Blindgänger – Kerstin Polte – D 2024

Gezeigt auf dem 38. Braunschweig International Film Festival

Von Guido Dörheide (24.11.2024)

Alle Handelnden in diesem Film sind irgendwie fertig und am Ende, mit Ausnahme von Prince Charles, einem weißen Kaninchen, dessen wirklicher Name, wie dem Abspann zu entnehmen ist, Honk lautet.

Blindgänger handelt vom Arbeitsalltag eines Teams des Hamburger Kampfmittelräumdienstes (KRD) auf der einen und von den Schicksalen und Problemen aller von der bevorstehenden Entschärfung einer englischen Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg Betroffenen auf der anderen Seite sowie von den persönlichen Verflechtungen zwischen allen im Film vorkommenden Personen, die sich durch die obwaltenden Umstände ergeben.

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Konklave (Conclave) – Edward Berger – USA/GB 2024

Von Matthias Bosenick (22.11.2024)

Das ist ein Film, wie man ihn sich im Kino wünscht: visuell überwältigend, jedes Bild ein Kosmos, dazu ein markerschütternder Soundtrack und hervorragende Darsteller, die eine gemächliche, aber einen erheblichen Sog entwickelnde Geschichte erzählen – nämlich die des „Konklave“, das zusammenkommt, um einen neuen Papst zu ermitteln. Die Problematik der Romanverfilmungen meistert Edward Berger vortrefflich, Fans der Vorlage von Robert Harris können ausnahmsweise mal zufrieden sein. Und wer das Buch nicht kennt, bekommt einfach so eine fantastische Zeit im Kino geboten.

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Europa – Lars von Trier – DK/SF/D/CH 1991

Von Matthias Bosenick (17.11.2024)

Filmfest in Braunschweig! Und weil Udo Kier den europäischen Schauspielpreis „Europa“ verliehen bekommt, zeigt das Filmfest einige Filme, in denen der Achtzigjährige mitspielte, darunter den nach dem Preis benannten (oder umgekehrt) „Europa“ von Lars von Trier aus dem Jahr 1991, dritter und letzter Teil der „Europa“-Trilogie. Als wäre das nicht sensationell genug, steht der Kölner auch noch nach dem Film dem Publikum Rede und Antwort, beziehungsweise: mehr Rede als tatsächlich Antwort, was seinen Charme nur untermauert.

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Universal Language (Une langue universelle) – Matthew Rankin – CDN 2024

Von Matthias Bosenick (14.11.2024)

Filmfest in Braunschweig! Zum persönlichen Einstieg in die 38. Cineastenparty gibt’s „Universal Language“, einen Film, der in einem Kanada spielt, in dem vornehmlich Farsi gesprochen wird, sofern nicht Französisch, der vor öder brutalistischer Kulisse stattfindet und der mit aberwitzigen Absurditäten nur so gespickt ist, die im Finale dramatisch zusammenlaufen. Experimenteller Zitatepop mit originärem Kern.

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The Room Next Door (La habitación de al lado) – Pedro Almodóvar – E/USA 2024

Von Matthias Bosenick (07.11.2024)

Emotionen sind hier nicht plakativ sichtbar, aber Thema: Die todkranke Martha bürdet der entfernten Freundin Ingrid auf, sie bei ihrem Freitod zu begleiten – an sich die Basis für haufenweise Wehklagen, doch Pedro Almodóvar inszeniert „The Room Next Door“, die Verfilmung des Romans „Was fehlt dir? (What Are You Going Through?)“ von Sigrid Nunez, als Informationsaustausch auf intellektueller Ebene. Das ist wohltuend, weil man sich weniger manipuliert fühlt. Der Regisseur geht zudem stante pede in medias res und fesselt trotz des zumeist theoretischen Aufbaus über die gesamte Spielzeit die Aufmerksamkeit der Betrachtenden. Außerdem begeistern, wie beim früheren Enfant Terrible gewohnt, die Bilder – und Tilda Swinton ist der nächste Pluspunkt.

