Julius Lind – Lights – Kapitän Platte 2024

Von Matthias Bosenick (26.11.2024)

Da mag einer die Neunziger, die von den Sechzigern inspiriert waren: „Lights“, das Solo-Debüt des norwegischen Bassisten Julius Lind, klingt wie die tanzbaren Indiebands aus England oder Schottland, die zu tief am Plattenregal ihrer psychedelischen Eltern geschnüffelt hatten. Mit seinem zwei Mitstreitenden erzeugt Lind ein Gefühl für Madchester und Fußspitzengucken, an dem man während des ausgelassenen Herumtanzens seine Freude hat, herauszuhören, wovon genau er sich wohl gerade inspirieren ließ. Der Vorteil des Trios: Dabei bleibt es nicht, die acht Songs entwickeln einen eigenen Vollrausch.

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Andreas Ruch – Die drei ???: Drei Fälle – Kosmos/Rewe 2024

Von Matthias Bosenick (26.11.2024)

Da macht der Verlag Kosmos den nächsten Fan zum Autoren. Für Andreas Ruch sind die drei Rewe-Minis der Reihe „Die drei ???“ nicht die ersten Beiträge, lediglich zur regulären Episode brachte er es bisher noch nicht. Die drei Fälle „Rätsel des Flamingos“, „und der Bärenkopf“ und „und die rasende Gier“ decken ungefähr die Eckpunkte ab, die der geneigte Fan seit 1964 (in den USA) und 1968 (in Deutschland) sowie 1979 als Hörspiele so verehrt: Schatzsuchen mit Rätseltexten, Geistererscheinungen, herkömmliche knifflige Kriminalfälle, hier kredenzt mit weiteren vertrauten Versatzstücken. Besonders besonders sind alle drei Büchlein nicht, bieten aber jeweils eine nette Stunde Lektüre.

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Intim und global – Sofi Tukker – Live in der Uber Eats Music Hall, Berlin, 24. November 2024

Von Onkel Rosebud

Totensonntag. Was man da eben so macht. Meine Freundin und ich sind in die Bundeshauptstadt gefahren, um das Duo aus New York City live on stage zu erleben. Wir hatten uns das schon mal Jahre vorher vorgenommen. Corona – da war doch was – machte uns einen Strich durch die Rechnung.

Sofi Tukker sind Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern und ihnen eilt der Ruf voraus, mit einer Mischung aus House, Weltmusik und ansteckender Energie eine bodenlose Tanzparty in eine Art von kollektiver Wesenserweiterung umwandeln zu können.

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Puppengott – Diamanten II/Ich verzeihe niemals – Xchnum Miiimiiikry 2023/2024

Von Matthias Bosenick (25.11.2024)

Sich in die Abgründe von Jonas Kolb zu begeben, stellt ein zusehends größeres Wagnis dar, je weiter er sich künstlerisch voranwagt. Sein aktuell bevorzugtes Alias ist Puppengott, als dieser veröffentlichte er vor einem Jahr die Kassette „Diamanten II“ und ganz frisch die CD „Ich verzeihe nie“. In Genreschubladen lässt sich der Schöninger schon ewig nicht mehr stecken: Irgendwo klebt noch das Etikett Black Metal, doch verschwindet der harsche Gitarrenlärm zugunsten von Dark Ambient, Shoegaze, Soundscapes, Industrial und hörbuchartigen Horrorgeschichten voller Blut und anderer Körperflüssigkeiten. Damit entfernt sich sein Alias immer weiter vom Charakter der Person – so möchte man jedenfalls hoffen!

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Blindgänger – Kerstin Polte – D 2024

Gezeigt auf dem 38. Braunschweig International Film Festival

Von Guido Dörheide (24.11.2024)

Alle Handelnden in diesem Film sind irgendwie fertig und am Ende, mit Ausnahme von Prince Charles, einem weißen Kaninchen, dessen wirklicher Name, wie dem Abspann zu entnehmen ist, Honk lautet.

