Im Rhythmus bleiben“ – Front 242 und Nitzer Ebb Live in der Columbiahalle Berlin, 7. Januar 2023

Von Onkel Rosebud (08.01.20223)

Front 242 haben an einem gewissen Zeitpunkt sprichwörtlich mein Leben gerettet. Das ist schon über 35 Jahre her und die Geschichte dazu soll nicht Bestandteil dieses Konzertberichtes sein. Sie ist aber definitiv der Grund, warum sich an diesem trüben 7. Januar mit Einbruch der Dunkelheit eine kleine, aber feine Reisegruppe, bestehend aus drei Vätern und einem Sohn, in die Bundeshauptstadt aufmacht.

Die Erfinder der EBM, Electronic Body Music, haben sich zu einer „Join The Forces“-Tour angesagt. Der Anfang der 1980er-Jahre entstandene Musikstil, der durch repetitive Sequenzerläufe, tanzbetonte Rhythmen sowie zumeist klare, parolenähnliche Shouts gekennzeichnet ist, gilt als zufallsbedingte Verschmelzung britischer Industrial- (Nitzer Ebb) und kontinentaleuropäischer Minimal-Electro-Musik (Front 242) und nahm bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung von unter anderem Techno. Soweit zu meinem halbseidigen Wiki-Wissen. Ob die Welt ohne Techno vielleicht sogar besser dran gewesen wäre… wer weiß?

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The Twang live auf dem Lammer Open Air – 13. August 2022

Von Guido Dörheide (16.08.2022)

Wieder einmal mehr begann alles ganz harm- und arglos. Die Töchter sind im Urlaub, ich habe nichts verplant, müsste mal wieder Leute sehen und frage deshalb Frank, ob er mal in den nächsten Tagen Bock auf ein Bier hätte. Und er schlägt das Lammer Open Air als Treffpunkt vor. Ich hatte schon überall in der Stadt die „Extrabreit“-Plakate gesehen und dachte, oh Hammer, dachte ich, da spielen solche Hochkaräter schon seit Jahren und ich war noch niemals da. Sowas gehört geändert. Wobei – ich habe zwar gut ein Fünftel meines bisherigen Lebens virtuell an der FernUni in Hagen verbracht, kann aber mit den dortigen Musikschaffenden (Nena, Extrabreit) oft nur wenig anfangen. Dann sah ich, dass The Twang ebenfalls dort auftreten und Lamme war gesetzt. Ich habe dann also am Vortag beim – sehr sympathisch anmutenden und wunderschön eingerichteten – Friseursalon neben dem Festivalgelände zwei Tickets erstanden und bin dann am Samstag mit meinem 9-EUR-Ticket per Bus (von Haustür zu Haustür in weniger als 9 Parsecs – ohne Umsteigen!) gen Lamme gereist. Zivile Getränkepreise, supernette freiwillige Helfer/-innen, gastrologische Versorgung dank Bratwurst-und-Backschinken-Stand aufs Beste gesichert, dazu ein aufgeräumtes, übersichtliches und mit einer wahrhaft professionellen Bühne bestücktes Festivalgelände – möge der Spaß nun beginnen!

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The Mission – Live auf dem M‘era Luna, Hildesheim, am 06.08.2022

Von Guido Dörheide (06.08.2022)

M‘era Luna? Das neben dem WGT in Leipzig größte Wave-Gotik-Treffen, auf dem Hildesheimer Flugplatz? Da ich zu zeitgenössischem Wave/Gothic/etc. sowie zur Neuen Deutschen Härte keinen Zugang finde, dachte ich immer: „M‘era Luna? Hömma bloß auf!“ – „Hömma bloß auf Deinen Freund Daniel, den Gärtner“, sagte mir dann aber in der letzten Woche eine innere Stimme, als dieser mir ans Herz legte, da heuer mal für einen Tag hinzufahren, und sei es nur, um T-Shirts zu kaufen. Las im Internet das Line-up, entdeckte The Mission und Nitzer Ebb im Samstagabendprogramm und sagte begeistert zu. Also beluden wir das kleine rote Auto am Samstagmorgen mit Spezereien vom örtlichen Höker und fuhren durch ein babylonisches Labyrinth an Umleitungen gen HI-Drispenstedt. Dortselbst erleben wir eine perfekt organisierte Parkplatzlandschaft; die hochmotivierten und supernetten Einweiser:innen sorgen dafür, dass Tagesbesucher:innen nicht durch Zweitagesbesucher:innen zugeparkt werden können und jeder in Sekundenschnelle einen adäquaten Stellplatz für sein Vehikel findet. Der Zugang zum Gelände gelingt ebenfalls schnell und reibungslos, daher geht es hier nun los mit dem ersten Kapitel meiner Berichterstattung vom Mission-Konzert in Hildesheim (unter Auslassung der Bands, die ich nicht gesehen habe):