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Der wilde Roboter (The Wild Robot) – Chris Sanders – USA 2024

Von Matthias Bosenick (23.10.2024)

Die Klaviatur des Kitsch wird hier voll ausgespielt, jede Tränendrüse getriggert, jedes verfügbare Mittel angewandt: Zwar kommt der Animationsfilm „Der wilde Roboter“ aus dem Hause DreamWorks, fühlt sich aber nahezu komplett wie Disney an. Lediglich nahezu, weil hier eine Menge schwarze Gags zum Thema Tod eingebaut sind, die man beim Vater im Geiste eher nicht erwarten würde. Die Handlung klappert die konventionellen kinderfilmgerechten Kernelemente ab: Menschlichkeit, hier gespiegelt im Verhalten eines Roboters, Freundschaft, Frieden, Selbstbehauptung als Underdog (bzw. Undergoose), Selbstvertrauen, all sowas, dargelegt anhand anthropomorpher Charaktere einer von Humanoiden unbewohnten Insel. Wischt man das alles beiseite und konzentriert sich allein auf die Optik, wird man von diesem Film nachhaltig überwältigt. Mit Raumschiffen und Laserkanonen!

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In Liebe, Eure Hilde – Andreas Dresen – D 2024

Von Matthias Bosenick (18.10.2024)

Warum sollte man sich ein Ticket für einen Film lösen, in dem die Nazis gewinnen? Nicht nur angesichts gegenwärtiger Wahlergebnisse ist das keine attraktive Aussicht. Aber „In Liebe, Eure Hilde“ ist von Andreas Dresen, das ist ein Argument dafür. Und Dresen löst jede Erwartung ein – im Guten wie im Schlechten: Seine Bildsprache und seine Erzählweise sind rein filmisch betrachtet mehr als sehenswert – und die Geschichte ist in ihrem Ausgang absolut unerträglich und erschütternd. Man begleitet die in der gesamtdeutschen Historie aus dem Blickfeld verschwundene kommunistische Widerstandskämpferin Hilde Coppi parabelartig vorwärts in ihre Exekution und rückwärts in ihre Rolle als Geliebte und antifaschistische Verschwörerin. Und Dresen hält erbarmungslos drauf.

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Beetlejuice Beetlejuice – Tim Burton – USA 2024

Von Matthias Bosenick (13.09.2024)

Reboots und Fortsetzungen erfolgreicher Hollywood-Filme der zurückliegenden 20 bis 50 Jahre sind immer Scheiße – oder? Wenn nun also ein Tim Burton auf die Idee kommt, seinem versponnen-fantasievollen 1988er-Hit „Beetlejuice“ über einen „Lottergeist“, der lebende Menschen aus einem von Geistern bewohnten Haus zu exorzieren hat, nach 36 Jahren einen zweiten Teil zu verpassen, darf man bei einem solch fantasievollen und kompromisslosen Regisseur doch etwas Sehenswertes erwarten, oder? Spoiler: nein.

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Schirkoa: In Lies We Trust – Ishan Shukla – IND/F/D 2024

Von Matthias Bosenick (30.08.2024)

Hier ist die Methode, wie der Film erstellt wurde, aufregender als der Film selbst, leider: Das Videospiele-Grafik-Tool Unreal Engine ist das Werkzeug, mit dem Regisseur Ishan Shukla seinen Animationsfilm „Schirkoa: In Lies We Trust“ produzierte. Das sparte Kosten und Team, wenn auch nicht Zeit. Dafür Drehbuch: Es fällt schwer, der Motivation der Hauptfigur in diesem – klar – dystopischen SciFi-Film zu folgen, oftmals springt die Darstellung der Geschehnisse abrupt und womöglich basiert alles auf irgendwelchen Indischen spirituellen Kulturbesonderheiten, die man als Nichtinder nicht erklärt bekommt, was das Verständnis nicht vereinfacht. Vielleicht ist das Drehbuch aber auch einfach nur sehr unausgegoren. Das machen die interessanten Bilder leider auch nicht wett.

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