Marcel Pollex geht baden – Live im Aquarium des Kleinen Hauses des Staatstheaters Braunschweig, 15. Dezember 2022

Von Matthias Bosenick (16.12.2022)

Man könnte ihm ewig zuhören. Wenn Marcel Pollex vorn am Mikro steht und die Welt dadurch verspottet, dass er sie um mindestens eine Windung weitergedreht verbal abbildet, fühlt man sich verstanden und bisweilen auch gemeint. Mit seiner Satire verteilt Pollex die Watschen gleich mehrbödig bis in die Metaebene hinein, mit Nebensätzen, einzelnen Formulierungen und Themensprüngen erwischt es die Gegenwart vom Wochenmarkt über aktuelle Politik bis hin zu Twitter. Dabei verhält er sich nicht wie ein Comedian, der sich die Schenkel klopft, sondern gießt seine Abscheu der Welt gegenüber in wohlformulierte Texte, skurrile Dialoge oder Notizen mit Bruchstellen, inklusive Rollenwechseln und plötzlichem Herumschreien. Man möchte ihm sogar ewig zuhören.

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Die drei ??? und der dunkle Taipan – Live in der ZAG-Arena in Hannover am 12. November 2022

Von Matthias Bosenick (14.11.2022)

Dreidreiviertel Jahre zwischen Ticketkauf und Veranstaltung, das dürfte Rekord sein: Der dritte Nachholtermin des ursprünglich am allerersten Lockdowntag der Coronapandemie hätte stattgefunden haben sollenden Gigs der Originalsprecher der Hörspielserie „Die drei ???“ ging nun endlich über die Bühne, die zwischenzeitig sogar ihren Namen wechselte, von Tui- in ZAG-Arena nämlich. Routiniert servierten Oliver Rohrbeck als Justus Jonas, Jens Wawrczeck als Peter Shaw und Andreas Fröhlich als Bob Andrews eine eigens für die Tour zum vor drei Jahren begangenen 40. Geburtstag der Hörreihe konzipierte Geschichte, die sie fandienlich in die eigene Vergangenheit führt. „Der dunkle Taipan“ überzeugt mit gelungenem Fall, Meta-Humor und angemessener Bühnenshow – vor mehreren tausend Zuschauern, was bei einem Live-Hörspiel ja nun wirklich den Kopf explodieren lässt. Bei aller Glückseligkeit: Etwas mehr Herzblut hätte gern von der Bühne in den Saal fließen dürfen.

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Mit Knecht Ruprecht durchs Sommerloch: Lesung mit Hardy Crueger und Till Burgwächter – Live im Café MokkaBär, Braunschweig, am 8. Juli 2021

Von Matthias Bosenick (09.07.2021)

Welche Jahreszeit eignet sich besser zum ausgiebigen Weihnachtsbashing als der Sommer? Wenn der zeitliche Abstand zum verlogenen Konsumfest am größtmöglichen ist, die Temperatur immerhin 12 Grad höher als am Heiligen Abend und das kühle Bier attraktiver erscheint als der lauwarme Wein? Die beiden Braunschweiger Autoren Hardy Crueger und Till Burgwächter holen ihre 2020 coronabedingt ausgefallenen Weihnachtslesungen an nur einem Abend im weihnachtlich dekorierten Café MokkaBär nach, indem sie Auszüge aus ihrem gemeinsamen Buch „Braunschweig‘sche Weihnacht“ vorlesen und damit dem zwölfköpfigen (ausverkauft!) Publikum, das ganz wie die Autoren die Rückkehr ins Kulturleben begrüßt, jeder auf die ihm eigene Weise vor Augen halten, wie schön es ist, dass man sich derzeit mit ganz anderen Gesellschaftszwängen herumzuplagen hat als mit dem Fest der üblen Klischees und Rituale.

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Das Vollplaybacktheater: Helden der Galaxis – Live in der Lindenhalle in Wolfenbüttel am 4. März 2020

Von Matthias Bosenick (05.03.2020)

Einen zweiten Ausflug ins All (nach „Hanni und Nanni go Space“) macht das Wuppertaler Vollplaybacktheater dieser Tage, ebenfalls zum zweiten Mal (nach „Pulp Fiction“) nicht auf Hörspielen basierend, sondern auf Sci-Fi-Hits aus TV und Kino. Also: Zurücklehnen, Assoziationen genießen, lachen, freuen, erinnern – und sich doch der Tatsache bewusst sein, dass es das sympathische Ensemble mit den Drei Fragezeichen noch am überzeugendsten hinbekommt. Ei, Käpt’n!

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Das Vollplaybacktheater: Sherlock Holmes und die Liga der außergewöhnlichen Detektive – Live im CongressPark Wolfsburg am 14. März 2019

Von Matthias Bosenick (15.03.2019)

Sie sind dann halt doch eher das Drei-Fragezeichen-Ding. Das neue Stück des Vollplaybacktheaters, bei dem es quasi um eine Art Justice League der Detektive geht, funktioniert bestens auf der Technikebene: Man staunt über die schlüssig zusammengeschnittenen Dialoge, die man als Mash-Up kaum ausmacht, sofern man die Originale nicht kennt. Somit erzählt „Die Liga der außergewöhnlichen Detektive“ vielmehr eine exklusive Geschichte, gemischt aus „Der Hund von Baskerville“ und einer Werwolfjagd, als dass dem Zuschauer die für sich stehenden Pointen im Sekundentakt um die Ohren fliegen. Ist okay, und vor allem deutlich besser als frühere Drei-Fragezeichen-lose Versuche der Wuppertaler.

