Unalei – Fato Illacrimata Sepoltura – Unalei 2025

Von Matthias Bosenick (31.03.2025)

Eine ausnehmend kontrastreiche EP bringt Karim Federico Sanna unter seinem Alias Unalei heraus: Die nur drei kurzen Tracks auf „Fato Illacrimata Sepoltura“ kombinieren Klassik und Death Metal auf eine ungewöhnliche Weise. Wie ein Hase springt die Musik zwischen den Elementen herum und fesselt damit jede Aufmerksamkeit, dazu trägt der Römer seine Texte beinahe sakral intoniert vor, wo er sie nicht keift. Mit diesen knapp 13 Minuten Musik verarbeitet er die Coronazeit und verabschiedet sich von dem, wohin sich Italien seitdem entwickelte, lässt er wissen.

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Marshall Allen – New Dawn – Week-End Records 2025

Von Matthias Bosenick (31.03.2025)

Mit 100 Jahren sein Debütalbum herausbringen? Kann man machen. Nochmal so lange warten bis zum Nachfolger wird indes eher unwahrscheinlich. Debütant ist Marshall Allen allerdings lediglich als Solist, denn allein mit dem Sun Ra Arkestra ist der Saxophonist und Freejazzer unzählbare Male zu hören. Die größte Überraschung an seinem Album „New Dawn“ ist daher wohl, dass es sich weit weniger free oder spacig anhört, als es in dem Kontext zu erwarten wäre. Jazz ja, aber eher chillig-loungig oder beschwingt. Ohne den Beitrag der Tochter von Kumpel Don Cherry wäre es ein Instrumental-Album geworden, und Neneh veredelt den Titeltrack gekonnt. Allein die Streicher sind etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch mit ihnen macht das vorwiegend mit Arkestra-Freunden eigespielte Album eine Menge Spaß.

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Helmut Exner – Lilly und der Racheengel – EPV-Verlag 2025

Von Guido Dörheide (26.03.2025)

Er nu wieder: Nicht mal ein Jahr nach „Tammo – Wunderkind wider Willen“ erscheint Helmut Exners 22. Band aus der Fräulein-Lilly-Höschen-Reihe. Die pensionierte Lehrkraft aus Lautenthal muss mittlerweile 92 Jahre alt sein, ist, wie der Autor im vorliegenden Band selber feststellt, nicht totzukriegen und mischt sich nach wie vor in alles ein, was auch nur entfernt nach einem spannenden Kriminalfall riecht.

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Oddateee – Rabbit Season – Atypeek Music/KdB Records 2025

Von Matthias Bosenick (28.03.2025)

Die „Rabbit Season“ läutet eine Zeitreise ein: Diese gute halbe Stunde Hip Hop hätte so auch vor ungefähr 25 Jahren bereits erschienen sein können. Das ist kein Nachteil, im Gegenteil, es ist eine Freude, diesen dunklen, recht experimentellen Düster-Downbeat-Hip-Hop anzuhören. Dafür lud sich Host Oddateee alias Ricardo Galindez vier Features ins Studio, das er vor einiger Zeit von der Bronx nach Lyon verlegte, darunter Dälek. In dieses Rabbit Hole steigt man gern hinab.

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Korhan Futacı – Heavyweight Rehearsal Tapes – Puma Records 2025

Von Matthias Bosenick (27.03.2025)

Noch vor dem offiziellen Start seines neu zusammengefundenen Quartetts gewährt der Istanbuler Untergrund-Jazz-Held und Saxophonist Korhan Futacı der Öffentlichkeit Einblicke in die Arbeitsweise seines komplett türkisch besetzten Star-Ensembles: Die „Heavyweight Rehearsal Tapes“ sind genau dies, bei Proben in Groningen mitgeschnittene Aufnahmen der vier Musiker – neben dem Chef: Barış Ertürk (Baritonsaxophon, Effekte), Esat Ekincioğlu (Kontrabass) und Mehmet Ali Şimayli (Schlagzeug, Synthies). Heraus kommt eine mitreißende Jazzreise vom Orient zum Okzident, die den Free Jazz im Zaum hält und wundervolle Landschaften zeichnet.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Walter Moers, Sie alte Berghutze.

Von Onkel Rosebud

Wenn meine Freundin nur ein Buch auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte, dann wäre das „Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär, Untertitel: Die halben Lebenserinnerungen eines Seebären, mit zahlreichen Illustrationen und unter Benutzung des Lexikons der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller“ (Penguin-Verlag). Von Walter Moers aus Mönchengladbach. Ja genau, der Comic-Zeichner des kleinen Arschlochs und Adolfs, der Nazisau.

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Tier – Backwood Blues – Pink Tank Records 2025

Von Matthias Bosenick (25.03.2025)

Hier ist so circa genau das drin, was draufsteht: Das Album heißt nicht ohne Anlass „Backwood Blues“. Das Trio Tier, in Eigenschreibweise TIER, also wie die E-Scooter, aus Trier, also einer Stadt mit einem R mehr als der Bandname, spielt genau das: Blues, aber einen von der dunklen Seite, in einem riffigen Stoner-Gewand und mit melodieseligem rauhen Gesang, der manchen Songs auch eine Neunziger-Seattle-Anmutung verleiht. Energetische Songs, schweißtreibend dargeboten.

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Front Line Assembly – Mechviruses – Artoffact Records 2025

Von Matthias Bosenick (26.03.2025)

Im Grunde ist „Mechviruses“ eine Werbeplattform für das Electro-EBM-Industrial-Label Artoffact Records und weniger ein sinnfälliges Album von Front Line Assembly, denn haufenweise Label-Acts, die man sich zumeist als Mensch mit einigem Geschmack jenseits von Plakativität nicht anhören würde, remixen und erweitern Tracks des ursprünglich vorrangig instrumentalen Videogame-Soundtracks „WarMech“ aus dem Jahre 2018, also nicht einmal des jüngsten FLA-Albums, schließlich kamen danach sogar noch zwei heraus. Kitsch-Pop mit Wumms kommt zu oft dabei heraus, nur wenige Tracks lassen wirklich auf-, die meisten eher weghorchen. Das ist umso bedauerlicher, da man noch „Echoes“ im Ohr hat, das grandiose Remix-Album zu „Echogenetic“. Aber das war vor zehn Jahren, und auch die jüngsten Studio-Alben der EBM-Mitgestalter aus Vancouver waren bereits eher nicht so prächtig. Also bis auf „WarMech“ alles nach „Echoes“.

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Fleur de Feu – Weep – P.O.G.O./Off Records 2025

Von Matthias Bosenick (25.03.2025)

Auf „Weep“, ihrem zweiten Album, machen Fleur de Feu so gut wie gar keine figürliche Musik: Angelehnt an den Texten der Cheyenne-Medizinfrau Mestaa’ėhehe (Owl Woman) generiert das Projekt der Brüsselerin Dominique Van Cappellen-Waldock milde, hypnotische Drones zu ihrem Gesang. Lediglich ein Track würde sich für spätnächtliche Gothic-Floors eignen, der Rest ist höchst attraktives Experiment.

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