Von Matthias Bosenick (25.11.2025)
Der Titel „Opus Postumum“, obschon bei Immanuel Kant geklaut, passt wie die Faust aufs Butterbrot: Die Heavy-Psych-Band (die Genrebezeichnung legt hier ihr Unterstützer Davide Pansolin von Label, Magazin und Ex-Plattenladen Vincebus Eruptum fest) That’s All Folks! aus Bari verlor ihren Kopf Claudio Colaianni vor wenigen Monaten an den Krebs. Eigentlich existierte diese Band ja seit fast 25 Jahren nicht mehr, doch reformierte sie sich im vergangenen Jahr – und bringt nun als posthumes Opus zwei neue Songs heraus. Da diese so etwas in der Art wie instrumental gehalten sind, lässt sich annehmen, dass der Rest der Band diese Stücke als Requiem einspielte – Infos gibt es dazu nämlich keine. Kurios ist dabei außerdem, dass auf dem Cover als Bandname Colt38 steht, das war vor über 20 Jahren ein One-Off-Projekt von Colaianni zwischen That’s All Folk! und Anuseye.
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The Arms Of Someone New – Susan Sleepwalking (2025 Remaster)/Susan Dreaming – Projekt Records 2025
Von Matthias Bosenick (18.11.2025)
Man wird alt wie ‘ne Kuh und lernt immer wieder Altes neu kennen: Das Duo The Arms Of Someone New beispielsweise, dessen Quasi-Debüt-Album „Susan Sleepwalking“ ein Remaster und als „Susan Dreaming“ eine Neubearbeitung erfährt – und das nach satten 40 Jahren. Im Sound orientierten sich die beiden Bandmitglieder Mel Eberle und Steve Jones aus Illinois recht offenkundig an den Young Marble Giants, die diese karge Mischung aus minimalistischen Synthies und verhuschten Gitarren bereits fünf Jahre zuvor etabliert hatten. Umso sehr unterscheidet sich die Neubearbeitung davon – die ist in Drones, Soundscapes und Improvisationen gehalten. Eine tolle Entdeckung!
Spezial: Neue Singles
Von Matthias Bosenick (04.11.2025)
Einige neue Singles und EPs erreichten das Emailpostfach: Oldschool-Rock’n’Roll von Faz Waltz, Goth-Balladen von Dramatika, Goth Rock von Sorry We Weren’t Here Before, Psychedelic-Rock-Pop von Messiness, Post Punk von Factheory, EBM von Mi6, Schamanen-Rock von Transnadežnost‘, Cabaret-Musik von Absent Sunday feat. The Bluestocking, Smooth Jazz von Georgeanne Kalweit, Folk von The Owl Service und Psychedelic Rock vom Behind The Sun Collective.
Hades – Chaotic Days Chronicles/Fear – Cri du Chat Disques/Universal Brasil/Hades 2025
Von Matthias Bosenick (15.10.2025)
Mit einer Compilation und einer neuen Single erfreut das Duo Hades aus Wolfsburg bei Brasilien seine Fans, indem es beides frei zugänglich macht. Auf „Chaotic Days Chronicles“ sammeln Alan Draht (inzwischen Wolfsburg) und Sandro Couto (São Paulo) Raritäten aus den zurückliegenden fast zehn Jahren, „Fear“ ist die Neubearbeitung eines Stückes vom ersten Demo-Tape der Brasilianischen Underground-Electro-Band aus dem Jahr 1993. Dunkler Synthie-Pop und eine Andrew-Eldritch-Stimme gehen eine zeitlose Verbindung ein.
Club Director – Human Body Detected – Vova Sokolow 2025
Von Matthias Bosenick (17.09.2025)
Eigentlich eine geile Herangehensweise, jemanden aus dem Stoner-Space-Rock dazu zu motivieren, Electro-Musik zu machen: Vova Sokolow von den Black Hole Surfers aus Nischni Nowgorod debütiert mit „Human Body Detected“ als Club Director, weil er daheim im Tago Mago ein solcher ist. Zu hören gibt es fünf spacige, treibende Techno-Tracks, die die Grundzüge seiner Gitarrenmusik in Electro transferieren und so eine Musik zwischen Goa, Psytrance und krautigem House ergeben.
