Gusgus – Live im Uebel & Gefährlich, Hamburg, am 3. Mai 2018

Von Matthias Bosenick (06.05.2018)

„I still have last night in my body“, ließen Gusgus die Meute im bestens angefüllten Uebel & Gefährlich wissen, und diese Zeile aus dem Hit „David“ trägt man wie zur Bestätigung noch Tage später mit sich herum. Das war aber auch erfüllend, was das zum Duo geschrumpfte Deephouse-Projekt aus Island da mit seinen analogen Synthies und dem souligen Gesang erzeugte. Da ging beides: entspannt tanzen wie aufmerksam zuhören, im besten Falle gleichzeitig.

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Grass Harp: Cosmic Voyage – Live im Kulturzentrum Hallenbad in Wolfsburg am 14. Oktober 2017

Von Matthias Bosenick (16.10.2017)

Ist das wirklich schon fast neun Jahre her? Seit Silvester 2008 gaben die ursprünglich Velpker Psychedeliker Grass Harp keinen Gig mehr in Wolfsburg (und auch sonst fast nirgendwo). Das angenehm würdevoll gereifte Quintett spielte Hits aus allen Schaffensperioden, also vom frühen Riffrock über den Fields-versetzten Stoner bis zur freakigen Disco. Wiederhören machte Freude, das Wiedersehen im Publikum aber auch. Unklar, was überwog. Ein schöner Abend, der alle Erwartungen erfüllte, es dabei aber auch beließ.

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Solbrud & Wildernessking – Live in der Astra-Stube in Hamburg am 18. Juli 2017

Von Matthias Bosenick (19.07.2017)

Der erste sonnige Tag im Juli, und wir gucken Black Metal. Trve! Auf der kleinen Bühne in der winzigen Hamburger Astra-Stube müssen die Musiker von Solbrud aus Kopenhagen und Wildernessking aus Kapstadt nebeneinander stehen. Beide Bands sind Vertreter des modernen Black Metal, der sich in Sachen Gebretter und Geschrei für Atmosphären, Post Rock, Ambient und Progressivität geöffnet hat. Die Musik ist so trve wie die Location in direkter Schanzenviertelnachbarschaft: Über der Bühne steht „Flora bleibt“. Und für den Rezensenten ist es eine Riesenfreude, die vier jungen Dänen zwei Jahre nach ihrem Gig Leipzig wiederzusehen – und wiedererkannt zu werden.

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Phillip Boa & The Voodooclub – Live im Hallenbad in Wolfsburg am 7. April 2017

Von Matthias Bosenick (08.04.2017) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Wenn nichts mehr nach Braunschweig kommen kann, kommt Braunschweig eben nach Wolfsburg. Auch gut. Und weil außer Phillip Boa niemand mehr in seiner Größenordnung überhaupt in diese Gegend kommt, guckt man sich den Malteser Dortmunder eben zum drölfzehnten Mal an. Man kriegt ja auch was dafür: Knapp zwei Stunden Hits und Raritäten aus über 30 Jahren Indiemusikertätigkeit mit Hymnen, Slogans, Harmonien und Leidenschaft, vorgetragen von Zappelphillip Fuchtelmann mit weiblicher Begleitung und satten zwei Schlagzeugern. Niemand ist gekommen, seine Idole zu töten!

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Hoax und Warteschleife – Live bei der 5. Exil-Revival-Party in der Musikscheune Pollhöfen am 19. November 2016

Von Matthias Bosenick (20.11.2016)

Über Pollhöfen sieht man Sterne, die über Braunschweig seit Jahrhunderten von der urbanen Lichtverschmutzung verschluckt werden. Was man hingegen nicht sieht, ist Bebauung, zumindest in dieser Pollhöfen angegliederten Siedlung namens Kiebitzmoor. Die Scheune eines der drei Höfe dieser Siedlung birgt seit einigen Jahren ein Unterhaltungsetablissement, das sich sehr an der alten Schule alternativer Discotheken in der Lüneburger Heide orientiert. Eine davon hieß Exil und war bis zum feurigen Exitus vor rund 20 Jahren in Bodenteich angesiedelt. Weil die Gäste von damals heute kaum noch geschmacksgerechte Weggehgelegenheiten finden, haben sich allerorts Retro- und Revival-Partys etabliert. Die fünfte fürs allseits geliebte Exil sollten eigentlich die Bollock Brothers beschallen; krankheitsbedingt fand man in Hoax und Warteschleife gleichwertigen Ersatz. So viel Gegenwart liegt im Abfeiern der Vergangenheit: Die Freude an dem Ereignis war zwar vom „Weißt du noch“ durchdrungen, setzte aber einen kräftigen Anker für künftiges Rückerinnern auf genau diesen Moment.

