Warren Zevon – Epilogue: Live At The Edmonton Folk Music Festival – Omnivore Recordings 2025

Von Guido Dörheide (05.12.2025)

O’Scheiße – was jetzt hier zuerst schreiben? Dass es sich bei dieser Aufnahme um Zevons letztes Konzert vor über 20 Jahren auf dem wichtigsten kanadischen Musikfestival handelt, dass ich mir das T-Shirt mit dem Aufdruck „Send Lawyers, Guns & Money“ gleich unbesehen bestellen wollte, oder, dass ich gleichzeitig zutiefst berührt und vor den Kopf gehauen bin, dass ich – was ich nie gedacht hätte – ein neues Album eines der größten Künstler des 20. Jahrhunderts, der seit über 20 Jahren tot ist, rezensieren darf?

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Messiness – Messiness – StoneFree Records/Tarla Records 2025

Von Matthias Bosenick (05.12.2025)

Diese milanesichen Psychedeliker eröffnen nach vier Singles ihr selbstbetiteltes Debütalbum gleich mal mit dem ungewöhnlichsten Song: „Feature With A Rapper“ legt völlig falsche Fährten, selbst für eine so wandlungsreiche Band wie Messiness. Der Neunziger-Crossover-Gedanke mit Saxophon inmitten entrückter englischer Sixties-Psychedelik deutet zumindest an, dass man auf „Messiness“ nicht der reinen Lehre folgt, sie mithin höchst attraktiv erweitert. Keine Angst: Puristen finden hier ihrerseits Futter.

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Jim Jarmusch & Anika – Father Mother Sister Brother – Sacred Bones Records 2025

Von Matthias Bosenick (04.12.2025)

Wesentlich ruhiger als die Soundtracks, die Regisseur und Sqürl-Bandmitglied Jim Jarmusch für seine früheren Filme machte, ist der zum nächsten Film „Father Mother Sister Brother“, den der Gitarrist mit der Berliner Musikerin und Sängerin Anika aufnahm. Auf die Drones, wie er sie auch gern und grandios mit Jozef van Wissem erzeugt, verzichtet er hier, stattdessen verfällt er maximal auf minimale Soundscapes, auf mitternächtlichen Jazz, auf Ambient. Tom Waits, einer der Hauptdarsteller jenes Films, ist leider nicht zu hören.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne (DDR-Spezial): Scheiss Ost-Bands – vom Staat protegierte Mainstream-Combos

Von Onkel Rosebud

Hitparaden nach Verkaufszahlen – so wie wir sie aus der BRD und gesamtdeutsch seit 35 Jahren kennen – gab es in der DDR nicht. Das hatte vielerlei Gründe. Unter anderem war die Begrenzung des Rohmaterials Vinylacetat ein Grund, denn es wurden nicht von allen Platten die gleiche Stückzahl gepresst. Ein schönes Beispiel ist die Platte „Rock’n Roll Music“ von den Puhdys, die insgesamt eine Million Mal über den Ladentisch ging. Die „LP des Jahres“ 1988 mit dem Titel „I.L.D.“ von der Gruppe Rockhaus jedoch nur ca. zwanzigtausend Mal. Außerdem bekam nicht jeder Musiker die Gelegenheit, seine Lieder als Single zu veröffentlichen. Viele Songs wurden über das Radio zu Hits, denn sie wurden als Rundfunkproduktionen im Radio gespielt („Rundfunkauskopplungen“ statt „Singleauskopplungen“), aber nicht auf Platte (oder erst später) veröffentlicht. Da half man sich als Musikfreund mal schnell selbst, legte sich einen Kassetten-Recorder (z.B. „Sonett“, „SKR 700“ oder „Geracord“) zu und schnitt die Musik am Radio mit. Das ging auch ganz prima, denn im DDR-Rundfunk wurden die Lieder „mittschnittfreundlich“ ausgespielt. Das kennt man heute nicht mehr, denn jeder Radio-DJ sabbelt schon am Anfang des Liedes rein und tut das auch am Ende. Darum waren Verkaufszahlen nicht relevant, und die Leute, die sich Lieder am Radio mitgeschnitten haben, ließen sich nicht zählen. Und darum gab es im Radio und im Fernsehen Wertungssendungen wie z.B. „Tip-Disko“ und die „Beatkiste“ oder das „DT Metronom”. Aus allen Wertungssendungen wurden dann die „Hits des Jahres“ bzw. die „Jahreshitparade“ ermittelt.

