Apple Cider Vinegar – Jeffrey Walker – Netflix 2025

Von Annett und Guido Dörheide (05.08.2025)

„Mal sehen, ob wir das durchhalten, ohne uns total aufzuregen“, dachten wir, als wir die australische Netflix-Miniserie „Apple Cider Vinegar“ einschalteten. Die Serie handelt von alternativer Medizin, Scharlatanerie, Influencertum und haltlosen Heilsversprechen (die natürlich, wie immer einem solchen Kontext, nie wirklich gegeben wurden, es ging ja angeblich immer nur um harmlose Ernährungstipps…), bietet also tatsächlich viel Aufregungspotenzial.

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Psycho Symphony – Silent Fall – Audio Pro 1997/Loud Rage Music 2025

Von Matthias Bosenick (06.08.2025)

Legt man heute „Silent Fall“ auf, das Debüt und einzige Album des rumänischen Quartetts Psycho Symphony, muss man die Entstehung dieses Prog-Metal-Werkes berücksichtigen: Mitte der Neunziger und ohne nennenswerte technische Ausstattung erstellten die vier Musiker diese verschachtelten Frickeleien, setzten ihre Visionen um und mit diesem ursprünglich ausschließlich als Tape erschienenen Album außerdem einen Pflock in die rumänische Metallandschaft. Jetzt ist „Silent Fall“ erstmals als CD und Stream zu haben.

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Wildblumenblues Vol. 3 – Head Perfume Records 2025

Von Matthias Bosenick (05.08.2025)

Es ist schon neun Jahre her, dass der Labelbetreiber, Verleger, Poet und sonstige Allrounder René Seim aus Dresden unter seinem Alias DJ Cramér den zweiten Teil seiner Sampler-Reihe „Wildblumenblues“ in die Menge warf, damals nur zwei Jahre nach dem ersten. Jetzt endlich ist Vol. 3 zu haben, mit 16 Bands aus aller Welt, die sich in retroseliger Manier und mit ganz viel Surf-Twang dem Garagen-Punk’n’Roll widmen. Wichtiges Kaufargument zusätzlich dazu, dass diese Sammlung einen mächtigen Partyfaktor in sich trägt: Sofern die Beiträge nicht mindestens rar sind, sind sie sogar exklusiv.

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Spezial: db2fluctuation – Drei Veröffentlichungen 2025

Von Matthias Bosenick (04.08.2025)

Eine enorm bedauerliche Entwicklung dieser Tage ist es, dass es sich für mittelgroße Künstler nicht mehr rechnet, ihre Musik auf Tonträgern herauszubringen. Oswald Henke von Goethes Erben singt dieses Lied, die beiden Gründungsmitglieder von Front 242, Daniel Bressanutti und Dirk Bergen, mit ihrem Label db2fluctuation stimmen darin ein. Dabei würde man sich deren Musik so gern ins Regal stellen können. Zum Beispiel die jüngsten drei Bandcamp-Veröffentlichungen: „Mandala“ und „Mandala 2“ von Daniel.B. sowie Flux von NothingButNoise, allesamt im elektronischen Ambient mit unterschiedlichen Ausrichtungen angesiedelt.

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Roger Waters – This Is Not A Drill (Live From Prague) – Columbia/Legacy 2025

Von Guido Dörheide (02.08.2025)

