Clockwork Orange + Special Guests – Live in der Kuba-Halle Wolfenbüttel am 5. Juli 2025

Von Matthias Bosenick (06.07.2025)

Ein Live-Comeback nach 38 Jahren, das dürfte an Rekorden kratzen: 1987 gaben die Wave-Rocker Clockwork Orange aus irgendwo zwischen Gifhorn-Leiferde und der ganzen Welt ihr letztes Konzert, seit etwas über drei Jahren arbeiten sie an der Neubelebung – und nun war es so weit, endlich. Und was für eine furiose Rückkehr! Sofort wähnte man sich wieder in den Achtzigern, gleichzeitig weder im überkommenen Gestern noch unter Epigonen – die fünf spielten schließlich die Musik, die sie damals schon spielten, indes um Jahrzehnte gereift. Wann auf Schallplatte?

Weiterlesen

The Hu live im Wolters Applausgarten – Sonntag, 15. Juni 2025 (Vorband: Eihwar)

Von Guido Dörheide (16.06.2025)

Ich war immer skeptisch, was die Hu anbetrifft, konnte ich mich doch noch gut an den Hype um eine mongolische Rock- bzw. Metalband vor einiger Zeit erinnern und auch, wie ich damals dachte, „Vertraue nie dem Hype“, und so immer einen Bogen darum gemacht habe, mir „The Gereg“ (2020) einmal anzuhören.

Weiterlesen

Melancholie bis zur existentiellen Erschöpfung: The Hard Quartet live im Beatpol, Dresden, 15. Juni 2025

Von Onkel Rosebud (15.06.2025)

Sonntagabend in Dresden. Der bisher heißeste Tag des Jahres (32°C) geht mit einem reinigenden Gewitter dem Ende zu. Heerscharen von Touristen schauen auf die Carolabrücke, wie sie langsam zu Staub zerfällt. Die Stadt macht sich bereit für Freiluftgedöns und Erregung öffentlicher Langeweile bei den Filmnächten am Elbufer. Dieses Jahr haben sich die Veranstalter gedacht, Ski Aggu, Nina Chuba, Johannes Oerding, Provinz, Die Vier Komischen Fünf aus Stuttgart und Sido wären als Pentobarbital-Substitut für die Masse eine gute Idee. Deshalb freut es meine Konzertgruppe und mich umso mehr, dass der altgediente Indie-Schuppen mit dem Siegel für Geschmackssicherheit namens Beatpol, formerly known as Starclub, nach der Corona-Zeit wieder mit einem Programm in alter Stärke aufwartet. Dieser reine Konzertklub ist eine Instanz dieser Stadt, hat seit Anfang der Neunziger für uns quasi das Wohnzimmer verlängert und diverse Sternstunden der Daseinsbewältigung inklusive Melancholie bis zur existentiellen Erschöpfung bereitgehalten, wie zum Beispiel den Auftritt von NoMeansNo anno 2016.Wowee Zowee, war der schön.

Weiterlesen

Der Weg einer Freiheit + The Devil’s Trade – Live im Jugendhaus Ost, Wolfsburg, am 26. April 2025

Von Matthias Bosenick (27.04.2025)

„Grüß Gott.“ Wenn man zu einem Black-Metal-Konzert mit diesen dunkel gegrollten Worten begrüßt wird und das auch noch von jemandem, der sich The Devil’s Trade nennt, ist die halbe Messe schon mal gesungen. Kann aber auch daran liegen, dass der ansonsten nicht Deutsch sprechende Ungar einfach eine Menge Zeit mit Würzburgern verbringt, denn er eröffnet für Der Weg einer Freiheit, die auf der Abschlussrunde ihrer finalen Tour zum Album „Noktvrn“ einmal mehr im Wolfsburger Jugendhaus Ost gastieren. Mit ihrer gewürfelten Mischung aus Double-Bass-Geballer und Ambient belegen sie, dass Black Metal durchaus glücklich machen kann. Und das ausverkaufte Ost ist glücklich.

Weiterlesen

Wall-of-Sound in der Urnenhalle: Echo Collective – Live im silent green Kulturquartier, Berlin, 22. Januar 2025

Von Onkel Rosebud (23.01.2025)

Das wäre alles nicht passiert, wenn mein Berliner Konzertkumpel nicht eine Freundin aus Brüssel hätte. Clémence (Name von der der Redaktion geändert) versorgt uns regelmäßig mit Klangprodukten, deren Hersteller es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Thema Ruhe musikalisch einzufangen und auf die wir ohne sie nie gekommen wären. So bestand meine Motivation, mich mitten in der Woche abends in die Bundeshauptstadt zu begeben (und wieder zurück), aus Margaret Hermant. Sie ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus – genau – Brüssel. Letztes Jahr habe ich einige Stücke, wo sie mitgespielt hat, auf dem Sampler „Wind Layers“ (7K! Records) gehört und fand das interessant. Sie kommt aus dem Umfeld von Sylvain Chauveau aus – na klar – Brüssel, der bisher unter anderem durch ein kammermusikalisches Tributalbum zu Depeche Mode aufgefallen ist. Margaret Hermants Hauptband heißt Echo Collective.

