Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Wer hat den Hummus erfunden?

Von Onkel Rosebud

Vom kruden Humor des mittlerweile fast Hundertjährigen Mel Brooks, der eigentlich Melvin Kaminsky heißt, mag man halten, was man will, doch seine Parodie-Filme „Spaceballs“ oder „Robin Hood: Men In Tights“ konnten meiner Freundin das ein oder andere Lächeln abringen. Immerhin ist er einer der wenigen Mitglieder der sogenannten EGOT-Truppe, d.h. Künstler bzw. Komiker, die im Laufe der Karriere mit den vier wichtigsten Auszeichnungen der US-Unterhaltungsbranche ausgezeichnet wurden, aber was hat das heute noch zu bedeuten. Mein Favorit seines filmischen Schaffens ist „Die verrückte Geschichte der Welt Teil 1“. Vor allem wegen der Steinzeit-Szenen. In einer entdeckt der Urmensch zufällig die Musik, indem ihm bei der Arbeit ein Stein auf den Fuß fällt. Daraufhin schreit dieser vor Schmerz und das Schlagen mit Steinen auf unterschiedliche urmenschliche Füße gebiert Laute, aus denen eine frühe Fassung von Georg Friedrich Händels „Hallelujah“ zu erkennen ist. Ist sicherlich etwas schlichter Humor, aber recht unterhaltsam und schön doppeldeutig.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Shameless: Was riecht hier so? Ist das Kotze oder teurer Käse?

Von Onkel Rosebud

Die Serienwelt meiner Freundin ist übersichtlich, Sie teilt sie in vier Prioritäten: 1. Romantik, 2. Das Gute gewinnt (oder wie sie sagen würde: „irgendwas mit Superhelden-Ringe-Drachen-Laserschwert“), 3. Whodunnits und 4. den Rest, dem ich anheimgefallen bin.

Zum Besten, was uns in der vierten Kategorie jemals passiert ist, gehört die uns seit Jahren begleitende US-Version der Serie „Shameless“. (Das Original ist britisch, auch gut, aber nicht besser als das Remake.) In insgesamt 134 Folgen (verteilt auf 11 Staffeln) wird das Alltagsleben einer prekären Familie behandelt. Im Mittelpunkt stehen sechs Kinder, die sich größtenteils selbst versorgen, da ihre Mutter die Sippe vor Jahren verlassen hat, und ihr Vater, ein Alkoholiker, keine Hilfe darstellt. Es geht darum, wie Menschen in Armut versuchen, über die Runden zu kommen, in einer würdelosen Welt die Würde zu behalten und auch aus noch so beschissenen Situationen etwas Gutes rauszuholen. Diese Themen sind ein Trigger für uns, weil wir beide auch mit beschissenen Jobs, die schlecht bezahlt wurden, in die letztendliche Unabhängigkeit gestartet sind.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Not for sale – Yellowstone

Von Onkel Rosebud

„There’s only four ways to get rich, kid. One, inherit it. That ain’t happening for you. Two, you steal it. You do not have, my friend, the patience, the power or quite honestly, the intellect to steal anything of substance and keep it, so three, work really, really fucking hard. Okay? You learn. You fail. Learn more, fail more. And don’t let anyone outwork you. Ever. What is option four? Learn how to suck a dick like you lost your car keys in it.”

Als in Staffel 4, Folge 3, die Tochter des Patriarchen diese Brandrede an ihren Adoptivsohn richtete, räkelte sich meine Freundin auf der Couch, knuffte mich liebevoll in die Seite und meinte, da hast Du den Aufhänger, einen Text über die Serie, die quasi wie „Sons Of Anarchy“ ist, nur mit Pferden anstelle Motorrädern, zu schreiben.

