Von Matthias Bosenick (17.11.2025)
Ausnehmend spröde und gekünstelt, fast amateurhaft wie aufgesagt startet der Episodenfilm „Sehnsucht in Sangerhausen“, in dem Regisseur Julian Radlmaier diverse Frauen die titelgebende Emotion am titelgebenden Ort haben lässt. Beinahe aufdringlich baut er Wiederholungen ein, die auf einen finalen Zirkelschluss hindeuten, und sobald der wahrhaftig eintritt, ist man mit dem Film bereits mehr als versöhnt. Ein wenig Roy Andersson schwingt mit, wenn sich aus der zunächst eher funktionalen Erzählung die glaubhaften Gefühle herausbilden. Der Film lief beim Braunschweig International Film Festival.
Archiv der Kategorie: Kino
Stille Beobachter (Silent Observers/Тихи Наблюдатели) – Eliza Petkova – BG/D 2024
Von Matthias Bosenick (16.11.2025)
In ihrem Dokumentarfilm „Stille Beobachter“ kombiniert die bulgarische Regisseurin Eliza Petkova (Елиза Петкова) zwei Themen: Die Visualisierung tierischer Sinne und den Zustand eines aus der Zeit gefallenen bulgarischen Dorfes. Was eindrucksvoll mit wunderbar komponierten Bildern und sogar mit Humor beginnt, verliert sich über Zeit in Wiederholung, Tristesse und Depressivität. Die halbe Spielzeit und ein konzentrierterer Schwerpunkt hätten dem Film gutgetan. Der Film lief beim Braunschweig International Film Festival.
Therapie für Wikinger (Den sidste viking) – Anders Thomas Jensen – DK 2025
Von Matthias Bosenick (13.11.2025)
In Dänemark ist man nicht gerade zimperlich, scheint es. Dort gibt es wohl eine Tradition der brutalen Alltagsfilme, die ins Gangstermilieu herüberschwappen und die in Blut und Gewalt baden. Und Humor, wenn man Glück hat, und das hat man bei den Filmen von Anders Thomas Jensen in der Regel. So auch bei „Der letzte Wikinger“, wie „Therapie für Wikinger“ im Original heißt. Die Schauspieler und insbesondere das Drehbuch machen diesen Film zum Genuss, auch wenn man vielleicht mit einem solchen drastischen Blutspiel seine Probleme haben mag. Der Film lief beim Braunschweig International Film Festival.
28 Years Later – Danny Boyle – GB/USA 2025
Von Matthias Bosenick (20.06.2025)
Der einzige Grund, sich „28 Years Later“ anzusehen, den – ja: – ersten Teil des dritten Teils der Zombie-Serie von Danny Boyle, ist die Ästhetik: Gedreht mit dem iPhone 15 pro, sieht der Film gleichzeitig unmittelbar, ultrahoch definiert und verwaschen aus. Kombiniert mit der Neunziger-Retro-Ballermucke der Young Fathers ergibt das einen netten Videoclip. Man sollte aber darauf verzichten, sich auf die Handlung einzulassen – die ist erbärmlich furchtbar. Ach ja, und die Doppelbödigkeit: Brexit, Corona, das Querdenker-Virus, schon verstanden.
Thunderbolts – Jake Schreier – USA 2025
Von Matthias Bosenick (01.05.2025)
Kaum, dass man den Saal verlassen hat, weiß man schon kaum noch, worum es in „Thunderbolts“ – in Eigenschreibweise mit angehängtem Asterisk – überhaupt geht. Ein Haufen zum Abschuss freigegebener verfeindeter Superhelden verbündet sich gegen die Abschießenden und findet Frieden und Freundschaft. Wie originell. Kernthemen sind Depressionen und Traumata, allerdings massenkompatibel oberflächlich aufgetragen. Die Hauptfigur ist weiblich und aus Osteuropa, aber kein Sexsymbol, das spricht indes für den Film, ebenso wie der Umstand, dass etwas aus dem Marvel Cinematic Universe mal nicht in Farben von „Wer wird Millionär“ gehalten ist, sondern eher natürlich-erdig. Ansonsten: Durchschnitt – nicht so Scheiße, dass man sich darüber aufregen muss, aber auch nicht so eindrucksvoll, dass er in persönliche Top-Listen gerät.
