„The Fall Guy“ – Versuch einer Liebeserklärung (David Leitch – USA 2024)

Von Guido Dörheide (08.05.2024)

Da war Matthias schneller als ich: Als ich durch Zufall beim Stöbern nach potentiellen Nachmittagskinofilmen für Töchterchen und mich auf den Titel „The Fall Guy“ stieß, dachte ich, das stand doch damals immer schon im Vorspann auf dem Nummernschild von Colt Seavers drauf, und hatten die nicht nach diesem Nummernschild die ganze Serie benannt? Also habe ich in die Kurzbeschreibung des Films geschaut und tatsächlich: Ryan Gosling, den ich aus „Barbie“ noch in ganz wunderbarer Erinnerung habe, ist Colt Seavers, und Colt Seavers ist Stuntman und es gibt auch eine Jody in dem Film. Den muss ich sehen! Leider kam ich erst heute (Mittwoch, 08.05.2024) in den Genuss, mir den Film in Begleitung meines Freundes Carsten anzuschauen, aber alles, was einem tagtäglich so malört, hat auch sein Gutes, denn immerhin konnte ich mich so schon mittels Matthias’ Rezension auf den Film einstimmen.

Und schließe mich dieser zu ziemlich viel Prozent an, wäre aber nicht der dunkelblonde Typ mit dem großen Senfglas, wenn ich nicht einen Teil dessen Inhalts hier noch dazugeben müsste.

Alsdann, gehen wir es an:

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The Fall Guy – David Leitch – USA 2024

Von Matthias Bosenick (01.05.2024)

Ach – „The Fall Guy“ ist tatsächlich das Kino-Remake der 40 Jahre alten TV-Serie „Ein Colt für alle Fälle“! Von der der Film indes lediglich anderthalb Namen, ein Auto und das Hollywood-Setting übernimmt – der Rest hält den Erwartungen an eine solche Filmumsetzung nicht stand. Was einige Vorteile hat, betrachtet man die machohaft-sexistische Vorlage, aber auch den Nachteil, dass der Film ohne diese aufgedrückte Klammer besser funktioniert hätte, weil ohne Erwartungen, die er nicht einhält. Was er stattdessen liefert, ist durchaus okay und wäre bei strafferer Inszenierung sogar mehr als das geworden.

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Andrea lässt sich scheiden – Josef Hader – A 2023

Von Matthias Bosenick (11.04.2024)

Keine Komödie, auch wenn Josef Hader draufsteht – dieser Hinweis ist mehr als angebracht, wenn man sich „Andrea lässt sich scheiden“ anguckt, weil man ansonsten entweder denkt, die Gags seien Scheiße, oder einfach überhaupt enttäuscht feststellt, dass der Film nicht witzig ist, denn das soll er auch gar nicht sein. Lässt man sich darauf ein, haut das trockenöde Provinzdrama mächtig rein. Dabei ist der Titel etwas irreführend, denn noch vor der Scheidung fährt die Titelfrau ihren Noch-Gatten tot, und damit beginnt das Drama, in dem der Regisseur selbst eine Figur spielt, die der irrigen Annahme ist, den Mann getötet zu haben. Österreichkenntnisse sind für den vollen Genuss vonnöten.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Elder Stateswomen im Film

Von Onkel Rosebud

Meiner Freundin liegt Eifersucht fern. Aber wenn ich alles stehen und liegen lasse, wenn Tilda Swinton (geboren 1960) auf der Mattscheibe erscheint, dann rollt sie abschätzig und leicht genervt mit den Augen. Sie fragt sich aber insgeheim, wieso ich es nötig habe, diese Dame (auch noch) anzuhimmeln. Derweil ist Lady Tilda keine Ausnahme. Ich kann in Würde gealterten Schauspiel-Göttinnen so einiges abgewinnen.

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Stop Making Sense – Jonathan Demme – USA 1984

Von Matthias Bosenick (29.03.2024)

Alle zehn Jahre kann man sich „Stop Making Sense“, den Konzertfilm der Talking Heads, im Kino angucken. Der wird nicht älter! Eher aktueller: Analog gespielte Tanzmusik auf sich steigerndem Energielevel, eine divers besetzte Band, größtmögliche Party bei bester Laune, grandios gefilmt und performt. Zum 40. Geburtstag des Film gibt’s ihn jetzt wieder im Kino, in ausgewählten sogar in 4K, mit allem, was man an ihm liebt – den Hits, dem Kassettenrekorder, dem Tanz mit der Stehlampe, dem Big Suit, dem vom Tina Weymouth angeführten Tom Tom Club, Bernie Worrell und den ausgelassenen Tänzen der Musizierenden und Singenden. Ein Fest! Immer wieder.

