Von Matthias Bosenick (16.04.2025)
Bei den zwei jüngsten Veröffentlichungen aus dem Hause Schneider Collaborations, dem Label des Schlagzeugers Jörg A. Schneider, handelt es sich um feste Kollaborationsprojekte, die mit zusätzlichen Kollaborateueren neue Horizonte ansteuern. Mit dem in Chicago ansässigen Duo Drazek Fuscaldo kooperiert Schneiders Band Glimmen aus Wisconsin, auf dem so entstandenen Impro-Free-Jazz-Album „Drazek Fuscaldo Glimmen“ ist – neu in diesem Kontext – Gesang zu hören. Was eigentlich ein neues Album für das berliner-niederrheinische Duo Teen Prime werden sollte, ergänzte sich mit Yvonne Nußbaums Klavier zum Trio mit dem Namen Let’s Just Werewolf Them und einem gleichnamigen Impro-Album. Und mit dem französischen Impro-Gitarristen Michel Kristof lässt Schneider wissen: „This Ain’t My First Rodeo, Pal!“
Archiv des Autors: Van Bauseneick
Robert Seethaler & Rattelschneck – Trotteln – Ullstein 2025
Von Matthias Bosenick (15.04.2025)
Seit über 35 Jahren ist das Cartoonzeichnerduo Rattelschneck auf eine einzigartige Weise witzig. Diese Kontinuität bei beibehaltener Kompromisslosigkeit können nicht allzu viele Cartoonisten für sich beanspruchen. Nun kommt es zu einem virtuellen Schlagabtausch zwischen der Hälfte dieses Duos – deshalb ist die Autorenschaft an dieser Stelle etwas irreführend –, namentlich Marcus Weimer, und dem Schriftsteller Robert Seethaler, den diese beiden nun unter dem Titel „Trotteln“ als Buch unter die Leserschaft werfen. Fazit: Weimer ist einfach nach wie vor der unschlagbar trockenste Beobachter, Seethaler nimmt sich wichtig und das Buch ist in seiner Preisgestaltung nicht wirklich dem Inhalt angemessen.
Tara Nome Doyle – Ekko – PIAS 2025
Von Guido Dörheide (14.04.2025)
Tara Nome Doyle stammt aus Berlin und hat irische und norwegische Vorfahren. Nach „Værmin“ aus 2022, das von vermeintlich ekligem Ungeziefer handelte, greift die Künstlerin für ihr aktuelles Album wieder auf eine norwegische Schreibweise zurück, nämlich auf die von Echo, der Bergnymphe aus der griechischen Mythologie, die dazu verdammt war (wer war eigentlich in der griechischen Mythologie nicht dazu verdammt, andauernd irgendetwas Beklopptes zu tun, außer Zeus, diesem pervers abartigen, hochgradig lüsternen und stets übergriffigen Göttervater-Monster? Der tat stattdessen andauernd verdammt Abscheuliches), andauernd zu wiederholen, was man ihr zuletzt gesagt hatte. Echo verliebt sich in Narziss, der es aber irgendwie mit einer Beziehung nicht geschissen kriegt (vermutlich aufgrund seiner narzisstischen Persönlichkeitsstörung) und sich lieber in sein eigenes Spiegelbild verliebt, um dann in dem See zu ertrinken, in dem er sich spiegelte. Die einen töten ihre Söhne, die anderen machen eben sowas. Toll.
Richtig toll hingegen ist „Ekko“, das aktuelle Album von Tara Nome Doyle: Während ihr Debüt „Alchemy“ noch düsterer Singer-Songwriter-Dreampop-Indie war und „Værmin“ neben Taras Stimme sehr von elektronischen Beats geprägt wurde, klingt „Ekko“ musikalisch sehr reduziert und lässt der Stimme mehr Platz, als die Hörenden manchmal zu ertragen imstande sind.
WeiterlesenBjørn Riis – Fimbulvinter – Karisma Records 2025
Von Matthias Bosenick (15.04.2025)
Der „Kitsch!“-Ausruf liegt einem beim Hören von „Fimbulvinter“, dem sechsten Album des norwegischen Airbag-Musikers Bjørn Riis, ständig auf den Lippen, schließlich bekommt man hier warmweichen Radio-Retro-Artrock vorgesetzt, aber verdammt – der Mann macht etwas richtig, vermutlich ist es die Herangehensweise kombiniert mit dem Ausdruck, denn hier schwingen Melancholie und Schwermut mit, aufgebrochen von Bestärkung und Selbstermächtigung. Riis hat etwas zu teilen, gar mitzuteilen, und deshalb nimmt man ihm diesen Griff in die musikalische Mottenkiste nicht nur nicht krumm, sondern dankbar ab.
