Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Wrexham-Bromance

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin und ich haben keine „Bromance“, weil dieser Begriff eine platonische Beziehung zwischen Männern bezeichnet. Es gibt kein weibliches Äquivalent dazu. Dieses Extrawort bezeichnet die Begründung, warum zwei Männer miteinander Essen gehen oder sonstige Zuneigung einander ausdrücken. Strittig ist, ob dieses Wort erst Anfang des 21. Jahrhundert erfunden wurde, oder ob His Grönemeyeress im Jahr 1984 seiner Zeit voraus war („Männer nehm′n in den Arm…“). „Bromance“ wird offensichtlich gebraucht, weil die Bezeichnung „Männerfreundschaft“ in den einschlägigen Kreisen einfach zu homosexuell rübergekommt.

Aber kurz innegehalten und visualisiert: Was machen Männer, wenn sie sich begrüßen? „Manchmal, aber nur manchmal…“ geben sie sich die Hand. Okay so weit. Manchmal klopfen sie sich auf den Rücken und drücken sich halb. Manchmal folgt auf den Handschlag die Umarmung mit Rückenklatscher. Dabei reden sie gern weiter. Dann gibt es noch den Fist Bump oder auch Ghettofaust genannt. Manche umarmen sich und zusätzlich geben sie sich die Hand als Puffer, als Abstandshalter, damit sich die Herzen nicht berühren. Zu intim für den Hetero. Aber irgendwann wird es der Mann schaffen und die Herzen dürfen sich bei der Begrüßung berühren.

So geht’s zu im Männerleben. Außer im Fußball. Fußball ist ein geschützter Raum im Sinne der Soziologie oder gedenglischt „Safe Space“ genannt, wo Männer einander lieben, verstehen, sich hemmungslos berühren und bespringen dürfen. Männer auf dem Fußballfeld sind sehr liebevoll und fassen einander an. Manchmal gibt es sogar einen Klaps auf den Po. Sowas geht nur auf dem Fußballfeld. Kommen sich Männer nah, weil sie Sport mögen, oder machen Männer Sport, damit sie einander nah kommen können? Die Antwort auf diese Frage würde mich echt interessieren. Bitte nur ernstgemeinte Zuschriften an onkel@krautnick.de.

Der Schauspieler Robert McElhenney wollte mehr Zeit mit dem Schauspieler Ryan Reynolds verbringen und hat ihn deshalb überredet, den fünfklassigen, walisischen Fußballklub AFC Wrexham zu kaufen, ihn zu sanieren und perspektivisch in die Premier-League zu führen. Beide dachten, sie können das neben ihrem Hauptgeschäft auf der rechten Arschbacke abrutschen, denn Geld schießt Tore. Aber denkste. In der 5. Klasse des britischen Fußball-Unterhauses darf man keine Ausländer verpflichten. Deshalb spielen die Vereine alle auf demselben Niveau und es entscheiden in 38 Partien Kleinigkeiten, wer in die nächsthöhere Liga, EFL League Two, wo es Fernsehgelder gibt, aufsteigt. Das dokumentiert die 1. Staffel von „Welcome To Wrexham“.

Wenn McElhenney und Reynolds sich die Wrexham-Bromance geben, dann ist das gottseidank nur eine Seite der Serie. Denn Hingabe steht auch im Mittelpunkt. Wie alle wahren Fußballfanatiker gehen die Dörfler aus Wrexam mit der Hingebung zu ihrem Fußballklub eine Beziehung fürs Leben ein. Das rührt stellenweise. Dann geht es vor allem um Fankultur, das Zwischenmenschliche zwischen den Klubinhabern, den Sportlern und den Menschen. Um, was man im Herzen hat, wenn man um das Überleben kämpft. Und dann zeigt die Dokumentation auch eindrucksvoll, warum dieser Sport nur über körperlichen Verschleiß funktioniert. Und über die damit verbundene mentale Anstrengung. Ohne Niederlagen kann man nicht erfolgreich sein.

4,99 Euro in das Phrasenschwein wirft Onkel Rosebud ein.

P.S.: Noch eine Frage zur Serie: Warum tragen Fußballer in der Kabine Bikinis?