Spezial: addicted/noname Label aus Moskau, Teil 11, Schwerpunkt: Bad Road Records

Von Matthias Bosenick (17.02.2022)

Das Moskauer Label Bad Road Records legte um 2018 seine Arbeit nieder, viele der Bands wanderten zu addicted/noname ab, und von dort aus verwaltzet man auch den Backcatalogue. Ein Überblick rund um die Welt über das schwerpunktmäßig Doom, Sludge und Stoner beinhaltende Label, inklusive Ausflügen zum neuen Mutterlabel, mit: The Watchdogs, Gangrened, Gloomy Sunday, Albinö Rhino, Keepleer 18, Изразец, Her Highness, Sithter, Old Sea And Mother Serpent, Remote, Dirtpill, Fire To Fields und Ketamine.

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The Rude Revolution – Stay Rude Stay In Solidarity – Rude Revolution 2021

Von Matthias Bosenick (09.02.2022)

Antifaschistische Bands für antifaschistische Projekte: Das Ska- und Oi!-Kollektiv Rude Revolution mit dem trinkfesten Krokodil als Logo sammelt Songs von Musikgruppen, die mit ihrem Beitrag für den Sampler „Stay Rude Stay In Solidarity“ die Arbeit vom Bündnis gegen Rechts Braunschweig und vom Kulturzentrum Nexus unterstützen, die sich den Erlös aus dem Verkauf dieser Schallplatte teilen. Diese international belegte Auswahl eint, dass sie allesamt Nexus-Bühnenluft in den Lungen tragen und in der breiten Palette zwischen eben Ska und Oi!-Punk nicht nur Haltung zeigen, sondern auch noch gute Laune im Köcher haben.

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Shadow Of Intent – Elegy – Shadow Of Intent 2022

Von Guido Dörheide (01.02.2022)

„Gutturaler Gesang“, schreibt die deutsche Wikipedia immer. Warum nicht einfach „Gesang“? Der Sänger heißt Sänger, weil der Sänger singt, und ihn ihm sein Beruf ist das Singen. Wenn er Bass spielen würde, hieße er Bassist. Was macht eine Vokalsopranistin, wenn sie mal Alt singen will, aber bei Wikipedia steht, sie sei eine Sopranistin? Auf jeden Fall kann man bei bei Ben Duerr von Shadow Of Intent das „tural“ auch völlig guten Gewissens weglassen, denn sein Gesang ist guter Gesang.

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The Absurd – Cancel The Wall – Bent Knee Records 2021

Von Matthias Bosenick (31.01.2022)

Keine vier Jahre alt, erfährt das Debütalbum von The Absurd aus Los Angeles die bereits dritte Wiederveröffentlichung, dieses Mal als „Cancel The Wall“. Physisch leider nur als CDr, außerdem mit anderen Tracks als im Begleit-Download, aber hey, allein für den Hit „Boots On The Ground“ ist es den Erwerb wert. Die Trump-Anleihe des Ur-Titels „Build The Wall“ ist inzwischen umgekehrt, da ist man politisch eindeutiger geworden. Musikalisch bewegt man sich mit Black-Sabbath-Anleihen nahe am Stoner, rifft wuchtig, schreit eindringlich, groovt amtlich, gniedelt episch, und dem Zuhörer bricht der Nacken, wenn er gerade keinen Platz zum Tanzen hat. The Absurd sind lediglich zu dritt – und da steckt mächtig gewaltige Gewalt drin!

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Anna von Hausswolff – Live At The Montreux Jazz Festival – Southern Lord 2022

Von Guido Dörheide (30.01.2022)

Es ist ja irgendwie nur das halbe Vergnügen, wenn Anna von Hausswolff nicht singt. Wie z.B. auf ihrem 2020er Album „All Thoughts Fly“, das trotzdem unglaublich gut ist und auf dem sie aus der Kirchenorgel alles herausholt, was drin ist.

Jetzt gibt es „Live at Montreux Jazz Festival“, und da singt sie dann auch wieder. Und holt aus ihrer Stimme alles raus, was drin ist. Bei der Aufnahme handelt es sich um einen Auftritt aus dem Jahr 2018 (als supporting act [„Vorgruppe“ wäre dem, was auf diesem Album passiert, nicht annähernd gerecht geworden] für Nick Cave and the Bad Seeds), so dass hauptsächlich Songs von dem im selben Jahr erschienenen Album „Dead Magic“ vertreten sind, was aber nichts macht, denn das Album ist ganz hervorragend. So auch „Live At The Montreux Jazz Festival“.

