Vidna Obmana – Twilight Of Perception Redux: Volume Two 1995-2002 – Zoharum Records 2025

Von Matthias Bosenick (12.06.2025)

Als Vidna Obmana – oder hier: vidnaObmana – geht Dirk Serries andere Wege als auf seinen aktuellen Solo-Alben: Diesen Ambient generiert der Antwerpener nämlich nicht allein mit der Gitarre, sondern allein mit einer Vielzahl anderer Instrumente, zudem lässt er es zu, seine himmlischen Soundscapes auch mal von leichten Rhythmen zu begleiten. Dieser zweite Teil der „Twilight Of Perception Redux“-Reihe weicht vom ersten dadurch ab, dass drei Viertel der 16 auf drei CDs verteilten Tracks bisher unveröffentlicht waren; beim ersten fiel die Quote weit geringer aus. Die Entstehungszeit zwischen 1995 und 2002 ist dabei beinahe unerheblich: Legt man die Alben auf, taucht man ganz im Hier und Jetzt in der Musik ab.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Warum Daft Punk Götter sind

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin kann sich noch gut an Montag, den 22. Februar 2021 erinnern. Da erschien auf ytb ein Video von Daft Punk. Irgendwann in der Mitte des dramatischen Acht-Minüters namens „Epilogue“ explodiert ein Mitglied des Duos mitten in der Wüste. Darauf folgte die Einblendung „1993 – 2021“. Sie zerrte mich vor den Bildschirm und bejammerte, dass die Helm-Dudes aus Paris hiermit offensichtlich mit ihr Schluss machten, und erklärte mir zum wiederholten Mal, dass Daft Punk mit „Get Lucky“ nicht nur den legendärsten Song der 2010er gemacht haben, sondern auch den, der in ihrem Leben stets gute Laune verbreitete. Als pensionierter DJ wusste ich natürlich, was sie meinte, konnte mir jedoch nicht verkneifen, auf den etwas ekligen Text hinzuweisen. Pharrell Williams, der Sänger im Song, stellt nämlich unmissverständlich klar, heute Nacht unbedingt noch einen wegstecken zu wollen – egal mit wem.

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Pale Blue Dot – (h)eart(h) – Pale Blue Dot 2025

Von Matthias Bosenick (11.06.2025)

Hier kommt eine Menge Neunziger-Indie zusammen: Shoegaze, Indierock, Post Punk, Wave Rock, bis hin zu modernem Post Rock. All dies bündelt das Quartett Pale Blue Dot aus der Gegend um Bologna auf seinem Debüt „(h)eart(h)“ zu einem überzeugend einheitlichen und harmonischen Gemenge, das weit weniger sperrig ist als sein Titel, der wiederum an die Bedeutung des Bandnamens anknüpft. Hier obwaltet Schönheit, man darf in dieser Gitarrenmusik versinken.

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Chakra Vimana – Feed My Soul – Tonzonen Records 2025

Von Matthias Bosenick (10.06.2025)

Wieder so ein Album, das „Rock“ auf seine Schublade schreibt, aber so gut wie keinen bietet – dafür eine ganze Menge anderer Schubladen bedient. Der Rock steht bei Chakra Vimana in Kombination mit dem Prog, und wer in dem Gewässer reüssieren will, zieht mit diesem Etikett erstmal Aufmerksamkeit auf sich und bedient dann lauter Untergenres. Space, Ambient, Pop, epische Weiten, auch mal Grooves und ja, so etwas wie Rock, dazu Berliner Schule, Neoprog und abermals und immer wieder irgendwas Spaciges. „Feed My Soul“ ist das Produkt dreier Progverrückter, die sich horizontüberschreitend austoben.

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Jake Stephenson And Friends – Space Is High – Strange Fish/Fruits de Mer Records 2025

Von Matthias Bosenick (06.06.2025)

Dieser Compilation liegt eine Tragödie zugrunde: Vor 20 Jahren starb Jake Stephenson an einem epileptischen Anfall. Bis dahin hatte der Engländer unter unzählbar vielen Aliassen und Projektbeteiligungen elektronische Trancemusik produziert, von der das Label Fruits de Mer Records jetzt eine unterschiedlich dicke Zusammenstellung herausbringt, von der Teile des Erlöses an die Epilepsieforschung gehen. „Space Is High“ gibt im Titel andeutungsweise den Treibstoff dieser Tracks preis und lädt ein zu einer Zeitreise in die Trance-, Psytrance-, Ambient- und sonstigen Chillout-Electro-Momente der Neunziger.

