Von Onkel Rosebud
Meine Freundin hört gerne auch mal nichts. Dabei ist das weniger einfach, als es vielleicht vermuten lässt, das Nichts zu hören. Drängen doch ständig irgendwelche Geräusche, erhört zu werden, zu ihr vor. Ob Nachbars Hausmusik, der Sanierungspresslufthammer im Hinterhaus oder eingängiges Gedudel im Kaufhaus, immer sind unsere Ohren diversen Anschlägen oder Ansagen wie „Nächste Station Albertplatz“ ausgesetzt.
Archiv der Kategorie: Was meine Freundin gerne
Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Die Leiden des jungen O.R.
Von Onkel Rosebud
Stell‘ Dir vor, ich habe einen Job, der es unbedingt notwendig macht, dass mir jeden Morgen dutzende von CDs und Vinyls in den Briefkasten gestopft werden. So erstrebenswert, wie dieser Zustand auch klingt, es sind etwa 95% Tonträger darunter, die man nicht haben will. Ich habe ja den Verdacht, dass die Plattenfirmen irgendwann den Geschmack ausrechnen können und – verschlagen wie sie sind – die Singles und Alben, die man vielleicht wirklich möchte, von ihren Bemusterungslisten streichen und mich damit zwingen, sie zu kaufen.
Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Die Weltmeister im Improvisieren
Von Onkel Rosebud
Wenn ich Menschen kennen würde, die John Medeski, Bill Martin und Chris Wood heißen, dann würde ich eine Band mit ihnen gründen. Es wäre egal, wer Keyboards spielt, Drummer oder Bassist ist; wer solche Namen trägt, ist am Start schon cool und wird so oder so berühmt und beliebt.
Leider suchen sie keinen Vierten, Medeski, Martin & Wood sind schon Superstars. Das bedeutendste Label des Jazz, Blue Note, hat sich neben 18 anderen Plattenfirmen darum gerissen, ihren neuesten Tonträger „The Dropper“ zu veröffentlichen.
WeiterlesenWas meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Killing in the Name of Matze
Von Onkel Rosebud (Januar 2023)
Meine Freundin ist eine Verfechterin des Lebensentwurfes, dass man mindestens zwei Sachen im Leben überdurchschnittlich gut können sollte. Falls die eine Sache mal wegbricht, bleibt einem dann immerhin noch die andere, ohne dem Staat auf der Tasche zu liegen und das Dasein gepflegt zu bewältigen. Interessanterweise kann sie viel mehr als nur zwei Aktivitäten, wovon man leben könnte, richtig gut, aber für mich trifft es tatsächlich zu, genau in zwei Fällen „better than the rest“ zu sein.
WeiterlesenWas meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Best-of gestorben in Film und Serien
Von Onkel Rosebud
Das Jahresende und die damit verbundenen Rückblicke bringen es allenthalben mit sich, dass Listen angefertigt werden. Beliebt sind Klassifizierungen nach peinlichstem Lieblingslied, bestem Konzertbesuch, Ereignis sowieso etc. Nach der Wende war ich jahrzehntelang eigentlich nur deshalb Abonnement-Inhaber der Zeitschrift Spex, weil das legitimierte, jeweils im November am Leser-Poll teilnehmen zu dürfen. Im Freundeskreis brachte mir das den Spitznamen „30-Jahrgänge-Spex-Onkel“ ein, weil ich bis heute keine Ausgabe der ehemaligen Popkultur-Illustrierten wegschmeißen kann. Und wenn mal wieder ein Umzug anstand, verstanden meine Kumpels, dass die vielen Schallplatten alle mitmüssen, aber für die Kisten mit dem Subkultur-Magazin hatten sie kein Verständnis.
Das Privileg, Autor dieser Kolumne zu sein, rechtfertigt deshalb die eigentlich völlig unnütze Veröffentlichung meiner persönlichen Top-10-Hitliste aus der Rubrik „Populäre Charakter-Tode in Film und Serien“. Weil ich es kann. Los geht’s:
WeiterlesenWas meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Darts-WM im Ally Pally – Die langlebigste Serie aller Zeiten
Von Onkel Rosebud
Mein Sohn fragte mich neulich, wenn ich nur eine TV-Serie mit auf eine einsame Insel nehmen könnte, welche das wäre? Ich überlegte kurz und reiflich und entschied mich für „Die Simpsons“. Gute Wahl, fand er. In mehr als 30 Jahren wurden bisher über 734 Episoden in 34 Staffeln ausgestrahlt. Das verspräche die maximale Dauer an niveauvoll-subversiver Unterhaltung.