Flow (Straume) – Gints Zilbalodis – LV/B/F 2024
Von Matthias Bosenick (07.03.2025)
Merkwürdig, dass erst ein Preisregen dafür sorgt, dass ein Film, der keinerlei Kosten für sprachliche Neubearbeitung erfordert, überhaupt in Deutschland im Kino gezeigt wird. Vermutlich ist er nicht ausreichend Disney, um zu erwarten, dass er von hinreichend Interesse sein könnte. Denn „Flow“ ist ein Animationsfilm, der eine Katze mit anderen, teils helfenden, teils streitbaren Gefolgstieren auf einem Boot durch die Reste einer aufgelassenen menschlichen Zivilisation schippernd zeigt. Der Film ist aus Lettland, außerdem. Ohne menschliche Worte, außerdem. Allein für die Gestaltung verdient „Flow“ jede Aufmerksamkeit, auch wenn die episodische Story naturgegeben etwas dünn ist.
Die drei ??? und der Karpatenhund – Tim Dünschede – D 2025
Von Matthias Bosenick (29.01.2025)
An der Verfilmung von „Die drei ??? und der Karpatenhund“ ist einiges erheblich besser als an der des Vorgängers „Erbe des Drachen“, obwohl sich am beteiligten Team kaum etwas änderte. In dieser 1975 als „The Three Investigators And The Mystery Of The Invisible Dog“ erschienenen und von Mary Virginia „M.V.“ Carey verfassten Episode der Juniordetektive aus Rocky Beach ermitteln die Genannten in einer Wohnanlage in Los Angeles zu diversen Vorfällen, darunter Spukerscheinungen und dem Diebstahl der Titelfigur. Der Film nimmt die Sache ernst, verändert dramaturgisch akzeptabel Details und versteckt unzählige Easter Eggs für Leute, die die Drei Fragezeichen – insbesondere die alten in den USA erschienenen Folgen – annähernd auswendig kennen. Ein neuer Lieblingsfilm wird daraus zwar trotzdem nicht, aber das Vergnügen ist auch für einen kritischen Altfan angenehm hoch.
Hin- und weggesehen. Filme und Serien
Von Chrisz Meier (27.01.2025)
Wenn ich etwas wirklich gerne tue, dann ist es das Beobachten von Filmen.
Meine Beobachtungsergebnisse möchte ich gerne weitergeben, sei es als Empfehlung, sei es als Warnung.
WeiterlesenKneecap – Rich Peppiatt – IRL 2024
Von Matthias Bosenick (24.01.2025)
Ein Film mit einem reichlich anderen Adrian-Moment: „Kneecap“ handelt nicht einfach von einer Musikgruppe, die gegen alle Unkenrufe plötzlich erfolgreich ist und es allen zeigt. „Kneecap“ ist auch nicht einfach nur eine bunt-dynamische Sex-and-Drugs-and-Violence-Verherrlichung mit knalligem Soundtrack und guten Gags. Das ist zwar alles drin, wäre aber öde ohne das Fundament: „Kneecap“ handelt davon, als Teil einer unterdrückten Bevölkerungsgruppe selbst gegen die Mahnungen aus den eigenen Reihen mit einem gesellschaftlich geächteten Verhalten und somit unkonventionellem Vorgehen trotz aller Widerstände Menschen für etwas positiv Verbindendes zu mobilisieren. Damit ist „Kneecap“ ein politischer Film, der nichts beschönigt und trotzdem Hoffnung sät. Kneecap ist außerdem der Name des auf Gälisch rappenden nordirischen Hip-Hop-Trios, dessen Biografie hier dramaturgisch angereichert nacherzählt wird.
Blindgänger – Kerstin Polte – D 2024
Gezeigt auf dem 38. Braunschweig International Film Festival
Von Guido Dörheide (24.11.2024)
Alle Handelnden in diesem Film sind irgendwie fertig und am Ende, mit Ausnahme von Prince Charles, einem weißen Kaninchen, dessen wirklicher Name, wie dem Abspann zu entnehmen ist, Honk lautet.
Blindgänger handelt vom Arbeitsalltag eines Teams des Hamburger Kampfmittelräumdienstes (KRD) auf der einen und von den Schicksalen und Problemen aller von der bevorstehenden Entschärfung einer englischen Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg Betroffenen auf der anderen Seite sowie von den persönlichen Verflechtungen zwischen allen im Film vorkommenden Personen, die sich durch die obwaltenden Umstände ergeben.
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