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Der Weg einer Freiheit, Fäulnis, Fit For An Autopsy, Ära Krâ – Live im Jugendhaus Ost in Wolfsburg, 24. Juni 2016

Von Matthias Bosenick / Fotos von Nils Koopmann und Matthias Bosenick (25.06.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Von Würz- nach Wolfsburg: Die schonnichtmehrjunge Neo-Black-Metal-Hoffnung Der Weg einer Freiheit gibt sich ein Stelldichein im sympathischen selbstverwalteten Jugendhaus Ost in Wolfsburg. Als Beifang bekommt man die metalbasierte Stilmixbesonderheit Fäulnis aus Hamburg, die Deathcorer Fit For An Autopsy aus New Jersey und die Postschwarzmetaller Ära Krâ aus Berlin dazu. Ein herrlich breites Spektrum und eine lustige Party nicht nur für langhaarige Schwarzgewandete. Für die inoffizielle Rahmenunterhaltung sorgen Patch-Bingo und eine Werprinzessin.

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Friedrich Liechtenstein Trio – Live beim Festival Theaterformen am Haeckelschen Gartenhaus in Braunschweig, 17. Juni 2016

Von Matthias Bosenick (18.06.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Wenn jemand durch eine Fernsehwerbung zum Star wird, hat er bei mir Schwierigkeiten, dass ich ihn nicht mit Leuten wie Verona Pooht in einen Topf werfe und ignoriere. Wenn derjenige aber in diesem TV-Spot mit einer salbungsvollen Stimme von sich Reden macht, die Musikpostille sein nachgeschobenes Album „Bad Gastein“ lobhudelt und dieser Mensch dann auch noch an einem Freitagabend beim Festival Theaterformen auftritt, so hat er zumindest meine skeptische Aufmerksamkeit. Friedrich Liechtenstein nun nutzt diese und schlägt vom ersten Kontakt an bei mir ein wie eine Bombe: Der Mann ist phänomenal, fast bin ich sogar dazu geneigt, ihn „supergeil“ zu finden, wäre dieses Attribut nicht viel zu offensichtlich. Diesen Edeka-Song indes spart er mit seinem neuen Trio aus. Stattdessen gibt es enorm vielschichtige Ambientgeschichten, Soulchansons und Erwachsenenclubmusiken. Völlig unerwartet und absolut hörenswert. Ich bin hin und weg.

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Stereo Total – Live beim Festival Theaterformen, Haeckelsches Gartenhaus, Braunschweig, am 11. Juni 2016

Von Matthias Bosenick (12.06.2016, editiert am 14.06.2016) / Auch erschienen auf Kult-Tour Der Stadtblog

An diesem Braunschweiger Turbosamstag kommt selbst an nur einer Veranstaltung schon zweierlei Gigantisches zusammen: Das Livemusikprogramm des Festivals Theaterformen findet wie immer am Haeckelschen Gartenhaus statt, das seinerseits dieses Mal Bestandteil des am selben Tag eröffneten vierten Lichtparcours’ ist. So ist der idyllische Platz heute trotz des immensen Konkurrenzprogramms so voll, wie ich ihn beim Festival Theaterformen noch nie erlebt habe. Der Grund ist sicherlich die Band dieses Abends: Stereo Total. Nicht ganz mein Fall, aber hierher lockt mich ohnehin mehr als nur die Musik.

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Melvins – Live im Logo, Hamburg, am 7. Juni 2016

Von Matthias Bosenick (08.06.2016)

Ist das noch Metal? Ach nee, war’s ja nie. Als Trio knĂĽppeln die Melvins das Logo trotzdem in SchweiĂź und Boden, mit einer Stilvielfalt, wie sie andere im Leben nicht mal zu Gehör bekommen. Sludge und Punk und vieles dazwischen. Kein Wunder, dass es irgendwann selbst im tosendsten Moshpit nach Kiffe riecht: geht beides. Eines nur lässt den Zuschauer etwas unberĂĽhrt: Es kommt kein Kontakt zwischen Band und Publikum zustande, das Konzert endet kommentarlos nach CD-tauglichen 80 Minuten. Trotzdem: geil gewesen.

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B4-Festival im Gasthaus Zur Linde, GroĂź Oesingen, am 9. April 2016

Von Matthias Bosenick (10.04.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Eine Pogo-Party für die ganze Familie: das ist das B4-Festival, ausgerichtet von Hoax und dem Seitenarm Ramones Experience Tribute Band. Beide Gruppen spielen selbst und haben noch sage und schreibe vier Gastcombos dabei. Der Musikmix ist beachtlich: Punkrock, melodischer Oldschool-Thrash-Metal, Pop- und Rock-Cover-Truppen sowie Tanzparty mit Liveschlagzeug. Eine Mischung, bei der wortwörtlich jeder auf seine Kosten kommt, die allerdings definitiv nicht allen gefällt – dafür ist sie viel zu, nun: mutig. Das Wichtigste ist aber, dass der Bereich vor der Bühne permanent in Bewegung ist und dass sich die Gäste wie bei einem Klassentreffen über alte Zeiten unterhalten. Das geht immer gut, wenn Hoax einladen, und zwar beides, und das bis in den frühen Morgen. Geile Party wieder, auch ohne namhaftes Zugpferd dieses Mal.

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