Echotide – As Our Floodlights Gave Way To Dawn (10th Anniversary Remix & Remaster) – Bird’s Robe Records 2024

Von Matthias Bosenick (26.06.2024)

Noch so ein Rerelease eines Debüts auf Bird’s Robe Records, dieses Mal von Echotide aus Brisbane und nach zwölf (sic!) Jahren, und wiederum aus dem episch-opulenten instrumentalen Post-Rock – da geht was in Australien. Der Titel „As Our Floodlights Gave Way To Dawn“ ist ungefähr so lang wie das Album (70 Minuten), die Band Echotide – zunächst ein Seitenarm der Prog-Metaler Arcane – hat danach nicht wesentlich mehr veröffentlicht und die typischen Parameter des Genres finden sich hier in einem eigenständig erweiterten Umfeld wieder. Bemerkenswert an diesem Sound ist das Piano, das hier die gewohnten Post-Rock-Strukturen begleitet.

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Myriad Drone – Arka Morgana – Myriad Drone/Bird’s Robe Records 2019/2024

Von Matthias Bosenick (25.06.2024)

Myriad Drone aus Melbourne waren offenbar viel in der Toundra unterwegs: Das Debüt „Arka Morgana“ lässt es zumindest annehmen, dass die Post-Rock-Helden aus Spanien ein Vorbild für die Australier waren. Nicht schlimm, die Band findet noch hinreichend eigene Schleichwege in dieser episch-opulenten Variante instrumentaler Rockmusik. So viele, dass das Label Bird’s Robe Records aufmerksam wurde und das selbstproduzierte und selbstvertriebene Debüt aus dem Jahr 2019 jetzt kurz vor dem Zweitling offiziell herausbringt. Kann man abnicken.

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Jennifer Kowa – Stay Strong – Sireena 2024

Von Matthias Bosenick (24.06.2024)

Mit Jennifer Kowa verhält es sich etwas schwierig: Sie wird für ihre schöne Stimmgewalt gelobt, aber wie immer liegt Schönheit im – in diesem Falle – Ohr des Betrachters, und wenn der von dieser Stimme eher verschreckt wird, fällt der Zugang schwer. Erschwerend wirkt sich der Umstand aus, dass sie in den Achtzigern typische Achtziger-Radiorockmusik machte, die man nun auch mögen muss und bei der es ohne das biografische Hören schwerfällt, nachträglich die Qualität anzuerkennen, wenn einem der Zugang fehlt. Bemerkenswert an „Stay Strong“ ist, dass die Aufnahmen aus dem Jahr 1988 mit KI-Unterstützung erst jetzt für die Veröffentlichung aufbereitet wurden, im Jahre 2024 mithin brandneu sind.

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Tot Onyx – Satire Of Desire – Antibody 2024

Von Matthias Bosenick (21.06.2024)

Ist das schön: Es gibt einen zeitgenössischen Industrial abseits von stumpfen übersteuerten Beats und Samples aus schlecht synchronisierten Horrorfilmen! Nun, dieser moderne Industrial ist dann aber auch gleich komplett undogmatisch, selbst aus Industrial-Sicht, nachzuhören auf „Satire Of Desire“, dem zweiten Album der als Tot Onyx solo aktiven Tommi Tokyo, einer Hälfte des Experimental-Duos Group A. Das Album ist nicht darauf ausgelegt, damit Tanzflure zu füllen, sondern, ihm zuzuhören und das Kopfkino mit synchronfreiem Horror zu befüllen. Glitches, Scratches, zerhackte Töne und Vocals, die Soundsprache von Tot Onyx orientiert sich nicht an vertrauten Hörgewohnheiten. Merzbow und frühe SPK sind dem Album näher als, sagen wir, Dive und Esplendor Geométrico.

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Schneider Collaborations – Zwei Veröffentlichungen – Schneider Collaborations/N 2024

Von Matthias Bosenick (20.06.2024)

Zwei neue Impro-Alben gibt’s aktuell von Freiflug-Schlagzeuger Jörg A. Schneider, und weil er so ein kompromissloser Nonkonformist ist, bricht er auch mit seinen eigenen Regeln – sie erscheinen außerhalb seiner eigenen Reihe „Schneider Collaborations“: nämlich einmal als The Nude Spur (mit Thomas Kranefeld), also quasi im Bandformat, und als N + Jörg A. Schneider (mit Hellmut Neidthardt), also auf der Plattform von jemand anders. Bei beiden handelt es sich um jeweils zweite Alben, die CD von The Nude Spur trägt den erbaulichen Titel „If They Move Kill ‘em“ und die Doppel-LP mit N heißt „Doverack“, sehr wahrscheinlich nach einer Straße in Hückelhoven.

