Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Schwarzbach 23 – Indiana Jones aus Bayern

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin zahlt gern GEZ-Gebühren für ein Krimi-Format, wo nach fünf Minuten Handlung ein blinder Passagier aus Syrien aus einem Flugzeug vom Himmel auf einen Nazi mit derb Chemnitz-sächsischen Akzent fällt. Der Nazi stirbt daraufhin nicht, sondern wird im Laufe der Reha vom Faschisten zum Kronzeugen geläutert und trägt zur Lösung des Falles bei. Klingt absurd, ist aber passiert. Am 22. Oktober 2016 prämierte im ZDF „Schwarzach 23 und die Jagd nach dem Mordsfinger“, Folge zwei der „Schwarzbach 23“-Reihe. Die anderen Folgen heißen: „…und die Hand des Todes“, „…und der Schädel des Saatans“ sowie „…und das mörderische Ich“. Indiana Jones würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er schon drin liegen würde.

Leider wurde der offensichtlich nicht gebührenfinanzierte Einheitsbrei nach vier Filmen eingestellt. An der Quote kann es nicht gelegen haben und an schlechten Kritiken auch nicht. Vom ZDF-Politbüro war folgendes zum Absetzen der Serie zu lesen: „… die Reihe sei in ihrem Mix aus Krimi-Spannung und schwarzem Humor, aus dunklem Thrill und unterhaltsamem Familienzwist eine gelungene Auffälligkeit in der ZDF-Primetime. Wir wollen bei einer Vielzahl an Reihen weiterhin die Möglichkeit zu haben, beweglich zu sein, Neues auszuprobieren und uns in unserem Gesamtportfolio weiterzuentwickeln.“ Mon Dieu, wie miefig und piefig. Die Message ist: Schwarzer Humor mit schrägen und anarchischen Elementen wird nicht gebührenfinanziert. Ein Krimi-Komödie-Familienfilm, in dem ein Menschenkopf auf eine Vogelscheuche aufspießt wird, ist dem ZDF-Samstagskrimi-Publikum offenbar nicht zumutbar. Was für eine Fehleinschätzung. „Und jetzt pass auf“ oder was würde die Wolf Haas‘ Romanfigur Simon Brenner (gespielt von der jetzt schon Legende Josef Hader) dazu sagen: „Das ist ja beim Menschen ein interessanter Widerspruch. Den Mut bewundert man, aber die Blödheit bewundert man nicht, obwohl es doch dasselbe ist.” (aus „Müll“, Hoffmann und Campe, 2022).

Regisseur Matthias Tiefenbacher, ein geistiger Coen-Bruder, und seinem Hauptdarsteller Maximilian Brückner als grantig-grummeligen Hauptkommissar Franz Germinger junior sei hiermit ein großes Lob ausgesprochen. Derb-ironischer Witz aus der bayerischen Provinz ist in der Mini-Reihe glänzend umgesetzt. Die Handlungen sind jeweils flott gewoben. Die Besetzung ist bis in die Nebenrollen hinein ausgezeichnet. Chapeau für Schwarzbach 23.

Aber, „jetzt ist scho wieder was passiert“.

Onkel Rosebud