Von Matthias Bosenick (28.11.2024)
Da hat sich dann doch etwas getan bei den New Yorkern Mercury Rev, seit die früheren Noiserocker und späteren Dreampopper um 2008 herum ihren Exklusivitätsbonus mit dem zerfahrenen, uninspirierten Doppel-Album „Snowflake Midnight/Strange Attractor“ verspielten. Da dauerte es sieben Jahre bis zum nächsten Versuch, mit dem zumindest ganz netten „The Light In You“ hatte man 2015 schon gar nicht mehr gerechnet. Abgesehen von der Cover-Platte „Bobbie Gentry’s The Delta Sweete Revisited“ ist „Born Horses“ nun das erste Studioalbum mit neuen eigenen Songs seitdem. Es scheint, als hätte sich die Band um Grasshopper und Jonathan Donahue ihrer selbst besonnen, denn obschon die Songs weitgehend verträumt erscheinen, sind sie keine Selbstkopie mehr, und außerdem finden Mercury Rev am Ende sogar das Uptempo wieder. Das ging gerade nochmal gut!
Archiv des Autors: Van Bauseneick
Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Ende gut, alles gut – oder auch nicht
Von Onkel Rosebud
Das Serienfinale von „Game Of Thrones“ ist mittlerweile über fünf Jahre her und meiner Freundin erging es wie den meisten Fans der Serie: Sie hat ihren Frieden mit dem unausgegorenen Ende geschlossen. Trotzdem lässt sie die Sache nicht los und sie verfolgt, wie George R. R. Martin diese Aufgabe in den letzten beiden Büchern der Reihe bewältigt. Dann wird es nämlich einen offiziellen alternativen Abschluss der Geschichte geben und sie fragt sich jetzt schon, welche Version nun die bessere ist.
WeiterlesenDzuszanD ft. Redink – Disintegrating Brutality – Dzuszan Bad 2024
Von Matthias Bosenick (27.11.2024)
Was beginnt wie eine formlose Industrial-Variante, schwingt sofort in eine improvisierte, freie Rockmusik über. Dabei behält das Krakauer Trio durchaus vertraute Strukturen bei, etwa einen nachvollziehbaren Rhythmus und fragmentarische Melodien, formt drumherum aber eindeutig eigensinnige Sounds und Varianten dessen, was man üblicherweise unter Rockmusik versteht. Die 40 Minuten von „Disintegrating Brutality“ erscheinen unter dem Projektnamen DzuszanD ft. Redink, die Besetzung der bisher sechs Veröffentlichungen auf Bandcamp unterscheidet sich je nach Bandbenennung. Einen Zugang zu finden zu dieser Art dekonstruktivistischer Musik ist gar nicht so schwer, wie es den Anschein hat.
Sacred Buzz – Radio Radiation EP – Fuzzed Up/Astromoon Records 2024
Von Matthias Bosenick (27.11.2024)
Hier ist sie nun also, die angekündigte EP zur 7“ mit demselben Titel, „Radio Radiation“, des von Berlin aus agierenden Quartetts Sacred Buzz. Die beiden Vinyl-Tracks sind mit drauf, dazu vier neue, die sich allesamt in einer wie in den Sechzigern ausgestatteten Garage wohlfühlen, mit Verzerrer und mit Orgel, mit Psychedelik und mit fuzzy Rock’n’Roll. Und alles live im Studio eingespielt.
Julius Lind – Lights – Kapitän Platte 2024
Von Matthias Bosenick (26.11.2024)
Da mag einer die Neunziger, die von den Sechzigern inspiriert waren: „Lights“, das Solo-Debüt des norwegischen Bassisten Julius Lind, klingt wie die tanzbaren Indiebands aus England oder Schottland, die zu tief am Plattenregal ihrer psychedelischen Eltern geschnüffelt hatten. Mit seinem zwei Mitstreitenden erzeugt Lind ein Gefühl für Madchester und Fußspitzengucken, an dem man während des ausgelassenen Herumtanzens seine Freude hat, herauszuhören, wovon genau er sich wohl gerade inspirieren ließ. Der Vorteil des Trios: Dabei bleibt es nicht, die acht Songs entwickeln einen eigenen Vollrausch.
