Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Szenen einer Ehe: Fleishman is in Trouble

Von Onkel Rosebud

Der Serientitel „Fleishman is in Trouble“ hat meine Freundin abgeschreckt, sich dafür näher zu interessieren. „Fleischmän“ klingt nach einem unsexy Superhelden, dessen Kräfte was mit Zervelatwurst, Putensalami oder Bifi zu tun haben, meinte sie. Huh! Da sie aber gern mal ein Buch liest, schmuggelte ich ihr das gleichnamige Druckerzeugnis der Journalistin Taffy Brodesser-Akner unter den Gabentisch. Denn der Roman befasst sich unter anderem mit dem Wesen einer Beziehung, insbesondere mit der Belastung, wenn die Partnerin die Hauptverdienerin ist. Das fand ich spannend.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Consultant – Die Leck-mich-am-Arsch-Augen des Christoph Waltz

Von Onkel Rosebud

Wegen seiner emotionslosen bis bösartigen Gesichtsausdrücke steht bei meiner Freundin der Schauspieler Christoph Waltz hoch im Kurs. Nicht deswegen, weil er und der großartige Filmregisseur Michael Haneke, dem wir unter anderem die tollen Filme „Caché“ und vor allem „Das weiße Band“ verdanken, denselben Stiefvater haben. Es lohnt sich immer wieder, ein Blick auf seine Biografie und Karriere zu werfen, denn die ist sowas von vom Tellerwäscher zum Millionär. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre war er ein kurz über dem Status eines Statisten rangierender Nebendarsteller in den Niederungen der bundesdeutschen TV-Serienproduktionen, wie „Ein Fall für zwei“, „Derrick“, „Der Alte“, „Tatort“ oder „Kommissar Rex“, zu sehen. Später gewann er Fernsehpreise für Hauptrollen in „Die Roy Black Story“ und „Die Entführung des Richard Oetker“. Der Begriff des „Ausnahmeschauspielers“ machte die Runde und dann kam die Rolle seines Lebens: Der manierliche wie maliziöse SS-Mann Hans Landa in „Inglourious Basterds“, sein Fahrstuhl in den Filmolymp, zum gleich doppelten „Oscar“-Gewinner im gelobten Land Hollywood.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Eine unerwartete Hoffnung: Andor rettet das Star-Wars-Merchandise

Von Onkel Rosebud

Diese Folge der Kolumne müsste eigentlich heißen, was unser Sohn gerne sieht. Er ist mit den ersten sechs Filmen des Star-Wars-Universums aufgewachsen, hat Karten und Figuren gesammelt, um in der Kindheit seinen Status durch Tauschen derselben im Freundeskreis zu manifestieren. Später wurde er bitter in seinem Fandom von den letzten drei Filmen der Saga entschleunigt. Trotzdem hält sein guilty pleasure für dieses Format an und er hat sich durch die Fortsetzungen „The Mandalorian“, „The Book Of Boba Fett“ und „Kenobi“ gequält. Da ich dafür eine gewisse Verantwortung fühlte, dass es so weit kommen musste, habe ich mit ihm gelitten.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Aussie-Power: Die Newsreader

Von Onkel Rosebud

Die Achtziger gehen immer. Das sieht auch meine Freundin so. Nichts ist so schön verklärt wie die eigene Jugend. Unsere Tochter meinte neulich, dass sie ein klein wenig neidisch darauf ist, dass wir in diesem Jahrzehnt unser „Coming of Age“ hatten. Da wäre der Soundtrack des Lebens um so viel besser gewesen als der Spotify-Algorithmus, der ihr heute das Dasein untermalt.

Wer die Serie „Die Newsreader“ ohne Vorinformationen schaut und die fantastische Hauptdarstellerin Anna Torv nicht schon aus „Fringe“ kennt, wird den Sechsteiler für ein Produkt der Achtzigerjahre halten, so authentisch sind Kameraarbeit, Farbgebung und Requisiten. Gedreht aber wurde er 2021. Folge 1 startet mit einer genauen Datumsangabe: 24. Januar 1986. Die Touristenwerbespots von Paul Hogan für Australien haben Furore gemacht. Sein Spielfilm „Crocodile Dundee“ ist in Vorbereitung. Gerade wurde Hogan zum Australier des Jahres gekürt. Ein Thema für die Sechs-Uhr-Nachrichten. Aber im Schneideraum gibt es Bandsalat. In fünf Minuten beginnt die Sendung. Produktionsassistent Dale Jennings (Sam Reid) mobilisiert ein Team und dreht in aller Eile einen Einspieler, während die Nachrichtensprecher Helen Norville (Torv) und Geoff Walters (Robert Taylor, auch großartig in der Neowesternserie „Longmire“) bereits auf Sendung sind.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Shakespeare im 21. Jahrhundert: Succession

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin pflegt einen sehr entspannten Umgang mit Geld. Aber klar ist auch ihr schon mal in den Sinn gekommen, sich über dessen Beschaffung gern in Zukunft keine Gedanken mehr machen zu müssen. Also einfach reich sein und alle Probleme mit Kohle, Schotter, Mäusen, Kies, Asche, Kröten, Ocken, Penunzen, Piepen, Moneten, Zaster, Moos und Radatten zu lösen. Natürlich ist das so einfach nicht. Geld verdirbt bekanntlich den Charakter. Damit sind wir beim Thema dieses Aufsatzes und willkommen beim „Wir schwimmen in der Scheiße“-Komitee, bei der Familie Roy, die nicht nur reich, sondern stinkreich ist.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Fremdschäm-Komödien

