Gus Gus – Mexico – Kompakt 2014

Von Matthias Bosenick (01.07.2014)

Sind die gut! In Sachen Elektro, Techno, Ambient, Downbeat, Deep House oder was auch immer gibt es kaum bessere Acts als Gus Gus (oder auch GusGus, gesprochen „güsgüs“). „Mexico“ ist das vierte überragend gute Album in Folge (also in sieben Jahren). Die Songs sind welche, also nicht einfach nur Tracks, und machen auch zu Hause viel Spaß, nicht nur im Club. Gute Laune mit Anspruch, Niveau, Lebensfreude und ganz viel Raum.

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The Mission – Different Colours – Oblivion/SPV 2014

Von Matthias Bosenick (30.06.2014)

Das ist ein interessantes Projekt: Als zweite Veröffentlichung in der zweiten Reunion bringen The Mission eine Doppel-Single heraus, auf der jedes Mitglied der aktuellen Besetzung je einen selbstkomponierten und -gesungenen Song präsentiert. Musikalisch ergibt das eine Bandbreite, die tatsächlich breiter ist als die des jüngsten Albums „The Brightest Light“. Ein Manko ist, dass die Single-Versionen überwiegend kürzer sind als die in der Download-Version der EP, dass der fünfte Song des Download-Bundles fehlt – und dass der Single kein Download-Code für die fünf Tracks beiliegt. Dafür sind die mehr als 15 Euro für eine Doppel-Single einfach viel zu viel.

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No Hay Banda – Deadly Songs – Pigslide Records 2014

Von Matthias Bosenick (21.04.2014)

Die beiden Kopenhagener von No Hay Banda fügen dem klassischen Konstrukt Synthie-Duo im Jahre 2014 tatsächlich eine neue Ebene hinzu. Als erstes haut einen die Stimme von Louise Tækker um: dunkel, kraftvoll, geradlinig, fordernd – und erfreulich frei von chartskompatiblem Tralala. Die Musik von Jonas Linnet bedient sich zwar bei den 80ern, kopiert sie aber nicht; weder ist der Synthie dominierend – Gitarre und andere Instrumente unterfüttern die Atmosphäre –, noch ist die Produktion dergestalt auf komprimierte Fettheit angelegt, dass es einem die Ohren zudrückt. Vielmehr weiß das Duo filigran zu arrangieren und die Musik nicht zu überfrachten: reduziert, aber nicht leer, und es gibt immer etwas zu entdecken. Das vorliegende zweite Album „Deadly Songs“ nun ist zudem deutlich weniger tanzorientiert als noch das Debüt „Wow & Flutter“ von 2011. Adé CD: Erhältlich ist das halbstündige Werk als LP, Download – und Kassette.

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Pixies – EP3 – Pixies 2014

Von Matthias Bosenick (29.03.2014)

Das ist mal so richtig frech. Mit der „EP3“ und der Ankündigung eines Albums mit dem albernen Namen „Indie Cindy“ verlieren die Pixies sämtliche Reputation: Ursprünglich hieß es, die Pixies bringen nie wieder ein neues Album heraus, auch nach der Wiedervereinigung 2003 nicht, die ja an sich schon niemals hätte stattgefunden haben sollen. Dann platzierten sie diverse neue Einzel-Tracks auf Sampler und im Internet, die ganz okay bis sehr gut waren. Dann gab es „EP1“ als 10“ mit vier neuen Stücken, da dachte man schon: Das, Kollehng Kollehng, geht ja gar nicht. Abgesehen davon, dass die Songs gerade mal mittelmäßig waren, widersprachen sich die Pixies sowas von selbst, und das auch noch in einer Besetzung, die nicht mehr original war, schließlich ist Kim Deal nicht mehr dabei. Im Zuge von „EP1“ kündigten sie an, vier solcher EPs zu veröffentlichen, aber kein Album, weil das unwirtschaftlich sei. Jetzt also kommt das Album, das alle drei bisherigen EPs bündelt. Hätte man das gewusst, hätte man sich das viele Geld für die drei 10“es gespart, denn die CD allein kostet weniger als nur eine der Vinyl-Scheiben, bietet aber auch nicht mehr als deren zwölf Songs. Darin steckt die nächste Frechheit: Die Band bekommt nicht nur keine vier EPs zusammen, sondern im Grunde nicht mal drei: Den Opener „Bagboy“ verschenkten die Pixies seinerzeit im Zuge der ersten EP als Gratisdownload. Das bedeutet: Wer sich „EP3“ als Download kauft, bezahlt damit als einen von vier Songs ein Stück, das er bereits als Geschenk auf der Festplatte hat. Einen Vorteil davon haben nur die 3000 Fans, die die rasch ausverkaufte Vinyl-Version ergattern konnten. Frech!