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Chicken Run: Operation Nugget (Chicken Run: Dawn Of The Nugget) – Sam Fell – GB/Netflix 2023

Von Matthias Bosenick (29.12.2023)

Nett. Ganz nett, doch. 23 Jahre nach „Chicken Run – Hennen rennen“ lässt das Knetgummifilmstudio Aardman, eben das mit „Wallace & Gromit“ und „Shaun, das Schaf“, seine Hühner abermals rennen, dieses Mal mit umgekehrten Vorzeichen: Es geht darum, in eine hochmoderne Hühnerfarm einzubrechen. Ganz zeitgemäß ist die Hauptfigur ein junges Mädchen, und zwar die Tochter des Geflügelpaars aus dem ersten Teil. Die Analogien zu Hollywoodfilmen sind Teil des Konzeptes, werden hier aber so sehr bedient, dass man sich mehr britischen Humor und mehr Punkrock wünscht. Solide Unterhaltung ist es allemal. Und streckenweise angenehm brutal.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Friesland: Heiter bis tödlich – Hinterm Deich lauert das Seemannsgarn

Von Onkel Rosebud

Der Lieblingswitz meiner Freundin während Corona ging ungefähr so: Die Bewohner Norddeutschlands fordern die Abschaffung des vorgeschriebenen Sicherheitsabstandes. Sie wollen ihren alten Abstand von drei Metern zurück.

Diese Art Humor fasst gut zusammen, was den nordisch-spröden Witz, der mittlerweile seit dem Jahr 2014 in siebzehn im ZDF erschienenen „Friesland“-Filmen ausmacht: Die kleine Welt der Ostfriesen und ihr leiser Humor, der im Möwengekreisch untergeht. Die Serie gehört in die Rubrik „Lustiges aus der Provinz“. Für sie wurde das Unwort „Schmunzelkrimi“ erfunden. Und für gebührenfinanziertes Fernsehen made in Germany ist es nahezu ein großer Wurf: Die Geschichten sind unaufgeregt erzählt, liebevoll inszeniert, launig, mit einer gut bemessenen Dosis Tragik gewürzt. Meistens plätschert die Handlung tempoarm vor sich hin, um jäh von Kurzweiligkeit abgewechselt zu werden. Aber vor allem sind die Filme durchweg nicht langweilig. Das macht sie schon mal zu einem hiesigen Qualitätsprodukt und die Einschaltquoten bestätigen das. Samstagabend zur besten Sendezeit haben die bisher erschienenen „Friesland“-Episoden im Durchschnitt einen Marktanteil von über 22%, Tendenz steigend. Für lineares Fernsehen ist das heutzutage eine Sensation. Disney+ hat das auch mitbekommen und einige Folgen in das Portfolio aufgenommen.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Endlich Witwer – Joachim Król kann auch weiterhin a-a-anders

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin sieht sich zu älteren Männern vom Schlag des Schauspielers Joachim Król hingezogen. Vor einigen Jahren sind wir extra nach Lappland an den See gefahren, um die Szene aus dem Film „Zugvögel … Einmal nach Inari“ (1998) nachzustellen, wo der von ihm gespielte Protagonist Hannes Weber im Rahmen des internationalen Fahrplan-Wettbewerbs am Zielort aus dem Bus steigt. Aber eigentlich beruht unser Kult für Joachim Günther Król aus Herne auf dem „Ostern“ (Western in die andere Richtung) „Wir können auch anders“ aus dem Jahr 1993. Er spielt darin einen westdeutschen Analphabeten Rudi „Kipp“ Kipp, der mit seinem Bruder „Most“ (Horst Krause) in einem Hanomag L 28 nach Wendelohe in MeckPomn fährt, um das Erbe der Großmutter anzutreten. Durch naiv-unbedachtes Verhalten kommt es zu den merkwürdigsten Verwicklungen voller unterschwelliger Komik. Regisseur Detlev Buck gab damals die Bewerbung ab, die deutsche Lücke zwischen Aki Kaurismäki und Quentin Tarantino zu füllen. Daraus wurde zwar leider nix (Stichwort fünf Bibi’n’Tina-Filme), aber wir guckten seitdem jeden Film, den wir in die Finger kriegen konnten, wenn Joachim Król mitspielt.

