Von Matthias Bosenick (30.10.2025)
Selbst als jemand, der sich in Braunschweig viel herumtreibt, kann man nicht alles kennen – die „Braunschweiger Kneipengeschichten“ von Marc Halupczok vertiefen Kenntnisse und erweitern Horizonte, und das auf eine gleichwohl sachliche, ironische und unterhaltsame Art. Mehr als die Kneipen selbst stehen hier natürlich Wirte, Bedienungen und Gäste, also die Menschen rund um den Tresen, im Mittelpunkt. Das Trinken folgt erst an zweiter Stelle, aber die Lektüre regt schon sehr dazu an. Für das Buch erledigte der Autor den nächtlichen Alkoholkonsum stellvertretend für die Lesenden, die von seinen Erfahrungen nun profitieren dürfen.
Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Was passiert, wenn man alle 23 Marvel-Filme der Infinity Saga nacheinander ansieht?
Von Onkel Rosebud
Was sich anhört, als ob wir in den Diensten eines noch zu gründenden Wissenschaftszweigs als Probanden herhalten mussten, meine Freundin und ich haben es getan: 48 Stunden mit Superhelden. Am Stück! Das Marvel Cinematic Universe oder „MCU“, wie wir Gefolgsleute es nennen, ist zwar die größte Geldmaschine der Kinogeschichte; doch wir finden das uneingeschränkt gut. Wir hatten alle 23 Comicverfilmungen, die da dazu gehören, bereits gesehen. Manche am Tag ihres Erscheinens im Kino und einige davon sogar mehrfach. Das Privileg, wenn man Kinder hat, ist, dass man selbst wieder Kind sein kann und den pädagogischen Heckmeck drumherum, von wegen ist zu viel Fernsehen schädlich, kriegt man viereckige Augen oder gar schlechte Schulnoten – alles schwarze Pädagogik und sowas von gestern. Marvel-Filme sind genau das, was wir immer schon wollten: feinstes Popcorn-Actionkino, Explosionen, Superhelden und Aliens, Gut schlägt Böse.
WeiterlesenAfsky – Fællesskab – Eisenwald 2025
Von Matthias Bosenick (29.10.2025)
„Fællesskab“, „Gemeinschaft“, ist ein eisiger Black-Metal-Brocken, den Ole Luk als Afsky aus Kopenhagen hier vorsetzt. Die Kuscheligkeit, die der postmoderne Atmospheric Black Metal ansonsten so wunderbar vermittelt, tritt hier zugunsten der eher klassischen Kälte des Genres in den Hintergrund. So ganz ohne kann er indes nicht, und besonders nicht ohne Harmonie und Schönheit: Sein keifendes Wehklagen begleitet ein wunderschönes Zusammenspiel der Instrumente. Na, und ansonsten natürlich das knüppelnde Getöse.
Benny B. Savage – Inglorious Bitches 1: Sterben wie Gott in Frankreich – Benjamin Spang 2021
Von Matthias Bosenick (28.10.2025)
Das tut der antifaschistischen Seele mal gut, wenn jemand der rechten Übermacht ganz unkorrekt mit nichtdemokratischen Mitteln begegnet, zumal dies ja lediglich literarisch geschieht: Mit der Buchreihe „Inglorious Bitches“ gönnt sich Benny B. Savage alias Benjamin Spang das bei Quentin Tarantino abgeguckte Vergnügen, geschichtsverfälschend im Dritten Reich Nazis verlieren zu lassen, und dies auf brutalste Art. Drei Frauen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten stellen sich im ersten Band den ihrerseits mit Übersinnlichem experimentierenden Nazis in den Weg, bis nicht nur Blut und Sperma fliegen.
Fabcaro/Didier Conrad – Asterix (41) in Lusitanien (Astérix in Lusitanie) – Ehapa 2025
Von Matthias Bosenick (27.10.2025)
Der 41. Asterix-Band ist der siebte Band der Reihe, der das Erbe von Uderzo und Goscinny aus anderen Federn weiterträgt. Zeichner Didier Conrad, der die frankobelgische ligne claire im Blut zu haben scheint, ist geblieben, an der Texttafel übernahm bereits beim Vorgänger „Die weiße Iris“ Fabcaro den Griffel von Jean-Yves Ferri. Diese Reise nach Portugal ist ein gelungener zeitgemäßer Remix dessen, was man an Asterix gut findet, mit der Annäherung an einige heutige Themen und Standards.