Andreas Ruch – Die drei ???: Drei Fälle – Kosmos/Rewe 2024
Von Matthias Bosenick (26.11.2024)
Da macht der Verlag Kosmos den nächsten Fan zum Autoren. Für Andreas Ruch sind die drei Rewe-Minis der Reihe „Die drei ???“ nicht die ersten Beiträge, lediglich zur regulären Episode brachte er es bisher noch nicht. Die drei Fälle „Rätsel des Flamingos“, „und der Bärenkopf“ und „und die rasende Gier“ decken ungefähr die Eckpunkte ab, die der geneigte Fan seit 1964 (in den USA) und 1968 (in Deutschland) sowie 1979 als Hörspiele so verehrt: Schatzsuchen mit Rätseltexten, Geistererscheinungen, herkömmliche knifflige Kriminalfälle, hier kredenzt mit weiteren vertrauten Versatzstücken. Besonders besonders sind alle drei Büchlein nicht, bieten aber jeweils eine nette Stunde Lektüre.
Intim und global – Sofi Tukker – Live in der Uber Eats Music Hall, Berlin, 24. November 2024





Von Onkel Rosebud
Totensonntag. Was man da eben so macht. Meine Freundin und ich sind in die Bundeshauptstadt gefahren, um das Duo aus New York City live on stage zu erleben. Wir hatten uns das schon mal Jahre vorher vorgenommen. Corona – da war doch was – machte uns einen Strich durch die Rechnung.
Sofi Tukker sind Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern und ihnen eilt der Ruf voraus, mit einer Mischung aus House, Weltmusik und ansteckender Energie eine bodenlose Tanzparty in eine Art von kollektiver Wesenserweiterung umwandeln zu können.
WeiterlesenPuppengott – Diamanten II/Ich verzeihe niemals – Xchnum Miiimiiikry 2023/2024
Von Matthias Bosenick (25.11.2024)
Sich in die Abgründe von Jonas Kolb zu begeben, stellt ein zusehends größeres Wagnis dar, je weiter er sich künstlerisch voranwagt. Sein aktuell bevorzugtes Alias ist Puppengott, als dieser veröffentlichte er vor einem Jahr die Kassette „Diamanten II“ und ganz frisch die CD „Ich verzeihe nie“. In Genreschubladen lässt sich der Schöninger schon ewig nicht mehr stecken: Irgendwo klebt noch das Etikett Black Metal, doch verschwindet der harsche Gitarrenlärm zugunsten von Dark Ambient, Shoegaze, Soundscapes, Industrial und hörbuchartigen Horrorgeschichten voller Blut und anderer Körperflüssigkeiten. Damit entfernt sich sein Alias immer weiter vom Charakter der Person – so möchte man jedenfalls hoffen!
Blindgänger – Kerstin Polte – D 2024
Gezeigt auf dem 38. Braunschweig International Film Festival
Von Guido Dörheide (24.11.2024)
Alle Handelnden in diesem Film sind irgendwie fertig und am Ende, mit Ausnahme von Prince Charles, einem weißen Kaninchen, dessen wirklicher Name, wie dem Abspann zu entnehmen ist, Honk lautet.
Blindgänger handelt vom Arbeitsalltag eines Teams des Hamburger Kampfmittelräumdienstes (KRD) auf der einen und von den Schicksalen und Problemen aller von der bevorstehenden Entschärfung einer englischen Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg Betroffenen auf der anderen Seite sowie von den persönlichen Verflechtungen zwischen allen im Film vorkommenden Personen, die sich durch die obwaltenden Umstände ergeben.
WeiterlesenSibylle Schreiber & Jürgen Jastrzembski – Ich komm’ als Sternschnuppe wieder – Ehrlich Verlag 2024
Von Matthias Bosenick (24.11.2024)
Mit „Vom Lachen über den Tod“ war der erste Band der Geschichten aus dem Hospiz betitelt, der jetzt in „Ich komm’ als Sternschnuppe wieder“ seine Fortsetzung findet. Mag der erste Titel noch fälschlicherweise despektierlich wirken, geht es der Autorin Sibylle Schreiber ebenso wie – ab der Fortsetzung – ihrem Partner Jürgen Jastrzembski mitnichten um eine schwarzhumorige Näherung an das Ableben. Vielmehr finden und teilen sie Trost im Unausweichlichen und mit dem Blick auf das alle treffende Vergehen einen alternativen Zugang zum Leben davor. Es ist eine herzerwärmende Ermunterung, das Leben mit Freude zu begehen, bis zum letzten Augenblick. Die Geschichten für diesen zweiten Band notierten die Autoren bei Gesprächen im Hospiz in Luckau, Brandenburg.