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Heavy Trip – Jukka Vidgren & Juuso Laatio – B/FIN/N 2018

Von Matthias Bosenick (02.03.2019)

Eine Ansammlung von Klischees aus Komödie und Heavy Metal, die beiden Seiten nicht gerecht wird und bei der es dann umso mehr verwundert, dass dabei trotzdem gelegentlich übermäßig gute Gags herauskommen: Das ist „Heavy Trip“. Um die guten Gags herum hätte man sich einen so guten Film einfallen lassen können, aber nein, viel lieber greifen die Finnen auf das zurück, was jeder Zuschauer schon hinreichend kennt. Das allein macht aus „Heavy Trip“ leider keinen guten Film. Immerhin, der Song der Band, um die es geht, hat Qualität.

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Das Vollplaybacktheater: Die drei Fragezeichen und das Gespensterschloss (Schloss mit lustig: 20 Jahre VPT) – Live im CongressPark Wolfsburg, 15. Februar 2018

Von Matthias Bosenick (16.02.2018)

Ist das schon wieder so lang her? Vor sechs Jahren die Abschiedstour, jetzt das Zwanzigjährige? Man kann sich ein Leben ohne das Wuppertaler Vollplaybacktheater gar nicht mehr vorstellen. Eine Alternative existiert nicht, das ist nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal der Gruppe. Die Jungs und Mädels geben dem Kopfkino ein Gesicht: Niemand kann mehr Die drei Fragezeichen hören, ohne konkrete Vorstellungen davon zu haben, wie Justus, Peter und Bob aussehen – nämlich genau so, wie sie das Vollplaybacktheater personifiziert. Ihr Wiegenfest begehen die Mundtoten mit einer Wiederaufführung ihres 2005er-Sujets, jedoch und gottlob geremixt: „Das Gespensterschloss“ lehrt den vollen Saal das Fürchten. Na, eher das Lachen und Staunen.

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Das Vollplaybacktheater: Die drei ??? und der grüne Geist – Live im CongressPark Wolfsburg am 22. Februar 2017

Von Matthias Bosenick (22.02.2017)

Zum ersten Mal in Wolfsburg! Weil Braunschweig fürs Vollplaybacktheater seit dem Ende des FBZ einfach nicht mehr geht. Jaja, einmal mehr Salz in die Wunde. Im 20. Jahr ihres Bestehens entschleunigt die Wuppertaler Gruppe ihr Konzept: Zwar bleibt es dabei, dass eine Folge der drei Fragezeichen – hier „Der grüne Geist“, als Hörspiel die Nummer 8 – mit Artverwandtem und sonstwie Passendem gestreckt wird und die selbst stummen Schauspieler lediglich ihre Lippen dazu bewegen. An das reduzierte Tempo gewöhnt man sich schnell und findet die Vorteile: Die Gags dringen besser ins Bewusstsein und die bisweilen nervigen Animationssequenzen zum Mitschunkeln fallen deutlich kürzer aus. Ein Tischfeuerwerk der Retrokultur, des freakigen Sprachwitzes und der Samplekunst.

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Alfred Hilsberg: Das Zickzack-Prinzip – Talk im Kunstverein Wolfsburg am 12. Mai 2016

Von Matthias Bosenick (13.05.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Alfred Hilsberg ist gebürtiger Wolfsburger? Das wusste ich nicht. Und wer pfeift es vom Dach? Natürlich der Kunstverein Wolfsburg unter Leitung von F.S.K.-Musiker Justin Hoffmann, einmal mehr, nachdem er bereits bei den Müller-Brüdern Max und Wolfgang die Wolfsburger Wurzeln freilegte. Anlässlich des Buches „Das Zickzack-Prinzip“ über Hilsbergs gleichnamiges Label veranstaltet der Kunstverein in seinem „Raum für Freunde“ im Wolfsburger Schloss einen Talk mit Gastgeber Hoffmann, Co-Autor Christof Meueler sowie Anita Placenti-Grau vom Institut für Zeitgeschehen und Stadtpräsentation. Geschichte wird gemacht, wir sind dabei.

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Die Arschkrampen: Das Leben ist eine Deponie – Live im Schützenhaus Wesendorf am 25. April 2016

Von Matthias Bosenick, Interviewfoto von Boris Neubrandt (26.04.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Da muss ich erst fast 44 Jahre alt werden und erlebe zum ersten Mal in meinem Heimatdorf, in dem ich 26 Jahre lang gewohnt habe, eine Kulturveranstaltung. Und dann noch so eine gigantische: Die Arschkrampen vom Radio-ffn-Frühstyxradio feiern fröhliches Comeback und treten zum Auftakt der gesamten Tour im Schützenhaus, ähm: Kulturzentrum in Wesendorf auf. Deutschlands wohl wichtigster Medienkritiker Oliver Kalkofe und Deutschlands wohl effektivster Beklopptendetektor Dietmar Wischmeyer reaktivieren ihre alten Figuren Kurt und Gürgen. Und wie: Nach drei Stunden Programm kollabiert bei allen 800 Gästen das Zwerchfell. Und zum Schluss sind die Künstler noch fannah zu Fotos und Gesprächen bereit. Ein Traum.

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