Fiesta Alba – Pyrotechnic Babel – Neontoaster Multimedia Dept./Bloody Sound 2025

Von Matthias Bosenick (08.04.2025)

Wer die vor zwei Jahren erschienene selbstbetitelte EP des italienischen Maskenensembles Fiesta Alba noch im Ohr hat, vermag zu ahnen, was ihn nun auf „Pyrotechnic Babel“ erwartet, dem ersten kompletten Album der Römer: hyperrhythmische Zappelmusik aus mehr Quellen, als man sich ausmalen kann, zumeist grundiert vom Afrobeat und versetzt mit Stimmbeiträgen von rund um die Welt. Das Album knallt wie die Böller, die der anonym besetzten Band den Namen gaben.

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Black Country, New Road – Forever Howlong – Ninja Tune 2025

Von Guido Dörheide (06.04.2025)

Wäh? Das sollen Black Country, New Road sein, klingt zwar ähnlich wie die, aber warum singt da nicht Isaac Wood, wie bisher gewöhnt? Ach so, ja, er ist ja bereits 2022 bei dem bisherigen Septett aus London ausgestiegen, und den Gesang übernehmen seitdem die Keyboarderin May Kershaw, die Bassistin Tyler Hyde und die Violinistin Georgia Allery. Kann das hinhauen?

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Wurmian – Immemorial Shrine – Pest Records 2025

Von Matthias Bosenick (07.04.2025)

In „Immemorial Shrine“ ist alles drin, was ein gutes, hartes Metal-Album braucht. Also, wortwörtlich alles. Antoine Scholtès aus Clermond-Ferrand, bisher als Inherits The Void und mit Black Metal bekannt, stellt damit sein neues Solo-Projekt Wurmian vor. Ja: Solo-Projekt, der Mann spielt alles allein ein, und gottlob beherrscht er nicht nur alle Instrumente, sondern ringt ihnen auch noch so vielseitige Verwendungszwecke ab. Wurmian nämlich ist eine Melange aus vielen Metal-Arten: melodischen Death hört man heraus, rifflastigen Thrash, synthiegefütterten epischen Metal, wenn man möchte, auch Black und Doom. Eines beherrscht der Mann auf allen sieben Tracks: den Schlag in die Fresse, den man genüsslich einsteckt.

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The Gladly Beyond – From The Alley Of Failed EP – Separated Beats 2025

Von Matthias Bosenick (07.04.2025)

Moment: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Indie-Pop-Rock – auf Separated Beats, dem Berliner Label, das für elektronische Experimente bekannt ist?! The Gladly Beyond, ein Trio aus Neumünster und Berlin, bricht mit den Gepflogenheiten, indem es eine EP mit Gitarrenmusik ins Label-Oeuvre integriert. Die Indiemucke auf der „From The Alley Of Failed EP“ reicht von The Smiths bis zu No Doubt, also von den Achtzigern bis zu den Neunzigern, und kombiniert munter die diversesten Elemente. Nicht enthalten indes ist der Grunge, den die Band in ihrer Info benennt, und das ist auch gut so, der würde hier nur stören.

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Deafheaven – Lonely People With Power – Roadrunner Records 2025

Von Guido Dörheide (05.04.2025)

Jahaa – Deafheaven. Die Helden des Blackgaze, des Post Black Metal, die uns mit tollen Albumtiteln wie „Sunbather“ (dem 2013er Durchbruch-Album) oder „Ordinary Corrupt Human Love“ (2018, immer noch einer meiner Lieblings-Albumtitel und ein großartiges obendrein) versorgten, melden sich mit „Lonely People With Power“ (meinen die jetzt Trump, Musk, den Rambo-Zambo-Man oder diesen Typen aus Bayern, der sich gerade einen Bart stehen lässt?) zurück und lassen das irgendwie tolle, aber mit zu viel Klargesang und akustischer Instrumentation überfrachtete „Infinite Granite“ aus 2021 vergessen. Das macht schon das Albumcover deutlich: Gab es auf „Infinite Granite“ noch irgendeine pseudoaussagekräftige Gemengelage aus Blau, Schwarz und groben Pixeln zu sehen, ziert „Lonely People With Power“ eine Frau mit blauem Lidschatten, die sich auf eine Autotür stützt und eine in diesem offenkundig der Malaise-Era zurechenbaren Fahrzeug (zumindest vermute ich das anhand des dunkelroten Kunstlederbezugs auf dem Armaturenbrett) befindlichen weiteren Frau ansieht. Das lässt Raum für Herumrätseleien (Wer sind die zwei? Was verbindet sie? Und was zum Teufel ist das für ein Auto?) und es sieht vor allem voll schön aus. Und all Jenen, die dachten, die großen Deafheaven-Zeiten seien vorbei und nun mache sich Klargesang mit akustischer Instrumentierung breit, sei gesagt: Deafheaven sind zurück, und zwar mehr als jemals zuvor.