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Fly Cat Fly – Live in Harrys Bierhaus, Braunschweig, am 30. Juli 2022

Von Matthias Bosenick (31.07.2022)

Ein Abend voller Liebelingslieder, auch solcher, die man vorher noch gar nicht kennen konnte. Mit Schlagzeug aus der Konserve, diversen Saiteninstrumenten und Megaphon kredenzt das Duo Fly Cat Fly in Harrys Bierhaus eine Sorte Indierock, die viel breiter aufgestellt ist als nur durch das, was man sich unter dem Wort vorstellen mag. Epische Ausmaße nehmen die Songs an, transportieren Dunkelheit und Tanzbarkeit, Leben, Energie, Aufruhr, Widerstand, Resignation und Aufrappeln. Oft zweistimmiger Gesang, viele wavige Gitarrenflächen, sich steigernde Energie und einnehmende Melodien – Bassistin Sina Lempke und Gitarrist Cord Bühring überwältigen ihr Publikum mit eigenständiger, besonderer, großartiger Musik. Um es im Twitter-Deutsch zu fragen: Wann neues Album?

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Iron Maiden live im Frankfurter Waldstadion, 26. Juli 2022 (Support: Airbourne und Powerwolf)

Von Guido Dörheide (27.07.2022)

Irgendwann vor Weihnachten sprach mich Kollege und Freund Christof darauf an, dass Iron Maiden 2022 in Frankfurt am Main auftreten würden und ob wir nicht vielleicht zusammen dahin gehen wollen würden. Christof hat manchmal ziemlich gute Ideen, zum Beispiel dieses Mal, ich sagte voller Begeisterung zu und wenige Tage später lag eine erheblich preisreduzierte Maiden-Karte („mit schönen Grüßen vom Weihnachtsmann“) bei mir auf dem Schreibtisch. Ich habe die Karte seitdem wie meinen Augapfel (Christof ist Hesse – Augapfel, Ebbelwoi, ei gude) gehütet und bereits am Vorabend der Abfahrt nach FFM im kleinen roten Auto deponiert, um ja nicht ohne Ticket vor der Deutsche Bank Arena (formerly known as Waldstadion) zu stehen. Hat sich auch alles ausgegangen – ich stand mehr oder weniger pünktlich (also sagen wir mal pünktlich) samt Ticket und voll geladenem Smartphoneakku auf dem Parkplatz der Luftfahrt-Bundesamt-Außenstelle Frankfurt in Raunheim und los ging es mit der S-Bahn zum Stadion.

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Santiano – Live open air in Goslar vor der Kaiserpfalz, 23. Juni 2022

Von Guido Dörheide (27.06.2022)

Eigentlich sollte Iron Maiden in FFM gegen Ende Juli mein erstes Konzerterlebnis nach dem Lockdown werden. Aber da hatte ich die Rechnung ohne die zauberhafteste aller denkbaren Konzertbegleiterinnen gemacht, die mir am letzten Donnerstag zwei Karten für Santiano am selben Tag vor der Kaiserpfalz zu Goslar unter die Nase hielt und fragte, ob ich da mit ihr hingehen würde. Ich war zugegebenermaßen baff, da maximal unvertraut mit dem Oeuvre von Santiano, aber dass das eine wunderbare Live-Band sein sollte, hatte ich schon mal gehört, und so stammelte ich, dass ich in es ihrer Begleitung natürlich auch über alle Maßen genießen würde, die Bottroper Fußgängerzone mit einer Zahnbürste vom Staube zu befreien und ansonsten für jede neue Erfahrung offen sei. Und mich total auf das Open-Air-Konzert vor der Kaiserpfalz freue.

