Spezial: Marc Gordon Sloan

Von Matthias Bosenick (27.11.2020)

Das ist Bassmusik: Anlässlich seines Corona-Projektes „Reel To Real Volume 1“ steckte der New Yorker Bassist Marc Gordon Sloan gleich noch zwei weitere seiner Alben in den Briefumschlag, und zwar die Post-Punk-No-Wave-Retrospektive „Divine Bones“ sowie die Country-Überraschung „Portrait Of The Musician As Forever Moonlight“. Am Corona-Projekt beteiligten sich mit ihm zehn über die ganze Welt verteilte Künstler, darunter auch die Braunschweiger blackhole-factory.

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Dan Yell – Hirnfick, Scheusal & ich – Dan Yell 2020

Von Matthias Bosenick (18.11.2020)

Nach der Lektüre dieses Büchleins hätte der Rezensent dem Autoren davon abgeraten, es zu veröffentlichen. In „Hirnfick, Scheusal & ich“ macht Dan Yell seine Sicht auf eine toxische Beziehung zu einem anderen Punkmusiker öffentlich und legt sein Inneres offen. Für ihn ist es Verarbeitung, für den Genannten womöglich Provokation sowie für den Leser eine Art Brief mit der Nacherzählung der Geschichte und einer von sehr vielen Varianten, mit so etwas umzugehen – jedoch nicht in aller Augen die beste. Als psychologisches Lehrstück für die subjektive Auseinandersetzung mit Mobbing ist es passabel, als Hilfestellung nur bedingt. Dem Büchlein liegt wahlweise eine CD oder ein Tape mit der Punk- und Wave-Musik bei, die im Text Erwähnung findet.

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The Berenice Soundproject/Ilse ausm Schützengraben – TBSP/Ilse – Xchnum Miiimiiikry 2020

Von Matthias Bosenick (01.10.2020)

Für den Künstler kathartisch, für den Hörer traumatisch: Was auch immer dem Schöninger Jonas Kolb in seinem noch recht kurzen Leben wiederfahren sein mag, es lastet ganz offenkundig schwerst auf seiner Seele. Als Ventil nutzt er sein privates Studio, in dem er sich je nach Stimmungslage unterschiedlich tönend austobt und die Ergebnisse unter diversen Projektnamen herausbringt. „TBSP/Ilse“ bündelt als Doppel-CD bisherige Online-Veröffentlichungen, Demos und Remixe der beiden Projekte The Berenice Soundproject und Ilse ausm Schützengraben – ersteres quasi Electro-Black-Metal, zweiteres quasi Lärm. Dem Künstler hilft’s, der Hörer braucht nach dem Genuss selbst Hilfe. Höchst krasses Zeug – und während man es noch hört, bringt Kolb 25 weitere Alben heraus, kaum weniger verstörend.

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DJ Cramér – Wildblumenblues No. 1 & 2 – pkmuzik/Head Perfume Records 2014/2016

Von Matthias Bosenick (06.05.2020)

Die Samplerreihe zur Partyreihe, mit autobiografischen Kriterien zusammengestellt von DJ Cramér alias René Seim aus Dresden: Der „Wildblumenblues“ bietet auf zwei CDs oder LPs genau das, nämlich eine wild blühende Variante des Blues, der von der Garage über Country, Rock’n’Roll, No Wave, Psychedelic Rock, Stoner und Experiment bis zum Surpfunk reicht. Und weil Seim so gern Freunde unterstützt, legte er auch die Covergestaltung in ihm vertraute Hände. Seine eigene Band Todi versteckt er außerdem in dieser Sammlung. Macht mächtig Laune – und Neugier auf die dazugehörige Party in Dresden.

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Simple Minds – Live In The City Of Angels – BMG 2019

Von Matthias Bosenick (17.12.2019)

Das Vierzigjährige feiert man als ausgewiesene Liveband natürlich mit einem Livealbum, das machen Killing Joke und The Cure auch so. Und mit einer Best-Of, das machen OMD auch so. Die Schotten Simple Minds knüpfen mit ihrer Konzertmitschnitt-Variante an ihr erstes Livealbum von 1987 an – und erreichen es trotz erweiterter Opulenz nicht annährend. Sie haben gute Songs, aber offenbar vergessen, dass sie auch Musiker sind, nicht nur Dienstleister. Die wenigen Besonderheiten hätten sich auch auf einer kürzeren Einzel-CD zusammenfassen können, der Rest ist verzichtbar, weil viel zu vertraut. Da gibt es weit bessere Livealben von denen.

