The Waterboys – All Souls Hill – Cooking Vinyl 2022

Von Guido Dörheide (18.06.2022)

Remember Mike Scott? Der eine und einzige Mike Scott, der auf den früheren Waterboys-Albumcovers immer so aussah, als könnte er auch bei Echo und den Bunnymen mitmachen? Ich erinnere mich noch genau an „A Pagan Place“, mit Mike Scott vorne drauf, damals, in Gifhorn in der „Plattenkiste“, und Mike Scott sah einfach toll darauf aus. Genau dieser Mike Scott hat ein neues Album draußen (das macht Mike Scott sehr oft, ich weiß), und es ist ebenfalls apselut toll.

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Tedeschi Trucks Band – I Am The Moon: I. Crescent – Fantasy 2022

Von Guido Dörheide (17.06.2022)

TTB haben im vergangenen Jahr das Husarenstück unternommen, „Layla And Other Assorted Lovesongs“ von Eric und den Dynamos, äh sorry, Derek & The Dominos von der ersten bis zur letzten Note live nachzuspielen und – als wäre das nicht vermessen genug – auch noch eine Live-CD von dem Spektakel zu veröffentlichen. Dabei haben sie sich keinesfalls blamiert, sondern dem Jahrtausendwerk von Eric Clapton und Duane Allman zahlreiche neue, hinreißende Aspekte abgewonnen, und dass die gesangliche Leistung von Susan Tedeschi, Mike Mattison und einigen Gastsängern (allen voran Trey Anastasio von Phish) in einer komplett anderen Liga spielt als diejenige Claptons, sollte wohl niemanden ernsthaft verwundert gehabt haben. Und Tedeschis bester Ehemann von allen, Derek Trucks, hat sich auf dem Bluesgitarrenolymp ohnehin längst minnichstens einen Platz zu Füßen Allmans und dem angesichts gently weepender Slidegitarren nicht fehlen dürfenden George Harrison erarbeitet. Und spielt den ebenfalls noch lebenden Clapton in meiner humpelnden Meinung komplett und nachhaltig an die Wand.

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!!! – Let It Be Blue – Warp 2022

Von Matthias Bosenick (16.06.2022)

Es ist bei jedem neuen Album von !!! so, dass man sich nur noch mehr damit arrangieren muss, dass es nicht mehr so klingt wie zu Zeiten des selbstbetitelten Debüts bis zu „Myth Takes“ 2007: Von der einstigen Tanzkapelle mit handgespieltem progressivem und drogeninduziertem Discosound ist so gut wie nichts mehr übrig, die Band ist längst synthetisch geworden und passte sich in Sound und Melodie streckenweise sehr dem Zeitgeist an. Auf „Let It Be Blue“, Album Nummer neun, klingt nichts nach melancholischen Beatles, dafür aber nach zackiger Housemusik und nach Latin-Pop. Es wird sicher wieder eine Weile dauern, bis man hier als Altfan seine Perlen findet. Die gibt es durchaus, es sind grandiose Songs enthalten, nur ein durchgehend überzeugendes Album bekommt man aus Sicht von vor 20 Jahren von !!! leider schon lang nicht mehr.

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Ælmā – The Beings Of Mind Are Not Of Clay – Toten Schwan Records 2022

Von Matthias Bosenick (09.06.2022)

Dunkler geht Musik kaum, und trotzdem ist sie auf „The Beings Of Mind Are Not Of Clay“ wohligwarm: Die Drone-Bassistin Elena M. Rosa Lavita und der Industrial-Experimental-Musiker Marco Valenti, auch bekannt als Cameraoscura, tun sich zum Projekt Ælmā zusammen, um mit ihrem Instrumentarium in zwei ausgedehnten Tracks gesangsfrei über das Wesen des Menschen zu sinnieren. Zu so richtig positiven Ergebnissen kommen die beiden nicht, doch anstatt darüber sauer zu sein und die Keule zu schwingen, versinken sie in Depression und dronen vor sich hin – und das ausgesprochen ansprechend hörbar.

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Spezial: Klangwirkstoff & Separated Beats, Teil 4

Von Matthias Bosenick (08.06.2022)

Drei sehr unterschiedliche neue Alben präsentiert Bert Olke auf seinen beiden Labels Klangwirkstoff Records und Separated Beats: Einmal das Best-Of-Neunziger-Electro-Retro-Querbeet-Miniaturen-Album „Soul Kitchen“ von Tobi Morare, dann das dubbig-tanzbare Planeten-Frequenz-Album „“Roots Of Deliverance“ von Rainer Hartmann unter seinem neuen Alias Oriom sowie Olke selbst mit seinem als B. Ashra veröffentlichten „Fluffy Spirals“ zwischen Ambient und Psytrance.

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Hum – One – Sireena 2022

Von Matthias Bosenick (02.06.2022)

Ein zeitloses Stück Rockmusik, ohne heavy Verzerrung vom Classic Rock ausgehend in Blues, Stoner, Post, Space, Jazz und Prog driftend und mit Samples angereichert: Drei musikalisch im Raum Frankfurt am Main längst etablierte Herren finden sich für dieses Debüt unter dem verwechselbaren Namen Hum zusammen und scheren sich einen feuchten Kehricht um Radiotauglichkeit oder reine Genreanbiederung. Natürlich finden sich auf „One“ auch Passagen, die einem aus den genannten Bereichen vertraut vorkommen, aber in ihrer epischen Mischung sind die drei ganz bei sich, bringen zusammen, worauf sie Bock haben, und spielen es deshalb auch genau so: Sie haben Bock.

