Von Matthias Bosenick (03.03.2025)
Im Rahmen seiner Reihe „Streams Of Consciousness“ entführt der Antwerpener Ambient-Gitarrist Dirk Serries mit „Treasure Of Stars“ dieses Mal an den Strand, ins All, unter Wasser und auf hohe See, alles allein mit der Gitarre und einigen Effektgeräten generiert, alles unendlich langsam und alles unendlich schön. Serries nahm dieses Album solo und am Stück für das Label Projekt Records auf. Eine wärmende Flucht aus dem Alltag.
Der Schnellste – Meereswetter – Inverse Music 2025
Von Matthias Bosenick (28.02.2025)
Diese Debüt-EP wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt, und ist dabei auch noch ganz geil: Auf „Meereswetter“ gibt es auf Deutsch vorgetragenen Crossover-Hardrock’n‘Roll zu hören, dargeboten von einer finnischen Band namens Der Schnellste. Bis auf die kuriosen Pseudonyme ist über diese Band absolut nichts herauszufinden, die Musik gibt es lediglich im Stream, die Texte sind – nun: vorhanden, und es macht irgendwie saumäßig Spaß, sich diesen Quatsch anzuhören. Rammstein standen hier übrigens nicht eindeutig Pate, gottlob!, obschon der Sänger in einem der vier eher albernen Videos zur EP ein Shirt von denen trägt.
Onioroshi – Shrine – Bitume Prods 2025
Von Matthias Bosenick (27.02.2025)
Viele Grüße aus Itoolien! In Cervia an der Adria, zwischen Ravenna und Rimini, sitzen drei Musiker, die unter dem Bandnamen Onioroshi – die japanische Bezeichnung für eine teuflische Gemüsereibe aus Bambus – extremst progressive Rockmusik machen, mit allerlei Spielereien in Wiederholung, Fuzz, Epik, Psychedelik und Melancholie. Drei Tracks in fast einer Stunde bastelt die Band auf dem zweiten Album „Shrine“ zusammen, maximalst komplex und mit einer mal mehr, mal weniger deutlichen Nähe zu Tool. Nur weit dreckiger und mehr in Richtung Post Rock, Shoegaze oder Noise Rock.
Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Wiglaf Droste vs. Gereon Klug
Von Onkel Rosebud
Einen der vorderen Plätze in der Rubrik „Nur die Guten sterben jung“ hält für meine Freundin der Autor, Sänger, Hobbykoch und vor allem Satiriker aus Bielefeld-Braake, Wiglaf Droste. Im Prinzip ist ein Aufsatz von ihm aus der taz, der zuerst im Jahr 1998 erschien, daran schuld: Er hieß „Ich hab‘ noch Öl in den Ohren aus Madrid“. Denn einst lebten meine Freundin und ich aus Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehen will, längere Zeit in einem Ort in Spanien, welcher mit seinem Mutterland nichts zu tun haben wollte, und Drostes derbe Abrechnung mit der iberischen Mentalität lässt uns bis heute die Tränen der Freude aus den Augen treiben. Kostprobe gefällig? „Der Spanier zerfällt in drei Teile: Lärm, kein Spaß und Olivenöl. Wenn sie einmal einen Entkräftungs-Schock haben von der Art, daß sie dringend Fett aufnehmen müssen, schlagen Sie unbedingt Ihre Reißzähne vampirettig in einen Spanier hinein und saufen ihn aus. Aah, tut das gut – sieben Liter reines Olivenöl, kalt und humorlos gepreßt. (…) Das Einzige, was dem Spanier an seinem Öl allerdings überhaupt nicht gefällt, ist, daß es nicht brüllen kann.“
WeiterlesenDie drei ??? – Justus Jonas/Gefährliche Gentlemen – Kosmos 2025
Von Matthias Bosenick (26.02.2025)
Mord. Gleich mehrfacher. Das ist im Universum der drei ??? eher unüblich, so es sich nicht um veraltete Bluttaten handelt, die die Juniordetektive aus Rocky Beach nachträglich überführen. Im Rausch der anhaltenden ???-Veröffentlichungsflut erhalten zwei Spin-Off-Serien jetzt neues Futter: Einmal die „Eine Interpretation“-Graphic-Novels mit „Justus Jonas“, dem zweiten Buch, das nunmehr der Auftakt zu einer Trilogie sein soll, ja, richtig gelesen, sowie mit „Gefährliche Gentlemen“ der fünfte Band der Reihe „Rocky Beach Crimes“ mit ermittelnden Nebenfiguren, hier Chauffeur Morton. Ersteres erdacht von Christopher Tauber und gezeichnet von Marius Pawlitza, zweiteres verfasst von Evelyn Boyd – beides jedoch leider auf unterschiedlichem Qualitätslevel.
