Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Lacrimosa-Action: „Gangs Of London”

Von Onkel Rosebud

Zuweilen etwas unappetitliche Gewalt im Stream macht meiner Freundin nichts aus, auch wenn sie mit Mozart unterlegt ist, zu mindestens solange es nicht das Konzert in A-Dur KV 622 für Klarinette und Orchester ist. Aber die Serie „Gangs Of London“ war ihr dann doch zu heftig, um zwei Folgen nacheinander vor dem Einschlafen zu sehen. Denn sie ist ein garstigster Meilenstein der Brutalität, eine Schlachtemetz-Orgie, ein grimmiger Folterkeller an Unterhaltung, aber brillant inszeniert, mit ausgesprochen ausgefeilten Kampf-Choreographien. Die Handlung ist eigentlich nicht wichtig. Ein Gangster-Epos wie 4Blockx, nur dreimal potenziert, und Spielort ist London, das neue Gotham. Viel geredet wird eh nicht. Dafür gibt es eine weltrekordverdächtige Anzahl an WtF-Momenten.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Toleranz ist ein Muskel, den man trainieren muss.

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag den Schauspieler Florian Lukas. In der Serie „Die Wespe“ spielt er eine Frohnatur, den gefallenen Dart-Profi, Kleinganoven und Schnurrbartträger Eddie Frotzke, einen Typ, der sich auf keinen Fall mit dem Mittelmaß begnügen will und mit einer ordentlichen Portion verzweifelter Großmäuligkeit ausgerüstet ist, wie schon als Figur Ricco in „Absolute Giganten“. Aus dem Film von 1998 ist ein Zitat überliefert, welches mir tief aus dem Herzen spricht und wie folgt aus meiner Erinnerung abgerufen werden kann: „An der Stelle, wo es am allerschönsten ist, müsste die Platte springen, und Du hörst immer nur diesen einen Moment.“ Meine Freundin würde diese perfekte Vorlage, Szenen aus dem Leben aufleben zu lassen, wo die Platte hätte springen müssen, nutzen, um Yo La Tengo mit dem Song „Autumn Sweater“ als perfekten Hochzeitseinlaufsong zu nominieren.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Triangle Of Sadness – Ich liebe Dich, denn Du gibst mir Fisch.

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat auch ein „Triangle Of Sadness“, Kummerfalten im unteren Bereich der Stirn, knapp über den Augen, an der Stelle zwischen den Augenbrauen. In meinem Sprachraum nennt man das Sorgenfalten und ich hoffe inständig, dass ich nur partikulär dafür verantwortlich bin, dass diese dort bei ihr entstanden sind.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Devil’s Hour – Schlaflos in der Teufelsstunde

Von Onkel Rosebud

Wenn es um Schlaf geht, dann ist meine Freundin wirklich zu beneiden. Sie kann immer und überall büseln, wie man in Österreich sagen würde. So lang, bis die Augen nicht von allein wieder zu gehen. Ich wiederum kenne das Gegenteil: nachts aufwachen und nicht wieder einschlafen können. Deshalb kann ich die Protagonistin der Serie „The Devil’s Hour“, Lucy Chambers (Jessica Raine), auch gut verstehen. Sie erwacht jeden Morgen zur gleichen Zeit, zur „Teufelsstunde” zwischen 3 und 4 Uhr. Und zwar genau um 3:33 Uhr, jeden, aber auch wirklich jeden Morgen. Die junge Mutter wird von Albträumen geplagt. Verstörende Bilder, deren Bedeutung sie zunächst nicht erkennt, verfolgen sie im Schlaf. Tagsüber schlägt Lucy sich als Sozialarbeiterin mit problematischen Familien herum, kümmert sich um schwierige Fälle, bei denen es um Missbrauch, Vernachlässigung und Drogendelikte geht. Gleichzeitig betreut sie liebevoll ihren achtjährigen Sohn Isaac (Benjamin Chivers), mit dem etwas nicht stimmt. Der schüchterne Junge zeigt keine Emotionen, er weint nicht, lacht nicht, kann keinen Schmerz empfinden. PsychiaterInnen können ihm nicht helfen.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Wrexham-Bromance

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin und ich haben keine „Bromance“, weil dieser Begriff eine platonische Beziehung zwischen Männern bezeichnet. Es gibt kein weibliches Äquivalent dazu. Dieses Extrawort bezeichnet die Begründung, warum zwei Männer miteinander Essen gehen oder sonstige Zuneigung einander ausdrücken. Strittig ist, ob dieses Wort erst Anfang des 21. Jahrhundert erfunden wurde, oder ob His Grönemeyeress im Jahr 1984 seiner Zeit voraus war („Männer nehm′n in den Arm…“). „Bromance“ wird offensichtlich gebraucht, weil die Bezeichnung „Männerfreundschaft“ in den einschlägigen Kreisen einfach zu homosexuell rübergekommt.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Meine Plattensammlung