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Gianna Nannini – Sei nel l’anima – SonyMusic/Columbia 2024

Von Guido Dörheide (18.06.2024)

„Ist der Bürgermeister von New York eigentlich immer noch Italiener?“ „Ja, warum sollte jemand aufhören, Italiener zu sein?“ Ich gebe zu, diesen Dialog aus dem Film „Rosannas letzter Wille“, in dem der in Nordafrika geborene Franzose Jean Reno so überzeugend den Italiener spielte („Paris? Das ist doch angefüllt mit Franzosen! Warum sollte ich mich DEM aussetzen???“), komplett aus der Lamäng memoriert zu haben, und der in dem eigentlich eher positiv gedachtem Satz gemeinte Rudy Giuliani hat sich ja inzwischen nicht nur als nicht dummes, sondern auch als kriminelles Schwein, peinlicher Lustmolch (sorry, liebe Molche, mir fiel gerade kein besseres Wort ein!), Trump-Anwalt und -Befürworter einen Namen gemacht, aber Wurscht: Wenn ich mal Zeit habe, eine weitere Sprache zu lernen, wird es Italienisch sein, und wer hat in dieser Sprache schönere Lieder gesungen als Gianna Nannini? Ja OK, Adriano Celentano vielleicht, oder Paolo Conte, aber direkt danach kommt dann auch schon Frau Nannini. Bereits 1979 setzte sie sich in dem Song „America“ mit dem Thema Masturbation auseinander (war das vor, nach oder während Nina Hagen?), später kamen dann die wunderbaren Stadion-Hymnen „I maschi“ und „Bello impossibile“ dazu, und was immer blieb, war diese rauhe, gefühlvolle und immer verletzliche Stimme. Heuer hat Gianna Nannini ein neues Album herausgebracht, kurz vor ihrem 70. Geburtstag am 14. Juni, und an einigen Stellen im Internet las ich, dass dieses Werk sehr schlagerlastig ausgefallen sei. Was ich unbedingt verifizieren wollte, da ich die Künstlerin sehr schätze und „Schlager“ als nichts anderes denn als Schimpfwort auffassen kann.

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Die Angel & Günter Schickert – MWM #3: Live At Zodiak – MWM 2024

Von Matthias Bosenick (18.06.2024)

Das Wort „Experiment“ ist für diese Liveaufnahme noch geprahlt: Von Musik mit rhythmischer Anordnung oder nachvollziehbarer Melodieführung ist „Live At Zodiak“ ausnehmend weit entfernt. Wer sich diesen einstündigen Auftritt anhört, sollte offen sein für Flächen, Soundspielereien, Noise und Spracheinwürfe. Die Zusammensetzung dieses Trios ist dabei exorbitant aufsehenerregend: Günter Schickert, bekannt für seine Teilhabe an Jazz und Krautrock, vornehmlich in der Band Ziguri, tritt hier mit Die Angel zusammen, einem Projekt von Dirk Dresselhaus und Ilpo Väisänen, also Schneider TM und Pan Sonic. Krautiges Frickel-Electro steht zu erwarten – aber nicht zu hören: Das wäre ja einfach!

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Spezial: Sulatron Records

Von Matthias Bosenick (10.06.2024)

Drei Veröffentlichungen präsentiert David „Dave“ Schmidt alias Sula Bassana auf seinem Label Sulatron Records: Neu bis relativ neu „Bügeln“ von Minerall und „Moonseeds“ von Moonseeds sowie als Wiederveröffentlichung „Dreamer“ von Sula Bassana, das Debüt, mit dem der Bandkopf und Labelchef seine Solo-Aktivitäten vor 22 Jahren begann.

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Fly Cat Fly – Freaks – Fly Cat Fly 2024

Von Matthias Bosenick (16.06.2024)

Schon jetzt eines der Top-Alben des Jahres: „Freaks“, lang erwartet von Fly Cat Fly aus Braunschweig, sowieso und weil man einige der neuen Songs schon live ins Herz schließen durfte. Und „Freaks“ hält alle Versprechen. Indierock mit Strukturen jenseits des Gewöhnlichen, melancholisch, kraftvoll, energetisch und nicht selten sogar mit gebremster Aggression. Der zweistimmige Gesang, die hypnotische Vermengung von Gitarre und Bass, die dynamischen Drums, man kann nur niederknien. Und muss aufs Vinyl noch bis September warten!

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Theatre Of Hate – Westwolrd 24 – Kirk Brandon 2024

Von Matthias Bosenick (13.06.2024)

Was ist das eigentlich für eine merkwürdige Mode, insbesondere von Indie-Bands, die man eigentlich unter den coolen einsortiert, dass man jetzt – nach Touren mit komplett aufgeführten Hit-Alben – seine alte Musik nochmal neu eingespielt veröffentlicht? The Cassandra Complex, The Wedding Present, jetzt Theatre Of Hate – die Post-Punk-Helden mit dem Saxophon, 1981 aus den unlängst reaktivierten The Pack hervorgegangen und kurz darauf zu Spear Of Destiny geworden, widmen sich heuer in neuer Besetzung ihrem Debütalbum „Westworld“, jenes mit den Clubhits „Do You Believe In The Westworld“ und – zumindest ab den Neuauflagen – „Propaganda“. Das Album war 1983 schon geil, und nun – 2024 ist es das immer noch. Kirk Brandon ist erschreckend gut bei Stimme, seine Mitmusiker haben mehr Wumms als damals und die Songs sind nach wie vor geil. Nun, in dem Sound gab’s zuletzt auch schon wieder neue Studioalben, und eigentlich hätte das auch ausgereicht. Aber fett ist es, das „Westworld 24“.

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