Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Die Hard – Nicht totzukriegen, die deutsche Synchronisation

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag Bruce Willis. Zumindest in nicht ernst zu nehmenden Rollen – außer „The Sixth Sense“. Ihre Lieblingsszene in der „Die Hard“-Quinte, durch die Bruce Willis zu einem der größten Actionstars des 20. Jahrhunderts avancierte, ist aus dem Original von 1988. Nach 2 Stunden und 12 Minuten diverser Entbehrungen, Schmerzen sowie eingeklemmt in Fahrstuhlschacht und Lüftungssystem zieht der Hauptprotagonist John McClane in aussichtsloser Lage zwei auf seinen Rücken geklebte Pistolen und metzelt den Feind nieder. Er sagt dazu „Grüß‘ mir die ewigen Jagdgründe“ und klar, pustet er nach getaner Arbeit in den Lauf des Revolvers wie John Wayne, bevor er mit Grace Kelly in den Sonnenuntergang reitet. „Das war Gary Cooper, Du Arschloch“, würde John jetzt sagen.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Rectify – Deutsch für „Etwas Korrigieren, Richtigstellen, Wiedergutmachen“

Von Onkel Rosebud

Seitdem ich die außergewöhnliche Serie vor circa fünf Jahren zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich unbedingt, dass auch meine Freundin die Serie schaut. Damals begriff ich schnell, dass ich gern über „Rectify“ mit ihr reden möchte. Mit fortschreitendem Alter wird man immer mehr berührt von Menschen mit traurigen Schicksalen, die es offenkundig schlimmer getroffenen hat als man selbst. Das gilt physisch wie psychisch. „Rectify“ habe ich neulich noch einmal gesehen – ohne sie, weil ihr das Thema der Serie zu traurig ist. Aber mich hat es erneut emotional mitgerissen, so wie es kaum andere Familiengeschichten aus Film, Fernsehen, Literatur oder Musik je geschafft haben.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Die Wege des Herrn – Beten ist besser als Sex

Von Onkel Rosebud

In der religiösen Pfarrer-Familiengeschichte aus Dänemark geht’s um Glaube und Gott sowie maskuline Konflikte. Damit die Nicht-Christen auch am Ball bleiben, wird auch viel gevögelt. Johannes, der dominierende, alkoholkranke Vater, treibt‘s mit seiner Frau und Ursula, der Geliebten aus der Pfarrei. Elisabeth, die spirituelle Mutter, entdeckt ihre Bisexualität und wird regelmäßig von der norwegischen Untermieterin Liv vernascht. Sohnemann Nummer eins, das schwarze Schaf Christian, pendelt aus Sicht der Penetration zwischen Amira und Nara. August, der hauptdarstellende Drama-Sohn und auch Pfarrer, missioniert in Stellung gerne mal Emilie, seine Frau, die dann später mit ihrem Arbeitskollegen …

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Justified – Wir haben zusammen Kohle geschürft

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag den Schauspieler Jacob Pitts. Dieser wiederum ist recht menschenscheu und deshalb kennt ihn kaum jemand, hätte er nicht eine Nebenrolle als Deputy U.S. Marshal Tim Gutterson in „Justified“ gehabt. Er spielt einen sardonischen ehemaligen Army-Scharfschützen, der für jedes Ziel immer „das passende Objektiv“ dabei hat und auch trifft. Und meine Freundin mag es, wenn er das ganz große Teleobjektiv auspackt …

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Shtisel – Ein Fest für Misophoniker

Von Onkel Rosebud

Misophonie in Verbindung mit Nahrungsaufnahme ist der Ekel auf die Geräusche dabei, eine Empfindlichkeit auf Schmatzen, Kauen mit offenem Mund, lautes Würge-Schlucken, Nase hochziehen und wiederholtes Klicken der Zähne beim Essen – und der Klassiker: Reden mit vollem Mund. Also all‘ das, was Eltern ihren Kindern am Tisch heutzutage bewusst oder unterbewusst vermitteln, neben „Nimm die Ellenbogen vom Tisch“ oder „Zieh‘ die Hausschuhe an“.

