Von Matthias Bosenick (20.05.2025)
Nix gegen Pop und nix gegen Metal, aber die Kombi geht komischerweise meistens schief. So gut wie Devin Townsend beherrscht die Kunst kaum jemand, meistens kommt nur so unerträglich Gegensätzliches und damit nicht Überzeugendes wie Metalcore heraus, oder es wird humorig wie bei Electric Callboy. Machine Head aus den USA setzen sich mit ihrem elften Album „Unatoned“, in Eigenschreibweise: „UNATØNED“, zwischen alle Stühle: Die Anteile von Thrash- und Groove-Metal sind höchst angenehm nackenbrechend, doch die Poppassagen wirken darin wie Fremdkörper zum Fremdschämen und reduzieren dann die Verträglichkeit. Man würde so gern die Tralala-Momente und „Ohohoh“-Chöre aus dem Album herauspulen!
Messa – The Spin – Metal Blade Records 2025
Von Guido Dörheide (19.05.2025)
Messa aus Cittadella in Italien gibt es seit 2014 und sie haben ursprünglich mal Doom-Metal gemacht. Hört man sich das 2016er Debütalbum „Belfry“ an, stellt man auch fest, dass diese Band es unheimlich drauf hat. Mit knurrend-dröhnenden Gitarren, aggressiver Langsamkeit und der wunderbaren Stimme von Sängerin Sara B. konnten Messa dem durchaus abgenudelten Genre (wer zum Teufel möchte noch eine neue, wie Candlemass, My Dying Bride oder werauchimmer klingende Band hören?) tatsächlich neue Elemente wie zum Beispiel Stoner-mäßige Gitarrenarbeit hinzufügen, auf „Feast For Water“ (2018) setzten Messa fort, was sie zwei Jahre zuvor begonnen hatten, wobei sich aber mehr düsterer Rock in die Musik einschlich. 2022 erschien „Close“, auf dem sich Messa noch mehr dem dunklen Sound von sagen wir mal Anna von Hausswolff oder Chelsea Wolfe annäherten – hier jetzt mit irgendwie orientalischen Einsprengseln. Messa ist also eine Band, die zwar einen irgendwie definierten Pfad beschreitet, sich dabei aber erstaunliche und überraschende Freiheiten nimmt. Aber alles irgendwie Doom, oder? Ja – bis „Close“ schon, aber jetzt?
WeiterlesenMelvins – Thunderball – Ipecac Recordings 2025
Von Guido Dörheide (19.05.2025)
Seit „Houdini“ aus dem Jahr 1993 bin ich ein erklärter Befürworter der Melvins, jener sludgigen Doom-Pioniere aus dem Staate Washington. Es gibt die Band seit irgendwie 1983 oder so, 1987 erschien ihr erstes Album und seitdem haben sie knapp 30 Veröffentlichungen herausgebracht, was sie nicht ganz zu den King Gizzard And The Lizard Wizard des Sludgedoompunkalternative macht, sie aber dennoch ganz nah da heranbringt.
WeiterlesenMudfinger – Amentia – Mudfinger/Broken Music 2025
Von Matthias Bosenick (19.05.2025)
Auf ihrem zweiten Album „Amentia“ zeichnet die zwischenzeitig zum Quartett angewachsene Band Mudfinger aus dem Westerwald eine Entwicklung nach: Beginnt der Reigen noch mit an Kyuss geschultem Stoner Rock, wechselt die Stimmungslage im Verlauf über Prog-Punk, Doom und Sludge zu etwas Rockendem, dem eine gehörige Portion Pop zugrundeliegt – und alles hat einen schlüssigen Ablauf. Und kein Bisschen Verwirrtheit.
Suzanne Vega – Flying With Angels – Cooking Vinyl 2025
Von Guido Dörheide (18.05.2025)
Oha, Suzanne Vega. 1990 liebte ich „Luka“ (damals nicht wissend, dass es dort um schwere Kindeswohlgefährdung geht, was dem eingängigen und schön klingenden Song einen sehr wichtigen Ernst gibt) und „Tom’s Diner“ (Scheiße, jetzt hätte ich fast „Döner“ geschrieben), das ich zunächst in der ganz hervorragenden Tanzmusik-Fassung von DNA kennenlernte.