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Poor Things – Yórgos Lánthimos – GB 2023

Von Matthias Bosenick (07.02.2024)

Wer Emma Stone gern ständig nackt und beim Sex sehen möchte, ist bei „Poor Things“ genau richtig. In diesem Film spielt sie eine Frau, die nach ihrem erfolgreichen Suizid das Gehirn ihres ungeborenen Kindes eingepflanzt bekommt, wieder zum Leben erweckt wird und zum Zwecke der Selbstermächtigung damit beginnt, herumzuvögeln, unter anderem als Prostituierte – und damit die patriarchisch eingerichteten Männer, bei denen es sich vermutlich um die titelgebenden „Poor Things“ handelt, auf den Kopf stellt. Viel Story bleibt abseits einiger punktgenauer psychologischer Dialoge nicht haften, dafür aber die Ausstattung: Optisch grob Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt, behält man aus 140 Minuten Film die futuristisch an Seilen über den Dächern von Lissabon schwebenden Straßenbahnen am längsten im Gedächtnis.

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Der Junge und der Reiher (君たちはどう生きるか/The Boy And The Heron) – Hayao Miyazaki (宮崎 駿) – J 2023

Von Matthias Bosenick (18.01.2024)

Dem vermutlich jetzt wirklich letzten langen Film des inzwischen 83jährigen Studio-Ghibli-Mitgründers Hayao Miyazaki misst man selbstredend eine besondere Aufmerksamkeit bei. Mit seinen Animes verzaubert er die Welt, weil jene in diesen Filmen kopfsteht, nicht nur aus westlicher Sicht, und weil seine Animationen bahnbrechend sind. In den zweistündigen „Der Junge und der Reiher“, der auf Japanisch ungefähr „Wie lebt ihr?“ heißt, lässt er vertraute Elemente früherer Filme in eine Geschichte über Entwurzelung, Adoleszenz, Trauer und Krieg einfließen. Fantasievoll ist das Wort, das über allem schwebt, rätselhaft, schön – aber auch schwermütig, passend zur Zeit. Eskapismus ist nicht das Kernvorhaben dieser Jugendbuchverfilmung.

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DogMan – Luc Besson – F 2023

Von Matthias Bosenick (21.11.2023)

Nach rund 25 Jahren mal wieder ein guckbarer Film von Luc Besson! Damit war nicht zu rechnen, aber sein „DogMan“ unterhält gut und überrascht positiv. Um die Geschichte eines Mannes zu erzählen, dessen Freundeskreis aus – realen, nicht CGI-generierten! – Hunden besteht, greift er auf verschiedene Genres zurück, die jeweils einen Aspekt der biografischen Eckpunkte seiner Hauptfigur Douglas abdecken. Die Abstriche bei Plotholes und dem verpuffenden Ende nimmt man in Kauf, denn der Rest ist angenehme Kinounterhaltung.

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Zillion – Robin Pront – B/NL 2022

Von Matthias Bosenick (13.11.2023)

Die Ausgangslage: Ein gehänseltes Arschloch macht Arschlochsachen mit anderen Arschlöchern, die ihn dafür ebenfalls arschlochmäßig behandeln. Das Ganze spielt in der Großraumclubszene der späten Neunziger in Antwerpen und lehnt sich locker an der realen Geschichte von Frank Verstraeten und seinem titelgebenden Club „Zillion“ an. Inszeniert Robin Pront zunächst ein kunterbuntes, ultraschnelles Clubding, bricht er es im Rest ausgebremst auf Action und Drama herunter – zu einem Zeitpunkt, als einem die Arschlöcher jedoch eh schon egal sind. Der Film ist etwas fürs Auge, aber nicht für die Ewigkeit.

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The Old Oak – Ken Loach – GB/F/B 2023

Von Matthias Bosenick (12.11.2023)

Die Welt ist Scheiße, und ein extrem negativer Faktor ist die Gemengelage aus Rassismus, Rechtsruck und Neofaschismus, die sich allerorts ungehemmt in die Mitte der Gesellschaft ausbreitet. Die Welt könnte mit Humanismus und Solidarität ein so viel besserer Ort sein, findet auch der 87jährige Ken Loach, der zuverlässige Abbilder sozialer Themen aus linker Perspektive, und lässt ein vergessenes Kohledorf im Nordosten Englands auf die Ankunft syrischer Geflüchteter reagieren. Zentrale Personen sind der Pubwirt TJ und die Syrerin Yara, die eine Dorfgemeinschaft zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen erwirken wollen – und Loach flicht alles ein, was es an Negativität in diesem Kosmos zu berichten gibt. Und potentiell Positivem: „The Old Oak“ ist damit ein Märchen – leider.

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