The Multicoloured Shades – 2025 – Sireena Records 2024

Von Matthias Bosenick (08.04.2024)

Ohne Orgel keine Multicoloured Shades, ohne Pete Barany schon: Mit jemandem namens Christian Müller fanden die Ruhrpott-Psychedeliker um die 20 Jahre nach dem Tod ihres Aushängeschildes einen ausgezeichneten Nachfolger, dessen Stimmfarbe dezent an die von Mark Lanegan erinnert. Das der Band seit 40 Jahren anhaftende Etikett Psychedelic Rock passt heute nur bedingt, so ist das, wenn man eine nicht so leicht kategorisierbare Musik macht: „2025“, das in die Zukunft blickende neue Album in veränderter Besetzung, birgt erwachsene und trotzdem verspielte Rockmusik, die an den 1987er-Hit „Teen Sex Transfusion“, den man damals eher im Wave- oder Indie- als im Psychedelic-Rock wahrnahm, längst nicht mehr anknüpft.

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Dan Scary – Die EntSARGung – Dan Scary 2024

Von Matthias Bosenick (05.04.2024)

Aus der Gruft in die Gruft: Der Düsterpunk Daniel Url exhumiert sein zu Grabe getragenes Projekt Dan Scary und macht auf dem neuen Album „Die EntSARGung“ die Musik, die man von ihm kennt – elektronisch unterfütterten Dark-Wave-Punk, dieses Mal hauptsächlich Songs aus der Anfangszeit des Projektes neu eingespielt. Neu an Bord hat der Neu-Ostfriese nämlich mit Julian einen Schlagzeuger, damit wurde aus dem Duo, das zwischendurch ein Solo-Projekt und dann ein Trio war, wieder ein Duo. Der Sound hat sich dadurch natürlich verändert, dass jetzt kein Drumcomputer mehr den Takt vorgibt, und dennoch bleibt Dan Scary wiedererkennbar. „Die EntSARGung“ kann man zwischen The Cassandra Complex, The Cramps, Abwärts und Tommi Stumpff einsortieren. Schönes Gimmick: das übergroße Format der CD.

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Cyril Bernhard – Solo! – Cyril Bernhard 2024

Von Matthias Bosenick (04.04.2024)

Allein an der Jazzgitarre: Nach seinen Arbeiten als „Trio“ präsentiert Cyril Bernhard aus Toulouse seine bereits vor drei Jahren teils komponierten, teils improvisierten „Solo!“-Aufnahmen an seinem Lieblingsinstrument in seiner Lieblingsmusikrichtung. Bernhard beherzigt gern die alte Faustregel, nach der im Jazz besonders die Noten von Relevanz seien, die nicht gespielt würden, mag auch gern Halbtöne und bleibt bei allem dennoch harmonisch, warm und entrückt-entspannend, selbst bei gelegentlich eingeschaltetem Verzerrer. „Solo!“ kann man sich auch gut nähern, wenn man ansonsten mit Jazz nicht so viel am Hut hat.

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Pinhdar – A Sparkle On The Dark Water – Pinhdar/Fruits De Mer Records 2024

Von Matthias Bosenick (03.04.2024)

Was ein schöner Titel: „A Sparkle On The Dark Water“, quasi die Perle in der Scheiße, der Hoffnungsschimmer in der Finsternis – und so hört sich das zweite Album des Duos Pinhdar aus Mailand auch an. Dunkler, atmosphärischer, warmer Synthie-Wave mit Gitarren, der einen alleinstehenden Mittelpunkt findet zwischen beispielsweise Portishead, Cocteau Twins und Dead Can Dance, zwischen Fragilität und ruhender Stärke. Es gelingt Sängerin und Keyboarderin Cecilia Miradoli und Gitarrist Max Tarenzi vortrefflich, das Glitzern auf dem dunklen Wasser herauszuarbeiten.

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Stop Making Sense – Jonathan Demme – USA 1984

Von Matthias Bosenick (29.03.2024)

Alle zehn Jahre kann man sich „Stop Making Sense“, den Konzertfilm der Talking Heads, im Kino angucken. Der wird nicht älter! Eher aktueller: Analog gespielte Tanzmusik auf sich steigerndem Energielevel, eine divers besetzte Band, größtmögliche Party bei bester Laune, grandios gefilmt und performt. Zum 40. Geburtstag des Film gibt’s ihn jetzt wieder im Kino, in ausgewählten sogar in 4K, mit allem, was man an ihm liebt – den Hits, dem Kassettenrekorder, dem Tanz mit der Stehlampe, dem Big Suit, dem vom Tina Weymouth angeführten Tom Tom Club, Bernie Worrell und den ausgelassenen Tänzen der Musizierenden und Singenden. Ein Fest! Immer wieder.