Hach ja, liebe Lesenden – neulich im Schrebergarten, Thomas wartet, während Rüdiger wässert… (oder wie Rötger Werner Friedrich Wilhelm Feldmann auf dem Höhepunkt seines Schaffens tönte: „Wenn Günter Grass kifft, fickt Curd Jürgens Hühner – Jürgen tun seine Hühner Leid, aber das Gras bauen wir neu an“), aber dieser Beitrag soll nicht von Tom Waits und auch nicht von Brösel oder Werner, sondern von Roger Waters handeln. Gäbe es auf der einsamen Insel (former proud member of the EU) nur zwei Bücher, und wären diese betitelt mit „Die 100 größten Nervensägen des 20. Jahrhunderts“ und „Die 100 größten Nervensägen des 21. Jahrhunderts“ – Roger Waters nähme in beiden Werken einen der vorderen Plätze unter den ersten Zehn ein. Wo ist der verrückte Buchmacher, wenn man ihn braucht? Und welcher Buchmacher wäre so verrückt, eine derart glasklare Wette anzunehmen, ohne seinen sicheren Ruin zu riskieren? Fragen über Fragen, aber wurscht, der unrasierte Kotzbrocken, der einst überaus kompetent die Bassgitarre bei Pink Floyd bediente und zahlreiche ihrer wunderbaren Songs komponierte und sang, ist zurück mit einem im Jahr 2023 zu Prag aufgenommenen Live-Album, und mit eben diesem möchte ich mich hier auseinandersetzen.

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We Lost The Sea – A Single Flower – Bird’s Robe Records/dunk!records/Translation Loss Records/New Noise 2025

Von Matthias Bosenick (01.08.2025)

Mittlerweile ist der Post-Rock ja auch eine Art alter Kumpel geworden, reichlich ausformuliert und ausdefiniert. Das stellt man auch beim Hören von „A Single Flower“ fest, dem fünften Studioalbum des Sextetts We Lost The Sea aus Sydney: Die Parameter sind vertraut, die Strukturen, Harmonien, Emotionen, da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um besonders zu bleiben. Festzustellen ist, dass es der Band bestens gelingt, ihre Musik genregemäß zu spielen; es ist eine Freude, „A Single Flower“ zu hören. Für die größere Unterscheidbarkeit müssten aber mehr Abweichungen her.

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Anna Never – Serpi In Seno – Les Longs Adieux 2025

Von Matthias Bosenick (31.07.2025)

Man hört, dass das Duo Les Longs Adieux aus Rom Bock hatte, seinen Sound aufzubrechen und in eine gitarrenlastige Richtung zu drängen. Mit zwei bis drei Gastmusikern hoben Federica Garenna und Frank Marelli das Projekt Anna Never aus der Taufe und präsentieren nun das Album mit dem Äsop-Titel „Serpi In Seno“, und das hat’s in sich: Oldschooliger Achtziger-Punk-Wave, garniert mit Gitarrenelementen aus ebenfalls oldschooliogen Metal- und Rock-Richtungen, dazu Federicas durchdringender Gesang und der Bock, irgendwas anzuzünden.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Bla-Bli-Blubbs – Robinga Schnögelrögel

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin zählt zu den 279K Followern von „Robinga Schnögelrögel“ auf Instagram (Stand 2024). Dort gibt der selbsternannte Plantfluencer und Student der Gartenbaulichen Phytotechnologie Nachhilfe in Sachen Flora, Fauna und Biodiversität. Mit dem Format „Pflanzen, die ich hasse“ liefert er Unterhaltung und Informationen, quasi Biologieunterricht mit Berliner Schnauze. Robin König aus Pankow alias Robinga Schnögelrögel liebt auch seltsame Tiere. In seinem Podcast „Weird Animals“ erzählt er zusammen mit der Wiener Tierärztin und Kabarettistin Tereza Hossa von ihnen.

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Dirk Serries & Mark Wastell – Dual Activity – Confront Recordings 2025

Von Matthias Bosenick (29.07.2025)

Na, da haben sich ja zwei gefunden: In Sachen Impro-Musik sind der Brite Mark Wastell und der Belgier Dirk Serries so kompromisslos wie umtriebig, für die fast halbstündige EP „Dual Activity“ fanden sie erstmals im Studio zusammen. Serries brachte seine Archtop-Gitarre mit, die mit dem klassischen Swing-Jazz-Sound, und Wastell sein Percussion, auf dem er so ziemlich jedes Element mindestens einmal verwendet. Eine herkömmlichen Strukturen folgende Musik entsteht dabei nicht, vielmehr die De- und Rekonstruktion von Jazz, wie ein aus einer zerstörten wunderschönen Vase willkürlich neu zusammengesetztes Mosaik, das eine eigene Schönheit entwickelt.

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