WeiterlesenPeter Doherty – Felt Better Alive – Strap Originals 2025
Von Guido Dörheide (16.05.2025) Seit nunmehr fast genau 16 Jahren bin ich Fan von Peter Doherty und seiner Musik – vorher war er mir tatsächlich nur bekannt als der in extrem hohen Dosen (also wie zum Beispiel diese Uludağ-Gazoz-Dosen, die deutlich höher als breit sind) harte Drogen konsumierende Lebensabschnittsbegleiter des bekannten Mannequins Kate Moss, von den Libertines hatte ich zum damaligen Zeitpunkt noch nie was gehört und alles, was ich über Peter (damals noch „Pete“) Doherty las, stieß mich in hohem Maße ab.
WeiterlesenSpezial: Sulatron-Records, zwei Alben – 2025
Von Matthias Bosenick (16.05.2025)
Zwei neue Veröffentlichungen präsentiert Dave Schmidt auf seinem Label Sulatron Records: Mit „Laughter“ das zweite Album der Electro-Noise-Band a/lpaca aus Mantua und mit „Live At The Church“ die Zusammenkunft des prominent besetzten Trios Krautfuzz mit J Mascis von Dinosaur Jr. Zudem weist er darauf hin, dass es die beiden Alben von Minerall jetzt auch auf CD gibt.
Cyril Bernhard – Shulkehil – Cyril Bernhard 2025
Von Matthias Bosenick (15.05.2025)
Zurück zum Trio: In Dreierbesetzung generiert Gitarrist Cyril Bernhard aus Toulouse mit „Shulkehil“ einen „Soundtrack für einen Film, der nicht existiert“. Tatsächlich lassen sich Parallelen zu „Dead Man“ von Neil Young sowie zu Jim Jarmuschs Projekt Sqürl ausmachen, doch geht das Trio hier eigene Wege: Es kombiniert Jazz, Blues und Improvisation zu etwas, zu dem man den Film gern sehen würde. Der wäre bestimmt in Schwarzweiß gedreht.
Cotoba – Sin Swims EP – Cotoba 2025
Von Matthias Bosenick (15.05.2025)
Etikettiert mit Math Core und Post Rock, biegen Cotoba diese Genres dann doch in komplett eigene Richtungen – nicht zuletzt mit Liedstrukturen, die sie von zu Hause einbauen, und das liegt in Seoul, Südkorea. Entsprechend erfrischend ungehemmt geht das Trio auf seiner neuen EP „Sin Swims“ mit den Genres und den Erwartungen um und präsentiert nach einem brachialen Opener vier Songs, die eher als Ballade aufzufassen wären. Lärm bekommen sie trotzdem unter den harmonischen Gesang geschoben.
Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Otto Pankrock aus Hagen
Von Onkel Rosebud
Neulich verschlug es meine Freundin aus beruflichen Gründen nach Hagen, dem „Tor zum Sauerland“. Sie beschwerte sich, wie öde es da gewesen sei: Die Fußgängerzone sähe aus wie in Kassel, überhaupt BRD-70er-Jahre-Ästhetik überall. Auf dem Bahnhof zöge es wie Hechtsuppe und das Freizeitangebot bestünde aus einer Tour durch ehemalige Luftschutzeinrichtungen oder ein begehbares Planetenmodell. Hier leben, nein danke, schimpfte sie. Ich konnte sie nicht trösten, wusste aber zu berichten, dass Hagen Ende der Siebziger mal das „Liverpool Deutschlands“ genannt wurde, denn die Stadt war für einen kurzen Augenblick das musikalische Epizentrum der Neuen Deutschen Welle. Die Humpe-Schwestern, Nena, Extrabreit kommen aus Hagen… und natürlich Grobschnitt.
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