Von Onkel Rosebud / Sascha Greinke

„Alle Künste streben die Musik an …“, habe ich neulich irgendwo gelesen. Muss ein kluger Mensch gewesen sein, der diese bedeutungsschweren Worte verfasst hat. Dieser Satz trifft für mich nur bedingt zu, da ich mir aus meinem kleinen Horizont gar keine abschließende Beurteilung zutraue. Film und Musik sind die Künste, die mich ansprechen, vereinnahmen, mir mehr geben, als vielleicht gesund ist. Da Film sehr abstrakt und dazu noch schwerer zu archivieren ist, bleibt die heimische Plattensammlung, um Reisen anzutreten. Reisen in fremde Länder, unbekannte und ach so bekannte Welten, oder, vielleicht am häufigsten, in die eigene Vergangenheit.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Stellen Sie sich vor …

Von Onkel Rosebud / Norman Sharp

Stellen Sie sich vor …

Also, im Sinne von: Führen Sie sich geistig vor Augen, meine ich. Versuchen Sie, sich vorzustellen, es sei November. Ein trüber Sonntagnachmittag tröpfelt träge dahin. Sie hängen mangels eines schickeren Planes bei irgendeinem Ihrer Kumpels herum. Nichts ist angesagt, und folglich tut sich auch nichts. Sie fühlen sich, als könnten Sie eher keine Bäume ausreißen. Nicht allzu schwer, sich das vorzustellen, oder?

Verlegen Sie die Szenerie aus Gründen größerer Abstraktion in eine andere Zeit, sagen wir, tief ins Ostdeutschland der Achtziger – das heißt, streichen Sie alle schrillen und die meisten bunten Farbtöne. Lassen Sie ein wenig Putz bröckeln und morsches Mauerwerk darunter hervorscheinen. Als Hintergrund ziehen Sie am besten einen fahlgrauen Packpapierhimmel auf, durchschnitten von kahlem, klammem Geäst.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Flugzeug ohne Räder

Von Onkel Rosebud / Michael Törker

Es ist wirklich lange her, dass ich das letzte Mal Keimzeit gehört habe. Ich meine, richtig gehört, mit Titel raussuchen, Kopfhörer aufsetzen und so. Aber schon nach den ersten Takten fühlt es sich an, als hätte ich eben erst auf STOP gedrückt. Am Kassettenrekorder, versteht sich. Nicht, dass es nicht schon CDs gab, als ich zu meiner Begeisterung für diese Musik fand, aber mein erster Kontakt war eine Musikkassette, von Freunden in die Hand gedrückt und erstmal nicht wieder ausgemacht. Und meine damalige Freundin war gleichermaßen angesteckt.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Seed Song

Von Onkel Rosebud / Falk Rebbe

In den Krimis von Wolf Haas bekommt der Privatdetektiv Simon Brenner oft Hinweise auf die Lösung des Falls aus seinem Unterbewusstsein in Form von Melodien oder Textzeilen. Leider versäumt es Brenner, auf sein Unterbewusstsein zu hören, sodass er erst nach dem trotzdem irgendwie gelösten Fall erkennt, was ihm mitgeteilt wurde.

Das kann ich gut verstehen. Auch mein Unterbewusstsein kommuniziert mit mir häufig auf diese Weise. Als Grundlage habe ich mir durch intensives und häufiges Musikhören eine große Datenbank aufgebaut, auf die ich zugreifen kann.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Wahrer Glaube

Von Onkel Rosebud / Axel Mewes

Eine Freundin hat mir mal von ihrer Beobachtung erzählt, dass Männer – anders als Frauen – diese eine große Liebe hätten. Die sie bis zum Ende ihrer Tage im Herzen tragen, ganz gleich, was in ihrem Leben passiert. Sie hat recht. Wobei es bei mir und der Musik ein bisschen komplizierter ist.

Das erste Kribbeln in den Trommelfellen spürte ich im Alter von 10 Jahren. Meine große Schwester besaß einen Kassettenrekorder; irgendwann öffnete sich ihre Zimmertür, hinter der „Equinoxe“ von Jean-Michel Jarre lief. Ein andermal nuschelte Udo Lindenberg durchs Sternholzimitat, „Live Rust“ von Neil Young war gerade erschienen, Mark Knopfler zupfte die „Sultans Of Swing“. Anfänge des musikalischen Jugendlebens, während samstags nach der Schule Mutter die Fenster zu Lord Knuds „Evergreens à Go Go“ vom RIAS Berlin putzte. Was auch irgendwie fetzte, weil die Frau, der ich für den Rest meines Lebens den Satz „Fürs Tanzen hätte ich das Vaterland verraten!“ zuschreiben werde, die Gassenhauer lauthals fröhlich mitsang und in meiner Erinnerung samstags IMMER die Sonne schien. Wochenend‘ und Sonnenschein. Und Musik.

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