Müller & die Platemeiercombo: Das verschollene Interview

Von Walter Sparwicz für „Arschhose – für Menschen mit Sitzfleisch im Beinkleid“ (November 2012) / Fotos von Fritz Aly

Dieses Interview mit Müller & die Platemeiercombo, der besten Band aus Ostfalen, führte im Herbst 2012 ein Mitarbeiter des schon kurz darauf wieder eingestellten Magazins mit dem sympathischen Namen „Arschhose – für Menschen mit Sitzfleisch im Beinkleid“. Über eine Dekade lang war diese Gesprächsmitschrift verschollen, tauchte auf abenteuerlichem Weg wieder auf und erfährt hier nun mit Abnicken des Bassisten und KrautNick-Kolumnisten Chrisz Meier nach turbulenter Irrfahrt seine erste Veröffentlichung.

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Dirk Serries – Zonal Disturbances II – Zoharum 2025

Von Matthias Bosenick (17.04.2025)

Verrückt: Allein mit seiner E-Gitarre und einem unüberblickbar hohen Stapel an Effektgeräten, verliert sich Dirk Serries selbst und lässt dazu das Aufnahmegerät laufen. Seine „Zonal Disturbances“ enthalten eine Art Ambient, die Musik mäandert ohne rhythmische Konturen durch den Raum und nimmt die Hörenden mit zwar dunklen, aber durchaus entspannenden Sounds auf eine Reise. Die auch was länger dauert: Aktuell liegt „Zonal Disturbances II“ vor, und der Antwerpener kündigt an, dass dies eine Serie aus fünf Teilen werden soll. Nur zu!

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Trip – Circadia – Trip 2025

Von Matthias Bosenick (17.04.2025)

Diese Band bricht wunderbar mit den Gepflogenheiten: Im Prinzip machen Trip (Eigenschreibweise TRIP) aus Sarrewerden in Frankreich eine Art klassischer Bluesrockmusik, doch stecken die vier Köpfe zu voll mit Ideen, um es bei der Kopie der Kopie zu belassen – das vierte Album „Circadia“ ist ein Freak-Album geworden, mit einer überbordend guten Laune gepaart mit Verspieltheit und leicht ins Aggressive tendierender Power. Deep Purple trifft Frank Zappa irgendwo zwischen Zirkus und Raubtiergehege – und heraus kommen mit großem Ernst vorgebrachte Rocksongs mit unerwarteten Wendungen und ansteckender Energie. Ein farbenfroher Trip!

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne Bonusfolge: Ich möchte lieber nicht – Bartleby, der Schreiber

Von Onkel Rosebud

Bei allem, was die Weltliteratur so hergibt, findet meine Freundin neben Kafkas Verwandlung die Geschichte „Bartleby, der Schreiber“ von Herman Melville am abgefahrensten.

Die Handlung geht so: Ein namenloser New Yorker Anwalt in den 1850ern erzählt die Geschichte seines überaus seltsamen Schreibers Bartleby. Zuerst stellt er sich selbst, seine Kanzlei, die Angestellten namens „Puter“, „Beißzange“ und „Pfeffernuß“ mit ihren Eigenheiten vor. Eines Tages erscheint ein junger Mann in der Kanzlei: Bartleby, „sauber, erbarmungswürdig, achtbar und einsam“. Anfangs kopiert dieser Tag und Nacht mit stillem Fleiß und einsiedlerischer Ausdauer. Doch dann beginnt er, die Arbeit ohne Angabe eines Grundes mit den Worten „Ich möchte lieber nicht“ zu verweigern: Bartlebys passiver Widerstand löst in der Runde Rätselraten aus. Wie kann man mit ihm umgehen? Puter meint, gutes Bier könne helfen. Alle diskutieren darüber, während sich Bartleby hinter seinem Wandschirm einrichtet. Der Erzähler versucht, von Bartleby etwas über dessen Leben zu erfahren, um seine Motivation zu verstehen. Aber Bartleby „möchte lieber nicht“ mehr seine Arbeit machen.

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Lt. Salt’s Shitty Liver Pool Rope – „Pschyrembel“-Rezension + Bandbio + Interview

Von Guido Dörheide & Matthias Bosenick (15.04.2025)

Was kaum jemand weiß: Guido und Matze bestreiten seit über 30 Jahren die Band Lt. Salt’s Shitty Liver Pool Rope. Es gibt halbverschollene Demo-Tapes sowie einen Livemitschnitt auf Video, der es bei Youtube zu herrlich vernichtenden Reaktionen schaffte. Angesichts neuer Perspektiven durch neue Technologien baten wir ChatGPT, eine Rezension zum inexistenten LSSLPR-Album „Pschyrembel“ zu verfassen. Die Bandbio und das Interview gab’s obendrauf. Wollen wir euch nicht vorenthalten:

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Schneider Collaborations – Drei Alben – Schneider Collaborations 2025

Von Matthias Bosenick (16.04.2025)