Blindgänger handelt vom Arbeitsalltag eines Teams des Hamburger Kampfmittelräumdienstes (KRD) auf der einen und von den Schicksalen und Problemen aller von der bevorstehenden Entschärfung einer englischen Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg Betroffenen auf der anderen Seite sowie von den persönlichen Verflechtungen zwischen allen im Film vorkommenden Personen, die sich durch die obwaltenden Umstände ergeben.

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Sibylle Schreiber & Jürgen Jastrzembski – Ich komm’ als Sternschnuppe wieder – Ehrlich Verlag 2024

Von Matthias Bosenick (24.11.2024)

Mit „Vom Lachen über den Tod“ war der erste Band der Geschichten aus dem Hospiz betitelt, der jetzt in „Ich komm’ als Sternschnuppe wieder“ seine Fortsetzung findet. Mag der erste Titel noch fälschlicherweise despektierlich wirken, geht es der Autorin Sibylle Schreiber ebenso wie – ab der Fortsetzung – ihrem Partner Jürgen Jastrzembski mitnichten um eine schwarzhumorige Näherung an das Ableben. Vielmehr finden und teilen sie Trost im Unausweichlichen und mit dem Blick auf das alle treffende Vergehen einen alternativen Zugang zum Leben davor. Es ist eine herzerwärmende Ermunterung, das Leben mit Freude zu begehen, bis zum letzten Augenblick. Die Geschichten für diesen zweiten Band notierten die Autoren bei Gesprächen im Hospiz in Luckau, Brandenburg.

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Konklave (Conclave) – Edward Berger – USA/GB 2024

Von Matthias Bosenick (22.11.2024)

Das ist ein Film, wie man ihn sich im Kino wünscht: visuell überwältigend, jedes Bild ein Kosmos, dazu ein markerschütternder Soundtrack und hervorragende Darsteller, die eine gemächliche, aber einen erheblichen Sog entwickelnde Geschichte erzählen – nämlich die des „Konklave“, das zusammenkommt, um einen neuen Papst zu ermitteln. Die Problematik der Romanverfilmungen meistert Edward Berger vortrefflich, Fans der Vorlage von Robert Harris können ausnahmsweise mal zufrieden sein. Und wer das Buch nicht kennt, bekommt einfach so eine fantastische Zeit im Kino geboten.

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Thunderwize – The End Of Words – Bitume Prods 2024

Von Matthias Bosenick (21.11.2024)

Ist das dann Didgeridoom? Für ihr zweites Album „The End Of Words“ verzichten Thunderwize komplett auf die Gitarre und fabrizieren ihren Schamanendoom ausschließlich mit Didgeridoo, Schlagzeug und Stimme. Klingt merkwürdig? An Thunderwize ist alles besonders: Die Band besteht aus nur zwei Leuten, die aus den französischen Alpen kommen und kalifornischen Stoner und düsteren Doom mit australischen Instrumenten und indigenem Gesang verbinden. Und dann hat das Album auch noch lediglich zwei Tracks, jeweils 38 und acht Minuten lang. Und es funktioniert!

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OWD – Four – Antibody Label 2024

Von Matthias Bosenick (20.11.2024)

Die Vier steht im Zentrum der ersten EP, die der Brüsseler Sylvain Oswald Derez unter seinem Alias OWD veröffentlicht: „Four“ heißt sie, vier Stücke sind drauf und alle Tracks sind mit vierbuchstabigen Wörtern betitelt. Laut Info macht Derez Techno, doch sollte man sich da nicht ins Bockshorn jagen lassen: Davon ist „Four“ sehr weit weg. Rhythm’n’Noise, Glitch, Drone, IDM, der junge Tüftler tobt sich in Bereichen aus, die nicht eben mehrheitsfähig sind. Und das macht er auch noch gut.

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