Von Matthias Bosenick (25.06.2025)
Mit „Fortsetzung folgt …“ trägt das neue Album von Wolf Kadaver & Die Betrüger schon mal einen vielversprechenden Titel, den das noch junge Projekt um den Kopf der Tanzenden Kadaver auch umgehend umsetzt, indem es den Song „Im Morgengrauen“ als Single mit B-Seiten auskoppelt. Dieses Projekt trägt weit weniger Punkrock in sich als die Hauptband, dafür aber haufenweise Sounds und Stile mehr, die man nicht erwartet hätte, bis hin zum Surf und zum Techno, die sich in diese Menge aus Waverock, Deutschrock, Spaßpunk und vielen weiteren Genres bestens einnisten. Mit der durchschlagenden Kraft des Ohrwurms.
Archiv der Kategorie: Album
Flynotes – Cast In Stone – Flynotes 2025
Von Matthias Bosenick (24.06.2025)
Das einzige, was das aus bekannten Gründen aus St. Petersburg geflüchtete Trio Flynotes nicht kann, ist Ruhe: Selbst in heruntergedimmteren Passagen nimmt das von einer Krakin bediente Schlagzeug irrsinnig viel Raum ein. Den Anteil an Stoner und Doom in seiner Musik fährt das Trio auf seinem neuen Album „Cast In Stone“ zwar zurück, aber zugunsten von einer immensen Verspieltheit innerhalb dieser komplexen instrumentalen Art-Prog-Rock-Tracks. Wild!
Neil Young and The Chrome Hearts – Talkin’ To The Trees – Reprise Records 2025
Von Guido Dörheide (18.06.2025)
Ich hatte ja in letzter Zeit keine Hehl daraus gemacht, dass mir Neil Young mit seiner Veröffentlichungswut/-flut so ein ganz kleines bisschen auf den Sack geht – aber mal ehrlich, ein Jahr ohne minnichstens drei neue Young-Veröffentlichungen (eine neue Aufnahme plus zwei aus den Archiven in exzellenter Tonqualität herausgebuddelten Liveaufnahmen aus den 1970ern, die sich in etwa so anhören wie die Studio-Aufnahmen von damals, wobei es da ja auch immer noch Studioaufnahmen aus den 1970er Jahren gibt, die damals nicht veröffentlicht wurden, aber dafür dann auf anderen Studioveröffentlichungen aus der damaligen Zeit, die sich fast genauso anhören wie das, was jetzt als nicht veröffentlichtes Album von damals nun doch veröffentlicht wird – gengan’s scheeßn, Mr. Young) ist nun auch aus meiner Sicht ein verlorenes Jahr, und so sei es drum, dass Young heuer außer dem „Coastal Soundtrack“ mit wirklich guten und rewiederneuveröffentlichungswerten Rewiederneuveröfffentlichungen alter Songs nun auch noch ein Album mit neu ausgedachten Liedern heraushaut.
WeiterlesenThe Cure – Mixes Of A Lost World – Polydor/Fiction Records 2025
Von Matthias Bosenick (19.06.2025)
Sensationell brachen The Cure im vergangenen Jahr mit dem mittelmäßigen Gothic-Rock-Album „Songs Of A Lost World“ sämtliche Rekorde, und weil das nicht reicht, bringen sie es nach der regulären, der instrumentalen (warum überhaupt – der Gesang ist doch die einzige Konstante bei The Cure?!) und der live eingespielten Version nun als viertes geremixt neu heraus. 24 elektronische Bearbeitungen in zweieinhalb Stunden, dargereicht von Helden und Unbekannten – zumindest in der limitierten Version, regulär sind es nämlich acht weniger, und zwar die besseren acht. Das verstehe, wer will. Das Schöne am Streaming ist ja, dass man sich seine Lieblingsmixe selbst herauspicken kann. 24 Stück sind das jedenfalls nicht.
Organic Destruction – Prophets Of Cthulhu – Broken Music 2025
Von Matthias Bosenick (19.06.2025)
Die machen ein Fuzz auf! Im Westerwald hat man seine Ruhe weg: Organic Destruction aus Hachenburg kombinieren ihren Stoner Rock mit Doom und Psychedelik, drücken also weder aufs Tempo, noch lassen sie trotz einiger Heavy-Sequenzen die Sau raus, sondern pendeln in reduzierter Drehzahl zwischen wunderschöner Klarheit und noisy Fuzz. „Prophets Of Cthulhu“ ist das zweite Album des Trios, und es ist wunderbar dunkel eingefärbt.
blackhole-factory – Moments Of Dilated Time – blackhole-factory 2025
Von Matthias Bosenick (18.06.2025)
Zeit ist das, wovon wir am meisten haben, sagt Arni immer, und das Duo blackhole-factory weiß sogar, wie man diese Zeit noch erweitert: „Moments Of Dilated Time“ heißt das neue Album mit futuristisch verfremdeten Sounds, die Martin Slawig, eine Hälfte des Duos aus Hannoversch Münden, seit 2011 ansammelte. Man kann bei den zwölf Tracks vorrangig von einer Art Ambient sprechen, erweitert um Verfremdungen, Bearbeitungen, Manipulationen, die die Entspannung begleitend bisweilen das Hören herausfordern, mit harschen Geräuschen, kuriosen Rhythmen und anderen unerwartbaren Experimenten.
Liegengeblieben!
Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich Tätigen, Betreiber ihrer eigenen Radioshows, bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Zeit hergestellte Musik einfach zu ignorieren.
Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen.
WeiterlesenHatred Inherit – Void – Pest Records 2025
Von Matthias Bosenick (16.06.2025)
Schlagzeug und Bass überholen alle anderen, da kommen selbst die Gitarren kaum mit. Zur Abrundung gibt’s Growlen obendrauf. „Void“, das zweite Album der Bottroper Hatred Inherit, ist im Death Metal angesiedelt, allerdings kann man bei dem Tempo auch den Black Metal annehmen. Oder auch mal zwischendurch zu Thrash Metal entspannt mit dem Kopf nicken, der Nacken bekommt noch früh genug wieder sein Fett weg. Und Melodien können die fünf auch! Nur eines nicht: gute Laune – zum Glück.
Agabas – Hard Anger – Agabas 2025
Von Matthias Bosenick (16.06.2025)
Der Titel passt wie die Faust aufs Butterbrot: „Hard Anger“ knallen einem Agabas aus Trondheim um die Ohren, als Amalgam aus irgendwie Hardcore, irgendwie Metal und irgendwas mit Saxophon. Ausgehend von Oldschool-Elementen, preschen und dreschen die sechs Norweger einem ihre eigene Vision dessen ins Antlitz, wie man sich künftig musikalisch die Rübe einkloppt. Jedes Break sitzt, das Screamo-Geschrei passt, das Saxophon führt sich auf wie ein natürlicher Bestandteil von allem, was brutalst das Gesicht eindrückt. Zurückhaltung, Wiedererkennbarkeit und Struktur sind Agabas dabei auch nicht fremd, damit runden sie dieses Album ab.
The Young Gods – Appear Disappear – Two Gentlemen Records 2025
Von Guido Dörheide (14.06.2025)
Von den Young Gods aus der Schweiz habe ich – damals als Kind – zuerst gelesen, dann ihre dritte Veröffentlichung „Play Kurt Weill“ (mit wunderbaren Industrial-Versionen von Songs aus der „Dreigroschenoper“ und „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“) gehört, bei meinem Gifhorner Freund Klaus, dem ich ohnehin einen großen Teil meiner musikalischen Sozialisierung zu verdanken habe.
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