Von Matthias Bosenick (30.12.2024)
Okay, Mikael Åkerfeldt growlt wieder, war vorab zu vernehmen. Die ersten neun Alben seiner Band Opeth waren davon bestimmt, dass er seine Stimme zwischen Klargesang und tiefstem Growlen schwanken ließ, je nachdem, was die Komposition so erforderte, und der progressive Death Metal der Schweden erforderte dies stets passend und angemessen. Bis die Charts winkten, die Band das Orgeln lernte und feststellte, dass Deep-Purple-Fans die Ohren offener halten, wenn man das Growlen unterlässt und die Songstrukturen mehr an Yes als an Death anpasst. Auf „The Last Will And Testament“ growlt er also wieder – zu den Orgeln, den Prog-Sprüngen und den anderen Parametern, die mit dem vermissten Death Metal nicht allzuviel zu tun haben. Heißt: Das Growlen allein macht noch kein Opeth.
Sebastiano Lillo – Cumbia acosadora – Trulletto Records 2024
Von Matthias Bosenick (30.12.2024)
Karibisch musiziert der Apulier Sebastiano Lillo, er nähert sich von EP zu Album zu EP mehr der Cumbia, einem kolumbianischen Musikstil mit Paartanz. Seine neueste Drei-Track-EP trägt diese Stoßrichtung bereits als Willkommensgruß im Titel: „Cumbia acosadora“ nahm er mit vier Gastmusikern live im Studio auf. Der Laie hört chilligen Reggae, der Kenner die Cumbia, jedenfalls orgelt sich die Band zurückgelehnt, aber mitreißend und ohne Gesang durchs nördliche Südamerika.
Ayn & Marlen und Marlen – Voices Phenomena – Toten Schwan Records 2024
Von Matthias Bosenick (27.12.2024)
Die Musik auf „Voices Phenomena“ ist so spooky, wie es das Thema erhoffen lässt: Tonbandstimmen, auf Englisch EVP für Electronic Voice Phenomenon, auf Esoterisch Instrumentelle Transkommunikation, bezeichnen auf Tonbändern auftretende Stimmen, allerdings solche, die zum Zeitpunkt der Aufnahme gar nicht zu hören waren, also womöglich solchen aus Totenwelten. Mit Repetitiven Figuren aus Dark Wave, Industrial und Death Rock widmet sich das italienische Duo mit dem Trio-Namen Ayn & Marlen und Marlen diesem Phänomen – und ja, manches haucht wie aus anderen Welten, anderes steht mit beiden Füßen fest auf der Erde, die wir sehen. Gruselig!
Wastegate – Wastegate EP – Wastegate 2024
Von Matthias Bosenick (27.12.2024)
Die Gifhorner Wastegate vermengen die alternative Rockmusik neu: Die Kompositionsweise der Achtziger kombiniert mit der Intensität der Neunziger ergibt das, was die vier Musiker auf ihrer selbstbetitelten Debüt-EP servieren. Alles tight bis heavy gespielt, fett produziert und mit zwischen den Schlägen auf die Zwölf mit immer noch genug Zeit, um amtlich herumzugniedeln.
Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Geld macht unglücklich!
Von Onkel Rosebud
Was in Norwegen ein Viertel der Einwohner vor dem Bildschirm versammelte, ist für meine Freundin ein guter Grund für ein Binge-Wochenende. „Exit“ ist die erfolgreichste norwegische Serie aller Zeiten: Eine Million Norweger haben die Serie gesehen. Bei nur 5,4 Millionen Einwohnern ist das ein ziemlich guter Schnitt, vor allem, wenn man bedenkt, dass dieses vor Sex-, Drogen- und Gewalt-Exzessen strotzende Fiction-Werk viele jüngere und zarter besaitete Menschen erst gar nicht erreicht haben dürfte. Platt gesagt ist „Exit“ Norwegens Antwort auf „Wolf Of Wall Street“ oder „American Psycho“. Vier Investment-Banker geben sich einem Sex-, Drogen- und Gewaltrausch hin.
WeiterlesenFrancis Cofone – Space Fabric – Iapetus Media 2024
Von Matthias Bosenick (23.12.2024)
Was für Sounds man so alles aus einer E-Gitarre herausholen kann! Und wie wenig dieses Rock’n’Roll-Instrument nach Rock’n’Roll klingen kann! Auf „Space Fabric“ generiert der New Yorker Gitarrist Francis Cofone mit seinem Instrument nämlich Ambient, und zwar einen, der wiederum nicht genregemäß elektronisch basiert ist. Die richtige Mucke zur besinnlichen Zeit, auch wenn sie bereits zu Ostern erschien. Improvisiert überdies live im Studio, manipuliert von Partner-in-crime Markus Reuter.
Unburnt – Elevation – Unburnt 2024
Von Matthias Bosenick (23.12.2024)
Als Post Metal bezeichnet das französische Quintett Unburnt die Musik auf seinem zweiten Album „Elevation“, du das kann man so als Sammelbegriff stehenlassen, wenn man nicht genauer sein will, denn die Elsässer kombinieren hier Sludge, Hardcore, Waverock, Psychedelic und Alternative Rock zu einer schweren Walze, die in vielfach changierender Intensität die Hörenden überrollt. Passt gut in die Schublade „Passt in keine Schublade“.
Mauvais Sang – La Flore EP – Daaganda Records 2024
Von Matthias Bosenick (20.12.2024)
Das sind zwei geile Clubtracks, die Mauvais Sang hier auf ihrer „La Flore EP“ auf die Tanzflure brettern. Zumindest die erste Hälfte erinnert an die Bretterknaller von Vive la Fête, Krawall-Electro kombiniert mit Krawall-Gitarren, also eher Kunst-Punk als Industrial-Metal, aggressiv und gutgelaunt, einfallsreich und schubladenlos. Die zweite Hälfte ist dafür komplett anders: Die zwei letzten Tracks gehen ins Balladeske, nicht ohne verrückte Einfälle, die das international verstreute Sextett hier einbaut.
Faded Remembrance – Dying Age – Bitume Prods 2024
Von Matthias Bosenick (20.12.2024)
Die Idee, eine Art Doom-Metal mit Blasinstrumenten zu versetzen, ist sehr geil: Die Riffs verschleppt, dazu erschaffen Posaunen und Trompeten unerwartete Soundscapes. So verfährt Tamás Géza Albert aus Győr auf „Dying Age“ zum zweiten Mal auf Albumlänge unter seinem Alias Faded Remembrance. Er addiert clean gespielte Gitarren und Synthies dazu – allerdings auch eine Sägegitarre, die die Stimmung bedauerlicherweise reichlich beeinträchtigt. Dem Ungarn sei eine Band gegönnt, die ihn dabei unterstützt, seine Ideen atmosphärisch überzeugend umzusetzen.
BTK (Bind Torture Kill) – Sauvagerie – Breathe Plastic/Dahlia Noir Records/The Hills Are Dead 2024
Von Matthias Bosenick (19.12.2024)
Die kommen echt ohne Bass aus?! Bei BTK (Bind Torture Kill) aus Lyon handelt es sich um ein Trio aus Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger, mehr nicht, und wenn man die Mucke auf dem dritten Album „Sauvagerie“ hört, mag man das nicht glauben. Das hier geht nicht einfach in Richtung Metal, da steckt ganz viel Irgendwas-core drin, das ist fettestens auf die Zwölf, und zwar mit Gebrüll und einem Druck, für den das Trio zu technischen Kniffen griff.