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Angerseed – Rapture Is Mine … Glory Is Ours – Pest Records/Metal Ör Die Records 2025

Von Matthias Bosenick (03.12.2025)

Der Titel „Rapture Is Mine … Glory Is Ours“ klingt erstmal befremdlich, als hätten die Böhsen Onkelz versucht, Manowar schlecht zu kopieren. Laut Infos bezieht sich dieser Titel auf die Schwierigkeiten, die diese Band aus Debrecen in Ungarn in den zurückliegenden Jahren zu überwinden hatte – das Vorgänger-Debüt erschien 2016, 2019 die letzte EP. Zu hören gibt es hier Death Metal, und zwar amtlich druckvoll und groovend, mit dem einzigen Ziel, die Zwölf zu erreichen, und das kontinuierlich. Würde man sagen: Ziel erreicht.

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Kackschlacht – Kackschlacht – Kackschlacht 2025

Von Matthias Bosenick (02.12.2025)

„Endlich alt“, aber trotzdem Punkrock: 14 Songs in gerade 22 Minuten, so geht das auch dann, wenn man die wilden Jahre hinter sich hat, mitten im Leben steht, gewisse Verhaltensweisen einer Gesundheitsförderung unterwirft und die Welt trotzdem nach wie vor Scheiße findet. Wie wenig Bass man braucht, um druckvolle Stromgitarrenmusik hinzubekommen, belegt das ehedem von Braunschweig aus, nun über zwei Bundesländer verteilt agierende Brüderpaar Kackschlacht auf seiner fünften selbstbetitelten Vinylveröffentlichung. Hier gibt’s Power, Melodien, Hymnen, Tempo, Experimente, Party – und Ernüchterung.

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Liegengeblieben!

Von Chrisz Meier (26.11.2025)

Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich Tätigen, Betreiber ihrer eigenen Radioshows, bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Zeit hergestellte Musik einfach zu ignorieren.

Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen. Und heute sollen es diejenigen sein, die es in meine Sammlung geschafft haben und für mich als unverzichtbar gelten.

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Das Vollplaybacktheater interpretiert: Die drei ??? und der Fluch des Rubins – Live in der Lindenhalle in Wolfenbüttel am 28. November 2025

Von Matthias Bosenick (29.11.2025)

Von wegen lediglich „Der Fluch des Rubins“: Das Wuppertaler Vollplaybacktheater remixt die Hörspiele der Drei Fragezeichen zu einem schlüssigen neuen Track und hangelt sich beinahe lediglich in Grundzügen an der genannten Geschichte entlang. Abgesehen von den üblichen sonstigen Film- und Netzfunden, die das Ensemble in die Tonspur einbaut, begeistern an diesem Stück insbesondere die unendlichen Bezüge zu den Rocky-Beach-Hörspielen. Und die wiederverwerteten Klassiker-Gags. Ein Fest! Auch beim 25. Mal.

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Marcel Pollex – Live im Café Riptide in Braunschweig am 27. November 2025

Von Matthias Bosenick (28.11.2025)

Es ist immer Entertainment, bei dem einem das Lachen auch vergehen kann, so haarscharf eins drüber karikiert Marcel Pollex die bittere Realität. Ihm die Zuschreibung Autor zu verleihen, wird dem Braunschweiger nicht gerecht, er performt seine Texte. So auch im Braunschweiger Café Riptide, wo er jährlich im Herbst ein Gastspiel gibt. So richtig toll, das wird bei seinen Texten bisweilen deutlich, findet er die Menschheit gar nicht. Wie er dies zum Ausdruck bringt, macht ihm sonst niemand nach.

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Radiohead – Hail To The Thief (Live Recordings 2003-2009) – XL Recordings 2025

Von Matthias Bosenick (28.11.2025)

Es ist eine Wohltat, Thom Yorke mal wieder nicht so exzessiv jammern und klagen zu hören wie zuletzt mit The Smile. Vor 20 Jahren waren Radiohead noch eher eine experimentelle Rockband, die den Fokus auf den Präfix Rock nicht ausblendete. Parallel zur jüngst überraschend angesetzten Tour bringen die Engländer nun anstelle eines begleitenden Studioalbums eine Sammlung von Live-Versionen ihres 2003er Albums „Hail To The Thief“ heraus, angesammelt rund um die Welt in den sechs Jahren nach der Veröffentlichung. Hier hat die Indierockband noch richtig Feuer unterm Arsch, auch in ruhigeren Momenten.

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