Von Chrisz Meier (27.01.2025)
Wenn ich etwas wirklich gerne tue, dann ist es das Beobachten von Filmen.
Meine Beobachtungsergebnisse möchte ich gerne weitergeben, sei es als Empfehlung, sei es als Warnung.
Als Fan der Science-Fiction bin ich nicht besonders wählerisch. Es sei denn, es ist Schund wie das Star-Wars-Franchise, das spare ich mir dann. Aber bei „Deus“ von 2022 griff ich zu. Eine mysteriöse schwarze Kugel taucht in der Umlaufbahn des Mars auf, woraufhin eine sechsköpfige Crew auf den Weg geschickt wird. Dort angekommen, sendet die Kugel ein einziges Wort aus: Deus – Gott. Hat die Crew tatsächlich unseren Schöpfer gefunden? Das klingt erstmal nach einer interessanten Thematik, ist aber auch schon so gut wie alles, an das ich mich erinnere, nein, stimmt nicht, ich erinnere mich auch noch daran, daß dieser Film keinerlei positiven Eindruck hinterlassen hat.
Das tat dafür ein anderer: „The Palace“ von R. Polanski. Ich fand diesen Film weitaus weniger schlimm als allgemein dargestellt. In einem Schweizer Luxushotel treffen sich zur Silvesternacht 1999 die Reichen und Superreichen, um die Sau rauszulassen. In den Episoden, die sie durchleben, werden sie von Polanski so dargestellt, wie sie sind: überheblich, arrogant, dumm und gierig. Natürlich ist das alles absurd, natürlich ist das alles extrem überzeichnet und ja, Klamauk spielt auch eine Rolle. Aber sollten wir nicht genau so auf die Obszönität des Reichtums reagieren? Mit Häme und Spott? Viel mehr bleibt uns armen Schweinen doch sonst nicht über, als auf die reichen A-Löcher dieser Welt mit dem Finger zu zeigen und sie auszulachen. Ganz konsequent sind die einzig Normalen in dieser Farce dann auch die einfachen Bediensteten des Hotels; die, mit denen wir uns identifizieren können. Sollte man mal gesehen haben.
Überhaupt gar nichts für mich war dafür „Reginald The Vampire“, den ich schon nach der ersten Folge der ersten Staffel habe links liegenlassen. Bin einfach nicht die Zielgruppe.
Die „Mission: Impossible“-Reihe fand ich ab einem bestimmten Punkt (war es Teil 4, 5 oder 6?) richtig gut, auch wenn ich kein großer Fan von T. Cruise bin. Das ist Actionkino, wie es sein sollte: nicht zu dumm, die Spannungsbögen stimmen und viele Stunts sind spektakulär und handgemacht. Das gilt auch für „Dead Reckoning, Teil 1“ von 2023. Diesmal ist es kein Superschurke oder eine mysteriöse Geheimorganisation, die die Weltherrschaft anstrebt, sondern, wie im richtigen Leben, die künstliche Intelligenz. Leider stellt sich im richtigen Leben kein Ethan Hunt dieser Bedrohung entgegen, darum ist es gut, daß wir wenigstens im Film nochmal den Sieg davontragen. Zum wahrscheinlich letzten Mal.
Nochmal Superreiche als Protagonisten und nochmal werden sie als das vorgeführt, was sie sind: Degenerierte Voyeuristen. „Infinity Pool“ von B. Cronenberg (2023) zeigt sie uns als skrupellose Menschen, die alles Widerliche tun, wenn sie dabei ungestraft davonkommen. Body Horror, Drama, Mystery und dystopische Sci-Fi gehen hier in eine unheilvolle Mischung ein, die, eingebettet in eine typische Insta-Umgebung (Luxusresorts, Strand, Palmen), sicherlich nicht jedem schmecken wird.
Ganz andere Menschen, ganz andere Umgebung: „The Outlaws“ spielt in Bristol und versammelt sieben völlig unterschiedliche Charaktere, die gemeinsam Sozialstunden abarbeiten müssen – vom alternden Gangster (C. Walken!) bis zur verkoksten Influencerin. Die sechs müssen sich zusammentun und solidarisch handeln, sonst gehen sie alle unter. Gespickt mit typisch englischem Humor klappt das mal besser, mal schlechter, dann wieder besser… Zwei Staffeln à sechs Folgen habe ich bisher gesehen und bin nicht enttäuscht.
Wer kennt nicht „Das Omen“ von 1976 mit G. Peck und L. Remick, in dem ein Diplomatenehepaar ein Waisenkind adoptiert, das in Wahrheit der Sohn des Teufels ist und den schönen Namen Damian trägt? Gruselhorror alter Schule, der nicht viel von seinem Charme verloren hat. „Das erste Omen“ von 2023 erzählt nun die Vorgeschichte des Klassikers, und das macht er gar nicht mal schlecht. Man muß jetzt nicht unbedingt wissen, wie das mit dem kleinen Damian angefangen hat, andererseits hat Nonnen-Horror seinen eigenen Reiz (der Film spielt in einem von Nonnen betriebenen Waisenhaus) und schafft immer mal wieder seine eigene Atmosphäre. Für Fans.
Es war Ende August 2024, als ich nichts besseres zu tun wußte, als mir „Good Boy“ aus der Stadtbibliothek zu leihen. Mal was anderes, dachte ich. Mal Horror aus Dänemark, dachte ich. Und siehe da: Ein Millionärssohn spielt die Hauptrolle. Der hält sich nämlich einen „Hund“. Ach, diese Reichen. Zu drollig, auf welche Ideen sie doch immer wieder kommen. Relativ verstörend, aber zur vollen Punktzahl reicht es nicht ganz.
„Kleine schmutzige Briefe“ werden in den 1920er Jahren in einer englischen Kleinstadt verschickt und verstören sowohl die EmpfängerInnen als auch den Rest der Bevölkerung. Wer steckt dahinter? Natürlich die proletarische Migrantin aus Irland, denkt sich der Durchschnittstommy sofort. Alle anderen, aber nicht die proletarische Migrantin aus Irland, weiß der geübte Filmbeobachter. Und die weiß sich zu wehren! Vor 100 Jahren habe ich zwar noch nicht gelebt, denke aber, daß die Stimmung der damaligen Zeit gut getroffen wurde in dieser unauffällig gebliebenen Komödie mit u.a. O. Colman und T. Spall.
Soviel fürs erste, demnächst mehr, u.a. über „Poor Things“, dem überbewerteten Werk von Y. Lanthimus. Und jetzt raus aus dem Internet!