Hoax und Warteschleife – Live bei der 5. Exil-Revival-Party in der Musikscheune Pollhöfen am 19. November 2016

Von Matthias Bosenick (20.11.2016)

Über Pollhöfen sieht man Sterne, die über Braunschweig seit Jahrhunderten von der urbanen Lichtverschmutzung verschluckt werden. Was man hingegen nicht sieht, ist Bebauung, zumindest in dieser Pollhöfen angegliederten Siedlung namens Kiebitzmoor. Die Scheune eines der drei Höfe dieser Siedlung birgt seit einigen Jahren ein Unterhaltungsetablissement, das sich sehr an der alten Schule alternativer Discotheken in der Lüneburger Heide orientiert. Eine davon hieß Exil und war bis zum feurigen Exitus vor rund 20 Jahren in Bodenteich angesiedelt. Weil die Gäste von damals heute kaum noch geschmacksgerechte Weggehgelegenheiten finden, haben sich allerorts Retro- und Revival-Partys etabliert. Die fünfte fürs allseits geliebte Exil sollten eigentlich die Bollock Brothers beschallen; krankheitsbedingt fand man in Hoax und Warteschleife gleichwertigen Ersatz. So viel Gegenwart liegt im Abfeiern der Vergangenheit: Die Freude an dem Ereignis war zwar vom „Weißt du noch“ durchdrungen, setzte aber einen kräftigen Anker für künftiges Rückerinnern auf genau diesen Moment.

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Der Weg einer Freiheit, Fäulnis, Fit For An Autopsy, Ära Krâ – Live im Jugendhaus Ost in Wolfsburg, 24. Juni 2016

Von Matthias Bosenick / Fotos von Nils Koopmann und Matthias Bosenick (25.06.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Von Würz- nach Wolfsburg: Die schonnichtmehrjunge Neo-Black-Metal-Hoffnung Der Weg einer Freiheit gibt sich ein Stelldichein im sympathischen selbstverwalteten Jugendhaus Ost in Wolfsburg. Als Beifang bekommt man die metalbasierte Stilmixbesonderheit Fäulnis aus Hamburg, die Deathcorer Fit For An Autopsy aus New Jersey und die Postschwarzmetaller Ära Krâ aus Berlin dazu. Ein herrlich breites Spektrum und eine lustige Party nicht nur für langhaarige Schwarzgewandete. Für die inoffizielle Rahmenunterhaltung sorgen Patch-Bingo und eine Werprinzessin.

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Friedrich Liechtenstein Trio – Live beim Festival Theaterformen am Haeckelschen Gartenhaus in Braunschweig, 17. Juni 2016

Von Matthias Bosenick (18.06.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Wenn jemand durch eine Fernsehwerbung zum Star wird, hat er bei mir Schwierigkeiten, dass ich ihn nicht mit Leuten wie Verona Pooht in einen Topf werfe und ignoriere. Wenn derjenige aber in diesem TV-Spot mit einer salbungsvollen Stimme von sich Reden macht, die Musikpostille sein nachgeschobenes Album „Bad Gastein“ lobhudelt und dieser Mensch dann auch noch an einem Freitagabend beim Festival Theaterformen auftritt, so hat er zumindest meine skeptische Aufmerksamkeit. Friedrich Liechtenstein nun nutzt diese und schlägt vom ersten Kontakt an bei mir ein wie eine Bombe: Der Mann ist phänomenal, fast bin ich sogar dazu geneigt, ihn „supergeil“ zu finden, wäre dieses Attribut nicht viel zu offensichtlich. Diesen Edeka-Song indes spart er mit seinem neuen Trio aus. Stattdessen gibt es enorm vielschichtige Ambientgeschichten, Soulchansons und Erwachsenenclubmusiken. Völlig unerwartet und absolut hörenswert. Ich bin hin und weg.

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Stereo Total – Live beim Festival Theaterformen, Haeckelsches Gartenhaus, Braunschweig, am 11. Juni 2016

Von Matthias Bosenick (12.06.2016, editiert am 14.06.2016) / Auch erschienen auf Kult-Tour Der Stadtblog

An diesem Braunschweiger Turbosamstag kommt selbst an nur einer Veranstaltung schon zweierlei Gigantisches zusammen: Das Livemusikprogramm des Festivals Theaterformen findet wie immer am Haeckelschen Gartenhaus statt, das seinerseits dieses Mal Bestandteil des am selben Tag eröffneten vierten Lichtparcours’ ist. So ist der idyllische Platz heute trotz des immensen Konkurrenzprogramms so voll, wie ich ihn beim Festival Theaterformen noch nie erlebt habe. Der Grund ist sicherlich die Band dieses Abends: Stereo Total. Nicht ganz mein Fall, aber hierher lockt mich ohnehin mehr als nur die Musik.

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Melvins – Live im Logo, Hamburg, am 7. Juni 2016

Von Matthias Bosenick (08.06.2016)

Ist das noch Metal? Ach nee, war’s ja nie. Als Trio knüppeln die Melvins das Logo trotzdem in Schweiß und Boden, mit einer Stilvielfalt, wie sie andere im Leben nicht mal zu Gehör bekommen. Sludge und Punk und vieles dazwischen. Kein Wunder, dass es irgendwann selbst im tosendsten Moshpit nach Kiffe riecht: geht beides. Eines nur lässt den Zuschauer etwas unberührt: Es kommt kein Kontakt zwischen Band und Publikum zustande, das Konzert endet kommentarlos nach CD-tauglichen 80 Minuten. Trotzdem: geil gewesen.

