E-Egal – Ich hätt gern Pommes zu der Wahrheit – E-Egal 2015

Von Matthias Bosenick (02.06.2015) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour – der Stadtblog

Das Braunschweiger Quintett E-Egal steht als Beleg dafür da, dass Punk als Musikrichtung nicht so limitiert ist, wie sein Ruf es gerne suggeriert. Ohne typische Insignien kommen natürlich auch E-Egal nicht aus, sonst hätte man ja nun auch Probleme, deren Musik noch überhaupt im Punk zu verorten, aber die Jungs haben Ska, Funk, Pop, Metal und vieles mehr im Blut und genieren sich nicht, diese Bastarde ungebremst von der Kette zu lassen. Das macht diese erste LP der Band auch für Leute interessant, die beim reinen Punk womöglich weghören würden. Übrigens zeigt sich der Rezensent stolz, die handnummerierte 1 von 500 Exemplaren dieses Vinyls sein Eigen nennen zu dürfen.

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Die drei ??? – 175: Schattenwelt – Europa/Sony 2015

Von Matthias Bosenick (25.05.2015)

Die Jubiläums-Dreifachfolgen der drei Fragezeichen sind in der Regel um einiges attraktiver als die normalen Folgen, seit die Nummern dreistellig sind. Das ist bedauerlich, weil man sich auch für die normale Serie als Fan der frühen Stunden eine dauerhafte Mindestqualität wünscht. Dreifach überzeugten besonders die Episoden 100, „Toteninsel“, und 150, „Geisterbucht“, mit komplexen Handlungen und kompetenzübergreifenden Zusammenhängen, abgesehen von tatsächlichen Abenteuern, die die drei Ü40-Teenager zu bestehen hatten. Nummer 125, „Feuermond“, hatte so einige Längen, aber nicht so starke wie die aktuelle Nummer 175, „Schattenwelt“, an der erstmals drei Autoren arbeiteten: Anstatt dass sich ein einzelner eine lange Geschichte ausdachte, liefert hier ein Trio drei aufeinander bauende Fälle mit einem Gesamtergebnis ab. Die Geschichten sind, um es milde auszudrücken, ereignisarm.

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Kackschlacht – Kackschlacht 2015 – Kackschlacht 2015

Von Matthias Bosenick (10.05.2015) / Auch auf Kult-Tour – Der Stadtblog

Wie auch immer sich die Welt entwickelt, in Sachen Technik, Politikverdrossenheit, Rechtsruck, Internet, Mainstreamisierung und weiß der Geier was – eines wird es gottlob immer geben: die kleine schranzige linke Punkband aus dem Keller nebenan. Kackschlacht ist eine dieser kleinen Bands, vielmehr: Es ist ein Duo aus Braunschweig, das die Welt wie selbstverständlich aus einer in ihrem Genre relativ allgemeingültigen Punk-Attitüde betrachtet, die mittlerweile älter ist als die beiden Brüder selbst. Als Kackschlacht orientieren sie sich musikalisch am schnellen Wenige-Akkorde-Schrammel-Punk, den man eher selten für seine Virtuosität goutiert. Da geht es vielmehr um Slogans, Energie, Antihaltung; all das allerdings mit einiger Ironie. Schick: Die knapp neun Minuten Musik kommen auf einer Sieben-Zoll-Vinylsingle – in Gelb.

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Der Weg einer Freiheit – Stellar – Season Of Mist 2015

Von Matthias Bosenick (06.04.2015)

Glaubt man den einschlägigen Black-Metal-Kreisen, gehören Der Weg einer Freiheit inzwischen zum Hype und sind damit bei den eingefleischten Hörern schon wieder uninteressant. Ja, so geht es zu im Untergrund, schon immer und auch 2015 noch. Gut, dann sei „Stellar“, das dritte Album der Würzburger, eben aus Sicht eines Außenstehenden rezipiert. Der hat nun seine Freude daran, dass sich Der Weg einer Freiheit eben nicht sklavisch an Genrevorgaben halten. Die zwischen die traditionellen Parts mit Blast Beats, Rumschreien und kalten Gitarren gesetzten klaren Passagen mit ordentlich Power und dichten Gitarrenteppichen jedenfalls machen die Musik für den Uneingeweihten deutlich attraktiver als die klassisch-skandinavischen Kirchenkoklersoundtracks. Auf typische Posen und Corpsepaint verzichten Der Weg einer Freiheit dankbarerweise auch.