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Die Ärzte – They’ve Given Me Schrott (Die Outtakes) – And More Bears/Vertigo/Capitol 2019

Von Matthias Bosenick (27.05.2019)

Es erfordert einiges an Zeit (und Kapital), die „Seitenhirsch“-Box der Ärzte durchzuhören: Darin enthalten sind auf 33 CDs annähernd sämtliche Songs, die das wechselnd besetzte Trio in den vergangenen 35 Jahren aufnahm. Inklusive einiger unveröffentlichter Stücke, die nun als geldbeutelschonende Dreifach-CD separat vorliegen. Auch die hätte man sicherlich noch eindampfen oder um andere Nuggets ergänzen können, aber dieses Werk mit all seinen Demos und Raritäten verdeutlicht den kreativen Zündstoff der Band sowie dessen Abfall seit dem Jahrtausendwechsel nur zu deutlich. Und enthält einige Preziosen, die es bislang nur als Bootleg gab. Lohnenswert für Fans, dabei aber partiell verzichtbar.

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The Pachinko Fake – Flakes: A Collection Of Fine Songs – Sireena/Broken Silence 2018

Von Matthias Bosenick (19.07.2018)

Kleiner Dienst unter Freunden: „The Perc” Tom Redecker veröffentlicht auf seinem Label Sireena eine Best-Of der Band The Pachinko Fake seines Buddies Rolf Kirschbaum. Bis auf den kleinen Indie-Hit „Push Me Before I Fall” ging die Existenz dieser minimalistischen alternativen Rockband mit Waveeinschlag an der großen Aufmerksamkeit vorbei. Kein Wunder: Eingängig oder gefällig ist die Musik der Band nie, also tatsächlich indie. Und wert, entdeckt zu werden, was indes einigen Aufwand erfordert, denn der Zugang ist entsprechend unleicht.

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The Cure – Torn Down – Fiction/Polydor 2018

Von Matthias Bosenick (15.05.2018)

Für das Rerelease der Compilation „Mixed Up“ von 1990 nahm sich Robert Smith einige abseitige Stücke aus der fast 40jährigen Historie seiner Postpunk-Wave-Goth-Band The Cure vor und unterzog sie Neubearbeitungen nach seinem eigenen Geschmack. An dem darf man angesichts der Ergebnisse allerdings getrost zweifeln. Waren schon die vier Vorabsingles zum bis dato letzten Studioalbum „4:13 Dream“ fragwürdig instrumentiert, steht die Hoffnung, dass es sich beim angekündigten nächsten Album ebenso verhält wie bei jenem Vorgänger, dass nämlich die Songs dort dann doch wieder Atmosphäre, Tiefe und Wucht haben. „Torn Down“ ist leider weitgehend verzichtbar, als RSD-Edition im Doppel-Picture-Vinyl ist sie immerhin ansehnlich.

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The Electric Family – The Long March (From Bremen To Betancuria) – Sireena 2018

Von Matthias Bosenick (09.04.2018)

Kaum ein Jahr nach dem Quasi-Comeback „Terra Circus“ hält The Perc Tom Redecker sein zweites Betätigungsfeld The Electric Family mit einer Best-Of aus den ersten vier Alben der Projektgeschichte im Gespräch. Mit Recht: Dieser Mix aus Wave-, Kraut- und Spacerock mit diversen Zutaten aus dem umfangreichen Gewürzregal der Musikgeschichte ist es wert, vernommen zu werden. Der lange Weg von Bremen nach Fuerteventura führt mittenmang durchs All.

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The Perc – Koto Funk – Tribal Stomp Records 2016

Von Matthias Bosenick (16.02.2017)

The Perc mistet seinen Keller aus, ohne den Hidden Gentleman dieses Mal: Auf „Koto Funk“ bringt er Skizzen zusammen, die er laut Begleitzettel 1995 für ein doch nicht verwirklichtes Theaterstück („Festung“ von Rainald Goetz) anfertigte. Das Ergebnis ist eine für Tom Redecker typische Mischung aus düster-schrägen Synthieexperimenten und verschlepptem Indierock. Also deutlich experimenteller und spannender als der meiste zeitgenössische alternative Kram. Und trotzdem zeitlos.

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