Puppengott – Papa ist zurück – Xchnum Miiimiiikry 2021

Von Matthias Bosenick (08.11.2021)

Da legt Jonas Kolb sein Depri-Alias Machyyre auf Eis, weil sich in seinem Leben die die entsprechende Kunst auslösenden Umstände verbesserten, und man beginnt schon, sich angesichts der abgrundtief finsteren Musik, die damit einherging, für ihn zu freuen, da erhebt er sein Literatur-Projekt Puppengott in den Stand des Musik-Alter-Egos, veröffentlicht auf seiner Plattform Xchnum Miiimiiikry das Album „Papa ist zurück“ und gibt der vertrauten Schwärze nurmehr einen anderen Namen. Was bedeutet das nun: Hat sich sein Leben doch nicht zum Besseren entwickelt – oder ist für ihn einfach Schwarz das bessere Licht? Musikalisch jedenfalls bewegt sich Kolb auf dem bekannten, aber ungewöhnlichen Terrain zwischen Black Metal, Ambient und Pop. Künstlerisch wäre es also ein Verlust gewesen, hätte er tatsächlich damit aufgehört.

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Spezial: Klangwirkstoff-Records, Teil 2

Von Matthias Bosenick (02.11.2021)

Drei Veröffentlichungen, zwei davon auf dem Klangwirkstoff-Sublabel Separated Beats: Mit „Solarium“ eine Single von Labelchef Bert Olke alias B. Ashra, die „Secret Sessions“ – mit echten Glocken! – des Quintetts 70db, bei dem Olke ebenfalls mitmischt, sowie der Sampler „Durchströmungen 1 – Glaswolken“, alle drei im weitesten Sinne am Ambient angelehnt, mit Downbeat, Berliner Schule, Synthpop, Electro und sonstigen experimentellen elektronischen Spielarten. Nur als Download!

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Iron Maiden – Senjutsu – Sanctuary/Parlophone 2021

Von Matthias Bosenick (01.11.2021)

Schunkeln und Gniedeln: Das Epische walzen Iron Maiden auf ihrem neuen Album „Senjutsu“ noch weiter aus als auf denen davor, strecken – wie schon vor sechs Jahren bei „The Book Of Souls“ – ihre zehn Tracks auf zwei CDs und verlieren den Punkt aus den Augen, auf den sie kommen sollten. Natürlich bekommt man, was man von den NWoBHM-Miterfindern bekommen will, Operetten-Gesang, Powerchords, Galopp-Riffs, eingängige Melodien, schnieke Soli, doch hätten die Briten aus dem Material gern ein kurzes und knackiges Album formen sollen. Ist doch alles etwas viel und verliert sich bisweilen in Klischees, in denen sich bis dato vorrangig die Epigonen tummelten.

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Rosa Vertov – Day In Day Out – Crunchy Human Children 2021

Von Matthias Bosenick (25.10.2021)

In der Musik des Warschauer Quartetts Rosa Vertov passiert mehr, als man im ersten Eindruck wahrnimmt: Die chillige, melancholische, stille Indierockmusik birgt enorme Tiefen. Kaum gewöhnt man sich an das Ätherische, unterwandert der dezent eingestreute Lärm die Musik. Nicht durchgehend und allumfassend, und damit jedes Mal aufs Neue überraschend. Auch Album Nummer zwei, „Day In Day Out“, bewegt sich im Wortsinne traumwandlerisch zwischen Heavenly Voices und Noisrerock. Wunderschöne Musik mit dem wunderschönem Gesang der vier Musikerinnen!

