Deichkind – Live in der Volkswagenhalle, Braunschweig, am 24. Januar 2016

Von Matthias Bosenick (25.01.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour – Der Stadtblog

Intelligent, inkonsequent und ambivalent vom Kindergeburtstag zur „Wetten dass..?“-Kulisse: Deichkind im Jahre 2016 sind längst nicht mehr die Anarcho-Truppe, als die sie vor zehn Jahren in die Schlagzeilen der Musikpresse kamen. Die kritischen Inhalte und klugen Zitate überwiegen zwar (gottlob) noch, doch zelebrieren die Dance-Hopper in der zweiten Hälfte den tumben Hedonismus und widersprechen sich in vielen Aspekten selbst. Zudem ist die Show nicht mehr als nur eine Show, eine glattpolierte zudem; von einem Konzert kann keine Rede sein, da niemand ein Instrument bedient. Die richtig durchgeknallten Deichkind-Elemente kommen zumeist nur von Videoeinspielungen, lediglich im ersehnten Abschlusstrack „Remmidemmi“ lassen sie die Korken mit Effekt knallen. Aalglatt und fast ohne ein Staubkörnchen, aber eine geile Party für 5000 Leute.

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Rückblick: Wave Gotik Treffen in Leipzig vom 22. bis 25. Mai 2015

Von Olaf Maibaum (28.06.2015)

Wie jedes Jahr stand zu Pfingsten in meinem Kalender das Wave Gotik Treffen in Leipzig an. Vorab noch ein paar Worte zum WGT. Es gibt nicht „das“ WGT, sondern nur das WGT, was jeder für sich daraus macht. Die Verteilung der Veranstaltungsorte und die Vielfalt an Programmpunkten von Lesungen über Ausstellungen als auch Konzerten von Klassik über Dark Wave bis hin zu Horror Punk und Dark Metal machen den besonderen Reiz dieser Veranstaltung aus. Einige hängen nur auf dem Agra-Gelände und dem Mittelaltermarkt am Torhaus Dölitz ab, andere ziehen durch die Stadt oder bleiben einen Tag an einem anderen Auftrittsort. Dadurch erlebt jeder das Treffen anders, je nach eigenem Gusto. Die Planung des persönlichen Programmplans gestaltete sich in diesem Jahr als sehr schwierig, da ich beispielsweise am Montag vier meiner Must-Haves an unterschiedlichen Orten hatte. Das war an den anderen Tagen nicht viel anders, auch wenn ich dort teilweise nur Veranstaltungen der Art „Es wäre schön, wenn es passt“ hatte.

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Nachtbarden – Live mit Schepper und Insa Kohler im TAK in Hannover-Linden am 19. Mai 2015

Von Matthias Bosenick (20.05.2015)

Eine Bombenstimmung herrschte wortwörtlich im Theater am Küchengarten, dem TAK, im schönen Linden: In der Südstadt evakuierte man die Gebäude, weil man eine Weltkriegsbombe zu entschärfen hatte; das Thema drang bis in den kulturellen Abend der Nachtbarden. Die Nachtbarden, das ist eine Lesebühne, bestehend aus Ninia LaGrande, Tobias Kunze, Kersten Flenter und Johannes Weigel, die sich monatlich Gäste ins TAK holen. Dieses Mal waren es der Braunschweiger Solobassist Schepper und eigentlich die Hamburger Autorin Sabrina Schauer, die leider aus gesundheitlichen Gründen absagte und ihre Berliner Kollegin Insa Kohler als würdige Vertretung nach Hannover schickte. Ein Bombenabend: Das heimelige TAK war gerammelt voll, die Gastgeber waren freigiebig und freundlich und die Beiträge qualitativ hochwertig und ausgesprochen unterhaltsam.

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Das Vollplaybacktheater: Pulp Fiction – Live im Festsaal der Rudolf-Steiner-Schule in Wuppertal am 12. März 2015

Von Matthias Bosenick (15.03.2015)

Zwei Sätze, die der Rezensent vom Wuppertaler Vollplaybacktheater nicht mehr zu hören gehofft hätte: „Wir machen auf jeden Fall weiter mit ’ner neuen Produktion“ – und „Wuppertal – Rock’n’Roll!“. Denn eigentlich hatte sich das dem Punkrock näher als der Hochkultur stehende Theaterensemble vor einiger Zeit in eine Pause auf unbestimmte Dauer verabschiedet. Die wiederum hatte zum auslaufenden Winter beendet sein sollen, doch als die Tour startete, erlebte das Vollplaybacktheater seinen unrühmlichen Rock’nRoll-Moment: Der Tourmanager verschwand mit der Kasse. Versuchte es das Team zunächst noch auf eigenen Beinen, musste es die Vergeblichkeit dieses Unterfanges einsehen und den Rest der Tour absagen. Zu Hause, das immerhin, funktionieren Auftritte ganz ohne Tourmanager. Kurzerhand nach Wuppertal gedüst, erlebte der Rezensent also den traditionellen Abschlussruf dieses Mal mit dem Namen der VPT-Heimatstadt – so einfach kann Glück sein.