Die israelische Drama-Serie „Shtisel“ (3 Staffeln 2013 bis 2021) ist ein vier Generationen umfassendes Familiendrama, dass im Milieu ultraorthodoxer Juden in Ge‘ula, einem Stadtviertel von Jerusalem, spielt. Es wird nicht nur ständig geraucht, sondern auch sehr oft gegessen. Beim ungeliebten sonntäglichen Suppe-Essen werden die Probleme der einzelnen Familienmitglieder ausgekippt. Dazu schlürft Shulem Shtisel, der Patriarch, sehr laut bis an die Grenze der Unerträglichkeit. Wenn er den obligatorischen Essig-Gurken-Salat katscht und dabei seinen Spätgeborenen, Akiva Shtisel, runtermacht, dann stehen einem die Nackenhaare zu Berge. Trotzdem die Sprache der Serie fast ausschließlich Hebräisch oder Jiddisch ist, und nur Untertitel einem erschließen, worum es inhaltlich geht, hält man die Misophonie aus, weil alles drin ist in der Serie, was ein gutes Familiendrama ausmacht: Liebe, Eifersucht, Geborgenheit, Aufopferung, Verlust, Angst, Untreue, Rebellion, Coming of Age, Abtreibung, Inzest, Vater-Sohn-, Mutter-Tochter- oder Bruder-Bruder-Kampf.

Neu auf KrautNick ist fortan die Kolumne „Was meine Freundin gerne …“ von Onkel Rosebud. Das diesem Titel folgende Verb ist alternierend „sieht“ oder „hört“, je nachdem, mit welchem Thema sich Onkel Rosebuds Freundin gerade befasst, also Bewegtbilder in TV-Sendungen, Streamingangeboten, DVD-Boxen oder eben Musik in allen Erscheinungsformen – Onkel Rosebud protokolliert es und lässt uns daran teilhaben.

Onkel Rosebud mag auf KrautNick neu sein, aber seine Kolumne ist es nicht: Zwischen 1995 und 2004 veröffentlichte er „Was meine Freundin gerne hört“ in der Dresdner Studentenzeitung „ad-rem“, mit einer Reichweite von 30.000 gedruckten Exemplaren und einer kaum weniger großen Fangemeinde. Nun kommt er nicht einfach zu KrautNick, sondern KrautNick kommt zu ihm: Onkel Rosebud trug – wie auch Matthias Bosenick und Guido Dörheide – bei beiden bisherigen Ausgaben der geplanten Buchtrilogie „Ich liebe Musik“ Texte bei, ist mit den beiden Schreibern mithin seit 1999 verbunden. Umso mehr freut es KrautNick, ihm diese Zusammenarbeit anbieten zu dürfen und künftig von Onkel Rosebud erzählt zu bekommen, was seine Freundin so gerade sieht. Oder hört.

Der erste Teil von „Ich liebe Musik“ ist bedauerlicherweise vergriffen, aber Vol. 2 ist nach wie vor im Windlustverlag von René Seim erhältlich! [07.10.2022, Red.]

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Stranger Things 4 – The Duffer Brothers – Netflix 2022

Von Matthias Bosenick (04.07.2022)

Emotional überwältigend in vielen Aspekten: Die vierte Staffel der 2016 als Retro-Kinder-Grusel gestarteten Netflix-Serie „Stranger Things“ macht so viel besser als die dritte, dass man den verlorenen Glauben an die Reihe nicht nur wiederfindet, sondern auch noch verstärkt. Das liegt an der stark emotional ausgeprägten Geschichte, die aufgrund der überzeugenden Figuren und der vorrangig plausibel bis stringent erzählten blutigen und monströsen Weltenrettergeschichte so nachhaltig einschlägt. Und dann rührt es auch noch an, dass man überhaupt im Jahre 2022 als x-te Staffel einer Erfolgsreihe etwas – auch filmisch! – qualitativ so Hochwertiges geboten bekommt, vor allem, nachdem es einmal so eklatant schlecht gelaufen war. Staffel 4 ist ein Einschlag, in Herz und Hirn und Innereien. Man kann nur staunen. Und man behält die Menschen aus Hawkins nachhaltig bei sich.

