Von Matthias Bosenick (19.06.2025)
Sensationell brachen The Cure im vergangenen Jahr mit dem mittelmäßigen Gothic-Rock-Album „Songs Of A Lost World“ sämtliche Rekorde, und weil das nicht reicht, bringen sie es nach der regulären, der instrumentalen (warum überhaupt – der Gesang ist doch die einzige Konstante bei The Cure?!) und der live eingespielten Version nun als viertes geremixt neu heraus. 24 elektronische Bearbeitungen in zweieinhalb Stunden, dargereicht von Helden und Unbekannten – zumindest in der limitierten Version, regulär sind es nämlich acht weniger, und zwar die besseren acht. Das verstehe, wer will. Das Schöne am Streaming ist ja, dass man sich seine Lieblingsmixe selbst herauspicken kann. 24 Stück sind das jedenfalls nicht.
Archiv der Kategorie: Album
Organic Destruction – Prophets Of Cthulhu – Broken Music 2025
Von Matthias Bosenick (19.06.2025)
Die machen ein Fuzz auf! Im Westerwald hat man seine Ruhe weg: Organic Destruction aus Hachenburg kombinieren ihren Stoner Rock mit Doom und Psychedelik, drücken also weder aufs Tempo, noch lassen sie trotz einiger Heavy-Sequenzen die Sau raus, sondern pendeln in reduzierter Drehzahl zwischen wunderschöner Klarheit und noisy Fuzz. „Prophets Of Cthulhu“ ist das zweite Album des Trios, und es ist wunderbar dunkel eingefärbt.
blackhole-factory – Moments Of Dilated Time – blackhole-factory 2025
Von Matthias Bosenick (18.06.2025)
Zeit ist das, wovon wir am meisten haben, sagt Arni immer, und das Duo blackhole-factory weiß sogar, wie man diese Zeit noch erweitert: „Moments Of Dilated Time“ heißt das neue Album mit futuristisch verfremdeten Sounds, die Martin Slawig, eine Hälfte des Duos aus Hannoversch Münden, seit 2011 ansammelte. Man kann bei den zwölf Tracks vorrangig von einer Art Ambient sprechen, erweitert um Verfremdungen, Bearbeitungen, Manipulationen, die die Entspannung begleitend bisweilen das Hören herausfordern, mit harschen Geräuschen, kuriosen Rhythmen und anderen unerwartbaren Experimenten.
Liegengeblieben!
Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich Tätigen, Betreiber ihrer eigenen Radioshows, bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Zeit hergestellte Musik einfach zu ignorieren.
Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen.
WeiterlesenHatred Inherit – Void – Pest Records 2025
Von Matthias Bosenick (16.06.2025)
Schlagzeug und Bass überholen alle anderen, da kommen selbst die Gitarren kaum mit. Zur Abrundung gibt’s Growlen obendrauf. „Void“, das zweite Album der Bottroper Hatred Inherit, ist im Death Metal angesiedelt, allerdings kann man bei dem Tempo auch den Black Metal annehmen. Oder auch mal zwischendurch zu Thrash Metal entspannt mit dem Kopf nicken, der Nacken bekommt noch früh genug wieder sein Fett weg. Und Melodien können die fünf auch! Nur eines nicht: gute Laune – zum Glück.
Agabas – Hard Anger – Agabas 2025
Von Matthias Bosenick (16.06.2025)
Der Titel passt wie die Faust aufs Butterbrot: „Hard Anger“ knallen einem Agabas aus Trondheim um die Ohren, als Amalgam aus irgendwie Hardcore, irgendwie Metal und irgendwas mit Saxophon. Ausgehend von Oldschool-Elementen, preschen und dreschen die sechs Norweger einem ihre eigene Vision dessen ins Antlitz, wie man sich künftig musikalisch die Rübe einkloppt. Jedes Break sitzt, das Screamo-Geschrei passt, das Saxophon führt sich auf wie ein natürlicher Bestandteil von allem, was brutalst das Gesicht eindrückt. Zurückhaltung, Wiedererkennbarkeit und Struktur sind Agabas dabei auch nicht fremd, damit runden sie dieses Album ab.
The Young Gods – Appear Disappear – Two Gentlemen Records 2025
Von Guido Dörheide (14.06.2025)
Von den Young Gods aus der Schweiz habe ich – damals als Kind – zuerst gelesen, dann ihre dritte Veröffentlichung „Play Kurt Weill“ (mit wunderbaren Industrial-Versionen von Songs aus der „Dreigroschenoper“ und „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“) gehört, bei meinem Gifhorner Freund Klaus, dem ich ohnehin einen großen Teil meiner musikalischen Sozialisierung zu verdanken habe.
WeiterlesenVan Morrison – Remembering Now – Exile/Virgin 2025
Von Guido Dörheide (13.06.2025)
Von Van The Man zu Ivan The Horrible oder um nicht zu sagen „Schorsch Ivan, hör auf am sabbeln, die Leute gucken schon!“, so stellte sich der Werdegang des gerade mal knapp über anderthalb Meter großen Nordiren seit Corona leider dar. Nun bricht man nicht einfach mal so eben mit dem Schöpfer von „Gloria“ und „Brown Eyed Girl“ sowie dem Interpreten von „It’s All Over Now, Baby Blue“, nein, sowas macht man sich schwer und hadert mit sich und versucht, Künstler und Kunstwerk zu trennen. Was im Falle von Schorsch Ivan nicht ganz so einfach ging, weil er ja sein Geschwurbel auch in seine Texte hat einfließen lassen. Dazu höre man sich gerne mal „What’s It Gonna Take?“ aus dem Jahr 2022 an, Kotztüten verschicke ich gerne auf Anfrage.
WeiterlesenSpezial: Nemu Records – Fünf Veröffentlichungen – 2022-2024
Von Matthias Bosenick (13.06.2025)
Seine letzten fünf Veröffentlichungen teilt das Jazz-Label Nemu Records. In dieser Sparte gibt es keine Band- oder Projektnamen, hier heißen die Zusammenkünfte wie die Beteiligten, und ein Name taucht auf allen fünf Covern auf: Klaus Kugel, Schlagzeuger und Percussionist – und gleichzeitig einer von zwei Labelbetreibenden. Zu hören gibt es hier: „Live At FreeJazzSaar 2019“, „No ToXiC“, „Black Holes Are Hard To Find“, „Yamabiko Quintet“ und „Transitions – Transatlantic Five“.
Pale Blue Dot – (h)eart(h) – Pale Blue Dot 2025
Von Matthias Bosenick (11.06.2025)
Hier kommt eine Menge Neunziger-Indie zusammen: Shoegaze, Indierock, Post Punk, Wave Rock, bis hin zu modernem Post Rock. All dies bündelt das Quartett Pale Blue Dot aus der Gegend um Bologna auf seinem Debüt „(h)eart(h)“ zu einem überzeugend einheitlichen und harmonischen Gemenge, das weit weniger sperrig ist als sein Titel, der wiederum an die Bedeutung des Bandnamens anknüpft. Hier obwaltet Schönheit, man darf in dieser Gitarrenmusik versinken.