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin lässt manchmal eine unangenehm boshafte Menschenkenntnis durchblicken. Wahrscheinlich färben die dominanten Charaktereigenschaften von Paaren über die Jahre aufeinander ab. Heheh! Als sie mir neulich sinngemäß erklärte, dass Wahrheit in Beziehungen meistens ganz wenig mit Fakten zu tun hat, sondern eine Art gefühlte Wahrheit sei, hielt ich ihr vor, dass das Bernd Stromberg in der gleichnamigen Serie vor mehr als 10 Jahren auch schon so gesehen hat – unter satirischen Gesichtspunkten. „Lirumlarum, Pipapo“ antwortete sie, ich würde mit meinem popkulturellen Blödsinn-Wissen nur ablenken vom eigentlichen Problem.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Lifjord – Bada-Bing und Thixotropie

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag Serien, die jenseits von 66° 33′ 55″ nördlicher Breite stattfinden. Wenn bei uns die Moderatorin im Radio am Morgen flötet: „36 Grad. Das ist ein SSSupersssommer!“, dann bekommt sie wenigstens am Bildschirm kalte Füße. Deshalb war der norwegische Serien-Klassiker „Lifjord“ für sie ein Muss. Und darum geht’s:

Gespannt wartet die Party auf die Landung des Hubschraubers. Er soll die Vertreter einer chinesischen Firma in das norwegische Nest Lifjord bringen, wo eine von der Insolvenz bedrohte Firma auf neue Investoren hofft. Der Bürgermeister und die Geschäftsführerin Eva lächeln den Besuchern entgegen. Doch als sie den letzten aus der Maschine steigenden Ankömmling erkennt, gefriert ihr Blick: Es ist Aksel, der Mann, den sie für den Mörder ihrer Tochter hält. Er war nach der Tat vor 20 Jahren freigesprochen worden, hatte seine Heimat verlassen, sich in Asien eine Karriere aufgebaut und kehrt nun als Investor zurück. Das ist die Konstellation der norwegischen Serie „Lifjord – Der Freispruch“.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Lacrimosa-Action: „Gangs Of London”

Von Onkel Rosebud

Zuweilen etwas unappetitliche Gewalt im Stream macht meiner Freundin nichts aus, auch wenn sie mit Mozart unterlegt ist, zu mindestens solange es nicht das Konzert in A-Dur KV 622 für Klarinette und Orchester ist. Aber die Serie „Gangs Of London“ war ihr dann doch zu heftig, um zwei Folgen nacheinander vor dem Einschlafen zu sehen. Denn sie ist ein garstigster Meilenstein der Brutalität, eine Schlachtemetz-Orgie, ein grimmiger Folterkeller an Unterhaltung, aber brillant inszeniert, mit ausgesprochen ausgefeilten Kampf-Choreographien. Die Handlung ist eigentlich nicht wichtig. Ein Gangster-Epos wie 4Blockx, nur dreimal potenziert, und Spielort ist London, das neue Gotham. Viel geredet wird eh nicht. Dafür gibt es eine weltrekordverdächtige Anzahl an WtF-Momenten.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Toleranz ist ein Muskel, den man trainieren muss.

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag den Schauspieler Florian Lukas. In der Serie „Die Wespe“ spielt er eine Frohnatur, den gefallenen Dart-Profi, Kleinganoven und Schnurrbartträger Eddie Frotzke, einen Typ, der sich auf keinen Fall mit dem Mittelmaß begnügen will und mit einer ordentlichen Portion verzweifelter Großmäuligkeit ausgerüstet ist, wie schon als Figur Ricco in „Absolute Giganten“. Aus dem Film von 1998 ist ein Zitat überliefert, welches mir tief aus dem Herzen spricht und wie folgt aus meiner Erinnerung abgerufen werden kann: „An der Stelle, wo es am allerschönsten ist, müsste die Platte springen, und Du hörst immer nur diesen einen Moment.“ Meine Freundin würde diese perfekte Vorlage, Szenen aus dem Leben aufleben zu lassen, wo die Platte hätte springen müssen, nutzen, um Yo La Tengo mit dem Song „Autumn Sweater“ als perfekten Hochzeitseinlaufsong zu nominieren.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Devil’s Hour – Schlaflos in der Teufelsstunde

Von Onkel Rosebud

Wenn es um Schlaf geht, dann ist meine Freundin wirklich zu beneiden. Sie kann immer und überall büseln, wie man in Österreich sagen würde. So lang, bis die Augen nicht von allein wieder zu gehen. Ich wiederum kenne das Gegenteil: nachts aufwachen und nicht wieder einschlafen können. Deshalb kann ich die Protagonistin der Serie „The Devil’s Hour“, Lucy Chambers (Jessica Raine), auch gut verstehen. Sie erwacht jeden Morgen zur gleichen Zeit, zur „Teufelsstunde” zwischen 3 und 4 Uhr. Und zwar genau um 3:33 Uhr, jeden, aber auch wirklich jeden Morgen. Die junge Mutter wird von Albträumen geplagt. Verstörende Bilder, deren Bedeutung sie zunächst nicht erkennt, verfolgen sie im Schlaf. Tagsüber schlägt Lucy sich als Sozialarbeiterin mit problematischen Familien herum, kümmert sich um schwierige Fälle, bei denen es um Missbrauch, Vernachlässigung und Drogendelikte geht. Gleichzeitig betreut sie liebevoll ihren achtjährigen Sohn Isaac (Benjamin Chivers), mit dem etwas nicht stimmt. Der schüchterne Junge zeigt keine Emotionen, er weint nicht, lacht nicht, kann keinen Schmerz empfinden. PsychiaterInnen können ihm nicht helfen.

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