Sofi Tukker – Wet Tennis – Ultra Records 2022

Von Guido Dörheide (05.05.2022)

Während ich weiland in den 1990er Jahren des vergangenen Jahrtausends jede Person unter Zuhilfenahme einer Wasserwaage aus meinem Wohnviertel verjagt hätte, der mir tanzbare Popmusik schmackhaft zu machen versucht hätte (einzige Ausnahme: „Groove Is In The Heart“ von Deee-Lite), habe ich mittlerweile nicht nur meinen Frieden mit dem Genre Dance-Pop gemacht, sondern einige meiner aktuellen Lieblingskünstlerinnen wie Dua Lipa, Lady Gaga oder Charli XCX sind in eben genau diesem Disco-Bereich unterwegs und bedienen sich reichlich 80er- und 90er-Jahre-Referenzen – and I love it. Nun also das zweite Album von Sofi Tukker – „WET TENNIS“. Was ist nasses Tennis? Ist normales Tennis – also beispielsweise das von Becker und Agassi und Lendl und Graf – trocken? Das von McEnroe war es zumindest nicht, da hatte ich immer Lachtränen in den Augen. Gibt es auch „moist tennis“? Björn Borg vielleicht? Fragen über Fragen.

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Spezial: addicted/noname Label aus Moskau, Teil 12

Von Matthias Bosenick (05.05.2022)

Post und Emails gab es dieses mal aus Moskau, und man freut und wundert sich, dass beides dieser Tage überhaupt durchkommt. Die drei Betreiber des Labels, das wahlweise addicted heißt oder einfach namenlos ist, also auf noname reagiert, bleiben unermüdlich, auch wenn Paypal-Zahlungen aus dem Verkauf bei Bandcamp derzeit aufgrund der westlichen Embargos gegen die Kriegstreibermacht gar nicht ihre auch wohlgesonnenen Ziele in Russland erreichen. Es bleibt zu hoffen, dass es bald ein „danach“ geben wird, in dem die Oppositionellen nicht unter die Räder kommen. Musik gibt es dieses Mal als Download, CD oder 7“, darunter auch vom Bruderlabel Bad Road Records, und zwar mit der Compilation „Addicted Tunes“, neuen Alben von Detieti und Был замечен… sowie Singles von Fistula, Koffinsurfer und Crawl – und zwar nicht nur aus Russland, sondern auch aus der Ukraine.

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Madrugada – Chimes At Midnight – Warner 2022

Von Guido Dörheide (04.05.2022)

Ich gebe gleich zu Anfang mal zu: Ich habe damals in den 90ern und 2000ern bis zu ihrer Auflösung aufgrund des Todes ihres Gitarristen Robert Burås Madrugada niemals zur Kenntnis genommen und habe nicht ein einziges Stück von ihnen bewusst gehört. Das neue Album „Chimes At Midnight“ gefällt mir aber dermaßen gut, dass ich beschlossen habe, es erstmal in aller Isolation auf mich wirken zu lassen und mich erst danach mit dem früheren Werk der norwegischen Band zu beschäftigen.

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The Birthday Massacre – Fascination – Metropolis 2022

Von Guido Dörheide (30.04.2022)

Mein Kollege aus dem Reich der Bilanzen und der Liquidität 2. Grades und ich schicken uns gegenseitig regelmäßig Youtube-Videos mit dem Hinweis „das musste unbedingt mal angehört gehabt haben und so“ – uns stellen dann fest, dass wir zwar beide eine Vorliebe für düstere Musik haben, aber dass diese Musikrichtung so breit gefächert und so vielschichtig ist, dass wir begeisterungsmäßig meistens leider nicht so 100%ig zusammenkommen. Vielleicht sollten wir vereinbaren, dass alles, was wir uns demnächst gegenseitig empfehlen, aus Kanada kommen muss, denn siehe da – in meinem Postfach landete der Tipp „hör doch mal in ‚Fascination‘ von The Birthday Massacre rein“ – ich googelte, las „Kanada“, hörte rein und war begeistert.

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Destruction – Diabolical – Napalm Records 2022

Von Guido Dörheide (29.04.2022)

Der deutsche Thrash-Metal ist – zum Glück – nicht totzukriegen. Sodom haben vor anderthalb Jahren mit „Genesis XIX“ mehr als nur solide abgeliefert, Kreators „Gods Of Violence“ liegt nun schon über fünf Jahre zurück, war aber auch grandios, ebenso wie das ebenso alte „One Foot In The Grave“ der legendären Tankard aus FFM. Jetzt also hier das neue Album der Nummer zwei der Big Teutonic Four of Thrash Metal: „Diabolical“ von Destruction (die erst zuletzt 2019 mit „Born To Perish“ was richtig Tolles veröffentlicht haben). Ohne Gründungsmitglied und einziges konstantes Bandmember Mike Sifringer an der Gitarre. Ihn ersetzt der bisherige Destruction-Tourmanager und Tontechniker Martin Furia. Dass es grundsätzlich nicht falsch ist, Bandmitglieder aus Südamerika zu rekrutieren, haben ja die Ärzte schon erfolgreich vorgemacht. Und Destruction?