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Aphex Twin – Computer Controlled Acoustic Instruments pt 2 EP – Warp 2015

Von Matthias Bosenick (17.02.2015)

Der Typ ist echt mal irre. Erst lässt Richard D. James jahrzehntelang gar nichts von sich hören, dann kommt wie aus dem Nichts das Aphex-Twin-Album „Syro“, gefolgt von gut neun Stunden Gratis-Material im Internet. Und aus dem nächsten Nichts liegt nun eine kleine EP vor. Deren Titel gibt grob vor, was man zu hören bekommt: „Computer Controlled Acoustic Instruments“ nämlich, was aber deutlich weniger abstrakt ausfällt, als man bei den bekannten Parametern annehmen könnte, und vielmehr den Abwechslungsreichtum des Komponisten belegt. Die halbe Stunde (oder 20 Minuten, je nachdem, ob man das Vinyl auf 33 1/3 oder 45 Umdrehungen hört) klingt unerwartet warm und angenehm.

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Thom Yorke – Tomorrow’s Modern Boxes – Landgrab 2014

Von Matthias Bosenick (05.01.2015)

Bei Thom Yorkes zweitem Soloalbum steht die Diskussion um den Vertriebsweg vor der um die Musik. BitTorrent, Bandcamp, Gratis-Downloads – und eine LP-Version für mindestens satte 40 Euro, das sind die Eckdaten zum Jahreswechsel. Damit sattelt Yorke auf den Coup um das Radiohead-Album „In Rainbows“ auf und macht sogar so ähnliche Musik, nur ohne Band dahinter, also rein elektronisch vertrackt mit seiner Stimme drin. Das Ergebnis ist jedoch eher Stimmung als Song – und damit latent enttäuschend, wenn auch auf hohem Niveau.

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Myrkur – Myrkur – Relapse Records 2014

Von Matthias Bosenick (24.10.2014)

Das ist auch eine Form von Sexismus, gewiss: Myrkur ist vordergründig deshalb interessant, weil es sich dabei um das Black-Metal-Projekt einer einzelnen Frau handelt. Da der Black Metal in den vergangenen Jahren eine künstlerische Aufwertung erfuhr, die ihn auch für Leute öffnete, die nicht auf angezündete Kirchen stehen, ist man hellhörig: Was macht Amalie Bruun anders als die Kerle? Nun: Ihre Stimme ist untypisch zart und elfisch – aber ihr Metal rumpelt etwas zu arg. Am schönsten ist das Mini-Album, wenn es 4AD-Dreampop und Shoegaze kreuzt; am dröhnenden Ambiente muss sie noch etwas arbeiten, sofern die hauptamtlich bei Ex Cops als Musikerin sowie als Model tätige Dänin das überhaupt will.

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U2 – Songs Of Innocence – Island Records 2014

Von Matthias Bosenick (21.10.2014)

Das neue Album von U2 ist – mal abgesehen von der Marketingmethode – streitbar. Das, was das Quartett abliefert, hat es im Grunde nicht nötig. Die beiden vorhergehenden Alben waren relativ frei davon, kundenorientiert zu sein. „Songs Of Innocence“ ist dies jedoch weitgehend. Gute Ideen haben die vier Herren weiterhin, das ist unbestritten und immer wieder zu hören, doch betten sie die in einen Kontext, der sie zu stark verdeckt. Stadionhymnen sind hier Programm, sie funktionieren live wohl am besten, aber auf Platte nerven sie. Und: Eine Band, die ihr Album bei Apple verschenkt, sollte ihrer LP doch einen Downloadcode beilegen, oder?

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Deine Lakaien – Crystal Palace – Chrom Records/Soulfood 2014

Von Matthias Bosenick (11.08.2014)

Och, nö! Da lassen sich Ernst Horn und Alexander Veljanov satte vier Jahre Zeit für ihr zehntes Album als Deine Lakaien, und dann langweilen sie damit doch nur. Wieder, wie man inzwischen meint. Oder ist es nur der Hörer, der musikalisch weitergewandert ist und den larmoyanten Mollton einfach mal satt hat? Es erstaunt auch, dass das musikalische Produkt zweier dergestalt Versierter so banal erscheint. Nach all der Kollegenschelte sollte das Duo jedenfalls keine Steine in seinen Crystal Palace mitnehmen.

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Numb – The Valence Of Noise – Minimal Maximal 2014

Von Matthias Bosenick (04.07.2014)

Dirk Ivens bemüht sich redlich, den Fans vergriffene Besonderheiten aus dem internationalen EBM-Geschehen auf seinem Label Minmal Maximal auf Vinyl zugänglich zu machen. Nicht nur eigene Arbeiten mit Absolute Body Control, sondern auch Werke von Kollegen wie A Split-Second, Parade Ground, Front 242 oder The Neon Judgement bringt er so unter die Leute. Jüngste Veröffentlichung ist „The Valence Of Noise“, eine Raritätensammlung von Numb. Die acht Stücke decken den Zeitraum von 1991 bis 2000 ab und spiegeln damit auch die atmosphärische und musikalische Bandbreite der leider aufgelösten kanadischen EBM-Krawallos um Don Gordon wider.

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