Weiterlesen

The Twang – Western Wonderland – Live am 14.12.2024, Brunsviga, Braunschweig

Von Guido Dörheide (15.12.2024)

Bereits zum 26. Mal laden The Twang heuer zu ihrer Country- und Western-Weihnachtsveranstaltung ein und wie zu erwarten müssen Hank Twang (voc), Marshall Twang (git), Randy Twang (b), Rusty Twang (dr), Beano Van Twang (git), „Der namenlose Karsten Twang“ (an der Pedal Steel und der Trompete – aber eigentlich ist Karsten doch ein Name, oder, Carsten?) und der Reverend (git, voc) nicht lange bitten – das Event ist bereits seit Oktober ausverkauft. Dank meines Kollegen Micha (ihn ihm sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt) komme ich noch wenige Tage vor dem Ereignis (Occurrence, gell, Micha?) in den Genuss, zwei der längst nicht mehr zu kriegenden Karten zu erstehen: Dem Kollegen, nennen wir ihn der Einfachheit Micha, und seiner Liebsten kam was dazwischen, meine Liebste musste arbeiten, und so übernehmen Freund&Kollege Carsten und ich die beiden Karten, und was soll ich sagen? Wir amisüren uns prächtig.

Weiterlesen

Für immer Feuilleton-Punk: Die Goldenen Zitronen – Live im Conne Island, Leipzig, 07. Dezember 2024

Von Onkel Rosebud (08.12.2024)

Aus männlicher Sicht hat sich für mich die Wiedervereinigung schon wegen drei Personen gelohnt: Neben Matthias Bosenick und Guido Dörheide halten seit Jahren Max Goldt, Blixa Bargeld und Schorsch Kamerun die Stellung in meinen Top 5 der BRD-Schicksale, die ich auch gerngehabt hätte, wäre ich nicht auf der anderen Seite der Mauer geboren. Demzufolge habe ich den drei bekannteren Herren schon sehr oft auf Vorträgen, Lesungen und Konzerten beigewohnt. Insbesondere bei letzterem kann ich mich noch gut an die Weser-Label-Partys Anfang der Neunziger erinnern, wo seine Band von Rocko Schamoni wie folgt angekündigt wurde: „Und nun Schorsch Kamerun, das Arschloch von von den Goldenen Zitronen.“ Selbstredend war es für mich ein innerer Reichsparteitag, an der Veranstaltung „Vierzsch Jahre Goldies – Zauberhafte Ballnacht mit den Goldenen Zitronen und ihren Genoss:innen“ teilzunehmen – zumal auch noch im Conne Island in L.E., dem Epizentrum alternativer Popkultur im Osten der Republik.

Weiterlesen

Intim und global – Sofi Tukker – Live in der Uber Eats Music Hall, Berlin, 24. November 2024

Von Onkel Rosebud

Totensonntag. Was man da eben so macht. Meine Freundin und ich sind in die Bundeshauptstadt gefahren, um das Duo aus New York City live on stage zu erleben. Wir hatten uns das schon mal Jahre vorher vorgenommen. Corona – da war doch was – machte uns einen Strich durch die Rechnung.

Sofi Tukker sind Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern und ihnen eilt der Ruf voraus, mit einer Mischung aus House, Weltmusik und ansteckender Energie eine bodenlose Tanzparty in eine Art von kollektiver Wesenserweiterung umwandeln zu können.

Weiterlesen

Grass Harp – Live im Planetarium Wolfsburg am 16. November 2024

Von Matthias Bosenick (17.11.2024)

Da geht man mehr als 30 Jahre lang auf Konzerte und bekommt im Jahre 2024 etwas geboten, das weltweit sicherlich an einmalig grenzt: Inmitten des Planetariums geben die lokalen Spacerocker Grass Harp ihr erstes Konzert in Wolfsburg seit sieben Jahren, präsentieren ihre neue Fünf-Song-EP „Motodrome“ und lassen sich spektakulär von Projektionen in der Kuppel begleiten. Der vermutlich lediglich imaginierte Duft von frisch gerauchtem Gras hängt in der Kuppel, das Publikum hängt in den gemütlichen Liegesitzen und die Seele hängt im All herum. Einziger Wermutstropfen: Anders, als es das Weltraumthema suggeriert, ist das Konzert nicht unendlich.

Weiterlesen

The Notwist – Live im WestAnd in Braunschweig am 11. Oktober 2024

Von Matthias Bosenick (13.10.2024)

Mein alter Biolehrer hat jetzt auch eine Band, der Herr Acher. Der singt da, aber das kann man oft kaum hören, und er spielt Gitarre, aber nicht so richtig gut, der haut da immer so mehr drauf rum, und dann drückt er auf Synthies irgendwelche Tasten oder macht an einem Plattenspieler herum, und die anderen sechs machen wohl eigentlich die Musik, auch so mit Synthies, und Harmonica, Tuba, mehr Gitarren und so Zeug, die steigern sich da so in ihre Mucke rein, das soll wohl so elektronische Rockmusik sein, und dann wird es plötzlich Techno und Reggae und Free Jazz und Madchester-Rave und Hardcore und Dub, meine Güte, und erst zum Schluss so ein bisschen mehr so Rockpop. In mündlich hat er mir mal 12 Punkte gegeben, der Herr Acher, für ein Referat, fand ich gut. Ach ja, The Notwist heißt seine Band, und mit der war er im WestAnd in Braunschweig. Und machte den Saal glücklich.

Weiterlesen