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Don‘t Look Up – Adam McKay – USA/Netflix 2021

Von Matthias Bosenick (28.12.2021)

„Jahaha, genau so ist es!“ – Der Film. Der verfilmte Politcartoon aus der Tageszeitung: Einfach mal abbilden, was sowieso klar ist, und „Humor“ drüberschreiben. Das verfilmte Twitter-Meme. Die erste Hälfte von „Der weiße Hai“ – 2021. „So ist die westliche Gesellschaft der Gegenwart“ – für Dummies. Nämlich: Wissenschaftler finden heraus, dass die Erde in sechs Monaten von einem Meteoriten zerstört wird, und alles, was danach passiert, kann man sich so sehr selbst ausdenken, dass der Film überflüssig ist. Die Filmsequenzen mit Überraschung sind so gering, dass man „Don‘t Look Up“ auch gut in einer Viertelstunde erzählt hätte. Macht man aber zweieinhalb Stunden draus. Am Schluss denkt man wie beim Gucken von „Melancholia“: Endlich ist die Qual vorbei, da reißt auch der Dinosaurier nix mehr.

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The Hand Of God (È stata la mano di Dio) – Paolo Sorrentino – Netflix/I 2021

Von Matthias Bosenick (20.12.2021)

Viele üppige Bilder und skurrile Situationen aus „The Hand Of God“ bleiben in nachhaltiger Erinnerung, und doch scheint der Stern von Regisseur Paolo Sorrentino im Sinken begriffen zu sein. Rund um das irreguläre Tor Diego Maradonas strickt er in dieser an seine eigene Biografie angelehnten Mär seine Legende vom im verarmten Neapel aufgewachsenen Teenager in einer bekloppten Familie, laut der „Die Hand Gottes“ höchstselbst ihn vom Tode bewahrte – anders als seine Eltern. Zwar ist man es von Sorrentino gewohnt, dass in seinen Filmen scheinbare oder tatsächliche Willkürlichkeiten ihren festen Platz haben, aber in diesem Film sind sie teilweise etwas unschlüssig aneinandergereiht. Und wenn das wirklich alles autobiografisch ist, weiß man am Ende zu viele Details über seine Sexualität, die man gar nicht wissen will. Einmal mehr gilt: Je älter der Mann, desto frivoler die Kunst.

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Love, Death And Robots (Staffel 2) – Blur Studios – Netflix 2021

Von Matthias Bosenick (26.05.2021)

Selten genug, dass die Fortsetzung besser ist als der Auftakt, aber bei der Serie „Love, Death And Robots“ trifft das zu: Die Episoden sind geschlossener, mehr auf den Punkt, atmosphärischer, tragen mehr Handlung und mehr Emotion. Das Maß an Gewalt und an Porno ist jeweils zurückgenommen, die Figuren und deren existentielle Situationen stehen im Mittelpunkt dieser acht unterschiedlich animierten SciFi-Storys. Hier gibt es keinen Ausfall, wohingegen unter den 18 Kurzfilmen der ersten Staffel einige verzichtbar waren. Das allein kann man schon feiern, und dann möchte man in der Atmosphäre der Geschichten bereitwillig mehrmals abtauchen.

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Wer hat Sara ermordet? (¿Quién mató a Sara?) – Bernardo de la Rosa & David Ruiz – MEX/Netflix 2021

Von Matthias Bosenick (05.04.2021)

Wenn man als Drehbuchautor eine Geschichte nur dann so voranbringen kann, wie man es möchte, indem man Logiklöcher umschifft, hat man dafür zwei Möglichkeiten: verdrehte Erklärungen konstruieren oder blind drüberwegerzählen. Für die Netflix-Serie „Wer hat Sara ermordet?“ entschieden sich die Produzenten für zweitere Option. Mit der Erzählweise, zwischen den Zeitebenen und den Figuren im Zickzack zu springen, erzeugen sie einen fesselnden Sog, obgleich man sich unablässig fragt, warum man trotz der Löcher im Drehbuch überhaupt dranbleibt. Und dann bringen sie die Antwort auf die Titelfrage noch nicht mal am Ende der ersten Staffel, sondern setzen im Mai – immerhin schon! – die Story mit einer zweiten Staffel fort.

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