Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: By order of the Peaky Blinders

Von Onkel Rosebud

Es ist Nacht, nur eine Kerze brennt oder ein Feuer. Das Wetter ist schlecht, kalt, neblig, es regnet in Strömen. Leonard Cohens Song „You Want It Darker” schleicht sich in den Gehörgang. „Magnified, sanctified be the holy name. Vilified, crucified in the human frame.” Männer in Tweedmänteln und Schirmmützen, mit Lederhandschuhen und Taschenuhren an schwingenden Ketten betreten die Szene. Sie haben ausrasierte Nacken. „Hitler-Youth Cut“ würde meine Freundin sagen. Die Behaarung der unteren Kopfhälfte ist rasiert, das Haar am Oberkopf meist um ein Vielfaches länger als die seitliche Kopfbehaarung. Unter dem Undercut ist Cilian Murphy, der die Hauptfigur Thomas Shelby verkörpert. Er macht das so großartig, dass alle anderen Figuren zu Statisten werden; sogar Adrien Brody als Antagonist in der 4. und Tom Hardy in der 6. Staffel.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Die einen kriegen Kinder, die anderen haben Sex

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin ist kein Fan einer offenen Beziehung. Da für mich dasselbe zutrifft, haben wir uns offenbar bei der Sache gefunden. Deshalb saßen wir auch etwas irritiert auf der Couch, als wir den 8-Teiler „30 Tage Lust” anfingen zu schauen, dessen Prämisse das Fremdgehen ist. Wir fühlten uns der Zielgruppe nicht zugehörig. Da man ab einem gewissen Alter, wenn man neue Leute kennenlernen will, welche gebären muss, kennen wir zwei aus dem Kundenkreis der Serie ganz gut und so guckten wir weiter.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Top Of The Lake – Fast so gut wie Twin Peaks

Von Onkel Rosebud

Als meine Freundin und ich anfingen, die Serie „Top Of The Lake“ zu schauen, war sie sich sicher, sie hätte die bereits gesehen. „Gleich kommt dieser wehmütig-euphorische Song, von dem, na wie heißt er noch?“ „Angelo Badalamenti“ murmelte ich und stöhnte, „das spielt nicht in Twin Peaks, sondern in Laketop.“ Dabei lag sie auch irgendwie richtig, denn Jane Campions „Top Of The Lake“ und David Lynchs „Twin Peaks” zeigen Abgründe und Geheimnisse in einer in nasskalten Nebel getauchten Provinz, die Schnitte sind langsam, die Stimmung elegisch und die Krimihandlung ist nur ein alibihafter Rahmen für die wirkliche Geschichte. In beiden Serien liegen die schönste Natur und das Hässlichste der menschlichen Seele ganz nah beieinander. (Um jedoch eines gleich klarzustellen: „Top Of The Lake“ ist Twin-Peaks-ähnlich, aber nicht ganz so gut, denn fast nichts ist so gut wie Twin Peaks – jedenfalls nicht anno 1990.)

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Im Zweifel für die Zweiflers

Von Onkel Rosebud

Wenn es darum geht, Perlen der deutschen Serienlandschaft aus dem für Qualitätsfernsehen bekannten Sender ARD zu entdecken, ist meine Freundin gern mit von der Partie. Dabei hat sie nichts dagegen, wenn der deutsche Weg aus gutem Nachahmen statt schlechtem Neuerfinden besteht. Die Idee, ein emotional turbulentes und kunterbuntes Familienporträt mehrsprachig zu erzählen, ist aus „Shtisel“. Die Geschichte eines Patriarchen, der einen Nachfolger sucht, erinnert an „Succession“. Die Hintergrundmusik, Kameraführung und teils skurrilen Figuren lassen einen an „White Lotus“ denken. Das Essen in Großaufnahme und der Stress ähneln „The Bear“. Fertig ist „Die Zweiflers“.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Kameradenerziehung wie in der Nationalen Volksarmee – die Serie „Evil“

Von Onkel Rosebud

Sobald am Serienhorizont ein Cumulus aufzieht, der „Harry Potter“-Internatsromantik jenseits von Hanni und Nanni verspricht, klopft meine Freundin vorsorglich das Sofakissen für einen Binge auf. In diesem Fall hat das Remake von Mikael Håfströms Kinofilm „Evil“ aus dem Jahr 2003 ihre Aufmerksamkeit geweckt. Aber schnell wandelte sich die Schönwetterwolke aus Serienform in einen ausgewachsenen Nimbostratus. Die Handlung beginnt mit einer Prügelei: Ein Halbstarker aus Stockholm, Erik Ponti, schlägt einen Klassenkameraden blutig.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Der gesunde Erwachsene mordet achtsam