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Jomi Massage – Live am 9. September im Flindt & Ørsted, Ørstedsparken, Kopenhagen


Von Matthias Bosenick (19.09.2021)

Ein Spätsommernachmittag in einem Kopenhagener Park, gleich bei dem kleinen Café Flindt & Ørsted: Um ihr kommendes Album „Lyst“ und ein vollorchestriertes Konzert am 27. Oktober im Hotel Cecil zu promoten, gibt Jomi Massage, zu anderer Gelegenheit Teil der Indierockband Speaker Bite Me, ein halbstündiges Solokonzert mit E-Gitarre und E-Piano. Legen die Vorabsingles noch die Vermutung nahe, es bei dem Album mit verspieltem Jazz zu tun zu bekommen, verbreitet Jomi live eine minimalistische Intimität. Herrlich chillig. Die Sonne neigt sich dem Horizont, fish are jumping and the cotton is high.

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Die Müller-Verschwörung – Live im Spunk, Braunschweig, am 19. Juni 2021

Von Matthias Bosenick (20.06.2021)

Das erste Livekonzert des Jahres war für Die Müller-Verschwörung auch gleich das längste der – inklusive ihrer ersten Inkarnation als Müller und die Platemeiercombo – inzwischen 19-jährigen Karriere dieses Quartetts. Für das Open-Air-Sitzpublikum im Braunschweiger Spunk reduzierte die Verschwörung die Anzahl ihrer Lieder mit lateinamerikanischen Rhythmen zugunsten „stadiontauglicher“, so die Band, Blues- und überhaupt Rocksongs. Da war das Sitzenmüssen definitiv ein Nachteil! Und das Konzert ein furioser Auftakt für die Post-Dritte-Welle-Konzertsaison.

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Akasha Project – Live im Savoir Vivre, Garten der Musikschule Braunschweig, am 12. August 2020

Von Matthias Bosenick (13.08.2020)

Wenn Laut und Schrill zusammenkommen, wird es paradoxerweise chillig: Barnim Schultze feiert unter seinem Alias Akasha Project die Perseiden, also das größte Sternschnuppenaufkommen des Erdenjahres, mit seiner kosmischen, spacigen Ambientmusik, live von abends um halb zehn bis morgens um zwei. Wie zuletzt üblich bedient er dabei die Kosmische Oktave nach Hans Cousto, was man als Uneingeweihter zwar nicht wahrnimmt, der Künstler im Vortrag jedoch erläutert und in seiner Kunst in Licht und Ton unterbringt. Das Ambiente für seinen Ambient ist perfekt, ein schöneres Konzerterlebnis kann man sich kaum ausmalen, und Wolken, was soll’s, unter den Bäumen kann man eh nicht auf den Himmel gucken, die Augeninnenlider tragen ebenfalls Sterne, alles andere ist schnuppe.

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Shake Up The Monster Vol. 2: UK Subs und Hoax live im Schützenhaus Schweimke, 21. Januar 2020

Von Matthias Bosenick (22.01.2020)

War die Erstausgabe des Festivals „Shake Up The Monster“ vor fünf Jahren in Groß Oesingen noch vom Geist der Nostalgie beseelt, dominierten bei der Fortsetzung eine kraftvolle Gegenwartsverankerung bei den UK Subs und ein in die Zukunft gerichteter Blick bei den Gastgebern Hoax. Geblieben sind die Klassentreffenatmosphäre, ein hochgradiger Partyspaß bei fantastischer, vom Punk ausgehender Musik sowie die Ungläubigkeit über die Tatsache, dass 500 Leute mitten in der Woche den Weg in die Provinz fanden – ins Schützenhaus in Schweimke, Gemeinde Obernholz, Samtgemeinde Hankensbüttel, Landkreis Gifhorn, südliche Lüneburger Heide, zwischen Wierstorf und Bottendorf, knapp dort, wo sich das Meer von der Erdkante ins All stürzt.

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