunmen“ auf DVD wäre jetzt noch ein schöner Nachklapp.
Auslöschung (Annihilation) – Alex Garland – USA 2018
Von Matthias Bosenick (27.12.2018)
„2001: A Space Odyssey“ im Wald von „Blair Witch Project“: Wie eine unbestimmte außerirdische Macht da an irgendeinem Strand die Evolution manipuliert, lehrt eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen das Fürchten. Alex Garland erzählt diese bisweilen etwas konstruiert wirkende Dezimierungsgeschichte entspannt und ergreifend, schmückt sie mit ansehnlichen Bildern und vermeidet Kleistermucke. Hübscher Film, der sich sicherlich auch auf der Leinwand gut gemacht hätte, besonders der Flug in den Monolithen, ähm: der Blick in den Klon sowie die dezidiert gesetzten Sequenzen mit mutierten Angreifern im Regenbogenwald des Grauens.
Die Brücke IV (Broen/Bron IIII) – Edel:Motion 2018
Von Matthias Bosenick (13.12.2018)
So findet nun leider diese formidable Thrillerserie ein Ende, die Vorlage für Remakes rund um den Globus war: In der vierten und finalen Staffel der Dänisch-Schwedischen Koproduktion treffen die autistische Saga Norén aus Malmö und der Junkie Henrik Sabroe aus Kopenhagen zum zweiten Mal aufeinander, um beide Länder betreffende Morde aufzuklären. Schöne Bilder, vielschichtige Figuren, Düsternis und Einblicke ins Leben der nordischen Nachbarn machen diese Serie so reizvoll. Ihr Ende bedauert man daher und sieht gnädig über die Schwächen in diesem der Serie angemessenen Finale hinweg.
The Team II – Kasper Gaardsøe – D/DK/B/A + Edel.Motion 2018
Von Matthias Bosenick (27.11.2018)
Vielleicht sollte man für eine dritte Staffel der international produzierten Krimi-Serie „The Team“ nicht nur die Schauspieler, sondern auch die Showrunner austauschen. Die Idee ist lobenswert: In Zeiten von Brexit, Nationalismus und Ausgrenzung die Stärken europäischer Zusammenschlüsse vermittels eines Krimis herausarbeiten. Wie in der ersten Staffel arbeiten – dieses Mal aber andere – Ermittler aus Deutschland, Belgien und Dänemark an einem Fall, der alle drei (und noch weitere) Länder betrifft; es geht natürlich um Flüchtlinge, Nazis und Terrorismus. Auf der Positivseite überzeugen manche interessante Figuren und aufgebrochene Rollenklischees, die andere Waagschale ziehen das schlechte Drehbuch und die gekünstelten Dialoge herunter. Dabei ist die Idee doch eigentlich gut.
Lutter: Die Gesamtedition – ZDF 2017
Von Matthias Bosenick (18.12.2017)
Ein Sozialromantiker sei Kommissar Lutter aus Essen, sagt ihm einer seiner Kontrahenten in der zweiten von sechs Episoden dieser Krimiserie, die das ZDF vor zehn Jahren startete. Anders gesagt: Hier schlägt Sozialdavid in allen Fällen den Geldgoliath. Das Ruhrgebiet mit seiner Hauptstadt Essen ist hier mehr als nur Kulisse, die Figuren sind sympathisch, die Fälle weitgehend komplex, Joachim Król als Pottcolumbo ist ein Vergnügen – da sieht man gern über manch deutsche TV-typische Untiefe hinweg.
Stranger Things 2 – The Duffer Brothers – Netflix 2017
Von Matthias Bosenick (06.11.2017)
Die ersten zwei Drittel der zweiten Staffel von „Stranger Things“ knüpfen mitreißend an das Überraschungsdebüt der Duffer Brothers an, dann steigt ihnen plötzlich das Konzept zu Kopfe. Der Schluss zieht die Freude an der liebevollen Achtziger-Geschichte mit den überzeugenden Charakteren ins Beliebige, in den Zitatetrash, dem die Geschichte zu folgen hat, anstatt umgekehrt. Unter diesem Umständen hält sich die Vorfreude auf die dritte Staffel leider in Grenzen.