Biollante – J‘espère que tu danseras quelque part (Redux) – Non Serviam Collective/Atypeek Music 2025
Von Matthias Bosenick (15.04.2025)
Wenn man eigentlich Black Metal macht und dann auf die Idee kommt, es doch mal mit Rap zu versuchen, kommt Industrial heraus: Biollante ist ein in Paris ansässiges Projekt aus lauter eher anonymen Beteiligten, das eine Art Industrial-Noise als Grundlage für männliche Raps und weiblichen Gesang nimmt, bestückt mit Shoegaze-Gitarre und durch mehrere Fleischwölfe gedreht. Das vor drei Jahren veröffentlichte Debüt „J‘espère que tu danseras quelque part“ kommt jetzt von Projektkopf Void geremixt und um Bonus-Tracks ergänzt als „Redux“-Version neu heraus, als Quasi-Vorbote zum nächsten Album. Harter Stoff, aber ganz anders, als harter Stoff üblicherweise klingt. Biollante erweitert selbst bereits erweiterte Horizonte noch.
Cytotoxin – Biographyte – Cytotoxin 2025
Von Guido Dörheide (14.04.2025)
Chemnitz – die Stadt mit den drei O (jahaa, Onkel, ich weiß – nicht Cottbus, sondern Chemnitz) – ist nicht nur die Heimat des Nüschel (Oder sagt man, „des Nüschels“? Oooooonkel!!! Lern mich das bitte mal), sondern auch der technisch/deathmetalisch überaus versierten Tech-Death-Combo Cytotoxin.
WeiterlesenDisjecta Membrae/Guillaume Tiger – Antiphona – Bitume Prods 2025
Von Matthias Bosenick (14.04.2025)
Bei dem Album mit dem treffenden Titel „Antiphona“ handelt es sich um eine Split-Veröffentlichung, deren beiden Tracks wechselnd von den Beteiligten Disjecta Membrae und Guillaume Tiger aus Paris bespielt sind, jeweils mit einem um die 20 Minuten langen Track. Hier scheint keine Sonne, und wenn, dann eine, die jedes Licht schluckt: Funeral Doom und Dark Ambient sind unter anderem die Etiketten, die verteilt auf beiden Tracks kleben. Lebensfreude geht anders, „Antiphona“ ist ein überzeugender Gegenentwurf zum hellichten Frühling.
Rulaman – Death Whistle – Tonzonen Records 2025
Von Matthias Bosenick (14.04.2025)
Rulaman aus Reutlingen machen sich einfach mal einen Spaß daraus, dass es überhaupt so etwas wie Genreschubladen gibt. Deshalb bringen sie auf ihrem zweiten Album „Death Whistle“ weit mehr unter, als es die grob aufgebrachten Etiketten zuließen: Lässt sich die Musik zwar in weiten Strecken irgendwo bei Doom oder Stoner Rock einordnen, passt es im Detail kein Bisschen mehr. Dafür sind die drei Musiker einfach zu verspielt, zu einfallsreich und zu offen. Orgel, Saxophon, Northern-Soul-Rhythmen und ein Hauch von Disco finden ihren Platz neben Black Sabbath, und zwar einen passenden.
Wolf Kadaver & Die Betrüger – Rock Against 2025 – Tanzende Kadaver 2025
Von Matthias Bosenick (13.04.2025)
Weil’s grad so beliebt ist, sei hier mal der Versuch gestartet, ein Album von ChatGPT rezensieren zu lassen. Versuchsobjekt ist „Rock Against 2025“, eine Zusammenstellung neu gemasterter bereits veröffentlichter Songs des Projektes mit dem zum Niederknien grandiosen Namen Wolf Kadaver & Die Betrüger. Im August 2024 startete dieser Nebenschauplatz des Kopfes der Braunschweiger Horrorpunks Tanzende Kadaver mit dem Mini-Album „SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS“, zuletzt gab es vor einigen Wochen die Single „Komm, wir fliegen zum Mond“. ChatGPT hatte lediglich die Anweisung: „Bitte verfasse eine Rezension zum Album ‚Rock Against 2025‘ von Wolf Kadaver & Die Betrüger für das Online-Magazin krautnick.de“ inklusive Bandcamp-Link – mehr nicht. Das kam dabei heraus:
Psychedelic Source Records – Psychedelic Riffage From Under The Ground Of Budapest Vol. 1-4 – Psychedelic Source Records 2025
Von Matthias Bosenick (11.04.2025)
Stoner-Fachmann Doktor420 empfiehlt: Was für ein Setting: Das ungarische Label Para Hobo lud an zwei Tagen im Februar die Bands Great Rift und The Black Flamingo zu einem Gig ins Riff in Budapest ein, und anstelle einer Supportband bat man lokale Musiker, miteinander in Kreuzüber-Besetzung zu jammen. Dieser Versuch ging so gut aus, dass die Beteiligten entschieden, die Mitschnitte öffentlich zu machen, verteilt auf je drei Tracks in vier Alben. Heraus kommen nun also vier Ausgaben von „Psychedelic Riffage From Under The Ground Of Budapest“ unter dem Projektnamen Psychedelic Source Records, weil sich jenes Label der Veröffentlichung annahm. Kompliziert? Egal, beiseite damit und in die Mucke fallen lassen.