Bei den zwei jüngsten Veröffentlichungen aus dem Hause Schneider Collaborations, dem Label des Schlagzeugers Jörg A. Schneider, handelt es sich um feste Kollaborationsprojekte, die mit zusätzlichen Kollaborateueren neue Horizonte ansteuern. Mit dem in Chicago ansässigen Duo Drazek Fuscaldo kooperiert Schneiders Band Glimmen aus Wisconsin, auf dem so entstandenen Impro-Free-Jazz-Album „Drazek Fuscaldo Glimmen“ ist – neu in diesem Kontext – Gesang zu hören. Was eigentlich ein neues Album für das berliner-niederrheinische Duo Teen Prime werden sollte, ergänzte sich mit Yvonne Nußbaums Klavier zum Trio mit dem Namen Let’s Just Werewolf Them und einem gleichnamigen Impro-Album. Und mit dem französischen Impro-Gitarristen Michel Kristof lässt Schneider wissen: „This Ain’t My First Rodeo, Pal!“

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Robert Seethaler & Rattelschneck – Trotteln – Ullstein 2025

Von Matthias Bosenick (15.04.2025)

Seit über 35 Jahren ist das Cartoonzeichnerduo Rattelschneck auf eine einzigartige Weise witzig. Diese Kontinuität bei beibehaltener Kompromisslosigkeit können nicht allzu viele Cartoonisten für sich beanspruchen. Nun kommt es zu einem virtuellen Schlagabtausch zwischen der Hälfte dieses Duos – deshalb ist die Autorenschaft an dieser Stelle etwas irreführend –, namentlich Marcus Weimer, und dem Schriftsteller Robert Seethaler, den diese beiden nun unter dem Titel „Trotteln“ als Buch unter die Leserschaft werfen. Fazit: Weimer ist einfach nach wie vor der unschlagbar trockenste Beobachter, Seethaler nimmt sich wichtig und das Buch ist in seiner Preisgestaltung nicht wirklich dem Inhalt angemessen.

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Tara Nome Doyle – Ekko – PIAS 2025

Von Guido Dörheide (14.04.2025)

Tara Nome Doyle stammt aus Berlin und hat irische und norwegische Vorfahren. Nach „Værmin“ aus 2022, das von vermeintlich ekligem Ungeziefer handelte, greift die Künstlerin für ihr aktuelles Album wieder auf eine norwegische Schreibweise zurück, nämlich auf die von Echo, der Bergnymphe aus der griechischen Mythologie, die dazu verdammt war (wer war eigentlich in der griechischen Mythologie nicht dazu verdammt, andauernd irgendetwas Beklopptes zu tun, außer Zeus, diesem pervers abartigen, hochgradig lüsternen und stets übergriffigen Göttervater-Monster? Der tat stattdessen andauernd verdammt Abscheuliches), andauernd zu wiederholen, was man ihr zuletzt gesagt hatte. Echo verliebt sich in Narziss, der es aber irgendwie mit einer Beziehung nicht geschissen kriegt (vermutlich aufgrund seiner narzisstischen Persönlichkeitsstörung) und sich lieber in sein eigenes Spiegelbild verliebt, um dann in dem See zu ertrinken, in dem er sich spiegelte. Die einen töten ihre Söhne, die anderen machen eben sowas. Toll.

Richtig toll hingegen ist „Ekko“, das aktuelle Album von Tara Nome Doyle: Während ihr Debüt „Alchemy“ noch düsterer Singer-Songwriter-Dreampop-Indie war und „Værmin“ neben Taras Stimme sehr von elektronischen Beats geprägt wurde, klingt „Ekko“ musikalisch sehr reduziert und lässt der Stimme mehr Platz, als die Hörenden manchmal zu ertragen imstande sind.

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Bjørn Riis – Fimbulvinter – Karisma Records 2025

Von Matthias Bosenick (15.04.2025)

Der „Kitsch!“-Ausruf liegt einem beim Hören von „Fimbulvinter“, dem sechsten Album des norwegischen Airbag-Musikers Bjørn Riis, ständig auf den Lippen, schließlich bekommt man hier warmweichen Radio-Retro-Artrock vorgesetzt, aber verdammt – der Mann macht etwas richtig, vermutlich ist es die Herangehensweise kombiniert mit dem Ausdruck, denn hier schwingen Melancholie und Schwermut mit, aufgebrochen von Bestärkung und Selbstermächtigung. Riis hat etwas zu teilen, gar mitzuteilen, und deshalb nimmt man ihm diesen Griff in die musikalische Mottenkiste nicht nur nicht krumm, sondern dankbar ab.

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Biollante – J‘espère que tu danseras quelque part (Redux) – Non Serviam Collective/Atypeek Music 2025

Von Matthias Bosenick (15.04.2025)

Wenn man eigentlich Black Metal macht und dann auf die Idee kommt, es doch mal mit Rap zu versuchen, kommt Industrial heraus: Biollante ist ein in Paris ansässiges Projekt aus lauter eher anonymen Beteiligten, das eine Art Industrial-Noise als Grundlage für männliche Raps und weiblichen Gesang nimmt, bestückt mit Shoegaze-Gitarre und durch mehrere Fleischwölfe gedreht. Das vor drei Jahren veröffentlichte Debüt „J‘espère que tu danseras quelque part“ kommt jetzt von Projektkopf Void geremixt und um Bonus-Tracks ergänzt als „Redux“-Version neu heraus, als Quasi-Vorbote zum nächsten Album. Harter Stoff, aber ganz anders, als harter Stoff üblicherweise klingt. Biollante erweitert selbst bereits erweiterte Horizonte noch.

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