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Y.E.R.M.O. – Collision Zone (Remaster) – Antibody Label 2025

Von Matthias Bosenick (05.06.2025)

Die knapp 33 Minuten dieses experimentellen Tracks beginnen mit gut 15 Minuten Lärm am Stück. Und zwar so richtig Lärm, der bis in die Haarspitzen schmerzt. Weil er einfach durchzieht, weil er Druck ausübt, weil er nicht abreißt. Damit gelingt es dem belgischen Projekt Y.E.R.M.O., dass man sich beim Hören sogar noch entspannt fühlt. Das ist Yoga für Leute, die als Antwort auf die Schwere des Lebens etwas noch Schwereres brauchen. Durchhalten wird belohnt: Nach der Hälfte verändert sich der Track völlig – und wird sogar noch richtig schön verregnet. Erschienen 2009 als Soundtrack zu einer Biennale-Ausstellung in Venedig, gibt’s diesen Track jetzt remastert wieder.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: I don’t want to change the world. I’m not looking for a new England.

Von Onkel Rosebud

… I′m just looking for another girl. Der hypothetisch formulierte Refrain vom Song „A New England“ stimmt natürlich nicht. Die Welt verändern, ein neues, besseres England möchte Billy Bragg (*20. Dezember 1957 in Barking als Stephen William Bragg) nämlich sehr wohl. His Braggness ist ein britischer Sänger, Songschreiber und Gitarrist. Seine eloquenten Texte und sein sozialistisches Gebaren machten ihn zu einer wichtigen Figur englischer Subkultur der 1980er Jahre. Inspiriert vom Folk-Rock von Simon & Garfunkel und Bob Dylan, begann Billy Bragg bereits als Teenager, Musik zu machen. Die Energie von Punk inspirierte ihn zu minimalistischen, technisch unsauber vorgetragenen, oft politischen Songs. Sein größter Hit ist „A New England“. Man muss zwar zugeben, dass sich seine Gitarrenkünste in Grenzen halten, aber seine Texte sind voller Ärgernis und Stichelei gegen die Obrigkeit.

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Mark Pritchard & Thom Yorke – Tall Tales – Warp Records 2025

Von Matthias Bosenick (04.06.2025)

So richtig klar wird nicht, warum Mark Pritchard und Thom Yorke einander brauchten, um „Tall Tales“ zu erstellen. Die Erwartungen an dieses gemeinsame Album sind hoch, zumal es beim IDM-Label Warp erscheint, aber die zwölf in der Coronazeit per Email entstandenen Tracks hätte jeder von beiden auch allein hinbekommen. Yorkes Wimmern und Pritchards sphärische Ambientsounds lassen jedenfalls beim Hören eher die Schultern als die Seele zucken. Es gibt auch Konturen auf diesem Album, und die sind dann auch ganz attraktiv, aber ohne Wumms, und man behält es allein deshalb nicht als Offenbarung im Hinterkopf.

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Turtle Skull – Being Here – Art As Catharsis/Copper Feast Records 2025

Von Matthias Bosenick (04.06.2025)

„Being Here“ ist im Falle des so betitelten zweiten Albums der australischen Band Turtle Skull weder räumlich noch zeitlich zu verstehen: Die Mucke ist komplett retro und bedient sich bei Psychedelic, Stoner und Harmonie-Pop aus San Francisco, der kalifornischen Wüste und dem England der Sechziger bis Neunziger. Aus diesen Ingredienzien zaubert das Quartett mit Fuzz, Wahwah und Harmoniegesang ein fettes Brett, das es zusehends zugunsten des umnebelten Eskapismus‘ ausdünnt – und die Hörerschaft trotzdem in den dichtestmöglichen Nebel entlässt. Ein Trip!

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The Soundbyte – Still Quiet – Voices Of Wonder 2025

Von Matthias Bosenick (03.06.2025)

Eigentlich ist The Soundbyte das Soloprojekt von Trond Engum aus Trondheim, bekannt als Gitarrist der einstigen Doom-Metal-Band The 3rd And The Mortal. Seinen Seitenarm hob er vor über 20 Jahren aus der Taufe und kredenzt mit „Still Quiet“ ein mit stapelweise Gästen eingespieltes opulentes neues Werk zwischen Härte und Ambient, zwischen Kakophonie und Drama. Die Schublade Metal würde man dafür, anders als der Musiker selbst, eher nicht ziehen, experimentell wiederum kann man durchaus gelten lassen.

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