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Manic Street Preachers – The Ultra Vivid Lament – Columbia/Sony 2021

Von Matthias Bosenick (21.10.2021)

Das ist immer ein Phänomen mit den Manic Street Preachers: Sie bringen Jahr um Jahr neue Platten mit tollen Poprocksongs heraus, und bei jedem neuen Album fragt man sich nach den ersten Läufen, was davon überhaupt hängen blieb, und wenn man es dann unter diesem Aspekt noch einmal auflegt, stellt man fest, dass man alle Lieder längst mitsingen kann, und wenn man dann durch den Tag tändelt und irgendeinen Mancis-Song im Ohr pfeifen hat, weiß man wiederum nicht mehr, ob der jetzt wirklich vom neuen Album ist oder von irgendeinem der drölfzig davor. „The Ultra Vivid Lament“ ist poppig mit Ansage, und wenn man das Überproduzierte satt hat, legt man halt die Bonus-CD mit den reduzierten, aber kaum weniger gigantischen Versionen auf.

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Tibet – Tibet – Bellaphon/Sireena 1978/2021

Von Matthias Bosenick (19.10.2021)

Werdohl! Da kann man als freakige Prog-Kraut-Rockband mit Orgel schon mal herkommen, so in den Siebzigern. Und sich dann Tibet nennen, weil das Sauerland ungefähr so hohe Berge hat wie der Himalaya. Nicht zum ersten Mal bringt das Label Sireena das selbstbetitelte Album erneut heraus, dieses Mal indes auf CD und mit Bonus. Musikalisch ist dies eine angenehm unspinnerte Reise mit vielen spannenden Umwegen, da erhebt sich die Band in der Tat über das Dach der Welt, und einem etwas anstrengenden Gesang. Die Orgel ist geil!

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Human Impact – EP01 – Ipecac 2021

Von Matthias Bosenick (18.10.2021)

Das hier ist wohl das größte Geschenk für alle, die Bock auf mehr haben von Bands wie Swans, Cop Shoot Cop oder Unsane, und die sich Musik wünschen, die wie eine Mischung daraus klingt: Human Impact ist eine Quasi-Supergroup aus New York, die aus Mitgliedern ebenjener Bands besteht, entsprechend todernsten brachialen handgespielten US-Industrial mit Groove, Härte und Noise macht und mit „EP01“ diverse Online-Singles zu einem Compilation-Album auf Vinyl bündelt. Das ist gleichzeitig oldschool und in dieser Mischung so gut wie originell, mithin erfrischend neu.

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Solbrud – Levende i Brønshøj Vandtårn – Napalm Records 2021

Von Matthias Bosenick (13.10.2021)

Endlich auf Vinyl und dann auch noch inklusive der DVD! Eine geile Idee überhaupt: Die Black-Metal-Band Solbrud spielte im November 2019 im titelgebenden Kopenhagener Wasserturm im Stadtteil Brønshøj zwei Konzerte, und da der Turm von sich aus einen fünfzehnsekündigen Hall hat, stimmte das Quartett die Songs der bisherigen drei Alben darauf ab und komponierte sogar einen neuen Song dafür. Klar, Black Metal ist Keifen, Blast Beats und Schrammelgitarre, wenn man nur oberflächlich hört, aber Solbrud sind dafür viel zu atmosphärisch, um damit abgekanzelt zu werden, und bauen außerdem nicht nur an diesem Ort in ihre Mucke unerwartete Elemente ein, von Ambient natürlich bis hin in Richtung Progrock. Episch!

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Cuprion – Social – Cuprion 2021

Von Matthias Bosenick (11.10.2021)

Der Nachwuchs schläft nicht! Mit Cuprion aus Berlin (und eigentlich überhaupt gar nicht aus Berlin) macht eine junge Band seit zwei Jahren das Beste aus dem Umstand, dass es gefühlt alles schon gibt: Sie mixt dieses Alles einfach zu etwas Eigenem. Einflüsse lassen sich aus Djent, Progmetal, NuMetal, Mathcore, Metalcore und Ambient heraushören, und aus diesen und weiteren Quellen schöpfen Cuprion ihre eigene Energie. Zudem transportieren sie damit Inhalte, die sich nicht zuletzt aus der Zusammensetzung ihrer vier Bandmitglieder ergeben. Zunächst gibt es nur zwei Songs, aktuell davon ist die Single „Social“ – ein Album wäre mindestens ratsam!

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