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B4-Festival im Gasthaus Zur Linde, Groß Oesingen, am 9. April 2016

Von Matthias Bosenick (10.04.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Eine Pogo-Party für die ganze Familie: das ist das B4-Festival, ausgerichtet von Hoax und dem Seitenarm Ramones Experience Tribute Band. Beide Gruppen spielen selbst und haben noch sage und schreibe vier Gastcombos dabei. Der Musikmix ist beachtlich: Punkrock, melodischer Oldschool-Thrash-Metal, Pop- und Rock-Cover-Truppen sowie Tanzparty mit Liveschlagzeug. Eine Mischung, bei der wortwörtlich jeder auf seine Kosten kommt, die allerdings definitiv nicht allen gefällt – dafür ist sie viel zu, nun: mutig. Das Wichtigste ist aber, dass der Bereich vor der Bühne permanent in Bewegung ist und dass sich die Gäste wie bei einem Klassentreffen über alte Zeiten unterhalten. Das geht immer gut, wenn Hoax einladen, und zwar beides, und das bis in den frühen Morgen. Geile Party wieder, auch ohne namhaftes Zugpferd dieses Mal.

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Shred Kelly und Mandolinenterror – Live im Nexus, Braunschweig, am 25. Februar 2016

Von Matthias Bosenick (26.02.2016) und Stefanie Krause (27.02.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour | Der Stadtblog

Wenn Lebensfreude jemals einen neuen Soundtrack brauchen sollte, dann bitte den der kanadischen Band Shred Kelly, wie sie ihn im Nexus darbot. Was das Quintett auf dem Album „Sing To The Night“ zumindest ankündigte, setzte es auf der Bühne mehr als nur überzeugend um: Die allerbeste Laune übertrug sich auf alle, die 100 Gäste ebenso wie das Helferteam. Da war der Geburtstag des Gitarristen nur ein feiernswürdiger Randaspekt, aber sicherlich nicht die Haupterklärung für diese stark infektiöse Ausgelassenheit. Der Funken sprang ordentlich über. Sogar auf den skeptischen Rezensenten.

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Rudi Rauschgifts Retro-Aktive Show 2: Stonehead & Lone Ol‘ Warrior live im Tegtmeyer, Braunschweig, am 20. Februar 2016

Von Matthias Bosenick (21.02.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour | Der Stadtblog

Weil es zu wenig Stoner Rock live in Braunschweig gibt, rief DJ Rudi Rauschgift kurzerhand seine „Retro-Aktive Show“-Reihe ins Leben. Zur zweiten Ausgabe ließ er die Bands Stonehead aus Dresden und Lone Ol‘ Warrior aus Berlin den Sound der Wüste in den großartigen Partykeller des veganen Restaurants Tegtmeyer mäandern. Dort wurde es auch bald so heiß wie in der Wüste, als die Leute zu den schweren Riffs abhotteten. Später legte Nils Krawolitzki, wie Rudi wirklich heißt, seine persönliche Mixtur tanzbarer Partyhits auf. Die „Retro-Aktive Show“ ist zurzeit vermutlich die einzige Veranstaltung in Braunschweig, bei der allein schon die Musik süßlich-lecker riecht.

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Classic Punk Party im Nexus: 20 Years Of Hate und Ramones Experience Tribute Band live am 30. Januar 2016

Von Matthias Bosenick (31.01.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour – Der Stadtblog

Was macht man, wenn eine Ramones-Tribute-Band nach Auftrittsmöglichkeiten in Braunschweig fragt? Man bittet eine zweite Punk-Cover-Band dazu und feiert mit rund 120 Gästen eine „Classic Punk Party“. So gaben sich 20 Years Of Hate aus Göttingen und die Ramones Experience Tribute Band aus dem sagenumwobenen Groß Oesingen im Braunschweiger Nexus die Klinke in die Hand. Die After-Show-Party stiegt zwar bei nicht mehr ganz so vollem Haus, aber dafür bis um 4 Uhr. Ein Fest für alle Altersstufen, sehr zur Freude aller Beteiligten.

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Goodiepal – Live im Jazzhouse in Kopenhagen am 16. Dezember 2015

Von Matthias Bosenick (22.12.2015)

Unklar ist: Bedient Goodiepal mit seiner „Virtuosen Computer-Lounge“ die Intellektuellen oder führt er sie vor? Spätestens, wenn er das Publikum dazu bringt, mit über die Ohrmuscheln gestülpten Gläsern einem infernalischen White Noise zu lauschen, möchte man an letzteres glauben. Zum anscheinend dritten Mal in Folge gastierte der umstrittene 41-jährige Künstler zum Jahresende im Kopenhagener Jazzhouse. Ohne Erläuterer unter den Gästen fiele es dem Nichtdänischsprechenden schwer, den Überbau des Abends zu erahnen, sowie in der Folge, in diesem Konzert durchgehend überhaupt Musik auszumachen. Das Wichtigste ist indes, dass man dem Querkopf einmal die Hand schüttelte und sich somit seiner Existenz gewiss sein kann.

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