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Wiegedood – There‘s Always Blood At The End Of The Road – Century Media 2022

Von Guido Dörheide (29.01.2022)

Ui! Auf „De Doden hebben het goed“, „De Doden hebben het goed II“ und „De Doden hebben het goed III“ folgt nicht etwa „Nu hebben de Doden het niet meer goed“ oder „Lieveling, ik heb de Doden gekrompen“, sondern einfach „There‘s Always Blood At The End Of the Road“. Aber die üblichen Streichholzspielereien auf dem Cover sind geblieben. Ein eindrucksvoller Titel für ein eindrucksvolles Album. Wiegedood (zugegebenermaßen ein Bandname, wie er negativer kaum geht) sind in Gent in Ostflandern beheimatet und gehören zum belgischen Künstlerkollektiv „Church Of Ra“. Kirchen nicht anzünden, sondern selber zu einer gehören: Sooo muss Black Metal!

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Christin Nichols – I’m Fine – Freudenhaus/Rough Trade 2022

Von Guido Dörheide (28.01.2022) Zu allererst muss ich mal zugeben, dass ich Prada Meinhoff nur vom Namen her kenne und somit völlig unvoreingenommen an Christin Nichols‘ Debütalbum herangehe. Da ich prinzipiell nicht fernsehe, sondern in meiner Freizeit ausschließlich Erdbeermarmelade koche, die ich dann mit einem saftigen Gewinnaufschlag an Waisenhäuser verkaufe, war sie mir bisher auch als Schauspielerin kein Begriff. Perfekte Voraussetzungen, um mich mit dem besagten Debütalbum zu beschäftigen.

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Cäthe – Chill Out Punk – Träum weiter! Records 2022

Von Guido Dörheide (28.01.2022)

Was uns im Inneren zusammenhält? Na was wohl? Unter anderem „Die Lust auf Toast Hawaii“, wie Cäthe ihre HörerInnen gleich im ersten, gleichnamigen Song wissen lässt. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen der Ich-Erzählerin und ihrem beziehungstechnischen Gegenpart bestünde darin, dass sie beide weder alle Tassen im Schrank noch einen Plan hätten, aber immerhin wüssten, wie das mit dem Küssen ginge. Dieses textliche Niveau weiß Cäthe in den folgenden 9 Songs zu halten, in „Warum Darum“ fragt sie sich, warum sie eigentlich mit ihrer Therapeutin über die Minderwertigkeitskomplexe des Partners reden müsse, einige Songs weiter singt sie darüber, dass sie doch nur einen Orgasmus haben wolle, ohne dass es auch nur annähernd peinlich oder schlüpfrig klingt, und wenn sie singt „Du bist mein Mond, meine Sonne, meine Sterne“, drängt sich dem/der Hörenden glücklicherweise kein einziges Mal die Frage auf, wessen Namen der Stern wohl tragen möge.

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The Perc Meets The Hidden Gentleman – Lavender – Strange Ways/Sireena 1991/2021

Von Matthias Bosenick (20.01.2022)

Das Hit-Album, man könnte bald die abgelutschte Bezeichnung „Kult“ heranziehen, von The Perc Meets The Hidden Gentleman ist 30 Jahre später wieder auf CD und Vinyl erhältlich: „Lavender“ klingt trotz seiner Gothic-Gäste (Alexander Veljanov, Jochen Schoberth, The Voodoo, Achim Färber) nicht nach Gothic, und in der Rückschau freut man sich, dass damals noch die Mucke vor der Tanzflächentauglichkeit stand – Clubhits hat das Album nämlich aus heutiger Sicht keine, ist aber trotzdem ein Hit. So war das 1991, an der Schnittstelle zwischen Synthiepop und Grunge, als Dutzende grandioser Alben herauskamen, vor der großen Kommerzwelle Dank MTV und Majorlabels. „Lavender“ ist mehr als ein Zeitdokument des Indierock, Neofolk, Psychedelic Rock, Progrock, Artrock und weiß der Geier was noch: Es ist eine bis heute gültig spannende Reise durch die Kreativität von Tom Redecker und Emilio Winschetti sowie dem vielköpfige „Lavender Orchestra“.

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Spezial: Head Perfume Records

Von Matthias Bosenick (18.01.2022)

Zwei neue LPs bringt der Dresdener Tausendsassa René Seim auf seinem Label Head Perfume Records heraus, in denen der Fuzz eine wesentliche Rolle spielt: „Always Memphis Rock And Roll – Volume 1“ ist eine Zusammenarbeit mit Robert Wyatt von Black & Wyatt Records aus der titelgebenden Gegend mit Songs, die mehrere Jahrzehnte abdecken und die große Bandbreite lokaler Mucker dokumentiert, und die Compilation „Hotzenplotz“, die den Anschein einer Zusammenstellung diverser Artisten hat, indes ausschließlich den verstorbenen Oldenburger Krachmacher Nils Damage in all seinen Inkarnationen portraitiert. Lärm!

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