The Punchliner 9 – Axel Klingenberg, Andreas Reiffer (Hg) – Verlag Andreas Reiffer 2012

Von Matthias Bosenick (26.10.2012)

Das neunte „Jahrbuch der Slam Poetry- und Lesebühnenszene“ ist erstaunlich, weil: erstaunlich brav, erstaunlich gewöhnlich. Vielleicht liegt es ja eben an der Gewöhnung des Lesers, vielleicht ist bei manchen Autoren einfach nur die Luft raus, aber die Beiträge überraschen leider nicht alle so recht. Es fehlt die letzte Konsequenz, der Mut zum Biss, der abseitige Dreh. Das ist sehr bedauerlich. Das Vergnügen an diesem Kompendium resultiert indes aus dem Wissen: Live knallt’s, da kommt’s gut, da macht’s Laune.

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Axel Klingenberg, Wenke Lange, Ole Schulz-Weber (Hg.) – Bohlweg-Zeiten: Die 80er in Braunschweig – Verlag Andreas Reiffer 2012

Von Matthias Bosenick (04.10.2012)

Ein Riesenspaß: Weil Ole Schulz-Weber einen Stapel alter Fotos aus seiner Braunschweiger Subkultur-Jugendzeit auf dem Dachboden fand, einscannte und auf Facebook teilte, schlossen sich unerwarteterweise Dutzende weiterer Indie-Nostalgiker an und kramten in ihren Archiven und bisweilen vernebelten Gehirnen nach Devotionalien der 80er, wie sie nicht in jedem Geschichtsbuch stehen oder Revivalshow zu sehen sind. Andreas Reiffer nun lässt die Herausgeber neue Geschichten und viele der Fotos in diesem Buch bündeln. Für die Dabeigewesenen ist dieses Alternativ-Manifest wie ein altes Poesiealbum, für die Zuspätgeborenen oder -dazugezogenen ein famoses Nachschlagewerk. Zwei Begriffe fallen in den zuallermeist vortrefflichen Texten ganz besonders häufig: La Pétite Mort (Name einer Band, von der bis vor kurzem niemand mehr sprach) und FBZ (Name des Veranstaltungsortes, den die Stadt 2002 schloss und nach dessen Neu- oder Wiedereröffnung die Rufe immer lauter werden).

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Gerald Fricke – Dienstanweisung Internet; Frank Bröker – Eishockey; Frank Schäfer – Being Jimi Hendrix – Verlag Andreas Reiffer 2012

Von Matthias Bosenick (26.08.2012)

Gleich drei neue Bände der „Edition Wissenswertes“ veröffentlicht Andreas Reiffer in seinem Verlag: „Dienstanweisung Internet – So funktionieren Aktenordner, Telefon, Facebook & Co.“ von Gerald Fricke, „Eishockey – Das Spiel, seine Regeln und ein Schuss übertriebene Härte“ von Frank Bröker und „Being Jimi Hendrix – Ein Essay“ von Frank Schäfer. Gemein indes haben sie lediglich das von Patrick Schmitz gestaltete Titelbild – darüber hinaus könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Fricke entblößt vermeintliche soziale Netzwerke in lockeren Lexikoneinträgen, Bröker erklärt detailgetreu die Sportart mit allem, was dazugehört, und Schäfer erzählt die kurze Lebensgeschichte des Gitarrensounderneuerers aus Seattle mit hilfreichen Blicken abseits des Sujets.

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Marc Fischer – Die Sache mit dem Ich – KiWi 2012

Von Matthias Bosenick (11.07.2012)

Die Sache mit dem Journalismus. Wie groß die Spannweite in Sachen Stil, Sprachqualität, Basiswissen und dergleichen mehr sein kann, zeigt der Blick auf Medien wie Bild, Du, Zillo, Mare oder ein beliebiges Stadtmagazin. In den vergangenen zwanzig, dreißig Jahren hat sich da eine Menge verändert: Journalist kann jetzt – wie Musiker – jeder werden, gedruckt wird, was der Willfähige liefert, und gleichzeitig öffnete sich der Hochjournalismus für Mischformen. Marc Fischer bediente diese Mischform, wenn er sie nicht sogar im deutschen Sprachraum erzeugte. Vor seinem Freitod stellte der Weltenbummler eine Sammlung ausgewählter Reportagen zusammen, die jetzt als „Die Sache mit dem Ich“ erscheint.

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Marc Domin – Viertel nach Untergang oder Wie ich den Maya-Kalender fälschte – Edition PaperOne 2012

Von Matthias Bosenick (08.07.2012)

Marc Domins zweites Buch ist brutal, sexistisch, rassistisch, vulgär, größenwahnsinnig. Und das sind nur die guten Eigenschaften. Wenn man den Autoren kennt, erweckt die vorliegende Textsammlung den Eindruck eines ausgelagerten Tourette-Symptoms: Auf der Bühne und in Buchform lässt er sein Alter Ego von der Leine. Der eigentlich sensible und auf eine entwaffnende Art ehrliche Sympath gewährt hier einen Einblick in seine Seele, der Unbedarfte erschrecken kann. Und hinterlässt den Gedanken, das Buch sei zuvorderst reine Provokation und damit ein Destillat des Vorgängers „Jenseits von Gut“. Denn inmitten der vielen aber- und dochwitzigen Ideen fehlen bisweilen die Geschichten.

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