Ben Aaronovitch – Geister auf der Metropolitan Line – DTV 2018

Von Matthias Bosenick (08.06.2018)

Es wird unübersichtlich im Kosmos des zaubernden Polizisten Peter Grant, und das nicht nur inhaltlich: „Geister auf der Metropolitan Line“ (Original: „The Furthest Station“) ist nicht der siebte Band der schwarzhumorigen Urban-Fantasy-Krimi-Reihe „Die Flüsse von London“, sondern die erste von offenbar vier angekündigten Novellen abseits des Hauptstrangs. Verglichen mit den Bänden 4 und 6 zeigt sich, dass Verknappung dem Autoren guttut: Aaronovitch kommt schneller zur Sache und schweift nicht so langweilend ab. Ein leckerer Snack, der dafür allerdings viel zu teuer ist.

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#500: Hardy Crueger – Okergeschichten II – Hardy Crueger 2018

Von Matthias Bosenick (17.05.2018) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Der Krimi, die totgerittene Literaturgattung, möchte man meinen, angesichts des Bluttsunamis, der seit einigen Jahren ungebremst über die Leserschaft hereinbricht. Selbst die Variante der Krimis mit Lokalkolorit scheint ausgespült zu sein. Und doch, wie beim ebenso toten Rock’n’Roll liegt’s immer an dem, der die Welle surft, wie der Ritt gelingt, und der Braunschweiger Hardy Crueger weiß selbst bekannteste Surf-Tricks mit einer eigenen fesselnden Suspense-Note darzubieten. Und natürlich kriegt er den Leser vor Ort zusätzlich mit lokalem Bezug und dem „Da war ich auch schon mal“-Auskennertum.

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Martina Bartling – Lokalrunde – Verlag Andreas Reiffer 2018

Von Matthias Bosenick (14.05.2018)

Eine schöne Idee: Als Journalistin den von diversen fortbewegungsbegeisterten Organisationen erkorenen „Kleine-Dörfer-Weg“ rund um die Kernstadt Braunschweig abwandern und einen Mix aus Reiseführer und Erlebnisbericht verfassen. Vor zwei Jahren brachte Martina Bartling die 128 Kilometer und 31 Dörfer hinter sich, heute liegt das Buch vor – mit diversen historischen Anekdoten, Ausflugstipps und Eindrücken. Und ganz vielen Lücken, die sie leider mit persönlichen Nichtigkeiten füllt, anstatt etwas mehr Rechercheaufwand zu betreiben.

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Lukas Adolphi (Hg.) – Die cops ham mein handy – Lukas Adolphi 2017

Von Matthias Bosenick (02.02.2018)

Nur höchst selten bekommt ein Bestohlener jemals sein Eigentum zurück. Der Leipziger Designer Lukas Adolphi hatte das Glück, sein geklautes Mobiltelefon nach einiger Zeit von der Polizei wieder ausgehändigt zu bekommen. Inklusive eines zweiwöchigen SMS-Verlaufs des Diebes, und den veröffentlicht Adolphi nun sieben Jahre später als Büchlein. Der naturgemäß lückenhafte Gesprächsverlauf eines Schülers mit Freunden und Freundinnen gibt einen Einblick in eine befremdliche Lebensmoral, der man nicht ausgeliefert sein möchte: Die Shakespearschen Verstrickungen lesen sich zwar unterhaltsam, aber die unreflektierte Lebensweise macht Angst. „Die cops ham mein handy“ ist eine Sozialstudie, von der man hofft, dass sie ein Fake ist.

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Renatus Töpke & Patrick Schmitz – Wer malen will, muss voll aufdrehen – Verlag Andreas Reiffer 2017

Von Matthias Bosenick (28.10.2017) | Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Teil drei der sehr speziellen Malbuchreihe: Schallplattencover aus Heavy Metal, Rock und sonstigen gitarrenbetonten Musikgenres um ihre Farben beraubt als schwarzweißlinierte Grundlage fürs eigene Kolorieren. Das Konzept trägt immer noch: Hier sind gemeinsames Gestalten zwischen Eltern und Nachwuchs ebenso möglich wie das Erweitern des musikalischen Horizonts, da kaum jeder sämtliche ausgewählten Alben kennen dürfte. Größter Coup ist wohl, dass das Debüt „Tale Of Goblins‘ Breed“ von Salem‘s Law enthalten ist, der Band mit dem Braunschweiger Schriftsteller Frank Schäfer.