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Die drei Fragezeichen: Phonophobia – Live in der VW-Halle in Braunschweig am 2. April 2014


Von Matthias Bosenick (03.04.2014)

Aus „Der Seltsame Wecker – Live And Ticking“ haben sie gelernt: Die vorherige Live-Tour der Drei-Fragezeichen-Sprecher plättete den Zuschauer mit ihrem Technik-Overkill. Die neue, nunmehr dritte Show „Phonophobia“ stellt quasi das Bindegleid zwischen dem Debüt „Master Of Chess“ und dem Wecker dar: Technik gibt es noch, aber im Mittelpunkt der eigens verfassten (und fast unmerklich dünnen) Geschichte stehen die drei Charaktere mit ihren schlagfertigen Dialogen. Man kann fast sagen: Im Rahmen der Möglichkeiten hat das Team alles richtig gemacht.

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blackhole-factory: „The Flight Of The Sea Swallow“ – Live in Braunschweig (Kunstmühle), Sydney und New Jersey am 24. und 25. Januar 2014

Von Matthias Bosenick (02.02.2014)

Selbst wenn man es erklärt bekommt, kann man das Konzept zum „Flug der Seeschwalbe“ nicht in seiner gesamten Komplexität und Genialität erfassen. Und wenn man es nicht erklärt bekommt, freut man sich über ein Live-Konzert mit an frühen europäischen Industrial erinnernde Loops und Gesang, die dem Internet sei Dank in Braunschweig, Sydney und New Jersey erzeugt werden, und über auf mehreren Leinwänden gezeigte Kuriositäten. In diese Melange ist per Sample- und Wortbeitrag das grobe Thema Rastlosigkeit mit allen Fassetten eingebettet. Ein sympathisches, bemerkenswertes, einzigartiges Vergnügen.

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Hardy Crueger – Der Untergang – Szenische Lesung im Das Kult, Braunschweig, am 16. November 2013

Von Matthias Bosenick (17.11.2013)

Dieser Artikel ist auch veröffentlicht auf Kult-Tour Braunschweig.

Als wenn Roland Emmerich einen Film für RTL2 dreht, mit einigen bei Wikipedia ermittelten lokalen Sehenswürdigkeiten am Flussbettrand – und das als Live-Hörbuch: So gestaltete sich Cruegers 13. Okergeschichte, als multimediale szenische Lesung dargeboten im Das Kult, entweder Braunschweigs kleinstem Theater oder größtem öffentlichen Wohnzimmer. Natürlich muss Autor Crueger seine lokalen Kenntnisse nicht bei Wikipedia nachschlagen, er kennt seine Oker und deren Anrainer wie seinen Gantenkiel. Seiner Geschichte obliegt eine mitreißende Lust am bedingungslosen Zerstören. Der Performance mit Co-Leser Roland Kremer sowie Musiker und Geräuschemacher Schepper am E-Bass fehlt lediglich die mediale Nachbereitung: Das war ganz großes Kopfkino und hätte sich als CD gut gemacht. Gastgeber Thomas Hirche übrigens führte als Vorgruppe ein Puppenspiel nach einer weiteren Crueger-Geschichte auf.

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Das Vollplaybacktheater – Und der Superpapagei, Live in der Lindenhalle in Wolfenbüttel am 26. November 2012

Von Matthias Bosenick (27.11.2012)

Ein Abschied in Würde und auf Raten: Nach 15 Jahren anarchischem Bühnenverunsichern und Sogardavonlebenkönnen nehmen die vermeintlich stimmlosen Theaterschauspieler aus Wuppertal nun den Hut. Ihre finale Runde drehen sie zum dritten Mal mit der Hörspielfolge „Die drei Fragezeichen und der Superpapagei“, dieses Mal vergleichsweise liebevoll visualisiert und Best-Of-bedingt dezent um kurze Ausflüge in beliebte andere Szenen ergänzt. Ein Abschiedsfest, das man kräftig zu feiern wissen muss, aber fürs Feiern darf man eher nicht nach Wolfenbüttel fahren. Und so richtig Abschied ist es ja auch noch nicht, schließlich ist das Vollßplaybacktheater nächstes Jahr nochmal mit John Sinclair unterwegs.

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Das Vollplaybacktheater: Die Drei Fragezeichen (4) und die schwarze Katze – Live in der Lindenhalle, Wolfenbüttel, am 17. April 2012

Von Matthias Bosenick (18.04.2012)

Da war wohl etwas die Luft raus, sowohl beim Vollplaybacktheater als auch beim Publikum. Bei den letzten beiden Shows in Oldenburg und Celle hatten die Zuschauer ununterbrochen eine Riesenparty mit dem Wuppertaler Ensemble gefeiert, dieses Mal in Wolfenbüttel waren sowohl die Performance als auch die Resonanz weitgehend verhalten. Erstaunlich, war doch zu erwarten, dass das Publikum der vermutlich letzten Aufführung des Vollplaybacktheaters – die Wuppertaler gaben am 1. April per Newsletter ihren (vorübergehenden?) Abschied bekannt – mit einer anderen Stimmung begegnet als mit, nun, Beiläufigkeit. Vom Vollplaybacktheater kam nichteinmal ein Hinweis auf das Ende oder die angekündigten Abschieds-Shows im Winter. Erschreckend war, dass das Publikum immer dann tobte, wenn die Schauspieler auf der Bühne zu tanzen begannen – als wäre das die beste Leistung.

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