Nur eine Serie hält bisher länger durch, die Darts-Weltmeisterschaft gibt es seit 1977 und geht deshalb im Jahr 2022 – egal von welcher Organisation veranstaltet – in die 45. Staffel. Wir, also meine Familie bestehend aus Vater, Mutter, Kind, sind seit 2007 dabei und wir kennen nur die Versionen der Staffel, die immer zwischen Weihnachten und Neujahr im Ally Pally (Alexandra Pallace, London) von der Professional Darts Corporation (PDC) ausgetragen und bei sport1 übertragen und anfangs von Elmar Paulcke und Thomas „Shorty Schleifstein“ Seyler kommentiert wurde. Die beiden wurden 2018 von Basti Schwele mit wechselnden Co-Kommentatoren abgelöst. Die Kommentatoren sind in sofern wichtig, weil sie alle es geschafft haben und bis heute schaffen, enthusiastisch und glaubwürdig eine Freizeit-Tätigkeit als Sport professionell zu vermitteln, die für den alten, hässlichen weißen Mann im betrunkenen Zustand wie gemacht ist.
WeiterlesenWas meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Godless – Star Wars im Western-Format
Von Onkel Rosebud
Meine Freundin hat ein Problem mit Western. Staubige Männer in grobem Leinen, ein wenig Herumgeober mit Pistolen, Saloonpiano, Gelächter, Hosenträger, Duelle, ein Hut landet in der Asche, andauernd passiert irgendetwas in Zeitlupe, einsam wortkarge Typen reiten durch einsame wortkarge Landschaft, Hüa, Hoooh, Brrr, und so weiter. Ihrer Meinung nach haben Western einen ähnlich meditativen Charme wie die Tour de France oder Kamerafahrten der schönsten Zugstrecken Europas.
Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Magnus Trolljäger – Per Anhalter durch die Norwegische Mythologie
Von Onkel Rosebud
Zu meinem 42. Geburtstag hat mir meine Freundin ein Handtuch mit eingestickter Jubiläumszahl geschenkt, dass ich seitdem immer dabeihabe. Wer mit diesem Satz inhaltlich etwas anfangen kann, unbedingt weiterlesen. Wer nicht, bitte bei Gelegenheit die BBC-Serie aus dem Jahr 1981 „Per Anhalter durch die Galaxis“ nach einer Idee von Douglas Adams gucken. Das ist Monty Python im Science-Fiction-Kontext. Und nun trotzdem im Text fortfahren:
WeiterlesenWas meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Ray Donovan – Die amtliche Fortsetzung der „Sopranos“
Von Onkel Rosebud
So wie Suzanne Vega als „die Mutter der mp3“ gilt, sind „Die Sopranos“ die Mutter aller Serien. Das mp3-Erfinderteam um Karlheinz Brandenburg machte den ersten Praxistests für die revolutionäre Audiodatenkompression mit der A-cappella-Version von „Tom’s Diner“. Als am 12. März 2000 die erste Folge „des Paten für’s Fernsehen“ in Deutschland (ausgerechnet im ZDF) „on air“ ging, wurde TV-Serien-Geschichte geschrieben. 2007 war dann die Geschichte der Mafiafamilie Soprano aus New Jersey auserzählt, aber die rühmliche Fortsetzung startete 2013, hieß „Ray Donovan“ und dauerte bis 2020.
Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Mord mit Aussicht – Aber hier leben, nein danke
Von Onkel Rosebud
Meine Freundin mag sich manchmal vom Flachbildschirm auch nur berieseln lassen. Nach einem anstrengenden Arbeitstag muss es nicht noch eine Folge „Westworld“ auf Englisch sein, bevor das Haupthaar ins Kissen gebettet wird. Es ist jedoch nicht ganz einfach, eine deutsche TV-Serie zu finden, wo man niveauvoll unterhalten wird, mit dem ein oder anderen Schmunzler zwischendurch, ohne Peinlichkeit und zu viel Ambition. Und das bestenfalls noch mit der einen oder anderen Portion Lokalkolorit.
Das schafft jedoch „Mord mit Aussicht“, eine humoristische Krimiserie der ARD. Sie handelt von der Kölner Kriminaloberkommissarin Sophie Haas (Caroline Peters), die in die fiktiven Ortschaft Hengasch im Kreis Liebernich in der Eifel versetzt wird. Vor Ort trifft sie auf ein hinreißend provinzielles Team, die junge Polizeimeisterin Bärbel Schmied (Meike Droste) und den gutmütigen Polizeiobermeister Dietmar Schäffer (Bjarne Mädel), der bei Ehefrau Heike, Spitzname „Muschi“ (Petra Kleinert), nichts zu lachen hat. Alle Drei kämpfen sich fortan durch 39 Folgen skurrile Morde (3 Staffeln im Zeitraum 2008 bis 2012).
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