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Roberta Bergmann – Braunschweig: Das Aus- und Weitermalbuch – Verlag Andreas Reiffer 2017

Von Matthias Bosenick (14.09.2017) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Zwei erste Gedanken: Schon wieder ein Malbuch? Und: ausgerechnet über Braunschweig? Malbücher sind seit Jahren ein Trend und das Stadtmarketing ist wohl Wunschleser, denkt man – vor dem Blättern. Danach ist alles anders: Ein „Aus- und Weitermalbuch“ konzipierte Tatendrang-Designerin Roberta Bergmann, sie ließ inmitten der noch farblosen Attraktionen Leerstellen, die der Nutzer selbst zu füllen hat. Der Stadt ringt sie und dem Nutzer verlangt sie damit neue Perspektiven ab. Das macht das Heftlein für mehr als Kinder und entfernt lebende Verwandte attraktiv. Und lustig.

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Alessandro Baricco – Mr. Gwyn – Atlantik 2017

Von Matthias Bosenick (15.05.2017)

Mit sechs Jahren Verspätung ist der trotzdem noch jüngste Roman (eigentlich sind es sogar zwei Bücher in einem) von Alessandro Baricco endlich auch auf Deutsch erhältlich. „Mr. Gwyn“ ist nichts für Happy-End-Fetischisten, die Geschichte zerrinnt einem wohlig zwischen den Fingern. Das kennt man so ähnlich von Paul Auster, und wer mit dessen Erzählweise zurechtkommt, hat zu „Mr. Gwyn“ leichteren Zugang. Baricco lässt seine Figuren dieses Mal in London agieren, in einer vertrauten Gesellschaft, doch garniert er die Begebenheiten mit einer sprachlich entzückenden poetischen Philosophie. Es ist ein Fest, dieses Buch zu lesen.

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Renatus Töpke & Patrick Schmitz – Wer malen will, muss rocken können! – Verlag Andreas Reiffer 2017

Von Matthias Bosenick (20.03.2017)

Was macht man, wenn eine frische Idee erfolgreich ist? Genau, eine Fortsetzung. „Wer malen will, muss rocken können!“ ist Teil Zwei von „Wer malen will, muss Metal sein“, dem Malbuch mit Schallplattencovern aus dem Fundus der Stromgitarrenmusik als Vorlagen. Das Konzept ist geblieben, lediglich den Grafiker tauschte Ideengeber Renatus Töpke aus: Statt Martin Hoffmann übernimmt jetzt Verlagsfreund Patrick Schmitz das Design. Das Ergebnis ist ein Eskapistenhobby, abgewandelt für den Rockfan, der nicht zwingend Nachwuchs haben muss, um an dem Heftlein Gefallen zu finden.

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Marc Domin – Schwarzer Hafen & Outtakes – R. Volksfeind Produktionen/epubli 2016

Von Matthias Bosenick (20.02.2017)

Der größte Provokateur Wolfsburgs und angrenzender Landkreise versucht sich am Thriller, und das auch noch mit respektablem Ergebnis: Schach ist das Grundthema, sowohl inhaltlich als auch formal. Und das soll ihm mal einer nachmachen. Die Form ist gewagt, die Sprache nicht minder. Als Bonus gibt es ein Büchlein mit „Outtakes“, also Geschichten von Bekannten Domins, die noch nie etwas veröffentlicht haben und denen er eine Plattform für ihre Gehversuche bietet. Ebenbürtig und interessant.

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Sibylle Schreiber – Ich wollte immer mal einen Liebesbrief schreiben… – Formidabel-Verlag 2016

Von Matthias Bosenick (28.01.2017)

Jetzt also doch noch: Das zweite Buch von Sibylle Schreiber, in dem sie wieder schwarze Kurzgeschichten sammelt. Man braucht einiges an Hartgesottenheit, um jeweils gegen Ende der Geschichten nicht durchzudrehen: Die meisten Texte beginnen nämlich in einem vertrauten Setting, kippen dann aber kurz vor Schluss in etwas teilweise Abscheuliches. Diese Abscheulichkeiten offenbaren dabei weniger die schwarze Seele der Autorin, sondern vielmehr die Abgründe der Gesellschaft, die Schreiber beschreibt. Sprachlich und inhaltlich wiegt Schreiber den Leser in Sicherheit und schlägt dann erbarmungslos in die Magengrube. Hier fließt – wie auf dem Cover – Blut aus dem Liebesbrief.

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