Sunken – Lykke – Eisenwald 2025
Von Matthias Bosenick (27.10.2025)
Das hier geht kurz vor Ablauf noch in Richtung Album des Jahres: Mit ihrem dritten Album „Lykke“ verleihen Sunken aus Århus dem atmosphärischen Post-Black-Metal nochmal ein Krönchen mit neuem Glanz. Sie strecken das Epische, rauhen das Weiche mit Brutalität an und errichten dennoch einen Wohlfühlraum, in den man sich liebend gern zurückzieht. Das Geschrei dazu erinnert daran, dass draußen die Apokalypse tobt, aber hier drinnen rotiert alles zu einem gewaltigen Safe Space zusammen. Und weil etwas Neues im Vertrauten ja Horizonte erweitern kann, bauen Sunken hier Bläser und Orchester ein. Eine Großtat! Und: „Glück“.
Markus Reuter & Stefano Castagna – Sky On The Ground – Iapetus Media 2025
Von Matthias Bosenick (23.10.2025)
Die Ausgangslage für „Sky On The Ground“ war, dass sich Remixer und Produzent Stefano Castagna aus Mantua mit dem Aufnahmenarchiv von Gitarrist Markus Reuter aus Berlin befasste und daraus neue Musik generierte. Als die beiden sich die Ergebnisse anhörten, ergänzten sie sie indes um weitere Ideen. So entstanden elf sehr unterschiedliche Tracks aus Drones, Ambient, Indie-Rock, Electro, Pop.
Purgatory/Wraak – Split EP – Animate Records 2025
Von Matthias Bosenick (23.10.2025)
Neustart für Purgatory, Überhaupt-Start für Wraak: Die beiden Death-Metal-Bands aus Sachsen tun sich für eine Split-EP zusammen, um ihre jeweiligen Standorte neu festzulegen. Purgatory nehmen dafür mit neuem Sänger einen alten Song auf, Wraak steuern ihrerseits etwas Exklusives bei. Die beiden Bands eint das Band der Freundschaft, spielen bei Wraak doch frühere Purgatory-Leute mit.
Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: „There are 5.000 people in Letterkenny. These are their problems.“
Von Onkel Rosebud
Zu Beginn jeder Folge der Sitcom „Letterkenny“ prangt dieser Satz über dem Bildschirm. Ursprünglich ein Youtube-Format, lief diese Serie in Kanada in zwölf Staffeln von 2016 bis 2023 und wurde ein Hit. Sie ist in jeder Hinsicht eine sehr ungewöhnliche Serie, denn man sieht Bewohnern einer fiktiven Kleinstadt unentwegt beim Plaudern zu. Außer, wenn sie sich mit Wonne beim Eishockey prügeln. Dazu rauchen und saufen sie, nehmen Meth und machen Witze, die meiner Freundin zu peinlich sind, um hier aufgeschrieben zu werden. Ansonsten gibt es kaum etwas, das man Handlung nennen könnte.
WeiterlesenSpada Intraesofagea – Spada Intraesofagea – Antibody 2025
Von Matthias Bosenick (22.10.2025)
Das selbstbetitelte Debüt des Brüsseler Projektes mit dem eingängigen Namen Spada Intraesofagea belegt, dass moderner Black Metal nicht aus vier episch langen Stücken bestehen muss: Neun Tracks zwischen zwei und fünf Minuten reichen aus, wenn sie einfach nur als fettes, schnelles, brachiales Lärmgewitter daherkommen und die Hörerschaft mit abgedunkeltem Groove und gequälten Schreien für sich einnehmen. Hier hört man zudem noch die Neigung zu Punk-Subgenres mit Core-Endung heraus, die das Trio, möglicherweise auch Quintett, mit den typischen kryptischen Aliassen in den dunklen Strom einbettet. Einbrettert!