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Mordsgeschichten auf der Oker – Es geht wieder los…

Text und Foto von Guido Dörheide (28.04.2022)

… mit Marc Halupczok (auch bekannt als Till Burgwächter), Hardy Crueger, Armin Rütters, Thomas Oswald und Tilman Thiemig (der heute fehlte). Im Vorfeld des ersten In-See-Stechens im laufenden Jahr wurde lautstark überlegt, ob das denn nun per Floß oder mit einem der in unmittelbarer Nähe ankernden Tretboote vonstatten gehen sollte – einem Schwan oder einem ähnlichen Vogel in rosa – und einer der anwesenden Dichter proklamierte „Wir nehmen den rosanen. Den Pelikan!“

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Nachruf: Willi Resetarits – Kurt Ostbahn und die Chefpartie – Liagn und Lochn – Amadeo 1989

Von Guido Dörheide (25.04.2022)

Ja wos an Scheeß – der Willi Resetarits ist tot. Da er schon vor wenigen Jahren die 70 überschritten hat, war eh klar, dass diese Nachricht irgendwann kommen müsste – aber ehrlich – gerade heute, mit gerade mal 73 Jahren, war das echt viel zu früh. Und dann noch aufgrund eines tragischen Unfalls im Haushalt – das Leben schreibt echt die traurigsten Drehbücher. Hatte auch einst Wolfgang Ambros meine Liebe zum Austro-Pop entfacht – erst Ostbahn-Kurti schaffte es, mich dermaßen für Rockmusik mit österreichischer Sprache zu begeistern, dass er inzwischen für mich das absolute Synonym des Austro-Pop, Austro-Rock und Austro-Blues darstellt.

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Ines Korth/Christopher Tauber – Die drei ??? und das Gespensterschloss: Klassiker Graphic Novel – Kosmos 2022

Von Matthias Bosenick (25.04.2022)

Einfach ist es nicht, zu diesem Buch eine Haltung zu finden. Kosmos schlachtet die Marke „Die drei ???“ ohnehin erheblich aus, nun lässt der Verlag der Serie von Graphic Novels mit komplett eigenen Fällen die zum Comic gemachten Ur-Folgen folgen, ausgehend von Fall 1, „Das Gespensterschloss“, 1964 von Robert Arthur erstmals veröffentlicht als „The Secret Of Terror Castle“. Der Fall erfuhr 1980, zwölf Jahre nach der Buchveröffentlichung in Deutschland, einen ersten Medientransfer, als er als diskontinuierliche Folge 11 der Hörspielreihe erschien. 2009 verdrehte man die Geschichte zum Kinofilm „Das verfluchte Schloss“, 2005 und 2018 hievte das Vollplaybacktheater die Episode auf die Bühne und nun also liegt als neuerliche Visualisierung ein Comic vor. Der Inhalt ist natürlich komplett vertraut, zeichnerisch will man sich an den Sechzigern orientieren, doch weil man die Geschichte schon seit 40 Jahren im Kopf hat, braucht man dazu auch nicht wirklich noch die vagen Bilder, die andere Leute sich dazu ausdenken.

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Udo Dirkschneider – May Way – Atomic Fire 2022

Von Guido Dörheide (23.04.2022)

Udo Dirkschneider – einer der Big Three unter den drei großen Udos der DACH-Region – hat jetzt auch seinen 70. Geburtstag feiern können. Genau einen Tag vor mir, nur dass ich noch nicht 70 Jahre alt geworden bin. Und er hat einen verdammt guten Lauf in den letzten Jahren. Nicht, dass er jemals irgend etwas Schlechtes veröffentlicht hätte, aber in den 90er- und Nullerjahren war zumindest einiges dabei, das den Brodweg Richtung Messeweg, dann links auf die Berliner Straße, über Hans-Sommer-Straße und Rebenring geradewegs in Richtung Mittelweg verlassen hat.

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Heltekvad – Morgenrødens Helvedesherre – Eisenwald 2022

Von Matthias Bosenick (22.04.2022)

„Medieval Black Metal“ versprechen Heltekvad, „Heldenepos“, auf ihrem Debütalbum „Morgenrødens Helvedesherre“, und diese Selbstbezeichnung führt etwas in die Irre: Erwartet man die Verquickung von Strukturen aus Mittelaltermucke und Schwarzmetall, stellen Heltekvad diese Stile bestenfalls gegeneinander und behandeln ansonsten in den Texten mittelalterliche Themen. Aus diesem Blickwinkel darf man das Album als Enttäuschung auffassen, weil es den erwarteten Crossover nicht bietet. Dafür aber extrem knackigen Oldschool-Black-Metal, mit der genrespezifischen Kälte, hohem Gekeife und flirrenden Gitarren bei aberwitzigem Tempo. Dennoch: Bei Solbrud fehlt Sänger und Gitarrist Ole Luk, die er zugunsten dieser Band und seines anderen Projektes Afsky verließ.

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