Von Matthias Bosenick (05.05.2025)
Black Metal ist eine ernsthafte Angelegenheit. Da gibt man seinen Alben keine Titel wie „Notes du Paradis – Whoop Whoop Whee Whee“. Es sei denn – vielleicht ist das, was Doctor Livingstone machen, ja gar kein Black Metal. Jedenfalls nicht ausschließlich. Wenn man sowieso schon keinen Bock auf Regeln hat und einen Lärmcocktail aus Hardcore, Crust-Punk und sonstiger geschrei- und gitarrendominierten Krachmusik macht, dann darf man das wohl. Die seit 1998 aktive Band aus Montpellier bringt nun ihr 2008er-Album – unklar, ob Debüt oder Zweitling – remastert erstmals auf Vinyl sowie als Stream heraus. Zeitlos! Und sicherlich nicht bierernst gemeint.
Archiv der Kategorie: Album
Slung – In Ways – Fat Dracula Records 2025
Von Matthias Bosenick (02.05.2025)
Die Kombi aus Mucke und Gesang geht unter die Haut und in die Nackenmuskulatur: Eine Art Indie-Rock-Metal mit Frauenstimme gibt’s von Slung, die irritierenderweise nicht aus den USA kommen, sondern aus Brighton & Hove im Süden Englands. Deren Debüt „In Ways“ vereint Neunziger-Grunge-Indierock und modernen Stoner-Sludge, bündelt Energie und Kontemplation und geht gleichsam zu Herzen wie in die Fresse. So muss das!
Bleak Magician – No Fireball Show – Srogi Mroczek 2025
Von Matthias Bosenick (02.05.2025)
Hier ist es also, das zweite Album des Quartetts Bleak Magician, an dem Srogi Mroczek mit seinem zum Auftakt aus dem Verschwinden zurückgekehrten Bruder Weirding Batweilder arbeitet. Dieses Projekt widmet sich dem schwermütigen New Wave, Post Punk, Gothic Wave der Achtziger. Heißt: Die Songs sind mit synthetischen und akustischen Instrumenten gemischt produziert und die Stimmung ist wehmütig. „No Fireball Show“ besteht aus 20 Miniaturen zwischen einer und anderthalb Minuten Länge und klingt britischer, als man es von diesen US-Amerikanern erwartet hätte.
Liegengeblieben!
Von Chrisz Meier (30.04.2025)
Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich Tätigen, Betreiber ihrer eigenen Radioshows, bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Zeit hergestellte Musik einfach zu ignorieren.
Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen.
WeiterlesenMichel Fernandez Quintet – Live au Hot Club de Lyon – Atypeek Music/Hot Club de Lyon 2025
Von Matthias Bosenick (30.04.2025)
Zwei Saxophonisten, ein Pianist, ein Kontrabassist und ein Schlagzeuger stehen im Hot Club de Lyon auf der Bühne, dem ältesten aktiven Jazzclub der Welt, und spreizen den Fächer vom Groove zum Free Jazz mit allerlei jazztypischen bis außergewöhnlichen Fassetten. Chef der Truppe ist Saxophonist Michel Fernandez, der sich mit dem Magnetic Orchestra zusammentat und es kurzerhand als sein Quintet ausgab, um zu fünft einen einstündigen Reigen aus Kompositionen aller Beteiligten in den historischen Saal zu zaubern.
Oak – The Third Sleep – Karisma Records 2025
Von Matthias Bosenick (28.04.2025)
Da wären Oak aus Oslo gern nahe an Opeth, klingen aber eher nach Seal, und zwar dem zu Zeiten von „Kiss From A Rose“, insbesondere mit dem mehrstimmigen Gesang zum sanften Kunstpop. Diese Musik hält das vierte Album „The Third Sleep“ 43 Minuten lang durch, bis der Sänger dann endlich mal den schwelgerisch-versunkenen Betäubungs-Prog durchbricht und losgrowlt, eben wie die Jungs von Opeth aus dem Land nebenan. Die sieben neuen Stücke dieses Albums sind fabelhaft komponiert, es gibt einmal mehr viel zu entdecken – doch so richtig hängenbleiben will das alles nicht.
Death Machine – Dawning Eyes – Celebration Records 2025
Von Matthias Bosenick (25.04.2025)
Der Bandname Death Machine generiert so ganz andere Erwartungen, als sie die Musik auf „Dawning Eyes“, dem vierten Album des Quartetts, erfüllt. Die meisten der 19 Songs sind im unteren Tempo gehalten, auch die Ausprägung der Intensität ist eher von Zurückhaltung gekennzeichnet, und dann packen die Kopenhagener da vereinzelte Songs dazwischen, die mit elektronischen Mitteln dem Akustik-Folk den Groove beibringen. Es ist genau diese Kombi, die das Zuhören zum Abenteuer macht.
SŌON – Actions Made Audible – Electronic Sound 2025
Von Matthias Bosenick (24.04.2025)
Da denkt man gerade noch so, guckt kurz nach, hört rein, und alles, was man gerade noch so denkt, ist doch falsch, nun: SŌON ist ein Projekt von Jack Dangers und Adi Newton, also von Meat Beat Manifesto und Clock DVA, und dieses Duo veröffentlicht auf dem kleinen Label Electronic Sound mit „Actions Made Audible“ eine Kollaboration auf blauem Vinyl. Man erwartet von diesen beiden Engländern nun eine rhythmusbetonte Electro-Ballerplatte zwischen Hip Hop und Industrial-EBM, und man erwartet in Ermangelung anderer Informationen, dass dies die erste Zusammenarbeit der beiden Oldschool-Tüftler ist. Alles falsch: „Actions Made Audible“ ist Ambient-Soundscapes mit Sprachsamples, nur ausnahmsweise mal mit Downbeats, und überhaupt bereits das zweite Album als SŌON. Und es ist egal, ob dies bereits 1985 oder erst 2025 entstand – es chillt und unterhält zeitlos.
Neil Young – Coastal (Soundtrack) – Reprise Records 2025
Von Guido Dörheide (22.04.2025)
„Larger Than Life: Die Filmemacherin Daryl Hannah hat ihren Mann Neil Young für ein filmisches Porträt auf seiner ersten Tour nach Corona begleitet.“ So schrieb die taz vor einigen Tagen, und ich konnte mir ein Schmunzeln, ach was, ein gröhlendes Gelächter nicht verkneifen. Wäre Daryl Hannah vor ca. 1.000 Jahren schon am Leben gewesen und wie der Autor dieser Zeilen ins Harzgebirge verzogen, um dortselbst zu heiraten, und wäre ihr Auserwählter dann der König und spätere Kaiser Heinrich der Vierte gewesen, jahaa – dann hätte sie ihn wohl auf seiner ersten Tour nach Canossa und nicht nach Corona begleitet. Mettwurst statt Bier, Schwamm drüber. Spielt keine Rolle.
WeiterlesenDirk Serries – Zonal Disturbances II – Zoharum 2025
Von Matthias Bosenick (17.04.2025)
Verrückt: Allein mit seiner E-Gitarre und einem unüberblickbar hohen Stapel an Effektgeräten, verliert sich Dirk Serries selbst und lässt dazu das Aufnahmegerät laufen. Seine „Zonal Disturbances“ enthalten eine Art Ambient, die Musik mäandert ohne rhythmische Konturen durch den Raum und nimmt die Hörenden mit zwar dunklen, aber durchaus entspannenden Sounds auf eine Reise. Die auch was länger dauert: Aktuell liegt „Zonal Disturbances II“ vor, und der Antwerpener kündigt an, dass dies eine Serie aus fünf Teilen werden soll. Nur zu!