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Kleo – Viviane Andereggen/Jano Ben Chaabane – Netflix 2022

Von Matthias Bosenick (09.10.2023)

Unglaublich: Eine deutsche Serie, die nicht nur weit über handelsübliches „Tatort“-Niveau herausragt, sondern sogar die meisten Kinoproduktionen dieses Landes in den Schatten stellt! Filmisch ist die vor einem Jahr auf Netflix gestartete Serie „Kleo“ herausragend, visuell bereits, aber auch, was das Drehbuch betrifft, ein turbulenter Genremix, der mit Drama, Action und Witz die Realität verbiegt und Quentin Tarantino in die DDR verlagert. So überzeugend, dass man sogar die Logikschwächen bereitwillig akzeptiert und sie in den Dienst der guten Sache stellt: nämlich bestmögliche Unterhaltung. Mit einem schmerzhaften Stich ins Moralempfinden.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Szenen einer Ehe: Fleishman is in Trouble

Von Onkel Rosebud

Der Serientitel „Fleishman is in Trouble“ hat meine Freundin abgeschreckt, sich dafür näher zu interessieren. „Fleischmän“ klingt nach einem unsexy Superhelden, dessen Kräfte was mit Zervelatwurst, Putensalami oder Bifi zu tun haben, meinte sie. Huh! Da sie aber gern mal ein Buch liest, schmuggelte ich ihr das gleichnamige Druckerzeugnis der Journalistin Taffy Brodesser-Akner unter den Gabentisch. Denn der Roman befasst sich unter anderem mit dem Wesen einer Beziehung, insbesondere mit der Belastung, wenn die Partnerin die Hauptverdienerin ist. Das fand ich spannend.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Consultant – Die Leck-mich-am-Arsch-Augen des Christoph Waltz

Von Onkel Rosebud

Wegen seiner emotionslosen bis bösartigen Gesichtsausdrücke steht bei meiner Freundin der Schauspieler Christoph Waltz hoch im Kurs. Nicht deswegen, weil er und der großartige Filmregisseur Michael Haneke, dem wir unter anderem die tollen Filme „Caché“ und vor allem „Das weiße Band“ verdanken, denselben Stiefvater haben. Es lohnt sich immer wieder, ein Blick auf seine Biografie und Karriere zu werfen, denn die ist sowas von vom Tellerwäscher zum Millionär. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre war er ein kurz über dem Status eines Statisten rangierender Nebendarsteller in den Niederungen der bundesdeutschen TV-Serienproduktionen, wie „Ein Fall für zwei“, „Derrick“, „Der Alte“, „Tatort“ oder „Kommissar Rex“, zu sehen. Später gewann er Fernsehpreise für Hauptrollen in „Die Roy Black Story“ und „Die Entführung des Richard Oetker“. Der Begriff des „Ausnahmeschauspielers“ machte die Runde und dann kam die Rolle seines Lebens: Der manierliche wie maliziöse SS-Mann Hans Landa in „Inglourious Basterds“, sein Fahrstuhl in den Filmolymp, zum gleich doppelten „Oscar“-Gewinner im gelobten Land Hollywood.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Eine unerwartete Hoffnung: Andor rettet das Star-Wars-Merchandise

Von Onkel Rosebud

Diese Folge der Kolumne müsste eigentlich heißen, was unser Sohn gerne sieht. Er ist mit den ersten sechs Filmen des Star-Wars-Universums aufgewachsen, hat Karten und Figuren gesammelt, um in der Kindheit seinen Status durch Tauschen derselben im Freundeskreis zu manifestieren. Später wurde er bitter in seinem Fandom von den letzten drei Filmen der Saga entschleunigt. Trotzdem hält sein guilty pleasure für dieses Format an und er hat sich durch die Fortsetzungen „The Mandalorian“, „The Book Of Boba Fett“ und „Kenobi“ gequält. Da ich dafür eine gewisse Verantwortung fühlte, dass es so weit kommen musste, habe ich mit ihm gelitten.

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