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The Waterboys – Life, Death And Dennis Hopper – Sun Label Group, LLC 2025

Von Guido Dörheide (05.04.2025)

Sie sind ein Unikum, die Waterboys: 1983 auf dem selbstbetitelten Debüt-Album mit wunderbarem Folk-Rock gestartet, haben sie mit dem mit einem überaus ikonischen Cover versehenen sophomoren Zweitlingswerk „A Pagan Place“ das Musikgenre „The Big Music“ begründet und mit dem darauf folgenden „This Is The Sea“ perfektioniert, um dann auf ihrem wie ich finde apseluten Meisterwerk „Fisherman’s Blues“ den Celtic Folk aus der Taufe zu heben. Seitdem hat Mike Scott Narrenfeiheit und kann machen, was er will. Was er auch glücklicherweise alle ein bis drei Jahre tatsächlich tut. Heuer beschenkt er all diejenigen, die es hören wollen, mit einem rund einstündigen, 25 Stücke enthaltenden Konzeptalbum zum Thema „Das Leben, Dennis Hopper und der ganze Rest“.

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New Model Army – Live SO36 – Ear Music 2025

Von Guido Dörheide (03.04.2025)

Im Jahr 1989 ging ich noch in Gifhorn zur Schule und wir fuhren nach Würzburg auf Klassenfahrt. Ich knipste zig Fotos, kaufte mir – weil mir das Cover gefiel und ich nur Gutes über die Band gehört hatte – „Thunder And Consolation“ von New Model Army, machte meine ersten Erfahrungen mit dem Teufel Alkohol und hatte keine schöne Rückfahrt nach Hause.

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Ministry – The Squirrely Years Revisited – Cleopatra Records 2025

Von Guido Dörheide (02.04.2025)

Der wunderbare taz-Cartoonist ©Tom hatte vor über 20 Jahren mal einen Comicstrip veröffentlicht, den ich nie vergessen habe: Ein offenkundiger Hipster mit rechteckiger Sonnenbrille, schütterem Haar und feschem Bärtchen sitzt in einem Café und liest eine Zeitschrift namens „Kohle“. Das hätte eigentlich allein schon ausgereicht, um mich vor Lachen vom Stuhl zu hauen, aber es ging ja noch weiter. Auf die Frage „Ja?“ der Kellnerin antwortete er mit „Ah – bringen Sie mir eine Latte und ein Hörnchen!“ Und ich wieder so „Pruuuust, gacker!!!“, weil mir dieses „‘ne Latte“ für irgendein italienisches Getränk mit Milch drinne damals komplett auf den Zeiger ging. Zu oft hatte ich auf österreichischen und süddeutschen Autobahnen diese silbrig glänzenden, phallisch anmutenden Tanklastzüge mit der Aufschrift „Transporto Latte“ gesehen, um zu vermuten, dort könnte irgendetwas anderes transportiert worden sein als Milch. Und im dritten Bild sitzt der Typ mit blödem Blick da und hält eine Dachlatte in der Linken und ein Eichhörnchen in der Rechten. Touché!

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Trigger Cut – A History Of Junk – DIY Records 2025

Von Matthias Bosenick (03.04.2025)

Der gute, alte Neunziger-Noiserock kann immer noch was, und er muss dabei gar nicht altbacken klingen. Zum vierten Mal bescheren uns Trigger Cut aus Stuttgart mit „A History Of Junk“ auf Albumlänge ein zeitgenössisches Update dieser Rock’n’Roll-Spielart, die sich an keine Regeln hält und gerade damit Raum lässt für unerwartete Spielereien, abseitige Strukturen und einen enormen Schwung an Energie. Und das nur zu dritt!

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Ich immer sprechen hübsch.

Von Onkel Rosebud

Ich möchte mich festlegen. Der lustigste Satz, den ich je in einem Buch gelesen habe, steht in einer Kurzgeschichte von David Sedaris und lautet: „Sie sehen aus, als könnte ich einen Drink gebrauchen.“ So lautet jedenfalls die Übersetzung aus dem Amerikanischen, wie es immer so heißt. Rätselhaft erscheint mir in dem Zusammenhang die Frage, sprechen Amerikaner nicht mehr oder weniger Englisch? Anyway, die Übersetzung ist von großen Harry Rowohlt. Im Original ist der Satz aber ganz genau so lustig: „You look like I need a drink.“

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