Teho Teardo & Blixa Bargeld – Still Smiling – Specula Records/Audioglobe 2013

Von Matthias Bosenick (09.11.2013)

Was für eine Kombination, und bei Lichte betrachtet – was man wohl eher nicht tut, wenn man das Album hört – sogar längst überfällig: Teho Teardo, einst Mitglied der Industrial-Metaller Meathead, und Blixa Bargeld, Stimme und Kopf der Avantgarde-Industriellen Einstürzenden Neubauten, erarbeiten ein Album zusammen. Das könnte man, zumal sich Musiker Teardo auf Soundtrack-Kompositionen verlegte und Bargeld hier hauptsächlich Text und Stimme beisteuert, als Kammerklassik-Industrial bezeichnen. Eine gelungene Kombination, besonders für alle, die die Neubauten vermissen.

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Pixies – 4 Track EP aka EP1 – Pixies 2013

Von Matthias Bosenick (19.09.2013)

Da sind sie also wieder, die Pixies, die Erfinder von Indierock und Grunge, die Psychoberserker, mit krassen Sounds und Inhalten und einer radikalen Verweigerungshaltung – die vor 20 Jahren zur per Fax von Bandchef Black Francis vorgenommenen Trennung führte. Eine Reunion dieser wegweisenden und besonderen, mit mystischer Aura und musikalischer Qualität gesegneten Band vor einigen Jahren erschien schon zweifelhaft und widersprüchlich. Mit einem zugedrückten Auge nahm man es hin, dass sich die vier Zerstrittenen auf Live-Konzerte und zwei, drei verstreute neue Studiosongs beschränkten. Jetzt stehen fünf 10“-EPs mit jeweils vier Songs ins Haus, die mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten; eine Frage lautet etwa: Sind die Pixies noch die Pixies, wenn auch nur ein Bandmitglied ausgetauscht ist?

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Sigur Rós – Kveikur – XL Recordings/Beggars/indigo 2013

Von Matthias Bosenick (03.08.2013)

Das ging flott, nur wenige Monate nach „Valtari“ kommt das nächste Album von Sigur Rós, nachdem sie sich bis „Valtari“ vier Jahre Zeit gelassen hatten. Flott ist auch die Musik, vergleichen mit „Valtari“, das ja enttäuschenderweise nahezu ausschließlich aus konturlosen Soundscapes besteht und damit weniger Atmosphäre und Leidenschaft transportiert als alle Alben zuvor, also als das, wofür man die Band zu lieben lernte. Auch „Kveikur“ unterscheidet sich, aber nicht nur von „Valtari“, sondern von so gut wie allem Bisherigen: Es erfüllt jetzt das Etikett, das man der Band in Ermangelung besserer Schubladenbezeichnungen gerne gibt, nämlich Postrock. Ja: Auf „Kveikur“ geht einigermaßen die Post ab. Und es steht der zum Trio geschrumpften Band gut.

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Pet Shop Boys – Electric – X2/Rough Trade 2013

Von Matthias Bosenick (27.07.2013)

Na, hör an. Nach „Elysium“ dachte man ja beinahe, die Pet Shop Boys an die Altherrenlangeweile verloren zu haben. Stattdessen holten die beiden nur Luft für „Electric“, ein reines Dance-Album, in eigener und – wie immer – auch zeitgenössischer Herangehensweise. Der Unterschied zu ihnen selbst ist, dass die Sounds bisweilen so klinisch klingen, wie sie wahrscheinlich erzeugt sind, und dass sie auf der anderen Seite eine Härte an den Tag legen, wie sie sie lange nicht mehr zeigten. Macht insgesamt ein ganz geiles Album.

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!!! – Thr!!!er – Warp 2013

Von Matthias Bosenick (29.04.2013)

„Thr!!!er“ ist wahrscheinlich schon jetzt der beste Albumtitel des Jahres, der beste für die Disco-Punk-Band !!! ist es auf jeden Fall. An das Album muss man sich als langjähriger !!!-Fan jedoch zunächst gewöhnen. Bestanden die alten Stücke zumeist aus langen organischen filigranen handgespielten Grooves, sind die neuen synthetischer und kompakter ausgefallen. Damit büßen !!! zwar etwas von ihrer Einzigartigkeit ein, sind aber als Tanzkapelle nicht weniger mitreißend.

