Devin Townsend Project – Epicloud – InsideOut/EMI 2012

Von Matthias Bosenick (04.10.2012)

Devin-Fans brauchen dieser Tage ganz viel Geld. Zum einen wegen der verschiendenen Versionen des neuen Devin-Townsend-Project-Albums „Epicloud“, zum anderen wegen der vier vorherigen Project-Alben, die es in zwei verschiendenen Boxformen gibt. Indes: Die Frage, ob sich Devins Alben noch lohnen, nachdem er seine manische Depression überwand und sich in der Folge musikalisch zu geringerer Komplexität veränderte, stellt sich ja auch noch. Die Antwort muss nüchtern ausfallen: Fans bekommen mit „Epicloud“ zwar etwas durchaus Tolles, Gelegentlich-Hörer sind mit diversen älteren Alben allerdings deutlich besser bedient.

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Sigur Rós – Valtari – Parlophone/EMI 2012

Von Matthias Bosenick (26.06.2012)

Vor „Valtari“ musste man als Sigur-Rós-Fan Angst haben. Nachdem sich Sigur Rós beständig und nachvollziehbar von der musikalisch schwer greifbaren, aber emotional mitreißenden Ambientband zur Tanzkapelle entwickelten, zerfaserten die Isländer. Denn nach dem bislang letzten Album „Með suð í eyrum við spilum endalaust“ und der dazugehörigen Tour stoppte das Quartett 2008 die gemeinsamen Aktivitäten. Sänger Jónsi veröffentlichte danach ein leicht nerviges, wildes und stumpfes Solo-Album, die Band selbst mit „Inni“ einen rumpeligen Konzertmitschnitt von der letzten Tour. Sollte das der vorgegebene Weg der Band sein, musste „Valtari“ enttäuschen. Doch dann die Überraschung: „Valtari“ klingt mitnichten nach der Walze, die der Titel bedeutet, und macht musikalisch sogar einen Schritt um zehn Jahre zurück. Und wirft damit die Frage auf, wie relevant die Band dann noch ist.

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Die Ärzte – auch – Hot Action Records 2012

Von Matthias Bosenick (28.05.2012)

Ach ja, Die Ärzte. 50-Jährige mit Teenagern als Zielgruppe. Aufklärerisch behandeln sie lauter persönliche Entwicklungsschritte, die in die Generation ihrer Kinder gehören und nicht in ihre eigene. Im Gegenteil, ein Stück wie „Junge“ vom Vorgängeralbum „Jazz ist anders“ richtet sich im Grunde gegen sie selbst und macht sie damit unglaubwürdig. Noch schlimmer war nur „Lasse redn“ mit der Kindermelodie, die jeder Besoffene mitträllern kann. Was mit „Ein Schwein namens Männer“ 1998 ein Zufallstreffer war, begannen Die Ärzte nun immer wieder mal künstlich zu erzeugen: Ballermann- und Bravo-Hits („Manchmal haben Frauen“). „M + F“ vom neuen Album ist auch so einer, das Geschlechter-Thema sattsam gehasst dank Mario Barth, die Melodie ebenso sattsam bekannt aus dem Kindergarten. Auch musikalisch richtet sich das Oeuvre der Ärzte seit „Jazz ist anders“ zuvorderst an Jugendliche, indem das Trio in jeder aktuellen Strömung aalglatt mitschwimmt. Dabei können sie alles auch anders, sowohl den Humor als auch die Musik, wie die Economy-Edition von „Jazz ist anders“ bewies.

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Killing Joke – MMXII – Spinefarm Records 2012

Von Matthias Bosenick (30.04.2012)

Alles beim Alten und doch kein Stück überflüssig: „MMXII“ klingt wie eine Mischung aus Killing Joke 1986 und 1996, also wie 1991. Und das ist das Erstaunliche: „MMXII“ könnte direkt nach „Extremities, Dirt And Various Repressed Emotions“ herausgekommen sein, obwohl außer Chef Jaz Coleman lediglich Geordie an beiden Alben beteiligt war. Mit „Extremities“ eint „MMXII“ die harte, depressiv-aggressive Stimmung und den Sound zwischen Keyboards und Metal-Gitarren. Sehr häufig klingt der Bass nach dem des verstorbenen Paul Raven, der auf „Extremities“ zu hören war. Auch die Akkorde erinnern oft an das Album.

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