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Killing Joke – In Dub – Pledge 2014

Von Matthias Bosenick (15.03.2014)

Zum dritten Mal lassen sich Killing Joke ein Album via Pledge vorfinanzieren, zum zweiten Mal ist es eine Compilation (das dritte war ein Live-Mitschnitt). Diese Sammlung hat es sicherlich in sich: Dub-Versionen von Killing-Joke-Songs all über die drei Jahrzehnte, überwiegend sogar eigens angefertigte. Wie immer stellt sich die Frage, was genau den „Dub“ so ausmacht, wird das Wort doch bisweilen sozusagen lediglich synonym für „Mix“ verwendet. Nichts desto trotz ist die Qualität der vorliegenden Musikstücke wie gewohnt exorbitant hoch und die Bandbreite an Stilrichtungen trotz des titelgebenden Etiketts enorm breit gefächert.

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Neneh Cherry – Blank Project – Smalltown Supersound/Rough Trade 2014

Von Matthias Bosenick (13.03.2014)

Phänomenal: Von jetzt auf eben kommt Neneh Cherry wie aus dem Nichts mit Musik an die Öffentlichkeit zurück, die vermutlich all denjenigen, die in den 90ern „Seven Seconds“ und in den 80ern „Buffalo Stance“ in die Charts brachten, eher weniger gefallen dürfte. Einen größeren Kontrast hätte sie nicht setzten können als vor zwei Jahren mit dem Jahrzentalbum „The Cherry Thing“. Da setzt „Blank Project“ an: Nicht mehr wirklich Freejazz, aber von dort aus geht es in eine teilweise elektronische Richtung. Im Zentrum steht ihre Stimme – rauh, fordernd, einnehmend.

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Sqürl – EP1, EP2 – ATP Recordings 2013

Von Matthias Bosenick (28.01.2014)

Das ist ein Elend: Jim Jarmusch empfahl sich stets als verlässlicher Musikkenner, indem er für seine Filme Soundtracks zusammenstellte, die man gerne sammelte und am Stück hörte, auf denen man neue Bands entdeckte und mit denen man seinen Muskigeschmack um krude Genres erweiterte. „Only Lovers Left Alive“, sein neuer Film, macht da keine Ausnahme: Mit Northern Soul, Post Rock und arabischem Indie-Folk bringt er den Zuschauer zum Niederknien. Will man indes das Soundtrack-Album kaufen, wird man enttäuscht: Es existiert nicht. Noch nicht, will man dem Label glauben. Immerhin gibt es zwei EPs des extra für den Film gegründeten Trios mit dem hochgradig guten und einzigartigen Namen Sqürl. Darauf zelebriert Jarmusch seine bereits im vorherigen Film „The Limits Of Control“ und mit der dazugehörigen Band Bad Rabbit gefundene Leidenschaft für lärmenden Post Rock.

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!!! – R!M!X!S – Warp 2013

Von Matthias Bosenick (21.01.2014)

Wer wenn nicht !!! kann sich den vokallosen Titel „R!M!X!S“ leisten – wie immer denkt man sich, die haben sich den Bandnamen nach solchen grafisch-sprachlichen Gesichtspunkten ausgesucht. Die Veröffentlichung begleitet das jüngste Album mit dem sogar noch besseren Titel „Thr!!!er“. Das war schon deutlich weiter in Richtung Dance und Electro orientiert als die Vorgänger, die Remixe nun untermauern diesen Trend.

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Eläkeläiset – Humppakalmisto – Nordic Notes/Broken Silence 2013

Von Matthias Bosenick (15.01.2014)

Einmal wie immer in den vergangenen 20 Jahren: Eläkeläiset verwursten Songs, die irgendwie jeder kennt, und machen daraus Humppa. Es hat viele Gründe, warum sich ausgerechnet dieser Witz nicht abnutzt: die musikalische Virtuosität der Rentner etwa, oder die Auswahl der Originale. Die erstreckt sich dieses Mal auf Folklore, Blues, Oldies, also deutlich älteres Liedgut, weswegen das Album auch „Humppa-Friedhof“ heißt.

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Nick Cave & The Bad Seeds – Live From KCRW – Bad Seed Ltd. 2013

Von Matthias Bosenick (30.12.2013)

Das Jahr 2013 ist für Nick Cave ein Jahr, in dem er zur Ruhe kommt. Krachen lassen hat er es vorher zur Genüge, mit „Dig!!! Lazarus Dig!!!“, dem vorletzten Bad-Seeds-Album, und den beiden Grinderman-Werken. Damit hat er sich offenbar genug ausgetobt, denn auf dem Album „Push The Sky Away“, das Anfang des Jahres erschien, zog er die Bremse mal mächtig an. Filigran und folkig, reduziert und ätherisch, aber genauso intensiv, wenn auch ein bisschen langweiliger gestaltete er die Musik dieses Mal. Diesen Stil übernahm er für das vorliegende dritte Live-Album der Bad Seeds, das auch ältere Stücke in diesem Gewand beinhaltet, und zwar nicht nur solche, die von Natur aus schon ruhiger waren.

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