Shake Up The Monsters!: Seducer, Hoax, TV Smith & UK Subs – Live im Gasthaus Zur Linde, Groß Oesingen, am 17. Februar 2015

Von Matthias Bosenick (18.02.2015)

Dieser Artikel ist auch erschienen auf Kult-Tour Braunschweig.

Heldentreffen in der Heide: Die Lokalhelden Hoax laden unter dem Motto „Shake Up The Monsters!“ die anderen Lokalhelden Seducer sowie die internationalen Punkhelden UK Subs und TV Smith ein. Kein Hoax: Wir sprechen von Groß Oesingen, einem Bauerndorf in der südlichen Lüneburger Heide, und mit dem Gasthaus Zur Linde von einem Veranstaltungsort, der ansonsten 70. Geburtstagen und Vereinsjahreshauptversammlungen als Kulisse dient. Wir sprechen außerdem von einem Dienstagabend und von Punkrock und Heavy Metal. Und wir haben die Hütte voll, mit Altpunks, Altmetalern, Althippies, Altindies sowie diversem Jungvolk, das seine Eltern und Onkels nach zehn Jahren Pause endlich mal selbst auf der Bühne erleben will (Hoax). Zusammen ergeben all diese Leute eine Melange, die in einem mindestens einstündigen Dauerpogo gipfelt. Ein denkwürdiger Abend nicht nur für die Landbevölkerung, sondern auch für die Bands, und zwar gerade deshalb, weil sie vor einer für sie wohl eher unkalkulierbaren Landbevölkerung spielen. Damit hatten sie nicht gerechnet. Wir auch nicht. Punx not dead, und er hat schon lange nicht mehr so lecker gerochen.

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Vi sidder bare her – Live im Bremen Teater, Kopenhagen, am 4. November 2014


Von Matthias Bosenick (06.11.2014)

Jørgen Leth hat getanzt! Nach einem sowieso schon enorm umjubelten ersten von drei ausverkauften Auftritten des Trios Vi sidder bare her im Bremen Teater war das die Krönung für das Publikum. Leth, in Dänemark beliebt für seine poetischen Kommentare der Tour de France und umstritten wegen seiner Berichte über eine Beziehung zu einer Minderjährigen in Haiti, außerdem ein ein gefeierter Regisseur und Dichter, ergänzt auf nunmehr drei Alben die Musik der beiden deutlich jüngeren Musiker Frithjof Toksvig und Mikael Simpson, indem er sie mit seinen altersweisen Betrachtungen anreichert. Das funktionierte live sogar noch besser als auf CD, besonders für jene Zuschauer, die kaum Dänisch verstehen, weil die Interaktion zwischen Bühne und Publikum eine zusätzliche, hilfreiche und mitfühlbare Atmosphäre beisteuerte.

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Swans – Live im Pavillon, Hannover, am 25. Oktober 2014


Von Matthias Bosenick (26.10.2014)

Lärm. Kaum mehr als das. Zweieinhalb Stunden lang. Mehr Lärm als Musik, und in der Musik mehr Rhythmus als Melodie. Eigentlich ist die Musik der Swans sehr simpel: repetetive Strukturen, unterlegt von Geräusch. Und doch hat diese Musik so viel Seele und Ausdruckskraft wie kaum eine andere, besonders im extremen Sektor. Die Menge wogte sich in Trance, die Band spielte sich in Glückseligkeit – zuletzt sah man den Grantler Michael Gira sogar grinsen. Ein einzigartiges Konzertereignis, das eigenwillige Vergnügen sprang auf die Besucher über. Und das bei solcher Musik, die eigentlich über lange Zeit keine ist.

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AAA: Anders als alle – Live-Revue im Kulturzentrum Hallenbad, Wolfsburg, am 17. Oktober 2014

Anders als alle Anders als alle Anders als alle
Anders als alle Anders als alle Anders als alle

Von Matthias Bosenick (19.10.2014)

Darauf haben alle gewartet: Nach Jahren der Stille spielten Halle 54 ein paar Stücke im Kino des Hallenbads, dem früheren Kaschpa. Da ging die Meute ab. Hingebungsvoll und ausgelassen feierten sie die einzige – da muss das Wort erlaubt sein – Kult-Punkband Wolfsburgs. Der Bedarf nach mehr ist da, so viel ist sicher. Doch das Quartett hielt sich reduziert. Denn eigentlich stand etwas ganz anderes im Mittelpunkt: Bassist Chrisz Meier feierte mit Wegbegleitern sein 35-jähriges Bühnendasein. Es war für alle Beteiligten – natürlich – wie ein Klassentreffen. Herrlich.

