Von Matthias Bosenick (20.06.2025)
Der einzige Grund, sich „28 Years Later“ anzusehen, den – ja: – ersten Teil des dritten Teils der Zombie-Serie von Danny Boyle, ist die Ästhetik: Gedreht mit dem iPhone 15 pro, sieht der Film gleichzeitig unmittelbar, ultrahoch definiert und verwaschen aus. Kombiniert mit der Neunziger-Retro-Ballermucke der Young Fathers ergibt das einen netten Videoclip. Man sollte aber darauf verzichten, sich auf die Handlung einzulassen – die ist erbärmlich furchtbar. Ach ja, und die Doppelbödigkeit: Brexit, Corona, das Querdenker-Virus, schon verstanden.
Neil Young and The Chrome Hearts – Talkin’ To The Trees – Reprise Records 2025
Von Guido Dörheide (18.06.2025)
Ich hatte ja in letzter Zeit keine Hehl daraus gemacht, dass mir Neil Young mit seiner Veröffentlichungswut/-flut so ein ganz kleines bisschen auf den Sack geht – aber mal ehrlich, ein Jahr ohne minnichstens drei neue Young-Veröffentlichungen (eine neue Aufnahme plus zwei aus den Archiven in exzellenter Tonqualität herausgebuddelten Liveaufnahmen aus den 1970ern, die sich in etwa so anhören wie die Studio-Aufnahmen von damals, wobei es da ja auch immer noch Studioaufnahmen aus den 1970er Jahren gibt, die damals nicht veröffentlicht wurden, aber dafür dann auf anderen Studioveröffentlichungen aus der damaligen Zeit, die sich fast genauso anhören wie das, was jetzt als nicht veröffentlichtes Album von damals nun doch veröffentlicht wird – gengan’s scheeßn, Mr. Young) ist nun auch aus meiner Sicht ein verlorenes Jahr, und so sei es drum, dass Young heuer außer dem „Coastal Soundtrack“ mit wirklich guten und rewiederneuveröffentlichungswerten Rewiederneuveröfffentlichungen alter Songs nun auch noch ein Album mit neu ausgedachten Liedern heraushaut.
WeiterlesenThe Cure – Mixes Of A Lost World – Polydor/Fiction Records 2025
Von Matthias Bosenick (19.06.2025)
Sensationell brachen The Cure im vergangenen Jahr mit dem mittelmäßigen Gothic-Rock-Album „Songs Of A Lost World“ sämtliche Rekorde, und weil das nicht reicht, bringen sie es nach der regulären, der instrumentalen (warum überhaupt – der Gesang ist doch die einzige Konstante bei The Cure?!) und der live eingespielten Version nun als viertes geremixt neu heraus. 24 elektronische Bearbeitungen in zweieinhalb Stunden, dargereicht von Helden und Unbekannten – zumindest in der limitierten Version, regulär sind es nämlich acht weniger, und zwar die besseren acht. Das verstehe, wer will. Das Schöne am Streaming ist ja, dass man sich seine Lieblingsmixe selbst herauspicken kann. 24 Stück sind das jedenfalls nicht.
Organic Destruction – Prophets Of Cthulhu – Broken Music 2025
Von Matthias Bosenick (19.06.2025)
Die machen ein Fuzz auf! Im Westerwald hat man seine Ruhe weg: Organic Destruction aus Hachenburg kombinieren ihren Stoner Rock mit Doom und Psychedelik, drücken also weder aufs Tempo, noch lassen sie trotz einiger Heavy-Sequenzen die Sau raus, sondern pendeln in reduzierter Drehzahl zwischen wunderschöner Klarheit und noisy Fuzz. „Prophets Of Cthulhu“ ist das zweite Album des Trios, und es ist wunderbar dunkel eingefärbt.
Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Geht’s noch cooler als Herbie Hancock?
Von Onkel Rosebud
Dachte ich im zarten Alter von 14, als ich den Song „Rockit“ zum ersten Mal hörte. Der mit halber Geschwindigkeit knatternder Maschinengewehr-Disco-Hit ist heute eine Hymne der Breakdancer. Hancock war damals 43 Jahre alt. Und was dazumal revolutionär war und kaum cooler ging, ist heute nicht mehr ganz so überragend, meint meine Freundin. Da helfe auch keine doppelte Geschwindigkeit.
Weiterlesenblackhole-factory – Moments Of Dilated Time – blackhole-factory 2025
Von Matthias Bosenick (18.06.2025)
Zeit ist das, wovon wir am meisten haben, sagt Arni immer, und das Duo blackhole-factory weiß sogar, wie man diese Zeit noch erweitert: „Moments Of Dilated Time“ heißt das neue Album mit futuristisch verfremdeten Sounds, die Martin Slawig, eine Hälfte des Duos aus Hannoversch Münden, seit 2011 ansammelte. Man kann bei den zwölf Tracks vorrangig von einer Art Ambient sprechen, erweitert um Verfremdungen, Bearbeitungen, Manipulationen, die die Entspannung begleitend bisweilen das Hören herausfordern, mit harschen Geräuschen, kuriosen Rhythmen und anderen unerwartbaren Experimenten.
Bono – Stories Of Surrender EP – Island 2025
Von Matthias Bosenick (18.06.2025)
Mit der „Stories Of Surrender EP“ promotet und Politaktivist und Sänger der Rockband U2 Paul Hewson alias Bono Vox aus Dublin, Republik Irland, eine bei Apple+ erschienene gleichnamige Dokumentation über – Überraschung – ihn selbst, die wiederum seine Autobiografie „Surrender“ begleitet. Die drei Songs dieser 7“-Vinylsingle sind dem Film entnommen und wurden quasi live mit dem Jacknife Lee Ensemble aufgeführt, als hätte Hewson nicht bereits eine Band. Aber ja, die Versionen unterscheiden sich erheblich, sie sind in zwei Fällen minimalistischer und in einem auf eine ansprechend aufgebrochene Weise tanzbar.
Liegengeblieben!
Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich Tätigen, Betreiber ihrer eigenen Radioshows, bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Zeit hergestellte Musik einfach zu ignorieren.
Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen.
WeiterlesenThe Wedding Present – Marc Riley Sessions Vol. 5 – Clue Records 2025
Von Matthias Bosenick (17.06.2025)
Seit diversen Jahrzehnten avancierte David Gedge zum Meister der Zweitverwertung, da kann man die Serie an BBC-Mitschnitten für Marc Riley mit den Gardinencovern durchaus hinzuzählen. Deren fünfter Teil mit Aufnahmen von 2019 und 2023 birgt mit zwei Coverversion und diversen roheren Neueinspielungen abseitiger älterer sowie bis dato noch unveröffentlichter Songs der englischen Schrammel-Indierock-Instanz The Wedding Present einigen Kaufanreiz. Aber Vorsicht: Bei der CD handelt es sich lediglich um eine CDr!
The Hu live im Wolters Applausgarten – Sonntag, 15. Juni 2025 (Vorband: Eihwar)














Von Guido Dörheide (16.06.2025)
Ich war immer skeptisch, was die Hu anbetrifft, konnte ich mich doch noch gut an den Hype um eine mongolische Rock- bzw. Metalband vor einiger Zeit erinnern und auch, wie ich damals dachte, „Vertraue nie dem Hype“, und so immer einen Bogen darum gemacht habe, mir „The Gereg“ (2020) einmal anzuhören.