Tobi Morare – Planet Funk – Separated Beats 2025
Von Matthias Bosenick (26.02.2025)
Der Meister der retrofizierten tanzbaren Kleinformate entwirft das Gegenstück zu einer anderen Berliner Institution: Seine EP „Planet Funk“ kommt ohne ärztlichen Punk aus, zumindest musikalisch, nicht in der Attitüde. Wie gewohnt wildert Tobi Morare in allen erdenklichen tanzbaren Electro-Genres der Neunziger, sampelt sich durch seine alten Platten und entwirft mitreißende Miniaturen, deren einziger Nachteil sich daraus ergibt, dass es viel zu wenige sind.
Sounds Of New Soma – The Story Of Sam Buckett – Tonzonen Records 2025
Von Matthias Bosenick (25.02.2025)
Schon merkwürdig, dass sich das Krefelder Duo Sounds Of New Soma so deutlich im Krautrock verortet, denn dessen neues Album „The Story Of Sam Buckett“ lässt sich nicht so einfach in lediglich diese Schublade sperren. Vornehmlich – dem Thema geschuldet – Space Rock findet sich hier, akustischer wie elektronischer, zumeist gemischter, viel Ambient, dazu Fusion Jazz, Synthpop, Prog Rock, Radiopop, die Quelle der Inspiration scheint unerschöpflich. Thema, das: Sam Buckett war ein vergessener US-Wissenschaftler, der bereits 1920 an bemannter Raumfahrt herumtüftelte und erfolgreich verschwand, behauptet die Band. Kicher!
Fifth Daughter – Stellar Season – Fruits de Mer Records 2025
Von Matthias Bosenick (24.02.2025)
Man muss bis zum letzten Song warten, um auf „Stellar Season“ tatsächlich etwas zu bekommen, das dem Etikett Prog Rock einigermaßen nahe kommt – der Rest dieses Debüts des aus zwei Männern aus Brighton bestehenden Duos Fifth Daughter verliert sich angenehm eskapistisch zwischen Folklore, Ambient, Yacht Rock, Psychedelic und entrücktem Hippietum. Nicholas Whittaker und James Howarth fanden während der Corona-Lockdowns zusammen, um in der Isolation Isolationsmusik zu generieren, mit exotischen Instrumenten, die die übliche Rockgerätschaft vertiefen.
Mantar – Post Apocalyptic Depression – Metal Blade Records 2025
Von Guido Dörheide (22.02.2025)
Post-Akopalütze, wie geiel! Depression ist weniger geiel, aber das neue Album von Mantar ist es auf jeden Fall. Ich hoffe, die Lesenden verzeihen mir diesen ungestüm-pubertären Einstieg in die Rezension. Mantar aus Bremen bei Hamburg haben nichts mit dem gleichnamigen Film des großen Schweigers (hmm, wieso tat er das eigentlich nie, sondern brabbelte immer irgendwie narsarl herum, zum Teufel?) zu tun, sondern heißt auf türkisch „Pilz“, was seinen Ursprung in der türkischen Herkunft des Schlagzeugers Erinç Sakarya hat. Und da wären wir auch schon bei den Gemeinsamkeiten mit anderen Metal-Bands, die ähnlich groß sind wie Mantar: Mantar (türkisch für „Pilz“) bestehen nämlich nur aus Hanno Klänhardt am Gesang und an der Gitarre und Erinç Sakarya am Schlagzeug und sonst aus niemandem.
WeiterlesenHorsegirl – Phonetics On And On – Matador 2025
Von Guido Dörheide (21.02.2025)
Horsegirl aus Chicago, IL, haben 2022 mit „Versions Of Modern Performance“ ein großartiges Debüt hingelegt und, um die Spannung gleich im Vorhinein wegzuspoilern, heuer hauen sie mit „Phonetics On And On“ ein ebenso begeisterndes Zweitlingswerk raus.
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