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Tanks And Tears – Timewave – Swiss Dark Nights 2024

Von Matthias Bosenick (28.03.2024)

Diese „Timewave“ reicht 40 Jahre zurück: Sieben Jahre nach dem Debüt-Album „Aware“ reicht die zwischendurch zum Quartett angewachsene Band aus Prato bei Florenz ihr zweites Album nach. Veränderungen gab es nicht nur durch den Zuwachs eines Keyboarders, auch durch die weltweit bekannte Einschränkung bei der Entstehung des Albums: Corona zwang die vier zum Homerecording und digitalen Zusammenführen der Files. Damit macht die Band einen erheblichen Schritt weg von Waverock und Postpunk zu Synthiepop und Indie-Electro der Achtziger. Selbst das Instrumentarium ist authentisch, daher ist die Platte so retro, als wäre sie bereits 40 Jahre alt. Mit ihren guten Songs rechtfertigen Tanks And Tears diesen Rückgriff – „Timewave“ versetzt die Hörenden zurück in die dunklen Ecken der Achtziger.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Liebe, Tod, Teufel und Sibel Kekilli

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat die Schauspielerin Sibel Kekilli zum ersten Mal in „Game Of Thrones“ in der Rolle als Shae im Jahr 2011 wahrgenommen und war begeistert. Sie spielt da eine junge, hübsche Prostituierte, die einige Zeit die Geliebte von einem der wenigen sympathischen Hauptprotagonisten der Serie sein darf. Aber eigentlich war es andersherum: Sie bestimmte, dass er sie „durfte“, und das machte den Reiz ihrer Figur aus.

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The Cassandra Complex – Death & Sex/The Plague (CX40 Version) – COP International 2024

Von Matthias Bosenick (27.03.2024)

Hier treffen gleich zwei unschöne Ereignisse aufeinander: das Comeback und die Neueinspielung alter eigener Songs. Im Falle von The Cassandra Complex, ursprünglich aus Leeds, findet dies gottlob auf zwei verschiedene Alben verteilt statt: „The Plague“ ist das bereits vor zwei Jahren erschienene Comeback-Album, das jetzt zum 40. Bestehen der Wave-Electro-Rock-Band als remasterte „CX 40“-Version (dabei geht es um 40 Jahre Cassandra Complex, nicht um eine 40 Minuten lange Chromdioxid-Kassette) endlich auch auf Tonträger erscheint, und nur eine Woche davor haut eine um Rodney Orpheus neu formierte Band das 1993er Album „Sex & Death“ in stark gekürzter Form als „Death & Sex“ neu raus. Überraschung: Das Comeback-Album ist ein Hammer, die Neueinspielung immerhin eine nette Spielerei.

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Sleepytime Gorilla Museum – Of The Last Human Being – Avant Night 2024

Von Matthias Bosenick (26.03.2024)

Hier greift selbst die Kategorie Avantgarde viel zu kurz. Sicherlich machen Sleepytime Gorilla Museum aus Oakland in Kalifornien Rockmusik, irgendwo innendrin, aber drumherum passiert so viel experimentelles Zeug, dass es unbedarfte Hörende gar überfordern dürfte. Klassische Songstrukturen jedenfalls findet man selbst unter Riffs und Rock nicht, die Band bricht alles auf, verdreht es, fügt Absonderliches hinzu und bleibt dabei mehr als nur genießbar – das vierte Album „Of The Last Human Being“, das nun nach 17 Jahren Schein-Pause vorliegt, bietet eine eigenwillige Kunstmusik, die weit aus allen Schubladen herausragt und große Freude bereitet. Es gibt auch mal gute Comebacks.

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Die drei ??? (225) und der Puppenmacher – Europa/Sony Music 2024

Von Matthias Bosenick (25.03.2024)

Drei Stunden Hörspiel bietet diese Nummer 225, die sechste Jubiläumsfolge der Serie Die drei ???, verteilt auf fünf teils bunte Schallplatten. Die Geschichte „und der Puppenmacher“ ist ja ganz nett und fügt sich auch angenehm ineinander, doch reichen die paar Buchseiten schlichtweg nicht aus, um drei Stunden Hörspiel auf eine Weise zu füllen, dass man bei der Stange bleibt. Das war nach den langweiligen letzten 100 Folgen genau so zu erwarten und erfüllt sich leider auch noch. Komprimiert auf eine Stunde wäre „Der Puppenmacher“ ein großartiger Fall geworden. So ist es eher eine szenische Lesung als ein Hörspiel und lässt einerseits Action vermissen und andererseits den Wunsch nach Schnellvorlauf laut werden. Nehmt den Hörspielmachern doch mal die Serie aus den Händen!

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