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Dead Can Dance – In Concert – PIAS/Rough Trade 2013

Von Matthias Bosenick (29.04.2013)

Eine Armee lebender Toter überrollt die Welt. Zurzeit veröffentlichen längst dahingeschiedene Bands allerorten erste und zweite Alben nach jahrzehntelanger Pause, nach ebensolangen „Wir kommen niemals wieder“-Beteuerungen, nach Hickhack und internen Streitereien, nach erfolglosen Soloversuchen und Drogenentzugsprogrammen. Auch Lisa Gerrard und Brendan Perry von Dead Can Dance stritten und kloppten sich, wo es nur ging. Indes waren sie auch solo mehr oder minder erfolgreich und hatten die mehrfach dementierte Wiedervereinigung finanziell offenbar eigentlich gar nicht nötig. Dann gab’s da aber doch mal eine Tour (mit rund zwei Dutzend limitierter Livealben dazu), dann gab’s da mit „Anastasis“ ein neues Studioalbum, dann gab’s noch mehr Touren und dann gab’s ein Livedokument. Darauf zelebrieren die Streithähne ihre wundervolle Mischung aus Ethno, Historik und Groove, allerdings weniger voluminös als auf dem anderen Live-Album „Toward The Within“ und den Studioalben. Und dennoch, warum haben all diese Untoten plötzlich so einen Zulauf? Liegt es vielleicht daran, dass selbst die mediokren Comebackalben abgehalfterter Altstars immer noch besser sind als das Gewurste der unerfahrenen Epigonen?

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How To Destroy Angels – Welcome Oblivion – Sony Music 2013

Von Matthias Bosenick (30.03.2013)

Ein mehr als zwiespältiges Werk, dieses verschleppte Debüt von How To Destroy Angels. Es kommt nach der Meldung, dass Trent Reznor seine Nine Inch Nails reaktivieren will, und macht sich selbst damit noch redundanter. Denn es klingt ohnehin wie eine Resteverwertung von NIN-Sounds mit gelangweiltem Frauengesang, was man vermutlich höher bewertet hätte, wäre da nicht die Aussicht auf das Bessere, nämlich NIN pur.

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Anthrax – Anthems – Nuclear Blast 2013

Von Matthias Bosenick (26.03.2013)

Die Cover-Könige des Thrash Metal veröffentlichen nun also als zweites neues Werk mit dem früheren Sänger Joey Belladonna eine EP mit, nun, Coverversionen. Die Auswahl ist recht traditionell, das Ergebnis ebenso. Man möchte fast sagen: Eigentlich hätte es diese EP gar nicht gebraucht. Was die Altgewordenen ansonsten noch hinbekommen in Sachen Groove und Dynamik, zeigt der hinzugefügte Track „Crawl“ vom Vorgängeralbum „Worship Music“. Dabei ist der Erwerb ebenjenen Albums eigentlich moralisch schon nicht vertretbar.

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Fraktus – Millenium Edition – Staatsakt 2012

Von Matthias Bosenick (19.11.2012)

Natürlich ist „Millenium Edition“, stilecht mit falsch geschriebenem lateinischen Jahrtausend, kein gutes Album im musikkritischen Sinne. Dafür ist es zu sehr Witz, das aber auf einem wiederum hohen musikalischen Niveau, wie es die drei Studio-Braun-Mitglieder Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jacques Palminger in ihrer langjährigen Karriere auch hinter grobem Unfug versteckt immer wieder unter Beweis stellten. Diese Wiedersprüchlichkeit unterscheidet den Studio-Braun-Witz von Comedy, also fast dem ganzen Rest der deutschsprachigen humorschaffenden Welt. Und Widerspruch als solcher ist auch der Kern dieser Veröffentlichung, die den Film „Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ begleitet.

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Neneh Cherry & The Thing – The Cherry Thing – Smalltown Supersound 2012

Von Matthias Bosenick (10.10.2012)

Das ist das wahrscheinlich ungewöhnlichste und besonderste Album des Jahres. Neneh Cherry, die mit ihren Hits in allen möglichen Musiksparten mit dem Suffix Hop bekannt ist, springt in eine Richtung weiter, mit der man auch mit dem Wissen um ihre Post-Punk-Vergangenheit nicht rechnet: Free Jazz. Die schwedische Indianerin verbrüdert sich mit dem schwedisch-norwegischen Free-Jazz-Trio The Thing und covert munter noch viel unerwartetere Songs. Das noch viel ungewöhnlichere daran ist, dass das Album fantastisch geworden ist.

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