Steve Roach & Vidna Obmana – The Live Story – A New Wave Of Jazz 2025
Von Matthias Bosenick (18.08.2025)
Wenn jemand mal eben kurz siebeneinhalb Stunden Zeit hat und nicht so richtig weiß, was er damit anfangen soll, empfiehlt sich „The Live Story“, eine Sammlung von vier gemeinsamen Gig-Mitschnitten der Soundtüftler Steve Roach aus Kalifornien und Dirk Serries aus Antwerpen, jener unter seinem Alias Vidna Obmana. Aufgenommen zwischen 1996 und 2000, präsentiert das Duo diese Performances uneditiert und zum eskapistischen Mitchillen: Das ist Ambient, versetzt mit Experimenten, eine zeitlose Reise durch unermessliche Sphären, gelegentlich auch mit ansprechenden Schräglagen.
Spezial: db2fluctuation – Drei Veröffentlichungen 2025
Von Matthias Bosenick (04.08.2025)
Eine enorm bedauerliche Entwicklung dieser Tage ist es, dass es sich für mittelgroße Künstler nicht mehr rechnet, ihre Musik auf Tonträgern herauszubringen. Oswald Henke von Goethes Erben singt dieses Lied, die beiden Gründungsmitglieder von Front 242, Daniel Bressanutti und Dirk Bergen, mit ihrem Label db2fluctuation stimmen darin ein. Dabei würde man sich deren Musik so gern ins Regal stellen können. Zum Beispiel die jüngsten drei Bandcamp-Veröffentlichungen: „Mandala“ und „Mandala 2“ von Daniel.B. sowie Flux von NothingButNoise, allesamt im elektronischen Ambient mit unterschiedlichen Ausrichtungen angesiedelt.
Benedict Taylor & Dirk Serries – Geometric Folklore – A New Wave Of Jazz 2025
Von Matthias Bosenick (01.07.2025)
Folklore also, soso. Das kann ja jeder behaupten. Mit dem Zusatz Geometrisch passt es schon besser: An der Archtop-Gitarre, also einer gewölbten Akustischen, sitzt Dirk Serries, an der Bratsche Benedict Taylor, zusammen generieren sie live in der Oude Kloster Kapel zu Brecht in Belgien diese „Geometric Folklore“, selbstredend improvisiert, festgehalten auf ihrem neuen gemeinsamen Album. Es kratzt und klimpert – in der Tat: Folklore kann man ahnen, die Abstraktion zerlegt aber jeden durchaus vorhandenen Ansatz herkömmlicher Strukturen. Das macht dieses Album dann auch hörbar, dass das Duo nicht auf Vertrautes verzichtet, es nur anders zusammenfügt und erweitert.
Wolf Kadaver & Die Betrüger – Fortsetzung folgt …/Im Morgengrauen – Tanzende Kadaver 2025
Von Matthias Bosenick (25.06.2025)
Mit „Fortsetzung folgt …“ trägt das neue Album von Wolf Kadaver & Die Betrüger schon mal einen vielversprechenden Titel, den das noch junge Projekt um den Kopf der Tanzenden Kadaver auch umgehend umsetzt, indem es den Song „Im Morgengrauen“ als Single mit B-Seiten auskoppelt. Dieses Projekt trägt weit weniger Punkrock in sich als die Hauptband, dafür aber haufenweise Sounds und Stile mehr, die man nicht erwartet hätte, bis hin zum Surf und zum Techno, die sich in diese Menge aus Waverock, Deutschrock, Spaßpunk und vielen weiteren Genres bestens einnisten. Mit der durchschlagenden Kraft des Ohrwurms.
blackhole-factory – Moments Of Dilated Time – blackhole-factory 2025
Von Matthias Bosenick (18.06.2025)
Zeit ist das, wovon wir am meisten haben, sagt Arni immer, und das Duo blackhole-factory weiß sogar, wie man diese Zeit noch erweitert: „Moments Of Dilated Time“ heißt das neue Album mit futuristisch verfremdeten Sounds, die Martin Slawig, eine Hälfte des Duos aus Hannoversch Münden, seit 2011 ansammelte. Man kann bei den zwölf Tracks vorrangig von einer Art Ambient sprechen, erweitert um Verfremdungen, Bearbeitungen, Manipulationen, die die Entspannung begleitend bisweilen das Hören herausfordern, mit harschen Geräuschen, kuriosen Rhythmen und anderen unerwartbaren Experimenten.