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Michael Schenker Group – Universal – Atomic Fire 2022

Von Guido Dörheide (01.06.2022)

Es gibt unspektakulär & scheiße bzw. laaangweilig, es gibt unspektakulär & toll, und es gibt unspektakulär & toll, technisch auf beeindruckendem Niveau und apselut über jeden Zweifel erhaben produziert; in die letztgenannte Schublade gehört zweifelsohne Michael Schenker, „the Beethoven of Lead Guitar Players, man!“ (wie Steve „Lips“ Kudlow von Anvil es einst auf den Punkt brachte) aus Sarstedt, District of Hildesheim, Lower Saxony, Germany, der sich auf seinen zahllosen, unter noch zahlloseren Namen (MSG [was sowohl „Michael Schenker Group“ als auch „McAuley Schenker Group“ heißen kann], Michael Schenker, Michael Schenker Fest, Michael Schenker‘s Temple Of Rock, Schenker Barden Acoustic Project u.v.a.m.) veröffentlichten Großtaten nie aufdrängt, technisch jederzeit mehr als beeindruckt und immer eine Schar teils grotesk frisierter (this one goes out to you, Robin McAuley), aber immer in extremer Weise kompetenter Mitmusiker um sich schart, um in angesichts seines langen Wirkens extrem schneller Folge Alben rauszuhauen, dass man fast von einem „Neil Young des Hardrock“ sprechen könnte (das allerdings nur angesichts seiner Veröffentlichungsfrequenz), und auch auf „Universal“ geben sich große Namen wie Barry Sparks (u.a. Bassist von Dokken, Ted Nugent und Yngwie Malmsteen, um nur einige zu nennen), Ex-Toto-Drummer Simon Phillips, Ex-Rainbow-Keyboarder Tony Carey, der legendäre Helloween-Kreischer Michael Kiske, Ralf Scheepers von Primal Fear, Co-Produzent Michael Voss, Ex-Rainbow-Drummer Bobby Rondinelli, Brian Tichy (Drummer bei beispielsweise Whitesnake, Billy Idol etc.), Ex-Ozzy-Bassist Bob Daisley und natürlich der aktuelle MSG-Hauptsänger Ronnie Romero die Klinke, das Mikro und die Drumsticks in die Hand – ich hoffe, ich habe niemanden vergessen und stelle beim Hören fest, dass kein Song besonders heraussticht, keiner enttäuscht und das Album als Ganzes beim Hören ein ziemliches Glücksgefühl hervorruft und ein beispielloses Beispiel dafür darstellt, dass haufenweise Köche es manchmal nicht schaffen, den Brei zu verderben – also gerne mal reinhören, den Alltag vergessen und abrocken!

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Elvis Costello & The Imposters – The Boy Named If – EMI 2022

Von Guido Dörheide (31.05.2022)

Es war 1994, als ich mir auf dem Roskilde-Festival das Konzert von Elvis Costello ansah und -hörte, und das blies mich schier weg. Auf der Bühne stand ein in höchstem Maße charismatischer Lakritzbrillenträger mit Gitarre, umringt von talentierten Mitmusikanten, und gab – neben Klassikern en masse, die ich damals leider alle noch nicht kannte – sein damals aktuelles Album „Brutal Youth“ zum Besten und zog damit die Audienz in den Bann, als gäbe es kein Morgen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass damals auch nur irgendjemand, der „Brutal Youth“ noch nicht im Regal zu stehen hatte, nach der Rückkehr aus Roskilde, nach mehrmaligen Duschen und ausgiebigen Ausschlafen NICHT in den Plattenladen seines Vertrauens gestürmt ist, um dieses Werk käuflich zu erwerben. Hashtag Rückblende Ende, ich habe bei der Rückkehr aus dieser Zeitreise peinlichst darauf geachtet, auf kein Insekt zu treten, weil das unter Umständen die Zeitläufte dergestalt perforieren könnte, dass es entweder den Künstler oder den Rezensenten heute nicht mehr geben könnte. Was schade wäre.

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King Gizzard & The Lizard Wizard – Onmium Gatherum – King Gizzard & The Lizard Wizard 2022

Von Guido Dörheide (24.05.2022)

In meiner Feder führen zwei Sätze für diese Rezension über „Omnium Gatherum“ von King Gizzard & The Lizard Wizard gerade einen erbitterten Kampf, wer zuerst krautnick.de betreten darf. Für den Fall, dass es auf ein Remis hinauslaufen wird – entscheiden Sie bitte selbst:

Satz 1: Die Band, deren abgekürzter Name sich anhört wie ein Radiosender aus den USA (… „Hi this is KGLW, and we are on air right now…“), ist wieder da – ohne je weg gewesen zu sein – und zwar mit ihrem 20. Studioalbum seit 2012.

Satz 2: King Gizzard & The Lizard Wizard sind für Melbourne, Victoria sowas wie Guided By Voices für Dayton, Ohio.

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