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Jacques Palminger & 440 Hz Trio feat. Lydia – Live beim Festival Theaterformen, Gartenhaus Haeckel, Braunschweig, am 18. Juni 2014


Von Matthias Bosenick (19.06.2014)

Den subtilen Telefonterroristen ließ Jacques Palminger längst hinter sich. Als Musiker tat er sich hernach zumeist in Sachen Dub hervor, da kam 2012 die Information recht überraschend, dass er mit dem 440 Hz Trio ein Jazz-Album veröffentlichte. Bei dem Werk „Jzz & Lyrk“ bediente er sich auch für seinen Auftritt beim Festival Theaterformen. Eine zufriedenstellende Mischung: Zu dem launigen Mitwippjazz konnte man launig mitwippen, und die Leute, die wegen Palmingers gesprochenen Beiträge in den lauschigen Theaterpark kamen, hatten genügend Gelegenheit, sich vor Lachen zu krümmen. Das war Spaß mit Anspruch.

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Automat – Live beim Festival Theaterformen, Gartenhaus Haeckel, Braunschweig, am 15. Juni 2014

Von Matthias Bosenick (16.06.2014)

Dieser Artikel ist auch auf Stefanie Krauses Blog Kult-Tour Braunschweig veröffentlicht.

Endlich wieder Festival Theaterformen! Zwar sieht sich der Rezensent keine der Theateraufführungen an, freut sich aber über das kostenlose Livemusikbegleitprogramm. Das ist wie jedes Mal von erlesener Qualität, grob im Indie angesiedelt, aber nicht im Hipster-Alternative, sondern von gutem Geschmack, auch wenn man den nicht bis ins Detail teilt. So verpflichteten die Organisatoren dieses Mal unter anderem Automat, das Projekt von Jochen Arbeit, bekannt von Die Haut und Einstürzende Neubauten, Achim Färber, der schon bei Project Pitchfork, Phillip Boas Voodooclub und den Krupps mitmischte, sowie Georg Zeitblom von Sovetskoe Foto. Die drei machen nicht, was man bei der Bandaufzählung erwarten würde: sondern Dub. Die Meute tanzt.

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Nine Inch Nails – Live im Forum, Kopenhagen, am 13. Mai 2014

Von Pernille Sørensen (14.05.2014)

God made the world, but I made the sound

Man hat es schon so oft gemacht. Zu einem Konzert gehen, da stehen. Die Warm-up-Band geht auf die Bühne. Man wartet, bis sie endlich fertig sind, man hofft darauf. So ist es auch heute. Cold Cave sind Warm-up zu NIN. Ich höre die tanzbaren Momente und Riffs. Gute Hook-Lines. Aber da endet es auch.

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Tamikrest – Live im Hallenbad Wolfsburg am 27. März 2014

Von Matthias Bosenick (29.03.2014)

Mory Kanté singt jetzt bei The Velvet Underground mit, und er hat ein paar Freunde mitgebracht. So klingt es zumindest, grob zusammengefasst: Zu acht grooven Tamikrest, bestehend aus Tuaregs vornehmlich aus Mali, im Kulturzentrum Hallenbad. Sie verbreiten allerbeste Laune und laden zum ausgelassenen und selbstvergessenen Tanz ein. Zwar tobt der Saal und explodiert nach jedem Song vor Begeisterung, doch ist das mit dem Tanzen nicht so einfach: Der Saal ist bestuhlt und nur wenige stehen auf und bewegen sich am Rand des früheren Schwimmbeckens. Dennoch, die Resonanz ist bombastisch und die Musik sowieso.

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Der Weg einer Freiheit & The Ocean – Live im Hansa-Kultur-Club, Braunschweig, am 23. Februar 2014


Von Matthias Bosenick (24.02.2014)

Dieser Artikel ist auch erschienen auf Stefanie Krauses Seite Kult-Tour Braunschweig.

Earthship aus Berlin eröffnen für das umwerfende Doppelpack, bestehend aus den Black-Metallern Der Weg einer Freiheit aus Würzburg und den Allesdurcheinandermoshern The Ocean aus Berlin und der Schweiz. Was die drei Bands musikalisch eint: Progressivität, Komplexität, Brutalität. Innerhalb der Metal-Szene liegen sie stilistisch allerdings doch ungewöhnlich weit auseinander. Macht nichts: Die einen blasen das Gehör frei, die anderen verwirren den Nacken mit gebrochenen Rhythmen.

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Yo La Tengo, Live im Lille Vega, København, am 19. November 2013

Von Matthias Bosenick (25.11.2013)

Je mehr man von ihnen hört, desto unfassbarer ist es, dass Yo La Tengo es in den fast 30 Jahren ihres Bestehens nicht in den allgemeinen Avantgarde-Noise-Indierock-Pantheon geschafft haben. Auch live beweisen sie immer wieder, dass es dafür allen Grund gibt: Im stark erhitzten Lille Vega zeigten die drei Musiker die größtmögliche Stil-Bandbreite, zu der sie in der Lage sind, und das auch noch in gut drei Stunden, inklusive Pause. Sie waren sich selbst die besinnliche Vorband und gossen dann den Saal in Schweiß.

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