Von Onkel Rosebud

Sie blenden jetzt mal alles aus, was mit dem hier und jetzt zu tun hat, halten kurz inne und konzentrieren sich ganz auf diese Kolumne: Wenn es nach meiner Freundin geht, dann geht Tom Schilling immer. Der Schauspieler ist ein Garant, dass die Filme/Serien gut sind. Gern erinnern wir uns an Sternstunden in der Sitzschnecke zu Filmen wie „Oh Boy“ oder „Who Am I – Kein System ist sicher“. Seine neue Serie heißt „Achtsam morden“ und ist eine heitere Thriller-Groteske im Stile kriminalistischer Kettenreaktionen von „Hindafing“ bis „Kleo“, als hätte Guy Ritchie „Breaking Bad“ eingedeutscht. Ein grundsätzlich friedfertiger Mann schlittert auf der Blutspur unvorhergesehener Kapitalverbrechen tief und tiefer ins Verderben – und das mit einer ganz großen Portion Süffisanz.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Bla-Bli-Blubbs – Robinga Schnögelrögel

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin zählt zu den 279K Followern von „Robinga Schnögelrögel“ auf Instagram (Stand 2024). Dort gibt der selbsternannte Plantfluencer und Student der Gartenbaulichen Phytotechnologie Nachhilfe in Sachen Flora, Fauna und Biodiversität. Mit dem Format „Pflanzen, die ich hasse“ liefert er Unterhaltung und Informationen, quasi Biologieunterricht mit Berliner Schnauze. Robin König aus Pankow alias Robinga Schnögelrögel liebt auch seltsame Tiere. In seinem Podcast „Weird Animals“ erzählt er zusammen mit der Wiener Tierärztin und Kabarettistin Tereza Hossa von ihnen.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Avicii wecke mich auf

Von Onkel Rosebud

Alter Schwede, das Video „Wake Me Up“ von Avicii hat 3,5 Milliarden Aufrufe auf ytb. Nur einer davon ist von mir, meldete meine Freundin neulich am Frühstückstisch. Sie nötigte mir ab, noch einen Klick hinzuzufügen, obwohl ich den Song nicht mag, trotzdem er mich berührt. Weil er so offensichtlich zusammengeschraubt klingt und die Inkarnation des Algorithmus verkörpert mit dem so Scheißfirmen wie sptfy arbeiten. Innerhalb von 5 Sekunden muss die Aufmerksamkeit der Hörerschaft gewonnen sein. Mir reicht das nicht, aber bei „Wake Me Up“ mache ich eine Ausnahme.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Psychedelic Renaissance

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat irgendwo gelesen, dass es eine neue Musikrichtung gibt: Psychedelic Renaissance. Ob ich das schon wisse? Ich sei schließlich im Rahmen der Arbeitsteilung innerhalb unserer Beziehung für sowas zuständig. Ein gewisser Jon Hopkins würde sich da hervortun. DJ Jon Hopkins? Ohne eine öffentlich zugängliche Enzyklopädie bemühen zu müssen, glänzte ich, dass dieser Chicagoer House-Produzent die Verschnulzung von Coldplay beschleunigt hat. London, korrigierte mich meine Freundin, und ergänzte, dass besagter ehemaliger Spaßbeschaller das Standardwerk der Psychedelic Renaissance veröffentlicht hat, welches bezeichnenderweise „Music For Psychedelic Therapy“ (Domino Recording, 2021) heißt. Das wäre der Soundtrack zur Einnahme von bewusstseinsverändernden Substanzen wie LSD, Ketamin und allerlei anderen Mittelchen von Leuten, die sich das leisten können – für therapeutische Zwecke wohlgemerkt, nicht zum Spaß.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Was ist eigentlich mit Anne Clark passiert?

Von Onkel Rosebud

Zu den Songs, die meine Freundin immer und immer wieder hören kann, zählt auch „Our Darkness“ von Anne Clark. Allerdings muss es die 12-Inch-Version von 1983 sein, nicht einer der zahlreichen Remix-Aufgüsse, um das sogenannte Beste der 90er, 00er und 2010er-Jahre darin unterzubekommen. Mein Lieblingslied der früheren Dark-Wave-Queen ist „Heaven“ von 1985. Okay, sie schreit, als ob sie gleich ein Kind zur Welt bringen würde, ist aber trotzdem einer ihrer besten Songs.

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